Wasser vs. Brauwasser

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JoMax542
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Wasser vs. Brauwasser

#1

Beitrag von JoMax542 »

Liebe Hobbybrauergemeinde,

gerade ist in einer Facebook Gruppe die Frage nach dem Unterschied zwischen den Kennzeichnungen "Brauwasser" und "Wasser" auf
Bierflaschen aufgekommen.
Ein Member (Theo H.) hat gemutmaßt "Meines Wissens unterscheidet man beim Etikettieren zwischen "Wasser" und "Brauwasser" Wasser ist unbehandelt, Brauwasser aufbereitet."

Finde ich persönlich spanned da auf der Spaten Oktoberfest Flasche nur Wasser steht. Da das Bier ja in München gebraut ist, müsste ja rein theoretisch auch Münchener Wasser als ursprüngliche Wasserquelle verwendet worden sein. Das ist meines Wissens nach aber nicht zum brauen von Hellen Bieren geeignet.

Vielleicht ist ja hier jemand der das weiß?

Grüße
Semibrietas Profusa Pecunia Est. :Drink
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§11
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#2

Beitrag von §11 »

Nein, alle Münchner Brauereien haben eigene Tiefbrunnen, während das Münchner Trinkwasser aus verschiedenen Gegend kommen kann.

Der Begriff Brauwasser und Wasser ist austauschbar. Der Gesetzgeber lässt beides synonym zu. Er sagt nichts über das Aufbereiten aus.

Gruß

Jan
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muldengold
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#3

Beitrag von muldengold »

Brauwasser klingt auch leckerer als ganz profanes Wasser, obwohl, wie Jan schon gesagt hat, es sich rechtlich in Bezug auf die Deklarationspflicht um das Gleiche handelt. Ist so etwas wie Malz aus "Küstengerste", das hatten wir in einem anderen Thread schon mal.
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Bier! :Wink
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§11
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#4

Beitrag von §11 »

muldengold hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 13:30 Brauwasser klingt auch leckerer als ganz profanes Wasser, obwohl, wie Jan schon gesagt hat, es sich rechtlich in Bezug auf die Deklarationspflicht um das Gleiche handelt. Ist so etwas wie Malz aus "Küstengerste", das hatten wir in einem anderen Thread schon mal.
Wobei solche "claims" schon auch verpflichtend sein können. Gerade Herkunftsangabe sind tricky. Es gab ja gerade in letzter Zeit einige Fälle, bei denen Ortsangaben auf Bier, das aber nicht an diesem Ort gebraut wurde, abgemahnt wurden.

Ich könnte mir vorstellen das es Probleme geben kann wenn es heisst aus Küstengerste und das komplette Malz kommt aus Ungarn. Oft umgehen Hersteller solche Probleme mit der Angabe "gebraut mit....". Im Fall Küstengerste würde dann eine Hand voll reichen.

Gruss

Jan
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muldengold
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#5

Beitrag von muldengold »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 14:25 Ich könnte mir vorstellen das es Probleme geben kann wenn es heisst aus Küstengerste und das komplette Malz kommt aus Ungarn. Oft umgehen Hersteller solche Probleme mit der Angabe "gebraut mit....". Im Fall Küstengerste würde dann eine Hand voll reichen.

Gruss

Jan
Im konkreten Fall (Flensburger) ist "gebraut mit Küstengerste" mit Sternchen versehen, wobei der Sternchentext den Trinker darauf hinweist: "* mindestens 20%". Das klingt für mich jetzt nicht viel, obwohl tatsächlich mal interessant wäre, auf wieviel regionale Rohstoffe die anderen Platzhirsche zurückgreifen. "Bier braucht Heimat" - heisst es ja. Braut Radeberger z.B. hauptsächlich mit sächsischer "Traditionsgerste" und sächsischem "Landhopfen"? Wie sieht's bei Warsteiner, Bitburger usw. aus? Wieviel Region steckt da drin?
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renzbräu
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#6

Beitrag von renzbräu »

Bitburger bewirbt ja den Bitburger Siegelhopfen, schreibt aber auch, dass sie Hallertauer und Bitburger Hoofen verwenden:
https://www.bitburger.de/geschmack/hopfengarantie/

Bleibt wieder die Frage nach der Mischung bzw Hopfungsschema. "Und jetzt ein Pellet fürs Marketing." :puzz So schlimm wird es hoffentlich nicht sein :Grübel
Grüße Johannes

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§11
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#7

Beitrag von §11 »

Dabei muss ich immer an einen Bekannten denken. Der hatte auf dem Bier stehen "aus bayrischen Zutaten". Bei einer Betriebskontrolle wurde er ganz nebenbei nach seinen Zutaten gefragt. Das Tettnang in BaWü liegt wusste er nicht und wie er sagt hat Ihn diese Erkenntnis damals noch 500 DM gekostet :Wink

Aber zu deiner Frage. Bei den "Grossen" ist der Punkt das Regionalität in der Regel was kostet. Es gibt ja einen Grund warum Grossmälzereien Ihre Gerste zum Beispiel aus Russland beziehen. Wenn es aber schon Geld kostet, dann wird es auch vermarktet (siehe zum Beispiel Bitburger Siegelhopfen). Da ist die Chance bei kleinen und mittelständischen Brauereien schon grösser, weil die eben oft nicht überregional einkaufen, weil es sich in den Mengen nicht lohnt.

Gruss

Jan
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Commander8x
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#8

Beitrag von Commander8x »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 15:11 Bei den "Grossen" ist der Punkt das Regionalität in der Regel was kostet. [...] Wenn es aber schon Geld kostet, dann wird es auch vermarktet (siehe zum Beispiel Bitburger Siegelhopfen).
Genauso ist das. Allerdings ist mein Eindruck, dass dieses Marketinginstrument zunehmend gezielter eingesetzt wird. Wenn eine große Brauereigruppe auf lokale Einkaufstour geht, werden sie wohl dennoch annehmbare Preise erzielen. Ich persönlich werde das Gefühl von "greenwashing" trotzdem nicht los.....

§11 hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 15:11 Es gibt ja einen Grund warum Grossmälzereien Ihre Gerste zum Beispiel aus Russland beziehen.
Diese pauschale Aussage ist so nicht richtig.

Zum einen haben die meisten ihre Lektion gelernt (Stichwort Glyphosat). Zum anderen sind dann die Transportkosten recht hoch, das kann den Preisvorteil beim Einkauf wieder zunichte machen.

Gruß Matthias
-----------------------------------------
Illegitimis non carborundum.
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§11
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#9

Beitrag von §11 »

Commander8x hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 21:35
§11 hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 15:11



Es gibt ja einen Grund warum Grossmälzereien Ihre Gerste zum Beispiel aus Russland beziehen.
Diese pauschale Aussage ist so nicht richtig.


Gruß Matthias
Die Aussage war auch nicht pauschal gemeint, sondern als Beispiel. Liest sich missverständlich, gemeint ist nicht das die Mälzereien Ihr Malz nur aus Russland beziehen. Gemeint ist das es sich für Großmälzereien lohnen kann Gerste bis aus Russland zu importieren, während sich das für die kleine Landmälzerei eben nicht.

Meine Aussage ist, der Radius in dem Großkonzerne einkaufen ist in der Regel größer, gerade wenn sie ein Netzwerk aus mehreren Brauereien „bespielen“. Da muss Regionalität wirklich gewollt sein und gezielt umgesetzt werden. Das kostet Geld und es wäre verrückt wenn sich das nicht auch im Marketing niederschlägt.

Eine kleine Brauerei kauft meistens regional ein, weil es sich zum Beispiel nicht lohnt diese kleinen Mengen über weite Strecken zu transportieren. Nur ergibt sich hier die Regionalität fast zwangsläufig. Eine kleine Brauerei im Chiemgau wird das Malz nicht bei Weyermann beziehen, sondern bei der Landmälzerei um die Ecke und die bezieht aus ähnlichen Gründen die Gerste nicht vom Weltmarkt sondern eher vom Landwirt aus der Region.

Gruß

Jan
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Rockska
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Re: Wasser vs. Brauwasser

#10

Beitrag von Rockska »

renzbräu hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 15:05 Bitburger bewirbt ja den Bitburger Siegelhopfen, schreibt aber auch, dass sie Hallertauer und Bitburger Hoofen verwenden:
https://www.bitburger.de/geschmack/hopfengarantie/

Bleibt wieder die Frage nach der Mischung bzw Hopfungsschema. "Und jetzt ein Pellet fürs Marketing." :puzz So schlimm wird es hoffentlich nicht sein :Grübel
Also wenn man sich die Fläche des angebauten Hopfen anschaut und die Menge, die Bitburger jährlich ausstößt wird es vermutlich mit einem bis zwei Pellets ca. hinkommen ;)
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