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Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Dienstag 14. September 2021, 16:00
von ctroup
Hallo Zusammen,

ich braue jetzt seit Februar mit der gleichen Hefe.
Saflager S-23 (500g Packung)
Ich verschließe die Hefe nach jedem Brauvorgang, gebe die Packung in einem mit CO2 ausgespülten Behälter, verschließe den Behälter halbwegs Luftdicht und ab in den Kühlschrank bei 4 Grad.
Bis jetzt funktioniert das ganz gut.

Allerdings habe ich jetzt gelesen, dass Hefe eigentlich so schnell wie möglich aufgebraucht werden soll.
Jetzt bin ich etwas beunruhigt, bis jetzt schmeckt mein Bier recht gut, die Gärung läuft auch sehr gut an (Innerhalb 24h).

1) Was kann eigentlich passieren:
-Bier schmeckt schlecht?
-Gärung läuft nicht an?
-...

2) Woran erkenne ich dass die Hefe "schlecht" ist, bzw. nicht mehr verwendet werden soll?

Habe mir damals eigentlich nichts dabei gedacht, gleich 500g zu kaufen.
Hab jetzt ungefähr noch 300g

Danke und schöne Grüße
ctroup

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Dienstag 14. September 2021, 17:11
von Spittyman
Also ich hatte mal eine S-04, die ich nur zur Hälfte verbraucht habe. Den Rest habe ich mit einem Clip verschlossen und in den Kühlschrank getan. Einige Zeit später, k.A. wie lange das genau war, habe ich damit angestellt und hatte ziemlich ekelige Fehlaromen - vermutlich von einer Infektion. Ziemlich blöde Aktion. Wenn ich jetzt herumrechne, müsstest du ja in den letzten 8 Monaten etwas mehr als zwei Mal pro Monat 20 Liter gebraut haben. Entweder stimmt meine Rechnung oder du stellst ziemlich großzügig an. Ich würde mich jetzt nicht darauf verlassen, dass du in den restlichen 12 Monaten und weiterhin gute Qualität erreichen wirst. Ich denke, du hast die wesentlichen Probleme schon selbst benannt. Zu Punkt zwei würde ich zum einen auf die äußere Beschaffenheit der Hefe achten (Farbe, Rieselfähigkeit, d.h. Trockenheit). Grundsätzlich könntest du natürlich mal mit Malzextrakt Probeweise 1 Liter Anstellen und schauen, wie schnell die Hefe ankommt. Falls du reproduzierbare Bedingungen hast, könntest du dann die Zeit als Maßstab für die Vitalität/Viabilität der Hefe nehmen (da gibt es für Letzteres noch einen Test mit Methylenblau, musst du mal nach suchen).

Grüße
Fabian

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Dienstag 14. September 2021, 20:57
von Commander8x
Untergärige Hefen wie die S-23 sollte man nicht unbegrenzt oft führen. Sie verlieren nach einer (im Vergleich zu obergärigen Hefen) geringeren Anzahl von Zellteilungen an Vitalität und Gärkraft. Man merkt das daran, dass die Gärung länger dauert als vordem, und der Endvergärungsgrad viel später oder gar nicht mehr erreicht wird. Das ist auch unabhängig von den Lagerbedingungen.

In der Brauerei wird eine untergärige Hefe grob gepeilt etwa 6-10mal hintereinander geführt und dann durch neue Reinzuchthefe ersetzt.

Ich denke, Du kannst die Hefe kühl, trocken und gut verschlossen schon noch aufbrauchen. Vielleicht nicht zu sparsam sein und etwas öfter mit neuer Trockenhefe starten. Hängt natürlich auch von Deiner Sudgröße/der eingesetzten Hefemenge ab.

Gruß Matthias

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Dienstag 14. September 2021, 21:14
von Frommersbraeu
Hey ctrup
ich habe meine Hefe auch im 100g Beutel und verschließe den immer per Clip und ab ins Gemüse Fach bei 0°C. Bisher bin ich damit gut gefahren.

Gruß Patrick

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 08:44
von ctroup
Hallo Zusammen,

danke für Eure Antworten, beruhigt mich zum Teil etwas.
Ich setze derzeit meist für 40-45 Liter mit 13-15g an.

Ich habe das jetzt so verstanden:
Solange die Gärung schnell anläuft (innerhalb 24h) und nicht zu lange dauert (unter 2 Wochen) verwende ich die Hefe mal weiter.
Werde ev. auf 15-20g erhöhen.

Aber was ist mit dem Geschmack oder Fehlaromen?
Bis jetzt schmeckt mein Bier sehr gut.

Gemüse Fach ist ein guter Hinweis, hat ja noch ein paar Grad weniger.
Einfrieren wäre auch noch möglich, aber kann mir vorstellen dass das auch kontraproduktiv sein kann.

Danke für Eure Antworten bis jetzt
Schöne Grüße
Chris

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 09:15
von OS-Schlingel
Hallo Chris,

ich glaube, hier wird etwas falsch verstanden.

Trockenhefe hat ebenfalls ein MHD, hält aber insgesamt ziemlich lange. Das Weiterführen von Erntehefe sollte gerne innerhalb weniger Wochen (2-4) passieren. Hierbei wäre die perfekte Lagerung in einer Restmenge des letzten Sudes. Du solltest Dir aber Gedanken machen, ob Du nicht besser einen Starter von Deiner Erntehefe hochziehst. Somit solltest Du ausreichend vitale Zellen für den nächsten Sud haben!

Die Hefezellen haben hier die letale Phase erreicht und "schlafen" durch die Kälte....sollen Sie zumindest....oder verhungern und zersetzen sich bei zu langer Lagerung.


Gruß

Stephen

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 09:26
von Sebasstian
Den Haken zur Erntehefe verstehe ich irgendwie nicht. Die Frage bezog sich doch nur auf die Haltbarkeit einer angebrochenen Packung Trockenhefe. Ich denke die beste Variante der Lagerung ist wahrscheinlich das Vakuumieren. Hat jemand dafür eine Produktempfehlung die auch mit 500g Packungen Trockenhefe klarkommt? Ansonste würden mich die Fragen im Eingangspost auch brennend interessieren: Was kann eigentlich alles schlimmes passieren?

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 09:59
von BrauSachse
Lallemand empfiehlt:

„ Opened packs should be immediately re-sealed, stored in the fridge and used within 3 days. If the opened package is immediately resealed under vacuum then it can be stored in the fridge until the indicated expiry date.“

Hier zu lesen: https://www.lallemandbrewing.com/wp-con ... torage.pdf

Viele Grüße
Tilo

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 11:16
von ctroup
BrauSachse hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 09:59 Lallemand empfiehlt:

„ Opened packs should be immediately re-sealed, stored in the fridge and used within 3 days. If the opened package is immediately resealed under vacuum then it can be stored in the fridge until the indicated expiry date.“

Hier zu lesen: https://www.lallemandbrewing.com/wp-con ... torage.pdf

Viele Grüße
Tilo
Das wäre optimal, MHD ist bei Trockenhefe sehr lange.

Zur Frage wegen einen Vakuumierer, ich schau mir gerade einen von Caso an, der kann Beutel, Folien und Behälter.
Behälter hat den Vorteil dass man die ganze Hefe Packung reinlegen kann.

zb.:
https://caso-design.de/de/balkenvakuumi ... rice_1=200


Danke und Schöne Grüße
Chris

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 11:31
von Commander8x
Man muss verhindern, dass die Trockenhefe Feuchtigkeit bekommt und auch Sauerstoff (Luft). Je kühler die Lagerung, desto langsamer sind sämtliche noch stattfindenden Stoffwechselprozesse.

Wenn eine angebrochene Packung unter Luftabschluss im Kühlschrank gelagert wird, hält sie sich. Vakuumieren ist noch besser. Ich selbst mache das aber nicht, bisher ohne Nachteil. Weitergehende Besorgnis ist nicht nötig.

Gruß Matthias

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 20:36
von Augenfeind
ctroup hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 08:44 Hallo Zusammen,

danke für Eure Antworten, beruhigt mich zum Teil etwas.
Ich setze derzeit meist für 40-45 Liter mit 13-15g an.
[..]
Moment, verstehe ich das richtig? Du setzt 40 Liter Würze mit 13-15 Gramm S-23 Trockenhefe an und die kommt innerhalb von 24 Stunden an und ist nach 2 Wochen durch? Bei welchen Temperaturen geschieht das denn bei Dir?
Ich dachte bisher immer, man bräuchte für 20 Liter so um die 23 Gramm...


Gruß, Roman.

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 21:06
von OS-Schlingel
Hallo Roman,

Anstellrate für untergärig soll 1 Mio./ml Zellen.

40 L = 40.000 ml x 1.000.000 Zellen/ ml = 40.000.000.000 Zellen
Lt. Fermentis enthält 1 gr. S-23 = 1.000.000.000 Zellen

Also werden min. 40gr. benötigt. Unter 9°C würde ich x 1,5 rechnen, also 60gr./ 40Liter
Es wäre auch ratsam, mit einem geringen Würzeanteil nach dem Rehydrieren die Hefe zu belegen.

Natürlich kann man auch mit weniger anstellen, jedoch steigt damit die Chance einer Infektion oder von Fehlaromen.

Gruß Stephen

P.S. Mein Tablet hat keinen Exponential Pfeil

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Mittwoch 15. September 2021, 21:31
von BrauSachse
ctroup hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 11:16
Das wäre optimal, MHD ist bei Trockenhefe sehr lange.

Zur Frage wegen einen Vakuumierer, ich schau mir gerade einen von Caso an, der kann Beutel, Folien und Behälter.
Behälter hat den Vorteil dass man die ganze Hefe Packung reinlegen kann.

zb.:
https://caso-design.de/de/balkenvakuumi ... rice_1=200


Danke und Schöne Grüße
Chris
Ich habe den Caso VC 100 und bin sehr zufrieden damit. Er macht ein gutes Vakuum und eine doppelte Schweißnaht. Preisgünstigere und trotzdem gute Geräte bekommt man bei Allpax - da schwört ein Braufreund drauf.

Von den Vakuum-Behältern würde ich abraten. Sie sollen nicht sehr lange funktionieren (1 Jahr?), das wurde hier in einem Hopfen-Thread mal erwähnt. Außerdem hat Vakuumieren in Beuteln den Vorteil, dass die Hefe nur den Platz wegnimmt, den sie "benötigt". Ein Behälter nimmt immer den gleichen Platz im Kühlschrank weg, auch wenn er nur zu einem Drittel gefüllt ist.

Den gesamten Faden zum Thema Hopfen vakuumieren findest du Hier

Viele Grüße
Tilo

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Donnerstag 16. September 2021, 08:25
von ctroup
Augenfeind hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 20:36
Moment, verstehe ich das richtig? Du setzt 40 Liter Würze mit 13-15 Gramm S-23 Trockenhefe an und die kommt innerhalb von 24 Stunden an und ist nach 2 Wochen durch? Bei welchen Temperaturen geschieht das denn bei Dir?
Ich dachte bisher immer, man bräuchte für 20 Liter so um die 23 Gramm...


Gruß, Roman.
Grundsätzlich ja.
Gärung läuft bei ca. 11-12 Grad im Kühlschrank und ist im Mittel zwischen 9-11 Tagen zum Grünschlauchen bereit.

Commander8x hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 11:31 Man muss verhindern, dass die Trockenhefe Feuchtigkeit bekommt und auch Sauerstoff (Luft). Je kühler die Lagerung, desto langsamer sind sämtliche noch stattfindenden Stoffwechselprozesse.

Wenn eine angebrochene Packung unter Luftabschluss im Kühlschrank gelagert wird, hält sie sich. Vakuumieren ist noch besser. Ich selbst mache das aber nicht, bisher ohne Nachteil. Weitergehende Besorgnis ist nicht nötig.

Gruß Matthias
Danke, ich mach dann auch mal wie gehabt weiter.
BrauSachse hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 21:31
Ich habe den Caso VC 100 und bin sehr zufrieden damit. Er macht ein gutes Vakuum und eine doppelte Schweißnaht. Preisgünstigere und trotzdem gute Geräte bekommt man bei Allpax - da schwört ein Braufreund drauf.

Von den Vakuum-Behältern würde ich abraten. Sie sollen nicht sehr lange funktionieren (1 Jahr?), das wurde hier in einem Hopfen-Thread mal erwähnt. Außerdem hat Vakuumieren in Beuteln den Vorteil, dass die Hefe nur den Platz wegnimmt, den sie "benötigt". Ein Behälter nimmt immer den gleichen Platz im Kühlschrank weg, auch wenn er nur zu einem Drittel gefüllt ist.

Den gesamten Faden zum Thema Hopfen vakuumieren findest du Hier

Viele Grüße
Tilo
Danke für die Infos, schau ich mir mal genauer an.



Danke an Alle, die Infos waren super und hat mir echt was gebracht.
Schöne Grüße
Chris

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Donnerstag 16. September 2021, 10:08
von Ladeberger
OS-Schlingel hat geschrieben: Mittwoch 15. September 2021, 21:06 Anstellrate für untergärig soll 1 Mio./ml Zellen.

40 L = 40.000 ml x 1.000.000 Zellen/ ml = 40.000.000.000 Zellen
Lt. Fermentis enthält 1 gr. S-23 = 1.000.000.000 Zellen

Also werden min. 40gr. benötigt. Unter 9°C würde ich x 1,5 rechnen, also 60gr./ 40Liter
Es wäre auch ratsam, mit einem geringen Würzeanteil nach dem Rehydrieren die Hefe zu belegen.
Moin Stephen,

da hast du jetzt zwei Ungenauigkeiten drin, die sich gegenseitig aufheben. Eine gängige Anstellrate für UG beträgt 10 - 15 Mio. Zellen/ml oder 1 Mio. Zellen/ml/°P.

In einem Gramm Trockenhefe sind dafür wesentlich mehr Zellen enthalten. Fermentis garantiert in den Datenblättern innerhalb des MHD > 6 Mrd. Zellen/g, man darf für frische Tüten aber > 10 Mrd. Zellen/g annehmen.

Gruß
Andy

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Donnerstag 16. September 2021, 14:44
von OS-Schlingel
Andy,
Du hast Recht. 1 Mio./ Grad Plato/ ml !
Mann soll so spät auch keine Posts mehr schreiben.
Die Zellzahlen habe ich von den Tütenbeschreibungen entnommen.
Vielleicht etwas ungenau, aber ich würde nicht mit 100% Ankommen der Hefe rechnen und einen Sicherheitszuschlag rechnen.

Gruß Stephen

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Donnerstag 16. September 2021, 20:09
von Sebasstian
Nebenschauplatz Vakuum. Beatwortet die Fragen im Eingangspost nicht, aber vielleicht trotzdem hilfreich.

Ich hatte schon länger so'n Vakuumierer im Hinterkopf weil ich Hopfen und Hefe in größeren Mengen kaufe. Getriggert durch den Thread hier hab ich mir jetzt endlich mal einen bestellt, von AEG. Das Ding macht einen guten Eindruck. Schön handlich, total einfach zu bedienen und das Ergebnis ist gut. Die Sachen werden steinhart, so wie vor dem öffnen des Original-Vakuums. Hier ein paar Bilder.
Vorher hatte ich so gelagert
Vorher hatte ich so gelagert
Der Gerät...
Der Gerät...
...in Aktion.
...in Aktion.
So lagere ich zukünftig.
So lagere ich zukünftig.

Re: Hefe Haltbarkeit

Verfasst: Sonntag 19. September 2021, 00:49
von integrator
Bei Hopfenpellets würde ich die original Verpackung weg lassen. Wenn du nur die Pellets nimmst, bekommt er besser die Luft raus.