Wie Erntehefe als starter verwenden

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DSpayre
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Wie Erntehefe als starter verwenden

#1

Beitrag von DSpayre »

Hallo Forum,

von meinem letzten Weizen habe ich die Hefe geerntet und in einem nach allen Regeln der mir bekannten Kunst gereinigten Weckglas aufbewahrt. Siehe Foto. Steht seither im Kühlschrank, druck hab ich die ersten Tage auch vorsichtig abgelassen.

Soweit so gut.

Jetzt hab ich im Glas mehrere Schichten.

Oben restliches Jungbier
Dann eine kleine Schicht etwas hellere Hefe
Dann eine dickere, unterste gelblich dunklere Schicht

Ich hab jetzt schon Stunden immer wieder Youtube und dieses Forum durchforstet aber nichts gefunden.

Wie verwende ich das? Ich hab viel gefunden über Hefe ernten. Ich habe auch viel darüber gefunden wie man Starter macht und was man dabei beachten müsste. Aber nirgendwo habe ich gesehen wie man die Erntehilfe in den Starter überführt. Verwirft man jetzt das obere Jungbier und versucht irgendwie nur an den Brei in der Mitte zu kommen? Wie sorge ich dann dafür dass die Unterschicht im Glas Bleibt? Oder rühre ich alles auf und kippe es rein?

Dann gibt es noch dekantieren. Soll ich jetzt die oberste Flüssigkeit überhaupt wegwerfen oder doch behalten? Das seien ja auch noch viele vitale Hefezellen drin.

Wenn mir jemand Tipps hat wäre ich dankbar. Vielleicht hab ich ja auch einen Denkfehler. Keine Ahnung.

Danke schon mal

Gruß Martin
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Shortbreaker
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#2

Beitrag von Shortbreaker »

Wenn die nicht älter als 2-3 Wochen (nach letzter Gäraktivität) ist, würde ich da keinen Starter machen. Ich Schütte immer das Bier ab und verwende dann den Rest. Der dicke Brei, der am Boden klebt kann aber ruhig im Glas bleiben.
Gruß
Tobias
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#3

Beitrag von Braufex »

DSpayre hat geschrieben: Mittwoch 1. Juni 2022, 13:14 Aber nirgendwo habe ich gesehen wie man die Erntehilfe in den Starter überführt. Verwirft man jetzt das obere Jungbier und versucht irgendwie nur an den Brei in der Mitte zu kommen?
Servus Martin

Grundsätzlich würde ich zwei Dinge unterscheiden:

1.) mit Erntehefe anstellen
Mit Erntehefe anstellen kannst Du wenn die geerntete Hefe noch relativ frisch ist.
Die Gärung erfolgt dabei hauptsächlich durch die geernteten (alten) Hefezellen, abhängig von der verwendeten Hefemenge

2.) einen Starter aus Erntehefe herstellen
Einen Starter aus Erntehefe herstellen kannst Du auch mit älterer Erntehefe.
Dazu benötigst Du nur eine minimale Menge der Erntehefe, die dann über 2 oder mehr Stufen bis auf die Startergröße propagiert wird.
Der Vorteil: Du bekommst lauter aktive, junge Hefezellen. Also beste Voraussetzungen für Deine Gärung

Was hast Du vor?

Gruß Erwin
DSpayre
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#4

Beitrag von DSpayre »

Oh, hab ich vergessen zu schreiben. Die Hefe wird mind. 2 Monate im Kühlschrank gewesen sein, bis sie wieder zum Einsatz kommt.

Soweit ich weiß sollte man dann einen Starter machen.

Daher die Frage.
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#5

Beitrag von Alt-Phex »

Den Überstand an Bier verwirfst du. Den dunklen Bodensatz ganz unten auch. Die mittlere Schicht kommt in den Starter.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

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Olli van der Saar
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#6

Beitrag von Olli van der Saar »

Sorry, wenn ich hier reingrätsche.
Aber könnte man aus z.B. Gutmann Strip-Hefe einen Starter machen, den zu Erntehefe "deklarieren", im Kühli aufbewahren, um ihn dann vor einem zukünftigen Brautag einmal final zu propagieren? Wenn man mal unmittelbar vor dem Brautag nicht tagelang Zeit für mehrere Propagationsschritte hat...
Oder unbedingt zeitnah durchziehen bis Anstellen?
DSpayre
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#7

Beitrag von DSpayre »

Dann einfach durch ausschütten versuchen vom oberen soviel wie möglich abzuschütten ohne die mittlere Schicht wegzukippen und dann von der mittleren Schicht in den Starter schütten und versuchen den unteren Satz möglichst wenig mit zu schütten?

Oder gibt's da einen Trick?
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jbrand
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#8

Beitrag von jbrand »

Du gießt das Bier oben ab, nimmst einen desinfizierten Teelöffel und versuchst aus der Mitte der Schichten einen Löffel voll zu bekommen. Der reicht dann für das Ansetzen des Starters voll und ganz aus.
Viele Grüße

Jens
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#9

Beitrag von DSpayre »

Super, danke, dann hab ich jetzt mal einen Ablauf wie ich vorgehen muss. Bin mal gespannt wie das dann in ein zwei Monaten mit dem nächsten Weizen funktioniert.

Gruß Martin
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#10

Beitrag von DSpayre »

Olli van der Saar hat geschrieben: Mittwoch 1. Juni 2022, 15:57 Sorry, wenn ich hier reingrätsche.
Aber könnte man aus z.B. Gutmann Strip-Hefe einen Starter machen, den zu Erntehefe "deklarieren", im Kühli aufbewahren, um ihn dann vor einem zukünftigen Brautag einmal final zu propagieren? Wenn man mal unmittelbar vor dem Brautag nicht tagelang Zeit für mehrere Propagationsschritte hat...
Oder unbedingt zeitnah durchziehen bis Anstellen?
Auch eine interessante Frage. Da wäre dann gleich die nächste, eine kleine Packung per Starter für einen größeren Sud hichzuziehen. Aber das sollte besser in einen eigenen Thread.
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#11

Beitrag von rakader »

Hallo Martin, wie @AltPhex sagt - nur die Mitte nehmen. Wenn Du neu beim Weizen bist und keinen direkten Zugang zu Brauereihefen wie Gutmann et al hast, würde ich zuerst mit einem Päckchen Wyeast oder WLP beginnen und das dann beginnen zu kultivieren. Eine Alternative wäre für mich – auf Experimentbasis – diese Hefe auf NaCl zu konserivieren; habe ich aber selbst noch nicht ausprobiert.

Gruß
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#12

Beitrag von DSpayre »

NaCl ist mir noch zu viel gefummel.

Hab vom letzten Weizen mal geerntet, hab ja erst mal nix zu verlieren. Ist meine ich eine Wyeast 3068 von Weihenstephan, so aus dem Kopf.
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#13

Beitrag von Hugo »

Hallo ich habe vor drei Wochen ein Obergäriges gebraut mach immer so 80 Ltr. habe die Hefe geerntet und habe am Donnerstag wieder gebraut , habe heute morgen das Bier was oben drauf war abgeschüttet dann ein bisschen Malzextrakt angesetzt dazu gegeben und mit dem Magnetrührer verrührt , hat alles gut geklappt sie ist auch gut gekommen . Jetzt habe ich zwei Fragen.

1. Wie oft kann ich die Hefe verwenden ?
2. Wieviel brauche ich für ein Starter bei 80 Ltr. und wie muss ich bei dem Starter vorgehen ?

Danke für ein Paar Infos. Hugo
Lieber in der dunkelsten Kneipe als am hellsten Arbeitsplatz. :Drink
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#14

Beitrag von DSpayre »

Das kennst Du?

https://malzknecht.de/besser-brauen/tip ... -download/

Beantwortet vielleicht frage zwei.

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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#15

Beitrag von rakader »

Hugo hat geschrieben: Samstag 11. Juni 2022, 17:11 Hallo ich habe vor drei Wochen ein Obergäriges gebraut mach immer so 80 Ltr. habe die Hefe geerntet und habe am Donnerstag wieder gebraut , habe heute morgen das Bier was oben drauf war abgeschüttet dann ein bisschen Malzextrakt angesetzt dazu gegeben und mit dem Magnetrührer verrührt , hat alles gut geklappt sie ist auch gut gekommen . Jetzt habe ich zwei Fragen.

1. Wie oft kann ich die Hefe verwenden ?
2. Wieviel brauche ich für ein Starter bei 80 Ltr. und wie muss ich bei dem Starter vorgehen ?

Danke für ein Paar Infos. Hugo
Das Thema Hefe und Starter kann man nicht einmal so in einem Post erklären. Das erfordert ein wenig Studium. Ganz hervorragend ist hier der Vortrag von Jens auf der HBCON. Er deckt alle Spielarten auf über 100 Seiten ab. Hier gibt es den Download, außerdem hat Jens noch ein paar Videos auf Youtube dazu gemacht.

Gruß
Radulph
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#16

Beitrag von Malzknecht »

Im Prinzip haste Recht, aber man kann komplexe Themen häufig auch so runterbrechen, dass sie ein Hobbybrauer praktisch anwenden kann ohne gleich ein Studium machen zu müssen.

Jens Inhalte sind Top, keine Frage. Aber zb am Braumagazin sieht man auch, dass man es in einem Post erklären kann.
Viele Grüße,
Tobi

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rakader
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Re: Wie Erntehefe als starter verwenden

#17

Beitrag von rakader »

Malzknecht hat geschrieben: Sonntag 12. Juni 2022, 06:17 Jens Inhalte sind Top, keine Frage. Aber zb am Braumagazin sieht man auch, dass man es in einem Post erklären kann.
Na ja, Artikel im Braumagazin würde ich jetzt nicht mit einem Post vergleichen. :Greets Auf die Schnelle ist er aber die effektivste Anleitung für einen Starter, Jens Buch gräbt dann tiefer. Die übliche Ein-Satz-Antwort reicht bei diesem Thema aber nicht - davon zeugen x Threads in diesem Forum. Und wozu jedesmal bei A anfangen, wenn es überall schon geprüfte Quellen gibt? (Rhetorische Frage, Tobi: Warum sollte man sich sonst mit Seiten wie unseren so viel Mühe machen?) Außerdem muss man die Vorbedingungen nicht abfragen, die Grundlage für eine Antwort sind – hier: wie behandelst du deine Erntehefe, was waren deine Schritte? Dann: Was ist an deinen Schritten suboptimal? Ohne Grundlagen kommt man da vom Hölzchen aufs Stöckchen.

Sehe es eher so, dass Links hier im Forum die Wertigkeit guter Beiträge erhöhen. Speziell wenn es um Grundlagen geht. Tante Google rankt bei entsprechenden Suchbegriffen entsprechend. Detailfragen (nach dem Studium dieser Grundlagen) sind dagegen in einem Forum besser aufgehoben.

Grüße
Radulph
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