Sud wird nicht jodnormal

[haefner]

Hallo zusammen,

ich bin gerade etwas ratlos! Habe gestern gebraut und zum ersten Mal, nach bestimmt nun 80-100 Suden hier einen Sud stehen, der ums verrecken nicht jodnormal werden wollte. Irgendwann hab ich dann einfach geläutert und nen Blausud akzeptiert.. denkste ... die größte Läuterkatastrophe aller Zeiten. Habe dann zum ersten Mal abgebrochen. Würde trotzdem gern wissen, was passiert ist.

Eckdaten:

Geplant 12l, 16°P, HG 11l ,NG bis Pfannevoll

86,52% Pale Ale Malz (Viking, selbst geschrotet) 2,95kg
13,48% Hafermalz (geschrotet gekauft, liegt seit 2-3 Monaten)

Also es wurde vergleichsweise nach Neueinstellung der Walze relativ grob geschrotet, aber jedes (es waren nicht viele) "ganz" aussehende Korn war angebrochen oder zerbrach beim Berühren. Durch überschwingen hab ich 2-3 Grad zu heiß eingemaischt, fiel aber schnell auf 67°C. Habe das dann 120 Minuten gehalten (immer verlängert und getestet) und habe dann auf 72°C erhöht und diese für 60 Minuten (!) gehalten. Ohne Erfolg.

Original Plan war 69°C Einmaischen, 67°C 60 Min Kombirast und fertig.

Mir ist hinterher beim Abbauen aufgefallen, dass der Temperatursensor nicht richtig in der Tauchhülse saß. Der war mindestens zur Hälfte rausgezogen. Da die komplette Tauchhülse im Sud war sollte das nicht dringend ein Problem darstellen. Wäre aber mal ein Ansatz bzw. ein Fehler den ich direkt sehe.

Jetzt steht das alles in der Küche und ich werds wohl entsorgen und neu einbrauen. Eigentlich schade drum, es sind nun ca. 7l mit 22°P die da "Blau" herum stehen.

Gruß Micha

[thopo68]

Hallo Micha,
ich habe zwar keine 80-100 Sude an Erfahrung, aber habe auch schon einen Blausud fabriziert. Bei mir war es eine Unachtsamkeit bei der Temperaturüberwachung (damals noch ohne Inkbird). Die Maische war über einen unbekannten Zeitraum (ca. 10-20 Minuten) über 80°C. Das hat dann wohl die Enzyme für den Stärkeabbau gekillt. Ich habe den Sud auch nicht jodnormal bekommen, aber trotzdem abgemaischt und weitergebraut. Das Rauchbier ist dennoch gut geworden und hat sogar einem Biersommelier gut geschmeckt...
Ich würde weitermachen. Schau mal, was daraus wird. Wegschütten kannst Du es immer noch. Und 7l sind jetzt auch nicht die Welt...

[Spike_19]

Hi
Gegebenfalls mal die Jodprobe an sich überprüfen. Hatte das Problem bei einer neuen Flasche Brauerjod auch. Die große Eigenfärbung des Jods erschwert den Farbtest ungemein. Am besten die Probe 1:1 mit destillieren Wasser in einen Reagenzglas verdünnen und langsam 2-3 Tropfen dazu laufen lassen.
War jedenfalls bei mir die Lösung
Gruß
Christoph

[haefner]

Na, vielleicht vergär ich den Blausud einfach mal - ich hab -nun wie von Dir jetzt auch- schon oft gelesen, dass Blausude überraschend gut sein können.

Ich habe evtl. den Fehler nun doch selbst gefunden. Ich hab ja ganz selten zwei bereits fertig geschrotete Schüttungen rumstehen. Die eine war ein Münchner dunkel und die andere das o.g. Pale Ale ohne den Hafer weil ich den ja schon geschrotet gekauft habe und dann beim Maischen reintun wollte. Ich glaub ich hab die Schüttungen verwechselt da der gemachte Sud doch sehr dunkel ist. Also hab ich in das von der Menge schon ausmaximierte dunkel noch 450g Hafermalz gekippt und das war für die Anlage einfach zuviel Malz auf zu wenig Wasser. Wie dämlich kann man sein.

[rauchbier]

Sehr ärgerlich, da fühl ich mit. Spontane Idee, aber eher als Frage. Würde es Sinn machen, so einem Sud nochmal Enzyme zuzugeben, um die Verzuckerung abzuschließen? Wäre interessant, ob da jemand schon Erfahrungswerte hat.

[bwanapombe]

Du kannst auch mal schauen, ob das Verrutschen des Temperaturfühlers einen Unterschied gemacht hat. Möglicherweise sind hier mehrere Sachen zusammengekommen.

Dirk

[Dawnrazor]

Hättest keine Probe gemacht, dann hättest auch keinen Blausud ;)

[haefner]

Hättest keine Probe gemacht, dann hättest auch keinen Blausud ;)

Wer viel fragt, geht viel irr, oder wie?

Habe die andere Schüttung gewogen und es ist tatsächlich so gewesen, dass ich in die ausmaxmierte Schüttung (also Anlagenwerte) noch 400g Hafermalz rein getan habe. Das mit der gröberen Schrotung und nem Hauptgussfaktor von nun dann 2,2 scheint die Erklärung zu sein. Irre, hab ich gestern nicht geblickt, hatte dann auch etwas Bier dazu konsumiert

Habe die 7l jetzt auf 12°P verdünnt und so wie der Extrakt war auf 25 IBU gehopft und stelle heut mit Voss an. Ein dunkles mit Galaxy und Voss, könnt was werden. Meine Erntehefe (UG) wollt ich für den Versuch nun nicht mehr hergeben.

Gruß, Dank & schönes WE

Micha

[Dawnrazor]

Hättest keine Probe gemacht, dann hättest auch keinen Blausud ;)

Wer viel fragt, geht viel irr, oder wie?
...

Ne, ich hatte es auch schon mal gehabt und nachher hats niemand gemerkt.
War ein super Bier. Noch nie so ein tollen Schaum gehabt.

[afri]

Ich vergesse oft die Jodprobe, wüsste auch gar nicht was einen Blausud von einem ordinären anderen unterscheidet. Da wo ich die Probe machte, war sie jedenfalls stets negativ (und ich habe vorher sogar nach dem Einmaischen die Positivprobe gemacht, falls ich daran dachte, Jod ist also heile).
Achim

[Alt-Phex]

Ich vergesse oft die Jodprobe, wüsste auch gar nicht was einen Blausud von einem ordinären anderen unterscheidet.

In einem Blausud befindet sich noch viel unverzuckerte Stärke. Das führt zu einer permanten Trübung des Bieres. Außerdem kan die Hefe die Stärke nicht verstoffwechseln, andere Mikroorganismen aber schon. Das Bier wird dadurch deutlich anfälliger für Infektionen. Natürlich hat das auch geschmackliche Auswirkungen. Die müssen aber nicht zwingend negativ sein.

[stahlsau]

ich hab den letzten Sud zum toten Brauer geschickt, vermute auch dass es ein Blausud war. Würze war milchtrüb, Bier nach der Gärung immer noch. Jodprobe mangels Jod nicht gemacht, hab aber keine andere Erklärung (hab das Jodfläschchen fallen lassen...).
Bier roch nach der HG prinzipiell gut, aber irgendwie wars mir zuwieder, also 50l in den Gulli...