Zwei Hefen in einem Bier

Antworten
McFly
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 68
Registriert: Donnerstag 21. August 2014, 09:58

Zwei Hefen in einem Bier

#1

Beitrag von McFly »

Moin moin,
ich hab mal eine Frage zum Thema Hefe.
Ich will demnächst ein IPA brauen und habe mich gefragt ob es eigentlich Sinn macht zwei verschiedene Hefen in einem Gärprozess zu verwenden.
Normalerweise nehme ich immer die M44 West Coast von Mangrove Jacks und bin damit auch sehr zufrieden (viewtopic.php?f=7&t=2006&p=113686#p113686).

Nun habe ich überelgt bei meinem nächsten IPA zwei Hefen einzusetzen.
M44 und US-05
Von der M44 kann ich aus der Beschreibung nicht ableiten ob es sich um den Chico Stamm (US-05) oder einen Ableger handelt.
Es könnte also sein, dass sich dann zwei unterschiedliche Hefen in einem Gärbehälter befinden.

Meine Frage hat das schonmal jemand gemacht?
Bringt das irgendwelche Vorteile?
Oder ist es einfach nur eine "gute" Idee um die Kosten für den Sud zu erhöhen?

Besten Dank

Gruß Marcus
BrauFuchs
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 631
Registriert: Montag 11. Februar 2013, 03:09
Wohnort: Lemgo

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#2

Beitrag von BrauFuchs »

Die Inselbrauerei Rügen verwendet für jeden der 13 Sude 2 Hefe oder mehr.
Ob das Vor- und Nachteile bringt muss man testen.

Ist also keine unübliche Praxis wie ich sagen will.

Oft verwendet für sehr starke Biere, wenn die eine schlapp macht kommt die andere alkoholtolerantere Hefe zum Einsatz.

Gruß
Lukas
Benutzeravatar
Johnny H
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4010
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2013, 22:08
Wohnort: Graz, Österreich

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#3

Beitrag von Johnny H »

Chris White von White Labs hat in dem hierverlinkten Webinar letzte (?) Woche einiges Interessantes dazu gesagt. Ich meine, die verkaufen mittlerweile sogar Mischungen. Das kann Vorteile bringen, wenn man z.B. gute Flokkulationseigenschaften der einen Hefe mit gewünschten Aromaeigenschaften der anderen Hefe kombinieren will (oft richtet sich dann das Flokkulationsverhalten des Gemischs nach der besser sedimentierenden Hefe). Nachteile bringt es wohl auch keine.

Warum Du allerdings zwei Hefen mischen willst, von denen Du vermutest, es seien die gleichen, verstehe ich aber nicht.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
McFly
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 68
Registriert: Donnerstag 21. August 2014, 09:58

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#4

Beitrag von McFly »

Wie gesagt,
ich weiß nicht genau welcher Stamm die M44 ist, es kann also sein, das es nicht der Chico Stamm ist.
Aber Du hast schon recht, denn beide Hefen sind ja für WestCoast IPAs und von daher wahrscheinlich sehr ähnlich.
Benutzeravatar
Johnny H
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4010
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2013, 22:08
Wohnort: Graz, Österreich

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#5

Beitrag von Johnny H »

Ich habe mir das Webinar mit Chris White bzw. die relevante Stelle inzwischen nochmal angeschaut (ab ca. 1:07:30). Chris White spricht speziell über einen 50:50-Blend aus WLP001 (California Ale) und WLP002 (English Ale). Mit diesem erhält man den hohen EVGs der California, die Sedimentationseigenschaften der English Ale und geschmacklich ein Gemisch von beiden.

Gerade in Bezug auf diese beiden Hefen (die California Ale WLP001 entspricht der US05, und die English Ale WLP002 entspricht der WY1968) würde es sich vielleicht lohnen, ein Gemisch auszuprobieren, weil die WY1968 für Flaschengärung extrem schwierig zu handhaben ist: vermutlich aufgrund der guten Sedimentationseigenschaften setzt sich die Hefe extrem schnell ab, was regelmäßig dazu führt, dass man zu früh abfüllt und dann mit überkarbonisierten Flaschen (oder Kegs) zu kämpfen hat. Gibt ne Menge Forenthreads zu diesem Problem. Vielleicht wird das ja mit einem Gemisch besser - oder man endet dann damit, dass die englische Hefe als "natürliches Klärungsmittel" für die US05 fungiert, und man erzielt keine Verbesserung.

Vielleicht kann man auch die Gärung mit der WLP002/WY1968 starten, und dann erst gegen Ende der HG nochmal mit frischer US05 pitchen, damit man möglichst viel vom Geschmacksprofil der WY1968 bekommt, aber nach hinten raus die Gärung ein wenig beschleunigt. Wobei die Ester ja erst gegen Ende der Gärung entstehen sollen.

Ich habe Chris White mal angeschrieben. Vielleicht bekomme ich ja eine Antwort.

Um aber nochmal auf Dein spezielles Gemisch zurückzukommen: wenn die beiden geschmacklich und auch sonst ziemlich ähnlich sind, dann lohnt es sich vielleicht wirklich nicht. Andererseits: ich kenne ja die M44 nicht, aber wenn diese z.B. bessere Sedimentationseigenschaften als die US05 hat, ist es vielleicht doch einen Versuch wert. Ich habe gestern einen Sud mit der US05 abgefüllt. Natürlich war ich mal wieder zu faul für einen Cold Crash, aber mei, was für eine trübe Brühe. Es deutet vieles darauf hin, dass die besser sedimentierende Hefe das Sedimentationsverhalten in einem Blend dominiert oder zumindest stark verbessert.

Edit: hier eine sehr interessante Präsentation von White Labs in Bezug auf Blends.
Edit2: den letzten Absatz sprachlich nochmal verbessert
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
Blancblue
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2039
Registriert: Dienstag 6. Januar 2015, 23:09

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#6

Beitrag von Blancblue »

Interessanter Link, danke!
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
ManuAle
Neuling
Neuling
Beiträge: 2
Registriert: Mittwoch 6. Januar 2021, 13:42

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#7

Beitrag von ManuAle »

Hallo allerseits,

Johnny H. hat oben angemerkt:
"Vielleicht kann man auch die Gärung mit der WLP002/WY1968 starten, und dann erst gegen Ende der HG nochmal mit frischer US05 pitchen, damit man möglichst viel vom Geschmacksprofil der WY1968 bekommt, aber nach hinten raus die Gärung ein wenig beschleunigt."
Hat das inzwischen mal jemand gemacht?

Ich stehe nun vor dem gleichen Problem nur mit anderen Hefen. Ich versuche gerade ein Polaris Single Hop IPA zu vergären. Habe eine Stammwürze von ca. 15,5 °P mit der Safale S-33 angesetzt. Ich hatte meine bisherigen Sude alle mit der Nottingham vergoren und wollte einfach mal irgend eine andere Hefe ausprobieren.

Nun ist mir aufgefallen, dass der Endvergärungsgrad der S-33 doch etwas gering ausfallen kann :Ahh . Ich Frage mich, ob ich, wenn die S-33 bei bspw. 6-7°P den Geist aufgibt, einfach noch mal etwas Nottingham oder US-05 dazugeben kann?
Außerdem würde mich interessieren, ob ich die Würze von der alten Hefe runter auf die neue schlauchen muss, oder ob ich die neue Hefe einfach dazu kippen kann? Letzteres wäre mir lieber, da ich am Ende der Gärung noch mal zum Stopfen umschlauchen möchte.

Über Informationen und Meinungen würde ich mich sehr freuen.

Beste Grüße
:Drink
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13294
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#8

Beitrag von flying »

Ein altbekanntes Problem der S-33. Sie schafft in 1. Führung keine Maltotriose und dadurch fehlen ca. 10% . Schwieriges Thema. Ich bin eigentlich kein Freund von solchen "Zweitgaben" wo sich die Hefe gleich ohne Angärzucker mit Mehrfachzuckern rumplagen muss? Kann aber trotzdem klappen.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
ManuAle
Neuling
Neuling
Beiträge: 2
Registriert: Mittwoch 6. Januar 2021, 13:42

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#9

Beitrag von ManuAle »

Vielen Dank, für die zügige Antwort...

Ich denke, ich warte ab, was passiert. Noch gärt alles fleißig und die Schnellvergärungsprobe ist "schon" bei 5 °P. Vielleicht geht da ja noch was (ist noch Schaum drauf)...
Ist mir das Jungbier am Ende der Hauptgärung zu "süß", hab ich ja eh nichts mehr zu verlieren. Dann probiere ich das mit der Extrahefe.
:Drink
San

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#10

Beitrag von San »

Im Braumagazin gab's auch mal einen Artikel, der das Thema streift:
https://braumagazin.de/article/hefestopfen/
Benutzeravatar
SchlatzPopatz
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 893
Registriert: Freitag 26. August 2016, 20:36
Wohnort: Dresden
Kontaktdaten:

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#11

Beitrag von SchlatzPopatz »

Ich habe schon zweimal sowas gemacht. Mit der W107 von Weihenstephan und ihrer Partnerhefe W106, beides ursprünglich von der Dortmunder Stifts-Brauerei (gibt es als eigenständige Brauerei nicht mehr, nur noch als Marke). Beides untergärige Hefen. Die W107 alleine bringt ungefähr 70% sEVG mit der W106 dann 75%. Zumindest bei dem Bier mit dem ich es gemacht habe. Die W106 habe ich bei ca 50% sEVG hinzugegeben. So war für diese Kombination die Empfehlung.
Gruß aus Dresden
:Drink
Markus
Kaitzerhausbräu
Shenanigans
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1166
Registriert: Freitag 12. April 2013, 18:40

Re: Zwei Hefen in einem Bier

#12

Beitrag von Shenanigans »

Chico und Ardennen z.B.
https://www.greenflashbrew.com/our-beers/le-freak/

"The beer is fermented with two yeasts, the Green Flash house yeast and a Belgian yeast. He starts with regular Green Flash Imperial IPA mash. (This is a big beer, 9 percent ABV. But it has such striking balance that it drinks like a session beer.)

The mash is a blend of two row pale barley, a little bit of Carastan, a British crystal malt that provides a full mouth feel and color and crystal malt. Hops are all American, Summit and Nugget. It's dry hopped during fermentation with Amarillo. The hop blend gives it a delicious, orange marmalade note.

He starts fermentation with a White Labs Belgian-style yeast, then on the second day, adds their regular American ale yeast, the same White Labs yeast used in the regular triple."

Ist auf mein "to brew" liste. :Bigsmile
Antworten