Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

Antworten
Hausbrauer
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 168
Registriert: Donnerstag 27. November 2014, 01:01

Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#1

Beitrag von Hausbrauer »

Hi,
bin noch recht neu im thema, wüsste allerdings gern inwieweit es wichtig ist beim brauen auf die qualität des verwendeten wassers zu achten
was mein ich mit qualität? z.b. die wasserhärte oder auch den PH?
was ist euch bekannt, auf was achtet ihr?
JanBr

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#2

Beitrag von JanBr »

Das Thema ist etwas komplex für eine kurze Antwort. Darüber gibt es mehrere Bücher.

Kurz gesagt ist vor allem der Mineraliengehalt interessant. Zum einen die Gesamtmenge (Härte) aber auch das Verhältnis der einzelnen Mineralien zu einander.

Gruß

Jan
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#3

Beitrag von Boludo »

Ich bin beim Wasser sehr pingelig und finde, man kann sich die allergrößte Mühe mit allen Parametern machen, aber das beste Bier mit dem falschen Wasser total ruinieren. Ich bekomm von diesen Falschwasserbieren mit der kantigen, breiten, lang nachhänbenden, unedlen Bittere voll die Krise.
Der pH des Wassers ist nicht entscheidend, sondern der der Maische. Die Gesamthärte ist auch nicht das Thema, somdern die Restalkalität.
Hier steht einiges an Theorie weiter unten, das Thema ist aber sehr umfangfeich.

Stefan
Benutzeravatar
Kurt
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4370
Registriert: Dienstag 2. September 2003, 18:36
Wohnort: Ulm

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#4

Beitrag von Kurt »

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass auch Chlor im Wasser (sebst in winzigen Mengen) das Bier total ruiniert. Gibt "leckere" Chlorphenole die nach Plastik und Medizin schmecken. (Chlor bitte nicht mit Chlorid verwechseln ... )
Agent B
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 311
Registriert: Sonntag 4. November 2012, 17:06
Wohnort: OAL

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#5

Beitrag von Agent B »

Servus Hausbrauer,

bei meinem letzten Sud habe ich das Brauwasser mal 20 Minuten gekocht, da hat sich jede Menge Kalk abgesetzt.
Ob sich das auf den Geschmack auswirkt weiss ich noch nicht, da das Bier erst in der Nachgärung ist.

Der Tipp mit dem abkochen ist hier aus dem Forum.

Gruss Andreas
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#6

Beitrag von Boludo »

Abkochen geht prinzipiell immer und fällt sogar teilweise Magnesium aus. Und Chlor ist auch kein Thema mehr.
Dann sollte man aber 20 Minuten kräftig kochen und den ausgefallenen Kalk mit Citronensäure zum Reinigen wieder lösen.
Vorteil: Man muss sich nicht mit Wasserwerten rumschlagen.t
Nachteil: Sehr energieintensiv und man weiß nachher trotzdem nicht so ganz genau, was man da für Wasser hat.

Stefan
Benutzeravatar
Ruthard
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 7503
Registriert: Sonntag 26. Februar 2012, 21:07
Kontaktdaten:

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#7

Beitrag von Ruthard »

Brauwasser ist eine Wissenschaft für sich und bietet mindestens soviel Diskussionsstoff wie das Reinheitsgebot.

Um es einmal für einen Einsteiger vereinfacht darzustellen: grundsätzlich läßt sich mit jedem Wasser dass getrunken werden kann, auch Bier brauen. Es ist jedoch nicht jedes Wasser für jede Biersorte geeignet. Statt jetzt am Wasser herumzuschrauben sollte man als Anfänger bei der Rezeptauswahl (es gibt ja genug) auf Sorten zurückgreifen, die zum jeweiligen Wasser passen oder die in Sachen Wasser unempfindlich sind - Pils scheidet zum Beispiel in den meisten Fällen schon aus.

Das wurde Jahrunderte lang so gemacht - als man um die Bedeutung des Brauwassers, bzw seiner Zusammensetzung und dessen Einfluß auf das Bier noch nicht wusste. Biere im Münchner Raum als Beispiel waren hopfenarm, weil das mineralhaltige Wasser aus den Alpen keine Hopfenbomben zugelassen hat.

Einschränkungen gibt es natürlich für Extreme - mit Brackwasser aus dem Wattenmeer würde ich nicht brauen wollen und was da in Küstennähe aus dem Hahn kommt, schmeckt oft so.

Chloriert wird Trinkwasser in Deutschland eigentlich nicht mehr, ausser nach Hochwasserkatastrophen und dann nur vorübergehend. Dann ist einem wahrscheinlich eh nicht nach brauen zumute.

Cheers, Ruthard
Manchmal braucht es nicht viel für einen guten Tag, ein kühles Bier und 5 Millionen EuroBild
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#8

Beitrag von Boludo »

Bei uns wurde in letzter Zeit öfter mal gechlort, ohne Hochwasser.
Da wurden Colibakterien im Trinkwasser nachgewiesen und es wurde entsprechend mehrmals gechlort.
Jetzt ist aber alles wieder gut.

Wenn man das Bier dem Waser anpasst, landet man bei Wasser mit hoher Restalkalität eigentlich automatisch beim Hefeweizen.
Es gibt kaum ein Bier mit weniger Hopfen.
Aber je nach Wasseranalyse kommt man auch mit ein wenig Milchsäure sehr weit, man muss halt die Menge richtig ausrechnen.


Stefan
JanBr

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#9

Beitrag von JanBr »

Boludo hat geschrieben:Bei uns wurde in letzter Zeit öfter mal gechlort, ohne Hochwasser.
Da wurden Colibakterien im Trinkwasser nachgewiesen und es wurde entsprechend mehrmals gechlort.
Jetzt ist aber alles wieder gut.

Wenn man das Bier dem Waser anpasst, landet man bei Wasser mit hoher Restalkalität eigentlich automatisch beim Hefeweizen.
Es gibt kaum ein Bier mit weniger Hopfen.
Aber je nach Wasseranalyse kommt man auch mit ein wenig Milchsäure sehr weit, man muss halt die Menge richtig ausrechnen.


Stefan
Und halt eben Dunklem. Nicht umsonst gibt's Münchner Malz....

Aber zum Thema Wasser, hier steht einiges http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... oolswasser
GregorSud
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 629
Registriert: Sonntag 7. September 2014, 11:49

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#10

Beitrag von GregorSud »

Wenn du dich als Anfänger (wie ich) nicht viel mit dem Wasser beschäftigen kannst, oder willst, und bei dir eine ähnlich harte Brühe aus dem Hahn kommt, kannst du dir einen Umkehrosmosefilter zulegen. Zwar reift das mit dem gefilterten Wasser gebraute Bier zur Zeit noch, ist aber jetzt schon ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ein IPA mit 50 IBU lässt sich direkt nach der NG trinken, schmeckt kein bisschen kratzig oder unrund. Mein erstes IPA von vor drei Monaten mit 35IBU, kann man langsam trinken, ohne das Gefühl zu haben, dass einem etwas in der Kehle steckt ;)
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#11

Beitrag von Boludo »

100% Osmosewasser würd ich aber auch nicht nehmen, so ganz ohne Calcium ist auch nicht gut.

Stefan
GregorSud
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 629
Registriert: Sonntag 7. September 2014, 11:49

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#12

Beitrag von GregorSud »

Boludo hat geschrieben:100% Osmosewasser würd ich aber auch nicht nehmen, so ganz ohne Calcium ist auch nicht gut.

Stefan
Nein nein, habe es Verschnitten und an Pilsenerprofil angepasst. Und demnächst werde ich mal aufsalzen.
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#13

Beitrag von cyme »

Man muss ja nicht gleich ein komplettes Ionenprofil nachbauen. Wenn man Wasser mit viel Karbonathärte hat, ist eine einfach Behandlung mit Kalkwasser oder Milchsäure kein Hexenwerk und kostet nur ein paar Cent.
Benutzeravatar
Ruthard
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 7503
Registriert: Sonntag 26. Februar 2012, 21:07
Kontaktdaten:

Re: Auswirkungen der Wasserqualität auf das Brauen/Gären

#14

Beitrag von Ruthard »

Ich versuche auf eine Anfängerfrage eine umsetzbare Antwort zu finden, ohne denjenigen gleich zum Dr. aqu. zu machen.

Da der Hausbrauer zunächst einmal das Wasser verwenden will, das aus seiner Leitung kommt, wäre es vielleicht einfacher zunächst diese Werte zu besprechen und zu sehen was geht und was nicht. Es können dann immer noch Vorschläge zur Behandlung gemacht werden - unter Umständen ist gar nichts erforderlich und das Wasser kann verwendet werden wie es ist.

Wasserwerte gibt es von der örtlichen Wasserversorgung und sind vielerorts im Internet veröffentlicht, ansonsten hilft eine telefonische Rückfrage. Obacht: in größeren Orten können Wasserwerte von Straßenseite zu Straßenseite unterschiedlich sein, das sollte einem der Wasserversorger aber sagen können.

Cheers, Ruthard
Manchmal braucht es nicht viel für einen guten Tag, ein kühles Bier und 5 Millionen EuroBild
Antworten