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Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Sonntag 1. Januar 2017, 20:59
von funkiwi
Liebe Forengemeinde,

erstmal wünsche ich allen ein gesundes und frohes neues Jahr. :Greets

Seit letztem Jahr sind mein Dad und ich ebenfalls unter die Hobbybrauer gegangen. Ich lese das Forum schon einige Zeit mit, jetzt habe ich aber eine Frage zu unserem aktuellen Sud und komme nicht mehr durch das Lesen der anderen Threads weiter. Wir haben am 17.12. ein XMAS Ginger Ale nach einem Rezept von Hubert Hanghofer (Pilsener Malz, Weizenmalz, Spalter Merkur als Hopfen, dazu noch Piment, Zimtstanden, Orangenschalen und Nelken) angesetzt. Als Hefe kommt die Fermentis Safbrew S-33 zum Einsatz.

Wir haben vor der Hefezugabe mit dem Refraktometer 14 Brix gemessen. Nach jetzt 2 Wochen Gärung bei ~17°C Temperatur, haben wir 8,8 Brix im gärenden Bier gemessen. Das ist noch ziemlich hoch, korrekt? Für mich sieht es so aus, als wenn das Bier noch gärt, ob der Blasen, allerdings bin ich da kein Profi. Meine Frage ist jetzt: Ist der Gärungsverlauf noch normal? Andernfalls: Was ist zu tun? Aufrühren und etwas wärmer stellen?

Ich hoffe das Bild ist für eine Einschätzung gut genug.

Vielen lieben Dank für eure Hilfe schonmal im Voraus,
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Sonntag 1. Januar 2017, 21:41
von afri
Das Bild sieht nach einem fertig vergorenen Jungbier aus, 8,8°B sind schon noch recht hoch, aber vielleicht bei der Hefe normal (die kenne ich nicht). Das ergibt nach Earls Rechner einen RE von 5,5°P und einen EVGs von knapp 60%.

Ich würde es noch eine Woche stehen lassen und bei keiner weiteren Änderung abfüllen. Normal sind langsame Gärungen durchaus, hier sind ja gerade mal zwei Wochen herum, da geht eventüll noch was.
Achim

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Sonntag 1. Januar 2017, 21:57
von Alt-Phex
Die S-33 ist nicht für ihren hohen Endvergärungsgrad bekannt. Das kann durchaus schon das Ende sein.
Ich würde das aber noch ein paar Tage stehen lassen und dann nochmal messen. Hat sich nichts getan
kannst du abfüllen.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 07:16
von SaBe
Ich hab mit der Hefe auch keine Erfahrung, die Gewürze könnten aber auch einen Einfluss auf die etwas schleppende Gärung haben. Ich würde auch noch ein paar Tage warten, evtl. etwas wärmer stellen.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 11:47
von funkiwi
Danke für eure Meinung. Genauso werden wir da jetzt verfahren und vermutlich am Ende der Woche abfüllen, so sich denn nichts mehr ändert.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 12:06
von Boludo
Die S-33 kann keine Maltotriose vergären und erreicht dadurch nur sehr niedrige Vergärungsgrade.
In dem Fall sind es wohl um die 60%, was aber selbst für die S-33 ziemlich wenig ist.
Andererseits wundert es mich, da die S-33 normal extrem flott ist.

Dass Du den Alkoholfehler rausrechnen musst weißt Du, oder?
Hier stehen noch ein paar andere Dinge zum Thema:
viewtopic.php?f=7&t=212

Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 18:31
von funkiwi
Hey Stefan,

danke für einen Post. Das Herausrechnen des Alkoholfehlers ist mir bekannt.
Deinen Sticky Post @link hab ich eben nochmal komplett gelesen.

Wie würdest du verfahren? Aufrühren / wärmer Stellen oder auch einfach n Paar Tage abwarten und Abfüllen, so sich denn nichts mehr ändert?

Liebe Grüße
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 17:58
von funkiwi
Guten Abend liebe Braugemeinde,

wie hier besprochen, haben wir das Bier nach einer weiteren Woche abgefüllt. Das war vor 2 Wochen. Im Rezept stand, dass es anschließend 3-4 Wochen bei ~6°C in der Flasche nachgären soll. Aufgezuckert haben wir nach Rezept mit 2g Traubenzucker/0,5l.

Heute, nach 2 Wochen Flaschengärung, wollten wir unser Bier schon mal kosten. Und leider waren wir sehr enttsäuscht. Beim Aufmachen der Bügelflaschen kam schon kein richtiges "plopp". Ins Glas eingegossen gab es fast überhaupt eine Schaumbildung. Ein paar größere Blasen waren auf der Oberfläche vorhanden, mehr allerdings nicht. Beim Trinken kann man auch nur eine sehr sehr geringe Kohlensäure merken - furchtbar. Es ist vom Trinkgefühl eher ein etwas bitterer, dünner Saft als ein Bier.
Abseits davon ist der Geschmack ganz gut, es schmeckt sehr nach den weihnachtlichen Gewürzen, vor allem die Orange kommt gut durch.

Kann uns jemand helfen, wie wir ggfs. das Bier noch retten können? Mit so wenig Kohlensäure ist es leider nicht wirklich trinkbar.
Liebe Grüße
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:02
von gulp
Bei 6° findet so gut wie keine Nachgärung statt. Stell das mal 2 Wochen bei Zimmertemperatur hin. Nach einer Woche probierst du dann mal eine Flasche. Was war denn das für ein :Mad Rezept?

Gruß
Peter

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:13
von funkiwi
Hallo Peter,

danke für deine schnelle Antwort. :thumbup Ich räume die Flaschen gleich ausm Kühlschrank. Das Rezept ist von Hubert Hanghofer, ich kann das nachher mal abtippen und komplett posten.

Liebe Grüße
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:17
von gulp
Hmmm sicher ein Druckfehler, das sollte bestimmt 16° heißen. Das Hanghofer Buch ist schon nicht schlecht.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:40
von Alt-Phex
Vermutlich eher die Nachgärung mit der anschliessenden Kaltreifung/Lagerung verwechselt.

2g Traubenzucker erscheint mir auch etwas wenig. Was für ein Bier soll es denn sein - ober- oder untergärig ?

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:53
von Boludo
Eindeutig zu wenig Zucker.
Wie habt ihr die 2g ausgerechnet?

Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 18:58
von Beerbrouer
Im Rezept steht "Ausgären lassen, mit 4 - 5g/l Zucker karbonisieren und einige Wochen reifen lassen."

Die Nachgärung war zu kalt und ihr habt zu wenig Zucker genommen.

Gruß

Gerald

Edit sagt: nach Rezept habt ihr mit 2 g je 0,5 Liter die richtige Menge genommen. Finde ich aber trotzdem zu wenig.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 20:32
von funkiwi
Nabend,

vielen Dank für eure Posts. :thumbup

Das sollte ein obergäriges Bier werden und ich habe bisher auch noch nie so wenig Zucker zum carbonisieren benutzt, aber wenns im Rezept so steht, dachte ich, dass ich mich mal daran halte.

Ich hab die Flaschen jetzt aus dem Kühlschrank genommen und lagere sie bei ~19°C wie von Peter empfohlen.

Ist es empfehlenswert die Flaschen zu öffnen und beispielsweise noch 1g Traubenzucker je 0,5l Flasche nachzufüllen?

Liebe Grüße
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 21:51
von Dr.Edelherb
Zucker (pur) nachträglich zugeben ist schwierig, das hab ich 1x probiert und es schäumt sofort über, eventuell mit einer Zuckerlösung..
Davon aber mal abgesehen hatte das Bier ja noch keine richtige Nachgärung bei der Temperatur, vielleicht solltest du es jetzt einfach mal nachgären lassen und schauen obs trinkbar wird..
Es wird zwar nur sehr schwach karbonisiert sein, aber vielleicht reichts ja "grad so"

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 21:56
von schollsedigger
Hi,

2g/0,5l ist ungefähr halb soviel wie mit diesem Spzialdosierlöffel (3,8g/0,5l).

Wenn nach der wärmeren NG immer noch CO2 fehlt, stell die Flaschen möglichst kalt und dosiere die fehlende Menge als aufgkochte und abgekühlte Zuckerlösung mit einer Einwegsterilspritze nach.

Grüße

Matze

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 22:38
von afri
funkiwi hat geschrieben:Abseits davon ist der Geschmack ganz gut, es schmeckt sehr nach den weihnachtlichen Gewürzen, vor allem die Orange kommt gut durch.
Wenn du so wenig CO2 hast und dies an der noch nicht abgeschlossenen NG liegt, müsste das Bier ja sehr süß schmecken. Ist das so? Wenn nein, dann hast du einen anderen Fehler und du kannst sie wieder zurück in den Kühli packen :-)
Achim

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 21. Januar 2017, 23:44
von Maulwurfmann
Nur nebenbei, weil es bisher niemand erwähnt hat. Im Rezept wird wohl mit Haushaltszucker karbonisiert, du hast aber mit Traubenzucker gearbeitet.

Bei Traubenzucker muss man mit 9 % mehr Gramm rechnen. Macht zwar den Braten nicht fett, aber bei dieser geringen Menge Zucker bzw. Traubenzucker bzw. Karbonisierung und einer evtl. nicht genauen Waage, kann das hinten raus schon einen spürbaren Unterschied machen.

Quelle: http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... chner#Kap2

Viele Grüße
Fabian

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Sonntag 22. Januar 2017, 11:19
von gulp
Ist es empfehlenswert die Flaschen zu öffnen und beispielsweise noch 1g Traubenzucker je 0,5l Flasche nachzufüllen?
Nimm lieber Haushaltszucker. Ich würde das mit ein paar kalten Flaschen probieren. Vorsichtig öffnen, Zucker rein, sofort verschließen. Da musst du schnell sein! Die Brühe reagiert sofort. Ich habe das vor ein paar Jahren mal erfolgreich gemacht.

Wenn ich mir die Werte weiter oben so anschaue, könnte es auch sein, dass das noch gar nicht endvergoren war, somit wären auch Flaschenbomben möglich. Bei allem was du unternimmst vorsichtig arbeiten, z.B.: die wärmer gestellten Flaschen in eine Wanne stellen und abdecken. Mag sein, dass das übervorsichtig ist, aber man weiß ja nie.

Hier noch ein paar Informationen zu Trockenhefen: Interessant ist in diesem Zusammenhang die Spalte "erreichter EVG (%)".

Gruß
Peter

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Samstag 28. Januar 2017, 10:30
von funkiwi
Hallo zusammen,

wow. Vielen Dank für die ganzen hilfreichen Informationen. Das werde ich morgen dann bei Gelegenheit alles mal durchlesen. Es gibt jetzt einen Zwischenstand zu vermelden. Wie angekündigt haben wir die Flaschen jetzt ~1 Woche wärmer gestellt. Insgesamt hat sich doch etwas Kohlensäure gebildet. Wir haben in 0,5l und 0,33l Flaschen umgefüllt und der Unterschied ist echt beeindruckend. Sowohl in Farbe, Geschmack, Kohlensäure. Es ist der gleiche Sud. Es scheint, als ob ich in den 0,33l Flaschen nicht genug Hefe/Zucker hatte, als das die Hefe wirklich arbeiten kann. Könnte das sein?

Das Bier aus der 0,5l Flasche schmeckt wie richtiges Bier, deutlich weniger süß und fruchtig als vor einer Woche.
Die 0,33l Flasche hingegen bleibt relativ süß und fast ohne Kohlensäure. Und da würde ich gerne noch etwas probieren, denn so ist es nicht wirklich Bier. Flaschenbomben will ich aber um jeden Preis verhindern. Ich würde es mit ~0,66g / 0,33l Flasche Haushaltszucker probieren, nachdem ich die Flaschen nochmal kalt gestellt habe. Gute Idee?

Liebe Grüße
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Freitag 3. März 2017, 22:48
von funkiwi
Guten Abend liebe Forengemeinde,

ich möchte mich zu diesem Thread zurückmelden und vor allem danke sagen.

Wir haben das Bier per Zuckerlösung mit Haushaltszucker (so ca. 1g/0,5l) nachcarbonisiert und dann noch 2 Wochen wärmer gestellt. Letzte Woche konnte ich es dann endlich persönlich verkosten.
Das Bier sieht nun in allen Flaschen aus, wie das dunklere Bier aus der 0,5l Flasche zuvor. Der Geruch ist sehr weihnachtlich und vor allem die Orangen kommen sehr durch.
Das Bier hat nun endlich Kohlensäure und ist nicht süß! Es schmeckt wirklich nach Nelken und Orangen und ist für meinen Geschmack aber sehr ausgewogen. Schwierig den Geschmack in Worte zu fassen; normalerweise schmecken mir Weihnachtsbiere (aus dem Handel) nicht besonders. Aber das Bier kann getrost als gerettet und sehr schmackhaft bezeichnet werden!

Vielen, vielen Dank an euch für die Ratschläge :)

:Drink und ein schönes Wochenende,
Stefan

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 11:34
von majobe
Hallo,

ich habe ein ähnliches Problem...
Hefezugabe bei 13.5°P
Heute, nach 12! Tagen blubbert es immer noch (alle 10s) und es bleiben immer noch +- 6°P.. -1.033 SG

Hefe: Wyeast Belgian Strong Ale 1388
Gärung zuerst bei 22°C danach leicht hochgefahren bis 24°C

Da es mein erster Sud ist.. kann ich abfüllen oder muss es sich ausgeblubbert haben?

Danke!

MArkus

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 16:40
von ak59
Hi,

erstmal weiter blubbern lassen, aber das alleine reicht nicht als Indikator zum Abfüllen. Zumindest sollte sich einige Tage nichts mehr ändern, sonst baust Du Dir Flaschenbomben. Ein paar Tage mehr schaden nicht.

Gruß,

Andreas

P.S.: Ob die Hefe langsam ist kann ich nicht sagen - bin selbst noch Jungbier ;-)

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 17:03
von gulp
Womit hast du diese 6 "P" gemessen? Ich vermute mal mit einem Refraktometer.
+- 6°P.. -1.033 SG

Da stimmt was nicht, 6 P sollten 1.024 SG sein.

Gruß
Peter

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 18:08
von majobe
Hallo,

1.032 mit Refraktometer und 6°P gespindelt.
Wenn ich den Braureka rechner hinzuziehe stimmts somit +-.

Ich reformuliere meine Frage: solange es blubbert, arbeitet die Hefe noch und das Bier kann somit nicht abgefüllt werden? oder habe ich einen Denkfehler?
Und wie kann ich die Gärung beschleunigen, Temperatur noch höher fahren?

Danke

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 19:08
von Brandergartenbier
Du musst nichts beschleunigen. Das braucht seine Zeit und die sollte man dem ganzen auch geben. Blubbern ist kein 100% Indikator, solange es bei mir aber kontinuierlich Blubbern messe ich nicht.

Ich merke wie es immer weniger Blubbern und irgendwann passiert nichts mehr. Dann messen, drei Tage später wieder messen. Ist der Wert gleich geblieben - > abfüllen

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 19:35
von Alt-Phex
Das Blubbern sagt nur aus das CO2 entweicht. Ob das jetzt noch durch aktive Gärung passiert oder sich einfach nur Kohlensäure aus dem Bier entbindet kann man nicht wissen. Umgekehrt kann es gar nicht blubbern obwohl es gärt, nämlich wenn der Behälter undicht ist.

Kurz gesagt: Es hilft nur messen. Der Gärspund sagt rein gar nichts aus.

Re: Gärung verläuft sehr langsam

Verfasst: Donnerstag 5. November 2020, 19:54
von majobe
Brandergartenbier hat geschrieben: Donnerstag 5. November 2020, 19:08 solange es bei mir aber kontinuierlich Blubbern messe ich nicht.
So ähnlich war auch mein Gedanke.. solange es blubbert, nicht nötig zu messen, hab mich nur gewundert dass es nicht aufhört zu blubbern ;-)

Werde das blubbern also beiseite lassen und am Wochenende nochmal messen und dann ggflls abfüllen, viel passiert eh nicht mehr.

Danke für die Rückmeldungen!