Schaffe es nicht die Gärung zu verstehen

[Bachus]

Hallo Hobbybrauer,
Ich bin nun seit einigen Monaten als Hobbybrauer-Anfänger am brauen und lesen. Aber einige Fragen zur Gärung habe ich immernoch, die ich nicht geklärt bekomme. Ich bin mir sicher, dass ihr mir da weiterhelfen könnt :) danke!
Ich gehe so vor, dass ich nach dem Würzekochen in etwa 8% in eine Flasche fülle die ich in den Tiefkühler stecke. Die restliche Würze fülle ich in den Garbottich, versuche da möglichst viel Luft unterzurühren und kippe die Hefe rein. Dann lass ich es in etwa eine Woche stehen, bis sich für eine Weile nichts mehr tut. Nun gebe ich die vorher entnommene 8% Würze wieder rein und Fülle es in die Flaschen ab. Diese lasse ich 3-4 Wochen bei Raumtemperatur stehen und stelle sie dann für 3-4 Wochen in den Kühlschrank. Nun zu meinen Fragen:

1) kann die Hefe bei einer zu langen Hautpgärung sterben, sodass bei der Flaschengärung nichts mehr passiert?
1a) sollte sie tatsächlich irgendwann sterben, wie weiß man wann tatsächlich der richtige Moment ist abzuführen?
2) Nach der Flaschengärung bei Raumtemperatur wird sie kalt gelagert damit unter anderem sich besser die Kohlensäure bindet (stimmt das?). Aber was passiert, wenn ich das Bier aus dem Kühlschrank rausnehme und 2 wochen wieder draußen lasse ehe ich es trinke? War die Kaltlagerung dann umsonst?
3) ich habe vor lauter Ungeduld letztens ein Bier nach zwei Wochen Raumtemperatur Lagerung auf gemacht, es hat ziemlich gesprudelt und ist eine Weile übergelaufen. Nun habe ich Angst, dass keines der Biere von dem Brautag zu gebrauchen sind, weil ich zu viel Druck auf den Flaschen habe. Rettet die Lagerung im Kühlschrank mein Bier weil das Gas sich mit der Flüssigkeit bindet und es so zum druckabbau kommt? Darf ich diese Biere dann nur kalt auf machen?

Ich hoffe meine Fragen sind nicht zu blöd, ich war in letzter Zeit viel in Programmierer-Foren unterwegs wo die nur aufeinander losgehen wenn denen die Fragen nicht passen...
Liebe Grüße,
Bachus

[beercan]

Hast du dir das denn schon angeschaut!!?? Hier sollten eigentlich alle deine Fragen beantwortet werden.
viewtopic.php?f=7&t=212

[Alt-Phex]

Das hier solltest du dir mal gründlich durchlesen dann verstehst du das auch.
viewtopic.php?f=7&t=212&view=unread#unread

Vorallem verstehst du dann auch was du falsch machst.

In Kurzform:
Du füllst ab wenn sich "nichts mehr tut", das ist falsch. Du musst messen.
Du benutzt eine pauschale Speisemenge. Das ist auch falsch, die Menge
muss berechnet werden. Das kann man hier machen: http://fabier.de/biercalcs.html

Wenn dir das Bier aus der Flasche sprudelt dann ist es überkarbonisiert.
das passiert wenn das Bier nicht ausgegoren ist und/oder man zuviel
Speise benutzt hat.

Kleiner Tipp: Zucker ist viel einfacher zu handhaben. Dosierhilfe

[ApfelHans]

Auch wenn Beercan mit dem Link die Frage ja schon beantwortet hat:

1. Hefe stirbt nicht einfach so, sie fängt an sich selbst zu fressen (Autolyse), das schmeckt man normalerweise (schmeckt gar nicht gut). Solange du dein Bier nicht von sämtlichen Hefezellen befreist ist noch genug Hefe für die Flaschengärung drin.
1a. abzuführen? du meinst vermutlich Abfüllen: der richtige Moment um abzufüllen ist, wenn sich die Stammwürze über einige Tage nicht mehr ändert, durch die Speise oder Zuckergabe kommt die Gärung nochmal in Gang und bildet die Kohlensäure die dann in der verschlossenen Flasche bleibt.
2. kalt lagern trägt hauptsächlich der Klärung bei und um ungewünschte Fehlaromen durch die Hefe zu vermeiden. Wenn du es aus der Kühlung nimmst und warm trinkst, hast du eben warmes Bier getrunken. Optimal ist das nicht, da Bier eigentlich so bei 7-10° getrunken werden solle. Aber vom Gärverlauf dürfte da im Normallfall nichts passieren, was du rausschmeckst. Zum zweiten Teil deiner Frage: der Kohlensäuregehalt in der Flasche bleibt gleich, aber der Druck steigt wenn die Temperatur steigt (bspw. bei 20° zeigt dein Manometer 2 Bar und bei 5° 0,8 bar, was beide Male heißt es sind etwa 5g/l CO2 enthalten). Das bedeutet auch, je wärmer das Bier desto schneller entbindet sich das CO2, also hat es kalt nach dem Öffnen länger Kohlensäure.

Noch eine Sache: Speisegabe ist sehr unsicher um eine halbwegs genauen CO2-Gehalt zu erreichen, außer man kennt seine Würze und seine Hefe ganz genau, aber grade als Anfänger braut man ja eher unterschiedliche Sachen bis man sich auf etwas eingestellt hat das man öfter macht. Daher wäre es bei Flaschengärung angebracht, mit Zucker anstatt mit Speise zu arbeiten. Auch dazu ist der Link im Vorpost hilfreich.

Gruß
Hans

[Bachus]

Danke für eure Antworten, besonders dir Hans!
Damit sind meine Fragen beantwortet.
Und ihr habt recht, der Post ist super zum nachlesen.

[§11]

1) kann die Hefe bei einer zu langen Hautpgärung sterben, sodass bei der Flaschengärung nichts mehr passiert?

Theoretisch ja, aber praktisch nein. Hefe "stirbt" in der Regel keines natuerlichen Todes. Hefe stellt in der Hauptgaerung irgendwann den Stoffwechsel ein. Dafuer gibt es verschiedene Gruende. Der einfachste, es ist kein Substrat, sprich Extrakt, mehr vorhanden. Die andere Moeglichkeit ist die sogenannte Selbsthemmung. Das heist die Stoffwechselprodukte, hier vor allem Alkohol, erreicht eine Konzentration die die Hefe nicht mehr vertraegt. Hier sterben teilweise Zellen ab, aber auch das ueberleben einige Zellen, stellen aber den Stoffwechsel ein. DIe andere Hemmung ist Druck, was aber bei uns meist keine Rolle spielt

1a) sollte sie tatsächlich irgendwann sterben, wie weiß man wann tatsächlich der richtige Moment ist abzuführen?

Wie gesagt, bei der Dauer einer 'normalen' Haupgaerung kein Problem.

2) Nach der Flaschengärung bei Raumtemperatur wird sie kalt gelagert damit unter anderem sich besser die Kohlensäure bindet (stimmt das?). Aber was passiert, wenn ich das Bier aus dem Kühlschrank rausnehme und 2 wochen wieder draußen lasse ehe ich es trinke? War die Kaltlagerung dann umsonst?

Das ist egal. Die Flasche ist verschlossen und damit aendert sich die Gasmenge nicht, lediglich das Volumen und die Menge die in Loesung geht. Bier kalt, mehr in Loesung, niedriger Druck. Warmes Bier weniger in Loesung mehr Druck. Das heist du kannst es 100 mal warm warden lassen und wieder kuehlen, das Gleichgewicht aendert sich nicht. Wenn es beim Oeffnen zu warm ist, kommt es dir aus diesem Grund auch entgegen. Der Druck steigt um das Gas in Loesung zu halten, du nimmst den Gegendruck schlagartig weg, das Gas kann nicht mehr in Loesung gehalten warden und enbindet sich schlagartig und ist so freundlich dir entgegen zu kommen.

3) ich habe vor lauter Ungeduld letztens ein Bier nach zwei Wochen Raumtemperatur Lagerung auf gemacht, es hat ziemlich gesprudelt und ist eine Weile übergelaufen. Nun habe ich Angst, dass keines der Biere von dem Brautag zu gebrauchen sind, weil ich zu viel Druck auf den Flaschen habe. Rettet die Lagerung im Kühlschrank mein Bier weil das Gas sich mit der Flüssigkeit bindet und es so zum druckabbau kommt? Darf ich diese Biere dann nur kalt auf machen?

Ja, kalt aufmachen hilft.

[Bachus]

Viel Dank, dass du dir die Zeit genommen hast das so Ausführlich zu beantworten

[OS-Schlingel]

Schau doch mal unter Büchern nach...

Hanghofer hat die Bierherstellung in den eigenen vier Wänden verständlich erklärt.
Kannst Du auch gleich als Nachschlagewerk benutzen.


Viel Erfolg


Stephen