Verwirrung beim Reife-Prozess

Antworten
Benutzeravatar
Malzknecht
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 740
Registriert: Freitag 2. Juni 2017, 09:17
Wohnort: Ascheberg (Westf)

Verwirrung beim Reife-Prozess

#1

Beitrag von Malzknecht »

Hallo zusammen,

ich habe bisher nur 2 Bierkis vergoren und folgendes gemacht:
1. In Flaschen abfüllen + Zuckergabe
2. ca 10 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen
3. ca. 2-4 Wochen in den Kühlschrank
4. fertig.

So stand es in vielen Threads, als auch im Wiki unter
wiki/doku.php/brauen_mit_bierkits
Stell die Flaschen 6-8 Tage an einen warmen Ort (18 -21 ° C). Danach sollten sie kühl und aufrecht stehend gelagert werden. Vor dem servieren unbedingt auf 8 ° C Trinktemperatur kühlen und das Glas mit kaltem Wasser ausspülen. Ich empfehle eine Reifung von mindestens 4 - 6 Wochen bzw. bis sich die Hefe am Boden abgesetzt hat und das Bier klar geworden ist.
und
wiki/doku.php/anleitung_zum_bierbrauen
Schritt 24: Nachgärung

Wenn dein Bier in den Flaschen ist, steht die Nachgärung an. .... Stelle dein Bier (ggf. in Kisten) an einen ruhigen, dunklen Ort, der wie bei der Hauptgärung ca. 18 bis 21 °C hat. ...Unter diesen räumlichen Bedingungen lässt du dein Bier 10 Tage stehen.

Schritt 25: Reifung

Nach 10 Tagen Nachgärung bei Zimmertemperatur ist dein Bier an sich schon fertig. Es sollte nun aber – bestmöglich – noch einige Zeit bei 2-3 °C reifen.... Lass deine Flaschen min. 2 Wochen aufrecht stehend im Kühlschrank reifen.
Soweit klar!
Jetzt habe ich aber den berühmten Thread von Boludo gelesen, aus dem ich aber einen anderen Prozess entnehme:
viewtopic.php?f=7&t=212
11. Das Bier muss anschließend in der Flasche nachgären. Das geht am besten bei Raumtemperatur.
... Bei Zucker ist es meistens nach 1 Woche rum. Bei stark sedimentierenden Hefen wie der S-04 kann es mal 2 Wochen dauern.
... 13. Das Bier sollte nun noch ein wenig reifen. Da dies hauptsächlich durch die Hefe geschieht, braucht es dazu etwas Temperatur. Am schnellsten geht es bei Raumtemperatur... Danach kommt die Lagerung. ... Obergärige Biere brauchen es eigentlich nicht so kalt, normale Kühlschranktemperatur oder 10°C reichen.
Demnach wäre der Prozess:
1. In Flaschen abfüllen + Zuckergabe
2. 1-2 Wochen gären lassen bei Zimmertemperatur
3. Reifen: ca 10 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen
4. Lagerung: ca. 2-4 Wochen in den Kühlschrank
5. fertig.

Das hört sich für mich als Anfänger etwas verwirrent an, da es so klingt, als würde Schritt 2 (1-2 Wochen gären lassen bei Zimmertemperatur) im Wiki gar nicht erwähnt.

Was habe ich hier misverstanden?
Viele Grüße
Viele Grüße,
Tobi

Malzknecht.de - Mein Hobbybrauer Blog
Bier & Brauen - Mein Hobbybrauer Podcast
Benutzeravatar
Alt-Phex
Moderator
Moderator
Beiträge: 9888
Registriert: Mittwoch 1. Februar 2012, 01:05
Wohnort: Düsseldorf

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#2

Beitrag von Alt-Phex »

Damit ist die Nachgärung gemeint. Ist die beendet kommt das Bier in den Kühlschrank.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Benutzeravatar
Malzknecht
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 740
Registriert: Freitag 2. Juni 2017, 09:17
Wohnort: Ascheberg (Westf)

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#3

Beitrag von Malzknecht »

Also entgegen des Eintrags im Wiki (die Einsteiger-Einleitung) dann so?
1. In Flaschen abfüllen + Zuckergabe
2. 1-2 Wochen gären lassen bei Zimmertemperatur
3. Reifen: ca 10 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen
4. Lagerung: ca. 2-4 Wochen in den Kühlschrank
5. fertig.

Also bei Zimmertemperatur 1-2 Wochen gären + 10 tage reifen und erst dann, nach 3-4 Wochen Zimmertemperatur weitere 2-4 Wochen Kühlschrank?
Viele Grüße,
Tobi

Malzknecht.de - Mein Hobbybrauer Blog
Bier & Brauen - Mein Hobbybrauer Podcast
Benutzeravatar
Alt-Phex
Moderator
Moderator
Beiträge: 9888
Registriert: Mittwoch 1. Februar 2012, 01:05
Wohnort: Düsseldorf

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#4

Beitrag von Alt-Phex »

Das "Reifen" wird kontrovers diskutiert. Da Brauereien auch nicht "warm reifen" kommt das Bier bei mir in den Kühlschrank sobald die Nachgärung beendet ist. Dort kann es dann "kalt reifen". Das "warme reifen" halte ich für einen Hobbybrauer-Mythos.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Benutzeravatar
Malzknecht
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 740
Registriert: Freitag 2. Juni 2017, 09:17
Wohnort: Ascheberg (Westf)

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#5

Beitrag von Malzknecht »

Ahh jetzt habe ich es verstanden. Danke! Im wiki wird kalt gereift und im Boludo Thread warm. Ein Hinweis an beiden Stellen würde Anfängern wie mir direkt die Erleuchtung bringen :-)
Viele Grüße,
Tobi

Malzknecht.de - Mein Hobbybrauer Blog
Bier & Brauen - Mein Hobbybrauer Podcast
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#6

Beitrag von Sura »

Ich finde die Angabe fester Zeiten in jeder Hinsicht als Blödsinn. 10 Tage können passen, kommt aber auf die Hefe an. Und es hängt auch nicht von der Zeit der Hauptgärung ab. Das einzige was hier hilft ist ein Flaschenmanometer. Wenn man das nicht hat, würde ich wenigstens 2-3 Wochen empfehlen, aber wirklich bei _durchgehend_ 20°C.
Die Reifung ist ab dem Teil, bei dem die Hefe mit der Vergärung eigentlich komplett durch ist. Allerdings räumt sie hinterher noch alles das auf, was sie bei der Vergärung erzeugt hat und man nicht im Bier schmecken möchte. Kühlst du also ein Bier nach 10 Tagen (nicht oder grade so) abgeschlossener Nachgärung direkt runter, und war das vorher schon grade so eben fertig geworden, und dein Jungbier ist schon nicht in optimalen Bedingungen für die Hefe (Nährstoffe, Temperatur, Temperaturführung) vergoren worden, dann kann die Hefe nicht aufräumen weil du sie bei 6-7°C Kühlschranktemperatur schlafen schickst.

Für dich gilt jetzt das was in Boludos Post steht, plus dem das du nach beendeter Nachgärung das Bier noch ne 3-4 Tage stehenlässt. Wann die zu Ende ist kannst du nur mit einem Flaschenmanometer feststellen. Wenn du keins hast, lass die Flaschen halt drei Wochen stehen.

Du kannst übrigens nach beendeter Nachgärung auch trinken. Wird eventuell unfertig schmecken, ist aber nicht giftig :Greets
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Malzknecht
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 740
Registriert: Freitag 2. Juni 2017, 09:17
Wohnort: Ascheberg (Westf)

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#7

Beitrag von Malzknecht »

Flaschenmanometer habe ich :thumbsup danke für eure schnellen Antworten. Habs jetzt gut verstanden und mir ist klar, warum das teilweise anders formuliert wird.
Viele Grüße,
Tobi

Malzknecht.de - Mein Hobbybrauer Blog
Bier & Brauen - Mein Hobbybrauer Podcast
Benutzeravatar
hyper472
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3139
Registriert: Freitag 2. Oktober 2015, 22:33
Wohnort: Nürnberg

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#8

Beitrag von hyper472 »

Aber bitte erst gären, dann abfüllen, dann nachgärung mit dem Zucker in der Flasche, dann kalt stellen.
Viele Grüße, Henning
"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
Hildegard von Bingen (1098-1179)
Benutzeravatar
aegir
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2861
Registriert: Dienstag 8. Februar 2011, 16:07

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#9

Beitrag von aegir »

Sura hat geschrieben: Dienstag 13. Juni 2017, 14:29 Kühlst du also ein Bier nach 10 Tagen (nicht oder grade so) abgeschlossener Nachgärung direkt runter, und war das vorher schon grade so eben fertig geworden, und dein Jungbier ist schon nicht in optimalen Bedingungen für die Hefe (Nährstoffe, Temperatur, Temperaturführung) vergoren worden, dann kann die Hefe nicht aufräumen weil du sie bei 6-7°C Kühlschranktemperatur schlafen schickst.
Die Hefe schläft bei Kühlschranktemperatur nicht. Sie arbeitet nur ziemlich langsam, besonders wenn es eine Obergärige ist. Das ist bei Abbauprodukten genauso wie bei der Gärung der Fall.
Ich lass alles, egal ob og oder ug nach der Nachgärung mindestens eine Woche bei Zimmertemperatur stehen und dann geht es zum Reifen in die Kühlung.

Gruß Hotte
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#10

Beitrag von Sura »

Warum die Obergärige unter erschwerten Bedingungen arbeiten lassen?
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
OS-Schlingel
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1079
Registriert: Sonntag 2. November 2014, 09:04
Wohnort: Lengerich

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#11

Beitrag von OS-Schlingel »

Guten Abend zusammen!
Reifung, das bedeutet natürlich die vollständige Nachgärung, gefolgt von einer Kaltlagerung.
Bei der Kaltlagerung verteilt sich der CO2 Gehalt gleichmäßig im Bier. Feinperlig wird das Bier.
Meiner Ansicht nach, wird ein Bier bei schlechter CO2 Bindung, schneller schal....

Mach doch einfach mal den Test mit Warm- und Kaltlagerung, allerdings muss der Hefe natürlich die
Möglichkeit gelassen werden alle "Zuckerstoffe" zu verstoffwechseln.... danach erst kühlen....

Gruß

Stephen
Or kindly when his credit's out
Surprise him with a pint of Stout
:Smile
Benutzeravatar
aegir
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2861
Registriert: Dienstag 8. Februar 2011, 16:07

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#12

Beitrag von aegir »

Sura hat geschrieben: Mittwoch 14. Juni 2017, 18:41 Warum die Obergärige unter erschwerten Bedingungen arbeiten lassen?
Wollt nur sagen, dass die Obergärigen nicht einschlafen, sondern nur sehr langsaaaam werden.

Ich hab 2 mal einen Vergleich zwischen 6-8 Wochen Warm- und Kaltlagerung gemacht und dabei geschmacklich keinen signifikanten Unterschied feststellen können. Der Schaum ist mir beim Wamgelagerten stabiler vorgekommen. Aber 2 Versuche sagen nicht viel aus. Leider weiß ich die Bierstile nicht mehr, waren aber glaub keine Hopfenbomben. Da kanns durchaus Unterschiede geben.
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#13

Beitrag von Sura »

Ich mache das bei mir auch etwas anders als ich oben geschrieben hatte. (Und auch nicht immer gleich.)
Das liegt aber daran, das ich schon vor der Nachgärung weiss, wieviel Zeit die Hefe zum aufräumen hatte. Und ich weiss genau wann Nachgärung durch war. Und letztendlich weiss ich was für Fehlgeschmäcker auftreten können wenn man nicht genug Zeit gelassen hatte. Die pauschalen Angaben wie "10 Tage hier" und "10 Tage da" und dann ist das Bier fertig(!) finde ich gegenüber jemandem der das noch nicht so oft gemacht hat ein etwas waghalsiges Versprechen. Die eine Woche die eine Gärung (Nach- oder Haupt-) länger stehen bleibt, erspart diesem dann manchmal auch ein enttäuschtes Gesicht.

Wenn sich alles eingespielt hat.... wunderbar. Dann kann man zu den fortgeschrittenen Fehlern übergehen :Greets
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Fritz Fedder
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 80
Registriert: Donnerstag 20. Februar 2014, 21:18

Re: Verwirrung beim Reife-Prozess

#14

Beitrag von Fritz Fedder »

Es ist vor dem Hintergrund auch faszinierend, wie sich die Verfahren im Hobbybereich wandeln. Wenn man sich mal so 15 Jahre alte Bücher ansieht (ich bin ja auch erst 3-4 Jahre dabei), wird Flaschengärung noch eher als so was exotisches beschrieben, der normale Mensch dagegen macht Nachgärung ungespundet im Fass/Ballon und füllt gaaanz vorsichtig auf Flaschen...
Antworten