beim vorletzten Braugang habe ich ein neues Gärfass eingeweiht und natürlich prompt vergessen es vorher auszulitern. Da diese Baumarkt-Mostfässer eine sehr unregelmäßige Geometrie haben, ist es leider auch nicht möglich das Volumen durch abmessen des Füllstandes zu ermitteln. Ich habe mir dann gedacht, dass es ja auch möglich ist das Würzevolumen durch Wiegen des Gärfasses zu bestimmen. Die einzigen beiden Parameter, die dafür zunächst benötigt werden sind:
- Das Taragewicht des Gärfasses
- Die Dichte des Inhalts
Die Dichte der enthaltenen Würze wird praktischerweise am Ende eines jeden Braugangs bestimmt. Jedoch bestimmt der Brauer üblicherweise nicht die Massendichte d in kg/m3 sondern die Massenkonzentration p in % w/w bzw °P. Beide Größen können jedoch im Bereich von 10 °P und 20 °C in guter Näherung über die Gleichung d = ap + b (mit a = 4,13 kg/(°P m3) und b = 997 kg/m3) ineinander umgerechnet werden.
Somit lässt sich also recht genau das Volumen der fertigen Würze bestimmen, ohne den Behälter vorher auszulitern. Außerdem ist das Verfahren unabhänig von der tatsächlichen Temperatur der Würze. Das berechnete Ergebnis bezieht sich immer auf 20 °C.
Soweit so gut, wenn nun also das Ausgangsvolumen so einfach mittels Wägen bestimmt werden kann, warum dann nicht noch einen Schritt weiter gehen? Durch den Gewichtsverlust während der Gärung lässt sich doch auch prima der Gärverlauf überwachen und zwar völlig ohne das Gärfass zu öffnen oder eine iSpindel darin zu versenken. Einzig muss dafür das Gärfass auf die Waage gestellt werden. Das kann entweder täglich erfolgen oder halt wie beim Messen via Probenentnahme eher zum Ende der Gärung hin. Aus den Informationen von vor der Gärung und den Messwerten währenddessen und danach lassen sich so recht einfach der tatsächliche und scheinbare Vergärungsgrad sowie Alkoholgehalt etc. bestimmen.
Ich habe dazu ein Excel-Tabellenblatt geschrieben, das im Anhang heruntergeladen werden kann. In die grün markierten Felder werden die zu messenden Parameter eingetragen, während alles andere automatisch berechnet wird.
Vorteile:
- Kein mehr oder minder ungenaues auslitern des Gärbehälters notwendig
- Nicht-invasive Methode der Restextraktbestimmung
- Genauigkeit der Waage (Ich habe mir zu diesem Zweck die Nohlex Paketwaage 50 kg/2 g bestellt, welche ein Genauigkeit von 2 g bieten soll.)
- Genauigkeit der Spindel/des Refraktometers zur Extraktbestimmung (Vermutlich schwerwiegender als die Messtoleranz der Waage)
- Im Excel-File wird die Volumenänderung durch Abbau des Extrakts/Anreicherung mit Ethanol nicht berücksichtigt