ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

Antworten
Benutzeravatar
Kellerbraeu
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 486
Registriert: Samstag 11. Dezember 2004, 20:09
Kontaktdaten:

ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#1

Beitrag von Kellerbraeu »

Angefixt durch die vielen schönen Bilder und Beiträge zu den ZKG und im speziellen den SS Brewtech Unitank stand ich schon 2 mal kurz vor dem Kauf eines Unitank 1 BBL.
Zurzeit vergäre ich in 150 Liter Polsinelli, der in meinen etwas größeren Kühlschrank passt.

Jetzt komme ich doch wieder etwas in grübeln.
Welchen Einfluss hat die Druckgärung und der konische Gärtank auf die Gärung und Bierqualität?

Immerhin setzen einige erfolgreiche Brauereien (z.B. Inselbrauerei) auf offene Gärung.

Ich würde mit dem Unitank natürlich die Nachgärung im Fass und das Umdrücken sparen. Auch die direkte Flaschenfüllung mit GDA geht natürlich nicht aus dem drucklosen Gärfass.

Interessant finde ich die Kühlspirale, die kann ich aber auch im Polsinelli einsetzten und einen Durchlaufkühler beistellen. Dann hätte ich den Kühlschrank wieder frei. Abziehen der Hefe geht natürlich im Gärbottich auch nicht...

Also meine Frage:
welchen Einfluss hat die ZKG Druckgärung auf das Bier?

Grüße Ulf
hoggel1
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 888
Registriert: Donnerstag 20. Dezember 2012, 01:08

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#2

Beitrag von hoggel1 »

Hallo,
wenn du englisch verstehst:

http://beersmith.com/blog/2018/01/17/pr ... dcast-163/

MfG
Thomas
Benutzeravatar
Kellerbraeu
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 486
Registriert: Samstag 11. Dezember 2004, 20:09
Kontaktdaten:

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#3

Beitrag von Kellerbraeu »

puhh nee das bekomme ich nicht hin :crying
Benutzeravatar
Tozzi
Moderator
Moderator
Beiträge: 4768
Registriert: Montag 22. Februar 2016, 23:17
Wohnort: Fasano (BR) - Puglia - IT

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#4

Beitrag von Tozzi »

Die Aussagen waren letztlich folgende:

Bei 1 Bar (15 P.S.I.) Druck und höheren (OG) Temperaturen im Vergleich zu drucklos bei UG Temperatur (die aber wohl mit 12˚C auch schon recht hoch angesetzt war, wenn ich mich recht erinnere):
  • Weniger Diazetyl
  • Weniger Esterbildung
  • Weniger Schwefel
  • Schnellere Gärung
Geschmacklich war aber wohl auch ein Unterschied festzustellen.
Welches der Biere jetzt besser war, da wollte sich keiner festlegen.
Dürfte natürlich auch stark vom Rezept und der verwendeten Hefe abhängen.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#5

Beitrag von §11 »

Die Diskussion hatten wir erst letztens an anderer Stelle.

Druckgärung ist eigentlich eine Methode um die Gärzeiten durch Temperaturerhöhung zu beschleunigen und das Bier trotzdem trinkbar zu bekommen.

Die Frage die sich mir stellt ist warum? Qualitativ ist, meiner Meinung Nach drucklose kalte Gärung und kalte Lagerung immer noch das Beste. Alles andere sind Kompromisse um den Prozess zu beschleunigen.

Ich leg bei mir im Hobbybereich aber Wert auf Qualität ä, nicht Quantität oder Geschwindigkeit. Muss jeder selber wissen.

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
butascratch
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 338
Registriert: Sonntag 17. April 2016, 19:30

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#6

Beitrag von butascratch »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 25. Januar 2018, 22:13 Die Diskussion hatten wir erst letztens an anderer Stelle.

Druckgärung ist eigentlich eine Methode um die Gärzeiten durch Temperaturerhöhung zu beschleunigen und das Bier trotzdem trinkbar zu bekommen.

Die Frage die sich mir stellt ist warum? Qualitativ ist, meiner Meinung Nach drucklose kalte Gärung und kalte Lagerung immer noch das Beste. Alles andere sind Kompromisse um den Prozess zu beschleunigen.

Ich leg bei mir im Hobbybereich aber Wert auf Qualität ä, nicht Quantität oder Geschwindigkeit. Muss jeder selber wissen.

Jan
Gerade das ist aber die Aussage, die in dem Podcast dementiert wird.
Letztendlich ist es dann wohl mehr ein sentimentaler Grund, der uns denken lässt, dass eine unterdrückte Esterbildung durch gesenkte Temperaturen einer durch Druck vorzuziehen sei.
Denn es ist wohl so ziemlich dasselbe ob ich nun die Hefe durch niedrige Temperaturen dazu zwinge, ihren Stoffwechsel umzustellen oder durch Druck, die Hefe empfindet beides als "Stress".
Genau das veranlasst sie ja nämlich erst den Stoffwechsel zu ändern.
Der Reiche, der Gold besitzt, der Mann, dem Lapislazuli gehört, [...] sie alle warten am Tor auf den, der Gerste hat.
- babyl. Sprichwort
Benutzeravatar
Tozzi
Moderator
Moderator
Beiträge: 4768
Registriert: Montag 22. Februar 2016, 23:17
Wohnort: Fasano (BR) - Puglia - IT

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#7

Beitrag von Tozzi »

Ich bin ja da auch eher geneigt, Jan zu glauben.
Deshalb fand ich die meßtechnischen Ergebnisse aus dem Podcast so interessant.
Letztlich sagen Messungen aber halt auch oft wenig über den Geschmack aus.
Und der ist anders; zu dem Schluß kommen auch Chris White und John Blichmann, die ich beide sehr respektiere.

Sobald ich durch bin mit meinen 2 noch geplanten Suden, werde ich einen Versuch einschieben und einen Sud zwischen Chronical und Fermentasaurus aufteilen.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
Benutzeravatar
butascratch
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 338
Registriert: Sonntag 17. April 2016, 19:30

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#8

Beitrag von butascratch »

Hm ja wobei beide auch deutlich sagen, dass sie den Geschmack als schon fast zu wenig estrig empfinden.
Besonders das geringe Schwefellevel wurde ja hervorgehoben, das kann ein Bier schon sehr beeinflussen.
Zumal ja die Temperatur des Sudes unter Druck relativ willkürlich auf OG Temperaturen (bei der die Spanne je nach Hefe ja auch von 15-22°C reicht) gesetzt wurde.
Ich denke man muss noch versuchen die ideale Mischung aus Temperaturerhöhung und Druck zu finden.
Der Reiche, der Gold besitzt, der Mann, dem Lapislazuli gehört, [...] sie alle warten am Tor auf den, der Gerste hat.
- babyl. Sprichwort
Benutzeravatar
Tozzi
Moderator
Moderator
Beiträge: 4768
Registriert: Montag 22. Februar 2016, 23:17
Wohnort: Fasano (BR) - Puglia - IT

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#9

Beitrag von Tozzi »

Das denke ich auch.
Der geringe Schwefel Level würde mir sehr zupass kommen, denn genau das mag ich üblicherweise nicht an UG Bieren.
Auch die UG Ester sind jetzt nicht was wo ich ein Fan davon bin.
1 Bar Druck mit sagen wir mal 15-16˚C Gärtemperatur zu kombinieren, wäre sicher einen Versuch wert.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
Benutzeravatar
butascratch
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 338
Registriert: Sonntag 17. April 2016, 19:30

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#10

Beitrag von butascratch »

Die Herangehensweise hatte ich bei meinem letzten Schwarzbier, leider habe ich keinen Vergleich dazu mit druckloser Gärung dazu gemacht, aber Mal schauen wie das Esterprofil generell so rüber kommt.
Der Reiche, der Gold besitzt, der Mann, dem Lapislazuli gehört, [...] sie alle warten am Tor auf den, der Gerste hat.
- babyl. Sprichwort
Benutzeravatar
Alt-Phex
Moderator
Moderator
Beiträge: 9882
Registriert: Mittwoch 1. Februar 2012, 01:05
Wohnort: Düsseldorf

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#11

Beitrag von Alt-Phex »

In der Berufsschule hatten wir auch Drucktanks und hätten das so machen können. Vergoren wurde aber stets drucklos. Mein Lehrer, Braumeister der alten Schule, war immer strikt dagegen. Karbonisiert wurde durch grünschlauchen in den Lagertank. Was anderes kam für den nicht in Frage. Wir hatten auch einen Kieselgur-Schichtenfilter, den hat er aber auch nie benutzen wollen. Der war schon "Craftbrewer" da kannte das hier noch keiner.

So ein Druckfähiger Tank ist sicherlich praktisch. Aber der Hobbybrauer hat es doch gar nicht nötig sein Bier durch Druckgärung schneller an den Hahn zu prügeln. Das ist ein bißchen so wie "jetzt mach ich auch mal diese Industrieplörre" über die ja dauernd geschimpft wird. In der Industrie geht es einerseits darum das Bier schneller durch den Prozess zu jagen, und wie Jan sagt dabei trinlbarkeit zu erhalten, und andererseits um den Verlust an wertvollem CO2 zu verhindern. Das wird dann nämlich gerne "aufgefangen" und bei der Abfüllung zum finalen Spunden benutzt.

Jetzt dürft ihr bei der ganzen Angelegenheit auch nicht vergessen das die Industrie noch ganz andere Möglichkeiten hat. Die benutzen eine, auf diese Druckgärung, eingestellte Hefe. Mit den üblichen Trockenhefen kommt man da sicherlich nicht so weit. Und auch Flüssighefen werden das bestimmt nicht von der ersten Führung aus ohne Nebengeräusche mitmachen. Das Bier wird am Ende des Herstellunsgprozesses auch noch filtriert. Das heisst die geschundene und gebeutelte Hefe wird aus dem Endprodukt entfernt. Und wie so ein Bier dann schmeckt wissen wir doch alle.

Blablabala, viel Gelaber. Fazit:
Bis zur Schlaucherdecke würde ich Drucklos vergären, dann erst den Spundapparat einstellen.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Benutzeravatar
Kellerbraeu
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 486
Registriert: Samstag 11. Dezember 2004, 20:09
Kontaktdaten:

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#12

Beitrag von Kellerbraeu »

Vielen Dank für Eure Gedanken :thumbup
McWin
Neuling
Neuling
Beiträge: 8
Registriert: Samstag 10. Februar 2018, 15:46
Wohnort: Wolfach

Re: ZKG Druckgärung vs. drucklose Gärung im Gärbottich

#13

Beitrag von McWin »

Als Neuling habe ich in diesem Zusammenhang mal eine Frage dazu wenn der Druck zu hoch wird.
Im Fermentasaurus Sammelthread schreibt "chickenfarmer": "Ab einem Gewissen Druck stellt die Hefe ja auch netterweise ihre Arbeit ein"

... was sie bei mir wohl gestern getan hat, weil ich wohl nicht aufgepaßt hab. Bei lt. Hersteller 2,4 bar hat das Ventil geöffnet und den gesamten Druck abgelassen. Seit dem scheint sich nicht mehr viel zu tun. Scheinbarer Restextrakt bei 3,7°P, scheinbarer Vergärungsgrad 63%
  • Nimmt die Hefe ihre Arbeit irgendwann wieder auf?
  • hab ich sie umgebracht?
  • hilft Warten?
  • nochmal frische Hefe dazu?
  • wegschütten?
In unserem Keller liegt die Temperatur leider bei ca. 15 - 16 °C, was wohl nicht so ideal für UG Hefe ist. Daher der Versuch mit Druck, eigene Schusseligkeit sowie Ahnungslosigkeit inbegriffen :Waa

Edit: warten hat geholfen. Nach 2 Tagen Pause hat die Hefe weitergemacht, etwas langsamer zwar, aber das ist ja auch der Sinn.
Antworten