Cider Hefe für Bier?

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Alt-Phex
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Cider Hefe für Bier?

#1

Beitrag von Alt-Phex »

Ich brauche mal eure Erfahrungen / Meinungen. Ich werde die Tage einen Apfelwein abfüllen, vergoren mit der Gozdawa French Cider Hefe. Jetzt spukt mir natürlich ein Bier im Kopf rum das ich mit der Erntehefe anstellen könnte. Hat sowas schonmal jemand gemacht und wenn ja was kam dabei raus?

Mir schwebt da ein einfaches, helles Bier vor. Kölsch-, Wit-, Weizenmäßig was die Richtung angeht. Moderate Stammwürze von 11-12°P und evt. noch etwas fruchtigen Hopfen in den Whirlpool kippen, aber nicht zuviel.
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docpsycho
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Re: Cider Hefe für Bier?

#2

Beitrag von docpsycho »

Gude,

eins steht fest, von einem Wit würde ich dir abraten.
Zu dem Rest kann ich nix sagen. Versuche es vielleicht mit einem Graff, Ist zwar auch zur hälfte Cider, aber das passt gewiss ganz gut.

Grüße, Felix
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Beerkenauer
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Re: Cider Hefe für Bier?

#3

Beitrag von Beerkenauer »

Mahlzeit

Google doch mal auf Englisch.
Habe bei einer Schnellsuche ein paar Foreneinträge bei einschlägigen amerikanischen Hobbybrauerseiten gefunden.
Da hat sogar einer ein Schwarzbier mit einer Cider Hefe gebraut.

Gruss

Stefan
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flying
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Re: Cider Hefe für Bier?

#4

Beitrag von flying »

Was bei Wein gut ist, muss es bei Bier gar nicht sein. Wein- und Ciderheferassen gibt es viel mehr wie Bierhefen (ok, S. Cerevisia ist vom Namen her immer Bierhefe aber gut..). Die Unterschiede sind teils viel deutlicher wie bei unterschiedlichen Bierhefen. Manche von denen erzeugen sogar Milchsäure (gewollt). Ich hab mal die Lalvin 71B, die zur malolaktischen Gärung fähig sein soll, bei einem Bier eingesetzt welches dann deutlich sauer wurde. Ohne Laktos! Die wird auch gerne als Ciderhefe eigesetzt, da die malolaktische Gärung harsche und spitze Apfelsäure in deutlich mildere Milchsäure umwandelt. Deshalb sind z. B. Cidre aus der Normandie kaum sauer, eher herb- fruchtig- süß, obwohl sie komplett ausgegoren sind.
Umgekehrt ergab ein mit Bierhefe durchgegorener Apfelsaft ein recht sauren Schluck...

m.f.g
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KCSteevo
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Re: Cider Hefe für Bier?

#5

Beitrag von KCSteevo »

Kurzes OT:
Fahr im Sommer in die Bretagne/Normandie und find Cider eigentlich ganz lecker. Gibt es eigentlich auch Flaschengereiften Cider, aus denen man die Hefe strippen kann? Wäre mal echt interessant, damit weiter zu arbeiten. Die Vielfalt der ausergewöhnlicheren Cider-Hefen bei den deutschen Händlern ist ja nicht gerade so groß...
Sind die Hühner flach wie Teller, war der Traktor wieder schneller. Prost!
:Drink
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flying
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Re: Cider Hefe für Bier?

#6

Beitrag von flying »

Die Bioferm Malic oder Aromatic sollen sehr gut sein. Bei natürlichen Apfelsaftgärungen kommen aber noch andere Mikroorganismen mit ins Spiel. Der biologische Säureabbau kommt da teilweise von Laktobacillen die im Weinbereich Oenococcus Oenii genannt werden. Die Malic und Aromatic sollen das auch können. Bei pasteurisierten Tetrapacksaft sind die zu empfehlen.
Die herbsüssen Cidre aus der Normandie haben ihr genial- erdiges Aroma aber auch ein gut Teil von der Autolyse, da sie üblicherweise sehr lange auf der Hefe liegen. Die Aromatic soll sehr schnell solche Autolysearomen freisetzen für den aromatisch-gereiften Geschmack.

m.f.g
René

P.S

mir haben letztens Bekannte über eine Champagnerverkostung berichtet. Ihr Fazit: Bäähh, Igitt..usw.. Die konnten mit den morbid- erdigen Herbstlaubaroma eines guten Champagner, bedingt durch die Autolyse überhaupt nichts anfangen. Waren halt nur Aldi- Schaumwein gewöhnt...
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afri
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Re: Cider Hefe für Bier?

#7

Beitrag von afri »

flying hat geschrieben: Montag 16. April 2018, 17:34 mir haben letztens Bekannte über eine Champagnerverkostung berichtet. Ihr Fazit: Bäähh, Igitt..usw.. Die konnten mit den morbid- erdigen Herbstlaubaroma eines guten Champagner, bedingt durch die Autolyse überhaupt nichts anfangen. Waren halt nur Aldi- Schaumwein gewöhnt...
So ging es mir auch mal mit einem Dom Perignon Vintage 1991, den wir angesichts des Einzugs (2001) in unser gerade errichtetes Haus tranken. Schmeckte irgendwie nach Sekt, aber nicht wie 130 DM für die Flasche. Gut, seinerzeit braute ich noch nicht und befand das Einbecker Mai-Ur-Bock als das Maß der Dinge, aber auch beim Champagner muss man sich wohl so langsam herantasten. Schade ums Geld.
Achim (dessen Nachgärung im Graff noch immer nicht anspringen will)
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recycler
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Re: Cider Hefe für Bier?

#8

Beitrag von recycler »

Servus,

ich möchte den Tread nochmal hochholen, da ich gerade in der Sauna beim Hopfenaufguss (Hopfenpellets wie Tee aufgiessen, dann sieben und als Aufgussmittel nehmen) genau auf o.g. Idee gekommen bin. Sprich meinen Restweizen als Weißbier zu vergären und die WB-Hefe mit 50% Cidre-Hefe zu mischen. Hab mit der Gozdawa Cidre extrem gute Erfahrungen gemacht im Obstweinbereich (mit dieser Hefe erhält man ein komplett anderes Resultat, als mit allen anderen Obst- und Mosthefen, die ich vorher probiert habe).

Hat zwischenzeitlich hier im Forum damit schon reale Brauversuche gemacht?

Liebe Grüße

recycler
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Re: Cider Hefe für Bier?

#9

Beitrag von recycler »

O.K., dann mach ich mal das Versuchskanninchen :-)

LG

recycler
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Re: Cider Hefe für Bier?

#10

Beitrag von recycler »

Hab einen dunklen Weizenbock (Diktator getauft) gebraut mit jeweils 50% WB-Hefe (Gozdawa) und 50% Cidre-Hefe (gleicher Hersteller). Vergärung ging richtig ab (wohl auch wegen der hohen Stammwürze) und war nach 3-4 Tagen durch. Eine Woche Nachgährung in der Flasche und dann ca. 3 Wochen kalt gelagert habe ich jetzt die ersten Flaschen probiert. Bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und werde wohl auch noch andere Versuche mit dieser Hefe machen.

Ciao

recycler
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Shoegazer
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Re: Cider Hefe für Bier?

#11

Beitrag von Shoegazer »

Hi, klingt spannend

Beschreib doch mal bitte den Geschmack. 🙂
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recycler
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Re: Cider Hefe für Bier?

#12

Beitrag von recycler »

O.K. ich versuch's mal. Der Weizenbock schmeckt sehr harmonisch, vollmundig, rund. Wenig Malzsüße (die mag ich auch nicht besonders gern) und im Nachgeschmack leichte Röst- und Kaffeearomen (kommen wohl vom Weizenröstmalz) und etwas was an Holzfasslagerung erinnert. Bananenaromen fehlen komplett, wurde aber auch nur bei etwa 18 Grad vergoren.

Hatte mit 5,5 gr/l Zucker karbonisiert, was aber etwas zu viel ist (schäumt recht stark). Bei meinen Standard-Bieren nehm ich zwischen 4,5 und 5 gr./l und werde das nächstes Mal auch bei diesem Rezept so machen.

Viele Grüße

recycler
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