Ab wann wurden Bierfässer gepicht?

[tauroplu]

Hallo, zusammen,
weiß jemand von Euch, seitwann Bierfässer gepicht wurden? Ich kann dazu im Netz ums Verrecken nix finden.
Es ist ja bekannt, dass die Biere im Mittelalter gerne mal sauer wurden, was u.a. darauf zurückzuführen war, dass die ungepichten Fässer durch die offenen Poren entsprechenden Nährboden für Bierkeime bot. Zudem entwich die Kohlensäure. Aber ab wann wurden die Bierfässer denn nun eigentlich gepicht, weiß das jemand von Euch?

[Taim]

Ja, man findet leider relativ wenig infos zum Pichen und ich habe auch keine Antwort auf Deine Frage, aber vielleicht fragst Du hier
mal nach?! Die scheinen sich zumindest mit dem Prozess auszukennen.
Ich dachte auch immer, das Problem sei nicht unbedingt nur dass Sauerwerden, sondern dass die Tannine ausgewaschen werden.
VG,
Timo

[flying]

Micha auf historischer Spurensuche...

Warum manche Fässer im Mittelalter nicht gepicht waren..? Geeignetes Pech war halt sauteuer. In alten Braubüchern von Mitte des 19. Jahrhunderts kann man lesen, dass selbst größere Brauereien aus Kostengründen auf das Pichen verzichteten. Allerdings nur im Winter.

Als Erfinder der Daubenfässer gelten die Kelten. Plinius beschrieb solche Fässer zum Lagern von Wein und Bier. Wann das erste mal ein Kelte seine Fässer mit Baumpech abdichtete wird vermutlich niemand sagen können..? Die Verwendung von Baumpech ist mindestens 80.000 Jahre alt. In der Bibel steht auch schon was über die Verwendung von Pech. Noah hat seine Arche damit abgedichtet.
Die Hoch-Zeit des Brauerpechs war allerdings im 19. Jahrhundert. Qualität und Ausstoß waren höher wie niemals zuvor. Dann wurden die Kunststoffe erfunden...

[tauroplu]

Hallo, danke, Ihr Zwei! Selbst in der Bierzauberer Trilogie ist dazu nichts zu finden.
Aber ich glaube auch, Rene, dass man dazu nichts wirklich haltbares finden wird, aber Deine ökonomische Erklärung ist mehr als nachvollziehbar. Da hat man dann doch lieber auf Gottes Hilfe gehofft (Gott gebe Glück und Segen drein). Denn ich glaube, dass dieser Segen wohl auch daraus entstanden ist, dass es ja zu der damaligen Zeit durchaus zu (unerwünscht) sauren Bieren gekommen ist.

[§11]

Die älteste Aufzeichnungen die ich über das Auskellern finde ist von etwa 1680. Darin wird beschrieben wie einmal im Jahr die großen Lagerfässer „ausgekellert“, repariert und gepicht wurden. Ein Vorgang bei dem es regelmäßig zu Unfällen kam, sogar tödlichen. Leider sagt das jetzt aber nicht das davor nicht gepicht wurde.

Gruß

Jan

[§11]

Eventuell können dir auch die Münchner Schäffler weiterhelfen? http://www.schaefflertanz.com

[tauroplu]

Ah, auch eine gute Idee, Jan. Ich werde dann mal die beiden genannten Quellen kontaktieren und mich beizeiten hier wieder melden.

Einstweilen: Vielen Dank für Eure Anregungen, Infos und Tipps!

[tauroplu]

Kurzes update: Heute kam eine Rückmeldung des Schäfflervereins, die aber in Richtung Brauchtumserhalt gehen. Die haben mir eine aktive Schäfflerei empfohlen. Dort hab ich jetzt mal nachgefragt. Keep you posted…

[tauroplu]

Uuuuund hier die sehr fixe Antwort:

"Hallo Herr Plum,
Bierfässer werden gepicht um eine glatte und leicht zu reinigende Oberfläche zu bekommen. Fasspech ist aufbereitetes Baumharz und dichtet das Fass keinesfalls ab auch wenn das im Internet teilweise so geschrieben wird. Ja, es war weit verbreitet.
Bis ca. 1950-1955 war jedes Bierfass aus Holz und die waren alle ausnahmslos gepicht. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, ab wann Fässer gepicht wurden, aber ich schätze mal ab dem Spätmittelalter, aber das ist nur eine Vermutung, die ich nicht belegen kann.

Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Bier erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts zum Volksgetränk wurde, in früheren Zeiten war der Biergenuss eher den Fürsten Adligen und den Klöstern vorbehalten. Das normale Volk trank Apfelmost oder Wein. Solche Fässer waren und sind nicht gepicht.

So viele Bierfässer gab es daher vielleicht gar nicht in früheren Jahrhunderten."

[schlupf]

Moin,

Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Bier erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts zum Volksgetränk wurde, in früheren Zeiten war der Biergenuss eher den Fürsten Adligen und den Klöstern vorbehalten. Das normale Volk trank Apfelmost oder Wein. Solche Fässer waren und sind nicht gepicht.

So viele Bierfässer gab es daher vielleicht gar nicht in früheren Jahrhunderten."

Das sind ja gewagte Thesen...
Bei Tacitus in 1. Jahrhundert haben die Germanen schon Bier im Übermaß genossen. Im 14. Jahrhundert gab es angeblich 400 Brauereien in Hamburg und 1516 wurde in Bayern der Preis für die Maß auf einen Pfennig festgesetzt (zumindest in einer Jahreshälfte).
Anscheinend hatten die Fürsten, Adligen und Klöster einen hohen Bedarf an billigem Bier...

Viele Grüße,
Sebastian

[Flothe]

Hallo Michael,

Die Verwendung von Birkenpech ist ja schon seit der Steinzeit belegt. Sowohl als Haushaltsmittel (eventuell Dichtmittel?) als auch als rudimentäres Kaugummi - Ich erinnere mich da an die legendäre "Sendung mit der Maus"-Folge, in der das nachgestellt wurde.

Hast du dich im Zuge deiner Recherchen bisher nur auf Chroniken und Geschichtsschriften befasst? Oder auch schon mit archäologischen Erkenntnissen? Falls nicht, wäre das eventuell noch eine lohnenswerte Quelle.

LG Florian