Gestaffelte Gärung

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flying
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Gestaffelte Gärung

#1

Beitrag von flying »

Hi Leute,

kurze Erklärung was ich meine. Man braut mit einer der neueren, preisgünstigen, halbautomatischen 30 L- Anlagen z. B. 3 Tage hintereineinander 25- 30 L. Damit füllt man dann z. B. gestaffelt einen 100 L Gärtank ca. mit 80 L auf. Ziel: Untergärig.
Jetzt zur der Fragestellung. Wie händelt man sinnvoll das Anstellen, Anstellmenge, Belüften, Steigraum usw.. Hat da jemand Erfahrung?

m.f.g
René
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Flothe
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Re: Gestaffelte Gärung

#2

Beitrag von Flothe »

Bin gerade etwas erstaunt, dass du alter Hase davon hier noch nix mitbekommen hast.
Das ganze nennt man Drauflassen. Du stellst den ersten Sud mit der dafür nötigen Hefemenge an und gibst nach 24 h die nächste Würze drauf. Mindestens einmal soll das sehr gut funktionieren. Ob es auch zweimal ohne Probleme geht, weiß ich nichts aber sehe da nicht das riesen Problem. Du hälst die Hefe dadurch halt künstlich länger in der log-Phase.
Ist auch im Narziss beschrieben.

LG Florian

Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko.
- Zitat: Hildegard von Bingen in ihrem Buch über Heilverfahren "Causae et Curae"
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flying
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Re: Gestaffelte Gärung

#3

Beitrag von flying »

Alter Hase mag ja sein aber nicht in größeren Literklassen. Ich bin eher ein Kleinchargen- Experimental- Seltenbrauer. Die Homies verlangen aber langsam ein in größeren Mengen verfügbares Hauspils.
Drauflassen ist mir natürlich bekannt. Das kann aber m. W. auch bedeuten, dass man nach dem Umschlauchen in den Lagertank den neuen Sud auf das Hefesediment lässt..? In der Fachliteratur ist alles nur brauereispezifisch beschrieben. Mit immer verfügbarer Betriebswürze. Deshalb wollte ich mal die Community nach Hobbyisten- Spezialwissen und Erfahrungswerten abchecken.

Betrachte mich daher bitte nicht als alten Hasen, sondern als Newbie.. :Angel

m.f.g
René
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Ladeberger
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Re: Gestaffelte Gärung

#4

Beitrag von Ladeberger »

Hi René,

ich würde im geschilderten Fall - als Ausgangsbasis für eigene Versuche - den ersten Sud mit normaler Hefezellkonzentration um die 10 - 15 Mio./ml anstellen und intensiv belüften. Es ist im Hobbykontext womöglich auch kein Fehler, hier etwas zinkhaltiges Hefenährsalz (o.ä.) zu dosieren, damit der Hefesatz bei Sud 1 so richtig "die Batterien aufladen" kann. Eine zweite Belüftung nach einigen Stunden (< 10 % VGs) wäre eine weitere Variationsmöglichkeit.

Da bei 24 h zeitlicher Differenz zu erwarten ist, dass die Gärung bereits zu weit fortgeschritten ist, sollte dann kein Sauerstoff mehr an das Jungbier kommen. Auf ein Belüften der Sude 2 und 3 würde ich daher eher verzichten. Da Hefe an diesem Punkt empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert, sollten die draufgelassenen Sude entsprechend temperiert werden.

Gruß
Andy
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Re: Gestaffelte Gärung

#5

Beitrag von Bilbobreu »

Moin René,
ich hab irgendwie im Hinterkopf, dass die Möglichkeiten und Vorgehensweisen mit wissenschaftlicher Expertise mal von Ulrich von der Hefebank hier im Forum beschrieben worden sind. Im Moment finde ich das aber nicht wieder. Vielleicht kann sich da sonst noch wer dran erinnern?

Beste Grüße
Stefan
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flying
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Re: Gestaffelte Gärung

#6

Beitrag von flying »

Das sind, entsprechend dem geschildertem Kontex, sehr wertvolle Informationen. Danke Andy!

Das geschilderte Szenario wäre bei meinen Schichtrythmus-Blöcken wo ich immer 3 Tage frei dazwischen habe, 2 - 3 mal im Winter gut machbar. Also alles ausgelegt auf eine natürliche Kellertemperatur ohne viel Kühltechnik. Ich gehe von ca. 10- 13° Kellertemperatur aus. Die mögliche Eigenerwärmung ohne aktive Kühlung nehme ich in Kauf und werde sie, möglicherweise suboptimal, durch die Hefeauswahl kompensieren. Das hieße, bei 10° Kellertemperatur hat die vor 24 h angestellte und angekommende Würze vielleicht 2° mehr und die hinzukommende Würze müsste gleich sein oder minimal höher? Das wäre mit Leitungswasser als Kühlmedium vermutlich machbar..? So langsam wird es ein Plan. Es geht halt darum auch mal in der 100 L Klasse zu wirken ohne ein paar Kilo Euros hinzulegen..

m.f.g
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Re: Gestaffelte Gärung

#7

Beitrag von torsten.v »

Moin René,

ich würde den zweiten Sud bis 16-17°C mit Wasser abkühlen, deutlich tiefer dauert dann sehr lange und verbraucht mir zu viel Wasser. Dann in ein Keg schlauchen und etwas Hefe hinzufügen damit der vorhandene Sauerstoff abgebaut wird (hatte Ulrich im Hefebank Thread empfohlen). Dann das Fass im Freien abkühlen lassen, mit einem Ventilator davor klappt das je nach Außentemperatur sehr gut. Wenn die Gärtemperatur von Sud1 erreicht ist, kannst Du die Würze mit CO2 in den großen Tank umdrücken und hast damit keinen weiteren Sauerstoffeintrag.

Viele Grüße,
Torsten
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Re: Gestaffelte Gärung

#8

Beitrag von SchlatzPopatz »

Ich greife das Thema nochmal auf. Ich habe am Freitag einen 12-Liter-Sud für ein Pils gemacht und die Hefe am Freitag-Abend hinzugegeben. Die Hefe stammt aus einem 3-Liter-Starter. Die Gärung hat mittlerweile natürlich eingesetzt. Nun ist ja hier im Thread von 24h später den nächsten Sud drauflassen die Rede. Wäre dies auch noch 72h nach dem Zugeben der Hefe zum ersten Sud möglich? Mein Plan wäre nämlich morgen (Montag) noch mal 30 Liter Würze zu machen und die dann zu den 12 Litern vom Freitag hinzuzugeben. Oder ist das schon zu spät?
Gruß aus Dresden
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Re: Gestaffelte Gärung

#9

Beitrag von Mailänder »

Das ist schon ziemlich spät dafür. Das Problem ist dass auch ohne Belüftung etwa Sauerstoff in den Gärbehälter kommt, bedingt dadurch dass die abgekühlte Würze von Sud 2 unvermeidlich etwa Sauerstoff aus die Umgebung aufnimmt. Das könnte deinem Jungbier (nach 72h ist es schon als Bier zu betrachten und zu behandeln) schaden.
Wenn du einen zweiten Gärbehälter hast dann würde ich so vorgehen:

1. Sud 2 belüften und in dem zweiten Gärbehälter anstellen
2. Sud 2 ankommen lassen
3. Wenn der Sud im Hochkräusenstadium ist es Sud 1 zugeben. Sauerstoffeintrag soweit wie möglich vermeiden!
4. Alles ausgären lassen

Das wäre mehr so eine art Aufkräusen als Drauflassen, dient natürlich dazu dass die Hefe den gesamten Sauerstoff bei Sud 2 aufnimmt bevor die zwei Sude vereinigt werden.
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Re: Gestaffelte Gärung

#10

Beitrag von SchlatzPopatz »

OK, dann lasse ich es lieber. Und nehme dann die Erntehefe aus Sud 1 und mache Sud 2 dann später. Die Idee war mal meinen 14er Unitank voll zu machen. Mit meinem Braumeister 20 kam ich zuletzt auf bis zu 28 Liter, bei einer Stammwürze von ca. 11,8°P. Der Plan war jetzt auch so 28-29 Liter zu machen, die im Unitank von unten einlaufen lassen, runterkühlen auf Anstelltemperatur und dann aus meinem Mini Bucket die 12l vom ersten Sud ebenfalls von unten einlaufen zu lassen.
Gruß aus Dresden
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Markus
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