Gärkammer für 100 L Sude?

[Taket_al_Tauro]

Hallo Zusammen!

Dies ist mein erstes aktives Erscheinen hier, so möchte ich mich mal kurz vorstellen. Ich komme aus der Schweiz, habe aber während mein 4-jähriges Aufenthalt in Oberbayern mit dem Hobbybrauen angefangen (seltsam, nicht wahr? ;-)). In dieser Zeit bin ich auch auf diesem tollen Forum gestolpert… Schon vorher hatte ich ab und zu mit dem Gedanken gespielt, Bier selbst zu brauen. Jedoch stellte ich es mir als etwas sehr kompliziertes vor, mit viel spezieller Ausrüstung verbunden (sprich teuer), oder sogar unmöglich. Ihr habt mir gezeigt, dass es auf jeden Fall möglich ist, mit relativ einfachen Mitteln gutes Bier zu brauen. Auf dieser Weise wurde ich endgültig vom Virus angesteckt und braue seit nun etwa 6 Jahren in der Einkocherklasse. Geschätzt 99% von meinem Brau-Wissen bisher verdanke ich EUCH, liebe Leute. Euch und den Ami-Kollegen von Homebrewtalk und Co. Was diese Hobbybrauer-Communities im Netz leisten, finde ich schon unglaublich!

Nun zu meinem Anliegen. Ich möchte in absehbarer Zeit auf die 100 Liter Klasse aufrüsten. Ich habe meine künftige „Anlage“ ziemlich im Detail ausgedacht, bis auf die Gärführung. Bei 100 L wird es nicht gerade praktisch sein, je nach Temperaturbedingungen zwischen mein Kellerraum und mein Wohnzimmer zu vergären. Auch die Familie wird sowas bestimmt nicht mehr dulden ;-). Also, ein Braulokal muss her (was auch noch „work–in-progress“ ist), sowie eine temperaturgesteuerte Gärkammer. Zu diesem Thema habe ich nun schon einiges im Netz gesucht/gelesen, wurde aber nur zum Teil schlauer.

Ich suche etwas Bezahlbares (= am besten gebraucht), sei es ein grosses Kühl- oder Gefrierschrank, oder eine grosse Tiefkühltruhe, in welcher je nach Sud entweder
- bis zu vier der gewöhnlichen 30-Liter Plastik-Gäreimer, oder
- der 150 Liter Edelstahl-Gärfass von Polsinelli,
ihren Platz finden.

Die Option, für manche Sude die Würze in den 30L Gäreimern aufzuteilen, möchte ich auf jeden Fall beibehalten. Damit ich mit verschiedenen Hefen und/oder Dry-hops experimentieren kann. Der Nachteil ist, dass vier Gäreimer noch deutlich mehr Platz brauchen als einen einzigen 150 L Gärfass.

Was würdet Ihr mir empfehlen?

Momentan neige ich eher zu einer Tiefkühltruhe, aus dem Grund, dass diese i.d.R. einfacher und billiger zu bekommen sind. Es müsste mind. 60 cm Tiefe x 120 cm Breite (innen!) aufweisen. Die Höhe wird zwar für mein Vorhaben höchstwahrscheinlich nie ausreichen, aber da könnte man relativ einfach einen „Holzkragen“ als Erweiterung drauf bauen. Es scheint, dass sowas zumindest bei den Ami-Kollegen sehr gewöhnlich ist (Stichwort „Keezer collar“).

Andererseits mit einem stehenden Kühlschrank, da bräuchte ich schon einen von diesen riesen Dinger aus dem Gastro/Gewerbebereich, und die sind nicht gerade günstig (selbst wenn gebraucht). Oder man muss wirklich Glück haben um auf einen günstigen zu gelangen. Es müsste halt mindestens 60 cm Tiefe und 70-80 cm Breite (innen!) haben, oder umgekehrt.

Für Tipps und Tricks wäre ich Euch sehr dankbar!

[DerDerDasBierBraut]

Willkommen im Forum.
Bei der Sudgröße kann ich von einer Truhe abraten. Besonders mit dem nötigen "Keezer-Aufbau" wirst du es nicht schaffen, die großen Gärbottiche dort rein oder raus zu heben. Ich habe genau einen 70 Liter Sud zwei Treppen runtergeschleppt und in die Truhe gehievt. Danach ging die Suche nach Alternativen los. Hängen geblieben bin ich beim Grainfather Glycol Chiller und Gärbottichen mit innenliegender Kühlschlange oder Mantelkühlung (mit Kühlmatten). Der Glycol Chiller hat vier getrennt steuerbare Kreisläufe und genug Power, um 4x 70 Liter UG zu brauen oder zur Klärung auf 2-3°C runter zu kühlen. Das Teil will ich nicht mehr missen. :-)

[Taket_al_Tauro]

Danke für deine Antwort und Tipps!
Wenn ich den grossen Gärbottich verwenden werde, plane ich aber nicht, es gefüllt aus der Truhe rein oder raus zu heben.
Ich würde es leer reinstellen und dann die Würze über Pumpe reinschlauchen, bzw. das Jungbier dann ebenfalls mittels Pumpe wieder raus.

Glycol-Chiller wär natürlich klasse! Aber weiviel kosten die Teile?...

[DerDerDasBierBraut]

Glycol-Chiller wär natürlich klasse! Aber weiviel kosten die Teile?...

Rechne zwischen 900 und 1000 EUR. Das ist alles andere als billig, aber funktioniert auf Anhieb und hat mit 4 parallelen Gärungen genug Ausbaupotential. Für meine Provisorien habe ich in Summe mehr Geld ausgegeben.
Zum Umpumpen kann ich leider keine Erfahrungen beisteuern.

[Taket_al_Tauro]

OK Danke für den Auskunft. 900-1000 EUR ist das aber nur der Chiller ohne den dazu passenden Gärbehälter oder?
Wenn das inklusiv den Gärbehältern ist, dann wäre es ein sehr sehr gutes Deal!

[DerDerDasBierBraut]

Der Preis ist ohne Gärbottiche. Man kann mit etwas Geduld aber auch recht günstig rankommen. Meine vier 70 Liter Edelstahlbehälter sind Honigkübel von eBay Kleinanzeigen und die zwei Brewbucket Mini waren Aktionsware in Holland. Die Kühlspiralen oder Kühlmatten kosten leider auch noch mal Geld, aber man muss ja nicht alles auf einmal kaufen. So wie du schriebst reicht dir ja erstmal ein großer und ein kleiner Bottich aus.

[Taket_al_Tauro]

OK, ist schon realistischer so ;-). Ich werde trotzdem deine Idee näher anschauen. Und stimmt, ich muss nicht unbedingt von Anfang an 4 Gärbottiche samt Spiralen oder Matten organisieren. 2 würden erstmal reichen.
Mir stellt sich allerdings noch die Frage, ob die Dinge auch heizen können?
Je nachdem was ich für ein Braulokal finde, wenn es sich um eine unbeheizte Garage oder so was ähnliches handelt, dann muss ich im Winter auch bestimmt mal ab und zu heizen...

Mit einem Kühlscrank/Kühltruhe, Inkbird + etwas zum Heizen kann man dann beides machen.

[DerDerDasBierBraut]

Nein, heizen kann das Chiller nicht. Bei mir stehen die Gärbottiche zum Leidwesen meiner Frau in der Wohnung. Daher brauche ich nur die Kühlmöglichkeit.
Für "Sonderlocken", wie Kveik Biere, die es gern ca. 30°C warm haben, kann ich eine meiner vorherigen Basteleien zur Gärführung (inkl. Heizen) verwenden.

[Taket_al_Tauro]

Du Glücklicher, Du hast scheinbar eine sehr tolerante Frau
Bei mir wird ein 30 L Gäreimer zu Gärende noch in der Wohnung halbwegs toleriert, aber 4x 70 L Hauptgärung wären zu viel des Guten

[DerDerDasBierBraut]

Die viel Großen stehen wirklich selten alle zeitgleich in der Bude. :-)

[Biermensch]

Du kannst den großen Gärbottich einfach in einen aufrechten Flaschenkühlschrank stellen. Mache ich mit meinem ZKG genauso. Gibts ab 300-500€ neu, und sollte gut gebraucht erhältlich sein. Das ist am unkompliziertesten. Thermostat reinhängen, ein Thermometer zum Abgleich ins Fass schrauben und fertig. Grad genaue Kontrolle möglich. Am besten in der Nähe der Brauanlage aufstellen, aber umpumpen ist auch sehr einfach möglich.

[Taket_al_Tauro]

Ja, wenn es nur um den 150 L Polsinelli-Gärtank geht, denke ich auch es ist nicht allzu schwierig, einen passenden aufrechten Kühlschrank zu finden, der dazu noch bezahlbar ist.
Aber ich würde gerne eben je nach Sud auch bis zu vier 30 L Gäreimer reinstellen können, und das braucht schon noch ordentlich mehr Platz.
Zumindest auf die schnelle habe ich keine rel. günstige Kühlschränke in der Grösse gefunden.
Oder habe ich nicht am richtigen Ort gesucht.

[uli74]

Für 30 l-Gäreimer wäre eine Gefriertruhe mMn besser geeignet, weil die Temperatur dann für jeden Eimer dieselbe ist. Im Kühlschrank ists oben wärmer als unten, wenn dann musst Du die Luft umwälzen.

[Biermensch]

Ja, ich denke auch. Also die 30er kannst du ganz einfach in einer Gefriertruhe gären lassen. Du musst den Thermostat einfach auf höhe der Fässer hängen. Ich habe auch eine Gefriertruhe neben den oben erwähnten Kühlschrank. Wenn ich nicht drin gäre, wird kalt bei 1 Grad gelagert. Die Gefriertruhe hab ich für 40 Euro gebraucht geschossen, war ein Riesen Ding in Guten Zustand. Die Flaschenkühlschränke haben quasi alle einen Ventilator oben drin, der umwälzt.
Alternativ gibt es Kühlzellen auch immer wieder mal gebraucht. Aber ich glaube nicht, das du da unter 2000 Euro inkl. Kühlaggregat rauskommst.

[Eifelbauer]

Ich habe mir für mein selbstgebautes Gärfaß einen Truhe von der Straße genommen, passend für mich den Deckel aufgeschnitten und dazu mit einem Inkbird, Ventilator und Heizband ausgestattet. Die mit Folie vor Feuchtigkeit geschützte Schaumstoffmatte tut seit 2 Jahren ohne Schimmel ihren Dienst. Links im Bild ist ein Hebekran angebracht. Eine günstige Variante, die auch viel Platz zum Bierlagern bietet. Hier ein schnelles Bild im nicht genutztem Zustand.

Gruß Arnd

[Taket_al_Tauro]

Danke Leute für eure Meinungen und Ideen.
Also ich werde sehr wahrscheinlich doch die Variante mit Tiefkühltruhe samt Holzkragen ausprobieren.
Ein weiterer Vorteil wäre auch, dass man eine solche Konstruktion ebenfalls als Keezer benutzen könnte.
Hab zwar noch keine Kegs und Zubehör, aber es wird bestimmt noch irgendwann kommen

[Malzwein]

Willkommen im Forum.
Bei der Sudgröße kann ich von einer Truhe abraten. Besonders mit dem nötigen "Keezer-Aufbau" wirst du es nicht schaffen, die großen Gärbottiche dort rein oder raus zu heben. Ich habe genau einen 70 Liter Sud zwei Treppen runtergeschleppt und in die Truhe gehievt. Danach ging die Suche nach Alternativen los. Hängen geblieben bin ich beim Grainfather Glycol Chiller und Gärbottichen mit innenliegender Kühlschlange oder Mantelkühlung (mit Kühlmatten). Der Glycol Chiller hat vier getrennt steuerbare Kreisläufe und genug Power, um 4x 70 Liter UG zu brauen oder zur Klärung auf 2-3°C runter zu kühlen. Das Teil will ich nicht mehr missen. :-)

Gibt es denn eine bewährte Kühlmattenlösung?

[DerDerDasBierBraut]

Gibt es denn eine bewährte Kühlmattenlösung?

Ja. Die hier: http://satura-shop.com/epages/0d9a7005- ... dc8f2423a2
Natürlich haben die Matten auch Vor- und Nachteile. Irgendwann will ich ein paar vergleichenden Worte schreiben, wo ich meine Erlebnisse angefangen von den Bastellösungen bis hin zum Glycolchiller und den Matten sowie den Spiralen alles zusammenschreibe. Dafür fehlt im Moment etwas die Zeit.

[Taket_al_Tauro]

By the way...
Bin in der Zwischenszeuit auf diesem Tröt vom letzen Juni gestolpert:

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=17967

Jemand hat da die geile Idee gehabt, eine Datenbank zusammen zu stellen mit den Innenmassen von sämtlichen Kühlschänken und
Tiefkühltruhen, die bei Hobbybrauern im Einsatz stehen
(die Innenmassen sind ja oft von den Herstellern nicht angegeben, sind aber für unsere Zwecke oft entscheidend).

Leider scheint dieses coolen Projekt kurz nach der Geburt gestorben zu sein.
Für mich wäre sowas jetzt extrem nützlich