Immer wieder Ethylazetat UG

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Bojtar
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Immer wieder Ethylazetat UG

#1

Beitrag von Bojtar »

Hallo!
Bei meinen letzten 3 Suden (jedesmal das Helle Polareis von MMuM mit abgeänderten Hopfensorten und Gaben) hatte ich Ethylazetat (Uhu) als Fehlaroma. Nach der Nachgärung, zu Beginn der Lagerung ein wenig, nach ein bis zwei Wochen so stark, dass ich es wegschütten musste und nach 4 Wochen so wenig, dass es gerade noch ok ist. Aber ein leckeres Bier ist was anderes...
Ich vergäre meine 20L immer mit der W34/70 bei 9°C beginnend und nach einer Woche steigere ich auf 12°C (gemessen im Jungbier). Die Hefe kommt normalerweise nach ca. 18h an, ich nehme 2 Päckchen und rehydriere mit abgekochtem Wasser ca. 30 Minuten lang im Kühlschrank damit ich dann ca. Anstelltemperatur habe.

Hat jemand eine Idee? Gereinigt wird übrigens mit 70%igem Weingeist falls das wichtig ist.
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Paule
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#2

Beitrag von Paule »

Uhu/Lösungsmittel könnte eine Infektion sein.
Vielleicht eine Wildhefe.
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beercan
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#3

Beitrag von beercan »

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=4340

Schau dir mal diesen Thread an evtl. findest du da was. Ich hatte das auch schon mal bei einem Sud extremer UHU Geruch und saurer Geschmack. Ich hatte diesen mit aufgelegten Deckel vergärt. Denke dass ich mir dadurch irgendwas eingefangen hatte.
Zuletzt geändert von beercan am Mittwoch 19. September 2018, 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Robert
Bojtar
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#4

Beitrag von Bojtar »

Danke! Den Thread hatte ich schon gelesen, da ich aber schon einige Sude wegkippen musste, weil ich das thema hygiene nicht ernst genug genommen habe, glaube ich nicht, dasses an einer infektion liegt - ich hab dazwischen auch schon den gärbehälter einige tage mit waschsodalösung stehen gehabt um sicher alles abzutöten...
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Johnny H
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#5

Beitrag von Johnny H »

Ich tippe hier ebenfalls auf ein Hygieneproblem.

Beschreibe doch mal bitte Dein Vorgehen ab Kochende, sowie Deine Ausrüstung (Kaltbereich) und Reinigungsmethodik.

Gerade im Kaltbereich ist penible Reinigung absolut Pflicht. Zum Beispiel Hähne und Verbindungen sind oft Verstecke für Mikroorganismen und müssen nach Möglichkeit immer auseinandergenommen und gereinigt werden. Und nie vergessen: erst Reinigung, dann Desinfektion.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Ladeberger
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#6

Beitrag von Ladeberger »

Hallo Bojtar,

für einen Uhu-Ton sind Ethylacetatgehalte bzw. Gestamtestergehalte nötig, die unter den beschriebenen Rahmenbedingungen von Kulturhefe nicht gebildet werden. Ich befürchte wie meine Vorschreiber, dass es sich um eine Kontamination handelt. Wenn du schon "einige Sude wegkippen musstest", liegt Johnnys Vermutung nahe, dass sich Mikroorganismen in schwer zu reinigenden Stellen festgesetzt haben: Gewinde, Ventile, Dichtungen (inkl. Teflonband), Nähte (auch bei Plastik), Filter, Schläuche, Abfüller, etc. Dem ist mit der üblichen Routine nicht mehr beizukommen.

Ich würde dir daher empfehlen, alle Edelstahl- und Plastikteile auszukochen und was zu groß ist (Gäreimer) oder die Hitze nicht verträgt, auszutauschen.

Gruß
Andy
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tauroplu
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#7

Beitrag von tauroplu »

Hi, also bei Ethylacetat ist halt Essigsäure im Spiel, diese wird im Heimbereich fast ausschließlich durch Fruchtfliegen eingetragen. Hattest Du da u.U. vielleicht ein Problem mit? Ansonsten kann es aber auch bei zu warmer (offener) Gärung (Deckel nur aufgelegt) zu einer über die Luft eingebrachten Essigsäurebakterieninfektion kommen. Ich selber habe mal einen Essigsudsud (zum Glück der einzige in meinem Brauerleben) gehabt. Das war ein sehr heißer Sommer, ich habe obergärig vergoren (ich konnte nicht ausreichend kühlen, um die Gärtemperatur einigermaßen im Zaum zu halten), es war ein offenes System, also mit aufgelegtem Deckel. Den Sud habe ich mit Tränen in den Augen (wirklich wahr) entsorgen müssen.
Es war aber ein einmaliger Spuk, danach habe ich alles gründlich desinfiziert und bin auf die geschlossene Gärung umgestiegen. Da Du aber mehrere Sude „versaut“ hast, muss irgendwo in Deinem Equipment noch ein Bakteriennest sein. Abfüllhähne sind solche Orte, aufgeraute Kunststoffoberflächen sind andere Möglichkeiten. Meist aber sind es versteckte Orte wie Abfüllstutzen, wo sich was in den Gewindegängen versteckt hält usw.
Wie der Vorredner schon sagte, überprüfe mal CSI-mäßig Deine Vorgänge und Dein Equipment. Ich bin sicher, irgendwann wirst Du die Kontaminationsquelle ausfindig gemacht haben.
Beste Grüße
Michael

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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#8

Beitrag von Bojtar »

Vielen Dank!
Die Sude, die ich wegkippen musste, waren nicht alle hintereinander. Jedenfalls werde ich mich auf den Weg machen und (wieder)mal alles auseinander nehmen zum reinigen/desinfizieren.

Grundsätzliche Beschreibung meines standardmäßigen Reinigungsvorgangs:

- Nach der Hauptgärung wird mit ca. 45°C warmen Wasser der Gärbehälter (ein 27L Fermonster) geputzt (ohne Desinfektion). Den Hahn lasse ich zur Lagerung offen.
- am Tag vor dem Brauen wird der gesamte Behälter samt Hahn, Deckel und Gärspund warm gespült. Danach mit einer warmen Waschsodalauge zu ca. 1/3 gefüllt und ab und zu geschwenkt.
- vor dem Hopfenseihen wird die Lauge durch den Hahn abgelassen und wieder mit warmen Wasser gespült / ausgeschwenkt
- der Monofilamentfilter wird 2-3 Minuten vor dem Hopfenseihen mit TM 70 (lebensmitteltaugliches Desinfektionsmittel) gut eingesprüht und nach dem Hopfenseihen bzw. Putzen ausgekocht und gelagert.
- gekühlt wird die Würze mittels Kühlspirale die ich 5-10 Minuten vor Kochende in den Einkocher stelle. Während des Abkühlens ist der Einkocherdeckel drauf (da hab ich 2 Löcher reingebohrt um die Anschlüsse durchstecken zu können, der Freiraum dazwischen wird mit Geschirrtücher abgedeckt damit nix reinfliegt).
- Das Abfüllen nach der HG erfolgt über den Hahn an den ein (ausgekochter) Silikonschlauch hängt mittel (warm gespülten) Abfüllröhrchen.

Beim Schreiben sind mir jetzt schon ein paar Dinge aufgefallen, die Verbesserungswürdig sind. Vor allem der Hahn wird von mir immer nur mittels in 100% Alk. getränkter Küchenrolle gereinigt. Das muss besser gehen.
Wie gesagt, ich geh mal ans Putzen/Desinfizieren der ganzen Plastikteile!

Vielen Dank!

lg, Christian
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tauroplu
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#9

Beitrag von tauroplu »

Folgende Tipps noch: Bitte 70%-igen Alkohol verwenden, der 100%-ige funktioniert nicht. Am besten alles satt einsprüchen, nicht nur wischen (vor allem beim Hahn reicht das bei weitem nicht aus). Statt warm zu spülen, besser richtig desinfizieren. Waschsoda ist gut für hartnäckige Reinigungen, eignet sich aber nicht unbedingt zur Desinfektion.
Beste Grüße
Michael

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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#10

Beitrag von Bojtar »

Danke vor allem mit dem Tipp mit dem 100% Alk! Rein aus Interesse: kannst Du mir den Hintergrund kurz beschreiben?

Bezgl. Waschsoda hab ich mal im alten Forum gelesen, dass es gut funktioniert weil es die Eiweiße denaturiert, aber vielleicht ist es Zeit um auf Oxi umzusteigen.

Ich hab gerade die Hähne meiner beiden Behälter komplett zerlegt und... pfui. Also, dass das noch nach Bier schmeckt was ich da gebraut habe ist ein Wunder. Ich hab sie jetzt geputzt, den Edelstahl abgekocht, den Plastik mit 60° Sodalösung im Ultraschallbad gehabt und anschließend beide ordentlich mit 70%igem eingesprüht (auch die Hahnlöcher). Jetzt sollts passen.

An alle, die es so wie ich nicht besser wussten: PUTZT EURE HÄHNE!!! :thumbsup
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#11

Beitrag von tauroplu »

Hi, Christian, schau mal hier: https://www.mpibpc.mpg.de/151749/Desinf ... on_Alkohol

Und obwohl dort von ca. 35% die Rede ist, hier die allgemein vertretene Information, dass 70%-iger Alkohol am besten wirkt: https://www.allgemeinarzt-online.de/arc ... en-1771801
Beste Grüße
Michael

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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#12

Beitrag von Bojtar »

Spannend!
Das mag ich so an diesem Hobby: Es ist unglaublich breit gefächert von Technik, über Physik zu Chemie, Biologie und was weiß ich noch. Und JEDEN Tag kann man was dazu lernen!
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Johnny H
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#13

Beitrag von Johnny H »

Bojtar hat geschrieben: Mittwoch 19. September 2018, 10:17 [...]
Grundsätzliche Beschreibung meines standardmäßigen Reinigungsvorgangs:

- Nach der Hauptgärung wird mit ca. 45°C warmen Wasser der Gärbehälter (ein 27L Fermonster) geputzt (ohne Desinfektion). Den Hahn lasse ich zur Lagerung offen.
[...]
Hallo Christian,

hier empfehle ich Reinigung gefolgt von Desinfektion direkt nach Gebrauch, nicht erst Wochen danach. Dann kann sich erst gar nicht irgendwo was festsetzen, und nur Ausspülen mit warmem Wasser reicht da nicht. Da bleibt ja auch die ganze Brandhefe kleben! Hast Du die bisher mechanisch entfernt? Könnte auch ein Problem sein - Kratzer in der Plastikoberfläche können auch Kontaminationsnester sein!

Am besten mit alkalischem Reiniger beginnen, diesen dann ausspülen und mit z.B. 70%igem Isopropanol desinfizieren.

So mache ich das. Vor Gebrauch wische ich dann nochmal kurz mit Isopropanol aus.
Bojtar hat geschrieben: Mittwoch 19. September 2018, 12:00 [...]
Ich hab gerade die Hähne meiner beiden Behälter komplett zerlegt und... pfui. Also, dass das noch nach Bier schmeckt was ich da gebraut habe ist ein Wunder. Ich hab sie jetzt geputzt, den Edelstahl abgekocht, den Plastik mit 60° Sodalösung im Ultraschallbad gehabt und anschließend beide ordentlich mit 70%igem eingesprüht (auch die Hahnlöcher). Jetzt sollts passen.
[...]
Dann hast Du wohl eine bzw. die wahrscheinlich hauptverantwortliche Kontaminationsquelle bereits entdeckt. Sehr gut! Ich hoffe, ab jetzt wird es besser.

Edit: Sprachlich etwas präzisiert.
Zuletzt geändert von Johnny H am Mittwoch 19. September 2018, 15:31, insgesamt 2-mal geändert.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#14

Beitrag von stefan78h »

Gruß
stefan
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Re: Immer wieder Ethylazetat UG

#15

Beitrag von Bojtar »

Hallo Johnny! Die Brandhefe entferne ich großteils mit dem Massagestrahl vom Brausekopf, der letzte Rest wird mit einem Mikrofasertuch weggewischt. Aber Du hast recht, es entstehen kleine Kratzer in denen sich Keime absetzen können. Danke für den Tip!
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