Klären mit Gelatine

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Silvus
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Klären mit Gelatine

#1

Beitrag von Silvus »

Hallo, ich melde mich wieder mal mit drei kurzen Fragen:

Beim nächsten Braugang möchte ich das Bier nach Ende der Hauptgärung mittels Gelatine klären. Ich hab das noch nie zuvor gemacht, daher 0 Erfahrung.

1)Mein Gärbehälter ist der Fermentosaurus.
Vielleicht hat jemand von euch Erfahrung, wie danach die Reinigung funktioniert. Ich finde das Handling schon ohnehin etwas mühselig, weil man innen nicht mit der Hand nachputzen kann, und mit Gelatine stelle ich mir da noch mehr schwer entfernbaren Schmodder vor.


2) Zum Einbringen der Gelatine habe ich zwei Methoden gelesen:
a) runterkühlen auf 10 °C und aufgelöste Gelatine draufleeren
b) runterkühlen und einrühren
Was empfiehlt ihr?

3) Hat Klärung mit Gelatine Sinn ohne Coldcrash (Mangels Kühlanlage bin ich auf's Wetter angewiesen. Warme Winter = kein Coldcrash)?

Danke schön!

Silvus
---
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Sura
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Re: Klären mit Gelatine

#2

Beitrag von Sura »

ca 100mll Wasser auf ca. 65C aufheizen, und eine gute Messerspitze Pulvergelatine einrühren bis die Lösung komplett klar ist. Dann Deckel vom Gärbehälter auf, Gelatinelösung reinkippen, Deckel zu. Fertig. Das ganze idealerweise auf dem Weg zum Coldcrash, also wenn die Temperatur unter 5°C sinkt. Dann 24h bei 1°C stehenlassen. (Das geht auch bei 5°C, dann würd ichs halt länger stehenlassen.)

Das Ergebnis ist klareres Bier, und ein zwar kompakter, aber nicht so fester Bodensatz in der Flasche. Genau das hat mich immer genervt, und ich nehme nun Irish Moss wenn ich das schnell klar haben will. Im Prinzip brauchts aber weder das eine noch das andere, wenn man sich genug Zeit zum lagern lässt.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Kurt
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Re: Klären mit Gelatine

#3

Beitrag von Kurt »

Ich nehme zwischen 1/2 und 1 TL Gelatine in Pulverform pro 20L Bier. In 55-65°C warmes Wasser einrühren (keimarm machen) und sachte in das Bier einrühren. Jetzt kann man das Bier auch kühlen (cold crash) muss aber nicht unbedingt sein. Nach 1-2 Tagen ist das Bier klar.
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Silvus
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Re: Klären mit Gelatine

#4

Beitrag von Silvus »

Hallo und danke!
Fazit:

Der eine kippt, der and're rührt
vielleicht ist beides nicht verkehrt!
---
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DerDallmann

Re: Klären mit Gelatine

#5

Beitrag von DerDallmann »

Gelatine würde ich nie benutzen, ehrlich gesagt. Unabhängig davon, dass ich Veganer bin.
Ich selbst habe es noch nie benutzt, habe aber schon einige Hobbybrauerbiere getrunken, die so geklärt waren.
Wie Sura schon sagt, der Bodensatz in der Flasche ist nicht fest, wenn du nur leicht die Flasche bewegst, hast du sehr unschöne Flowties im Bier. Beim Keg siehts wieder anders aus.

Bißchen Irish Moss und etwas länger warten hat den gleichen Effekt.
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Bierwisch
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Re: Klären mit Gelatine

#6

Beitrag von Bierwisch »

Wie Sura schon sagt, der Bodensatz in der Flasche ist nicht fest, wenn du nur leicht die Flasche bewegst, hast du sehr unschöne Flowties im Bier.
Kann ich so nicht bestätigen.

Ich habe früher ein paar Mal meine Biere (ausschliesslich OG) so geklärt. Am Tag vor der Abfüllung wurde die Gelatine-Lösung ins Gärfaß gegeben und später mit Zucker abgefüllt. Der Bodensatz war bei mir wie Beton und die Flasche ließ sich komplett ausleeren ohne daß irgendwas das Bier trübte.

Da ich heute nur noch in Kegs abfülle, hat sich für mich das Experimentieren mit Schönungsmitteln aber erledigt.

Gruß
Bierwisch
Der Klügere kippt nach!
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DevilsHole82
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Re: Klären mit Gelatine

#7

Beitrag von DevilsHole82 »

Für mich hat sich folgendes Vorgehen bei Bieren ohne Stopfen als Bestes im Fermentasaurus ergeben:

1. Hauptgärung abschliesen
2. Cold Crash bei 1°C für mindestens 2 Tage
3. Hefe von unten abziehen
4. Gelatine zu 0,2 g/L Jungbier in kaltes Wasser zu 100 mL/g Gelatine aufstreuen und 10 Minuten quellen lassen. Danach unter rühren auf 65°C erhitzen bis die Gelatine komplett aufgelöst ist. Danach einfach ins Jungbier kippen.
5. Kopfraum im Fermentasaurus mit CO2 fluten
6. Cold Crash bei 1°C für mindestens 1 Woche
7. Abfüllen ins KEG und weiterhin bei 1°C reifen lassen und zwangskarbonisieren.

EDIT: In der Regel sehen meine Biere danach so aus -> https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 76#p293176
Zuletzt geändert von DevilsHole82 am Mittwoch 14. November 2018, 08:48, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
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Re: Klären mit Gelatine

#8

Beitrag von Beerkenauer »

Ich habe auch mit Irish Moss und nach der Gärung Cold Crash gute Erfahrungen gemacht.
Meine Biere sind dadurch viel klarer geworden, sehen aber noch nicht nach Industrie-Bier aus.
Ich hätte zudem damit Probleme tierische Produkte in meinem Bier zu haben (möchte garnicht wissen in welchen Produkten, dass alles ehe schon drin ist).

Stefan
Mein Motto: Add more hops!
30L-Klasse; 50l Topf, 3.5k Induktion, Thermoport mit Läuterhexe, 2x Edelstahl Gärfaß, 2x Kühlschrank mit Inkbird, NC-Kegs und GDA für Flaschen.
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Re: Klären mit Gelatine

#9

Beitrag von Klaus53123 »

ich habe bei meinem vorletzten Suden mit Irish Moss, Gelatine und Biersol geklärt. Der Klärungsoverkill sozusagen.

Das Ergebnis war ein superklares Bier. Fast schon wie die industriellen Biere. Allerdings lief die Nachgärung in der Flasche auch entsprechen zäh an. Aber nach zwei Wochen war die auch durch.

Ich habe in dem Bier jetzt so gut wie gar keinen Bodensatz. Erst wenn ich die Flasche aufschüttle, erkennt man etwas Hefe in Form von Schlieren. Mir ist das jetzt ehrlich gesagt zu klar und beim nächsten Sud habe ich mich wieder auf Irish Moss beschränkt.
Liebe Grüße

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Re: Klären mit Gelatine

#10

Beitrag von nrtn »

Beerkenauer hat geschrieben: Mittwoch 14. November 2018, 08:37 Ich hätte zudem damit Probleme tierische Produkte in meinem Bier zu haben (möchte garnicht wissen in welchen Produkten, dass alles ehe schon drin ist).

Stefan
Zu dem Thema suchte ich letztens vergeblich den Versuchsthread wo einer die verschiedenen Methoden experimentell verglichen hat. Da war Kieselsol + Agar Agar ja sogar das effizienteste.

Ich benutze seit einer Weile Agar Agar statt Gelatine und hab damit nur gute Erfahrungen gemacht...
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Alien_TM
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Re: Klären mit Gelatine

#11

Beitrag von Alien_TM »

DevilsHole82 hat geschrieben: Mittwoch 14. November 2018, 08:30 Für mich hat sich folgendes Vorgehen bei Bieren ohne Stopfen als Bestes im Fermentasaurus ergeben:

1. Hauptgärung abschliesen
2. Cold Crash bei 1°C für mindestens 2 Tage
3. Hefe von unten abziehen
4. Gelatine zu 0,2 g/L Jungbier in kaltes Wasser zu 100 mL/g Gelatine aufstreuen und 10 Minuten quellen lassen. Danach unter rühren auf 65°C erhitzen bis die Gelatine komplett aufgelöst ist. Danach einfach ins Jungbier kippen.
5. Kopfraum im Fermentasaurus mit CO2 fluten
6. Cold Crash bei 1°C für mindestens 1 Woche
7. Abfüllen ins KEG und weiterhin bei 1°C reifen lassen und zwangskarbonisieren.
Spricht was dagegen, mit Cider die gleiche Prozedur zu machen bzw. ist bei natürtrüben selbstgepresstem Apfelsaft eine ähnliche Klärwirkung wie beim Bier zu erwarten?

...Alex
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Re: Klären mit Gelatine

#12

Beitrag von tauroplu »

@nrtn: wie ist denn die Dosierung bzw. Vorgehensweise bei Dir mit Agar Agar?
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Re: Klären mit Gelatine

#13

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

nrtn hat geschrieben: Mittwoch 14. November 2018, 10:39 Zu dem Thema suchte ich letztens vergeblich den Versuchsthread wo einer die verschiedenen Methoden experimentell verglichen hat.
Suchst du das Bierklärungsexperiment von Martin?

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?f=7&t=15639
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Viele Grüße
Jens
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DevilsHole82
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Re: Klären mit Gelatine

#14

Beitrag von DevilsHole82 »

Alien_TM hat geschrieben: Mittwoch 14. November 2018, 10:52 Spricht was dagegen, mit Cider die gleiche Prozedur zu machen bzw. ist bei natürtrüben selbstgepresstem Apfelsaft eine ähnliche Klärwirkung wie beim Bier zu erwarten?

...Alex
Gute Frage. Mit Cider hab ich keine Erfahrung. Würde es auf nen Versuch ankommen lassen.
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
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