Gärstockung?

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Hühnerbein
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Gärstockung?

#1

Beitrag von Hühnerbein »

Schönen guten Abend liebe Brauer,

ich hoffe, ihr nehmt euch die kostbare Zeit und könnt mir "mal wieder" mit eurer Expertise weiterhelfen.

Und zwar habe ich den Verdacht auf eine Gärstockung. Hier mein "Bier":

Datum Hefegabe: 6.11.18 (Nottingham Ale) 1 Päckchen
Ausschlag (Kaltwürze): 16 Liter
Stammwürze: 17 grad Plato
Trockenhefe: wurde nach Packungsanweisung rehydriert
Wurde die Hefe kräftig belüftet? --> Hmm....keine Ahnung wie man das macht oder was damit gemeint ist.
Anstelltemperatur: Raumtemperatur ca. 20 Grad Celsius
Differenz zwischen Hefetemperatur und Würzetemperatur bei Anstellen: 5-10 Grad Celsius
Aktuelle Raumtemperatur: 22 Grad

Restextrakt: 16.11. (10 d) = 10 Plato
18.11. (12 d) = 10 Plato
21.11. (15 d) = 10 Plato

Schüttung: 4000g Wiener Malz
2500g Münchener Malz
500g dunkles Karamellmalz
300g Röstmalz
Rastenführung: Kombirast 69 Grad (Habe einen Einkochautomaten, aber traue mir einzelne Rastenvorgänge mit dem Ding nicht zu)
An manchen Stellen zeigte mein Thermometer auch mal 78 Grad Celsius an o.O. --> schadet es sehr???
--> Imperial Stout nach einem Rezept.
Sollte eigentlich ergeben: 16 Plato (Stammwürze) und am Ende 7% Alk.)


Also meine Befürchtung ist, dass die Gärung eigentlich noch nicht durch sein sollte. Die Spindelproben schmecken noch relativ stark süß und nicht wie eins, was 7% Alk. haben sollte.

Hmm....was meint ihr? Ich hoffe, meine Daten reichen euch für eine Analyse. Und nochmals vielen Dank im voraus, wenn sich jemand diese Mühe für mich macht. =)


EDIT: Habe noch vor, die Gärung in meinem Kühlschrank mit Heizlampe (Keramiklampe) und Inkbird zu verbessern? Vielleicht Temperatur bei ca. 25 bis 28 Grad?
uli74
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Re: Gärstockung?

#2

Beitrag von uli74 »

Womit hast Du Stammwürze und Restextrakt gemessen? Falls beide Male mit dem Refraktometer beträgt Dein SVG 68%, da geht noch was. Die Notti ist ein Arbeitspferd sondersgleichen (da fällt mir ein: Wer ist der Hersteller? Danstar?)

Einfach mal aufrühren und wärmer stellen wird helfen. Und falls Du beide Male mit der Spidel gemessen hast erst recht.

Das mit der Temperierung auf 25 oder 28°C lass lieber sein. Nottingham schmeckt total scheusslich wenn zu warm vergoren wird, andere Hefan wahrscheinlich auch, aber die Notti hab ich mir gut gemerkt.
Gruss

Uli
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DevilsHole82
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Re: Gärstockung?

#3

Beitrag von DevilsHole82 »

Morgen ihr Beiden,

ich rechne hier einen Es=41% (scheinbarer Endvergärungsgrad) aus, bei Stammwürze 17°P und 10°P Spindelwert nach 15 Tagen.

Du hast Dich beim Maischen mit Sicherheit auf das Thermostat des Einkochers verlassen oder hast Du ein separates Thermometer verwendet? Falls Ersteres zutrifft wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Rasttemperatur viel zu hoch gewesen sein. Damit hast Du Dir viel zu viele nicht vergärbare Zucker umgewandelt, wodurch der schlechte Vergärungsgrad zustande kommt.

Kombirast bei 69°C ist schon die obere Grenze und produziert eher vollmundige Biere. Entscheidend hierbei ist zudem die Messgenauigkeit des Thermometers. Jedes Grad Abweichung wirkt sich auf das Verhältnis von vergärbaren zu unvergärbaren Zucker aus.
Heizt Dein Einkocher dann auch noch, wie angegeben bis 78°C nach, ist es vorbei mit hohen Vergärungsgrad.
Dateianhänge
Maischetemperatur_Kombirast.jpg
Gruß, Daniel

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Re: Gärstockung?

#4

Beitrag von Hühnerbein »

Erstmal vielen Dank euch beide.

Die Hefe war von Danstar.

@DevilsHole82
Deine Argumentation trifft glaube voll ins Schwarze in meinem Fall. =/ die Temperatur hatte ich mit einem externen Thermometer gemessen. Trotzdem die hohen Werte, da er anscheinend noch ziemlich nachheizte.
Hmm...kann man da noch was machen? Wahrscheinlich nicht, da man den Zucker ja nicht rauskriegt, aber vielleicht gibt's da ja noch was?! Ansonsten muss ich es wahrscheinlich wegkippen, da es mir einfach zu süß für ein Bier ist. =/ da spare ich mir die Arbeit fürs abfüllen und 1 Jahr lagern.
Naja...irgendwann musste ja mal was schief gehen ^^'
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Re: Gärstockung?

#5

Beitrag von Johnny H »

Nochmal: hast du mit Spindel oder Refraktometer gemessen?
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Re: Gärstockung?

#6

Beitrag von Hühnerbein »

Ahh...musste alles nochmal schreiben und da hatte ich dies wohl vergessen zu erwähnen. ^^

Zitat: Also meine Befürchtung ist, dass die Gärung eigentlich noch nicht durch sein sollte. Die Spindelproben schmecken noch relativ stark süß und nicht wie eins, was 7% Alk. haben sollte.

Also würde bereits erwähnt, dass ich mit Spindel gemessen habe.
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Re: Gärstockung?

#7

Beitrag von DevilsHole82 »

Ich hatte mal ein ähnliches Problem, da mein Trockenmalzextrakt sch***e war. Habe dann, wie hier beschrieben mit Glucoamylase während der Gärung nachgeholfen. Wenn Du ein staubtrockenes Bier trinken willst, dann wäre das eine rettende Maßnahme. Oder wegschütten, als Lehrgeld ansehen und neu brauen.

EDIT: Ich hab zwar noch jede Menge Glucoamylase zum Abgeben zu Hause im Kühlschrank, aber derzeit einfach keine Zeit nebenher mich um den Versand zu kümmern.
Gruß, Daniel

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Re: Gärstockung?

#8

Beitrag von Johnny H »

Einen scheinbaren Vergärgrad von 41% allein mit einer möglicherweise fehlerhaften Temperaturmessung zu erklären, halte ich für falsch. Ich glaube, hier liegt ein Gär- bzw. Hefeproblem vor.

Ich würde mal vorsichtig(!!) aufrühren oder ggf. noch eine zweite Hefe geben.
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Re: Gärstockung?

#9

Beitrag von Hühnerbein »

Ok, ich werde erst mal aufrühren. Wenn das nix hilft, belasse ich es dabei. Habe eben nochmal umgerührt und gleichzeitig ne Probe genommen.....Naja schmeckt schon gut, aber eben nicht perfekt. :Bigsmile

Aber zum wegschmeißen ist mir das zu schade. Da tut mein Herz irgendwie weh.

Aber ich danke euch wirklich sehr, dass ihr mir geholfen habt mit euren Ideen. Waren alle sehr interessant und für mich auf jeden Fall brauchbare Informationen.
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Johnny H
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Re: Gärstockung?

#10

Beitrag von Johnny H »

Viel Erfolg!!

Ich werfe nur ungern was weg. Am Ende hat man ja doch sehr viel Aufwand mit einem Sud, und verloren ist hier m.E. noch nichts.

Wenn sich das mit den 10°P aber nicht bessert innerhalb von 24h nach dem Aufrühren, würde ich noch ein zweites Päckchen Hefe (falls vorhanden) rehydrieren und zugeben.

Du kannst ja auch schauen und versuchen optisch zu beurteilen, ob die Gärung wieder anspringt, d.h. Schaumbildung und Aktivität am Gärröhrchen stattfindet.
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