Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

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domingo
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Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#1

Beitrag von domingo »

Hallo zusammen

Ich habe eine grundsätzliche Frage, deren Antwort ich hier im Forum nicht finden konnte.

Nach der Hauptgärung mache ich einen Cold Crash. Das kalte Bier (ca. 0.5°C kalt) wird dann aus dem Gärbehälter in eine Pfanne mit Zuckerlösung umgeschlaucht und vorsichtig vermischt. Aus dieser Pfanne fülle ich dann in Flaschen ab, wobei das Bier in den Flaschen dann so um die 3°C hat, nehme ich an (gemessen habe ich dies aber nicht). Kronkorken auf die Flaschen und ab in die Nachgärung bei Zimmertemperatur (ca. 20°C). Nun habe ich das erste mal überhaupt bei einer Flasche einen Flaschenmanometer benutzt und war erstaunt, dass dieser schon nach ca. 10 Stunden 0.8 bar anzeigte. Kann es sein, dass diese 0.8 bar bloss daraus resultierten, dass sich das Bier in der Flasche durch die Erwärmung von 3°C auf 20°C ausdehnte und sich dadurch Druck im Kopfraum aufbaute? Falls ja, dann müsste ich doch diese 0.8 bar jeweils abziehen, wenn ich über das Manometer berechnen will, wieviel CO2 im Bier gelöst ist, oder?

Ich habe auch mal kurz eine Rechnung mit der idealen Gasgleichung angestellt (p * V = n * R * T), kam dann aber bloss auf höchstens 0.2 bar, welche sich durch die reine thermische Ausdehnung des Biers im Kopfraum bilden könnte. Vielleicht habe ich aber auch einfach falsch gerechnet...

Kann es also sein, dass die Nachgärung nach dem Cold Crash tatsächlich so schnell einsetzt?

Viele Grüsse,
Domingo
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tauroplu
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#2

Beitrag von tauroplu »

Hi, Domingo,

Zitat: „Kann es also sein, dass die Nachgärung nach dem Cold Crash tatsächlich so schnell einsetzt?“
Das glaube ich eher nicht. Überhaupt gibt es auch keinen Grund, Panik zu schieben wegen Druck und Kohlensäuregehalt. Ob das alles so stimmt, kannst Du eh erst erkennen, wenn die Nachgärung zum Erliegen gekommen ist, sprich sich der Druck nicht mehr signifikant ändert. Dann setzt Du Druck und Temperatur unter Zuhilfenahme der entsprechenden Rechentools in Relation zueinander und siehst dann, ob Deine gewünschte Karbonisierung wie gewünscht erreicht wurde.
Und ja, die Ausdehnung bei Temp. Erhöhung bewirkt eine Zunahme des Drucks im Kopfraum. Der angezeigte Wert ist m.E. also kein Resultat einer bereits deutlich eingesetzten Nachgärung.
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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afri
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#3

Beitrag von afri »

Es ist nicht die Ausdehnung des Biers, sondern die Druckzunahme des Kopfraums, der von ~0,3° auf ~20° gebracht wird. Die geringe Ausdehnung der Flüssigkeit hat, wie du ja schon selbst gerechnet hast, keinen allzugroßen Einfluss.
Achim
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DerDallmann

Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#4

Beitrag von DerDallmann »

Das Thema wurde kürzlich gerade breitgetreten. Bitte die SuFu benutzen.
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Malzknecht
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#5

Beitrag von Malzknecht »

Ich machs dir einfacher und verlinke meinen Thread: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ead#unread
... meine letzte Vermutung war, dass mein kaputter Messlöffel der Grund war, aber das konnte ich vorgestern leider widerlegen :crying Letzte Vermutung ist nun, dass mein Manometer einfach eine Macke hat. Wegen meines Umzugs kann ich das alles jetzt nicht testen, hole ich aber nach.

Viel Erfolg!
Viele Grüße,
Tobi

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domingo
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#6

Beitrag von domingo »

Habe genau diesen Thread soeben auch gefunden gehabt. Habe wohl vorhin nicht gut genug geschaut. Und ja, stimmt, ist genau mein Thema,welches da schon durchgekaut wurde.

Ich werde nächstes Mal zusätzlich einfach eine Flasche mit Manometerverschluss (habe drei Stück gebastelt) gefüllt mit Wasser neben dem Gäreimer "cold crashen" und dann da mal den Druckverlauf beobachten. Versuch macht klug!
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#7

Beitrag von nettermann90 »

Ein Cold Crash ergibt in meinen Augen nur sinn, wenn du in KEGs abfüllst und zwangskarbonisierst. Wozu bei Flaschengärung einen Cold Crash machen? Du willst doch Hefe in der Flasche haben, damit die NG rasch einsetzt. Klar wird das Bier auch in der Flasche während der Lagerung.
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hopfenbär
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#8

Beitrag von hopfenbär »

nettermann90 hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 17:21 Ein Cold Crash ergibt in meinen Augen nur sinn, wenn du in KEGs abfüllst und zwangskarbonisierst. Wozu bei Flaschengärung einen Cold Crash machen? Du willst doch Hefe in der Flasche haben, damit die NG rasch einsetzt. Klar wird das Bier auch in der Flasche während der Lagerung.
Habe auch immer einen ColdCrash bei Flaschengärung gemacht. War trotzdem noch genug Hefe im Bier für die Flaschengärung. Hatte so nur deutlich weniger Bodensatz in der Flasche. Kommt auch auf die Hefe an wie gut die ohne ColdCrash sedimentiert. Hopfenstopfen wär auch ein Thema welches einen Coldcrash bei Flaschengärung sinnvoll macht.
Solum duri in hortum veniunt.

Vorstellung im alten Forum http://tinyurl.com/gob2p5g
Dr.Edelherb

Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#9

Beitrag von Dr.Edelherb »

Hallo Domingo,

lass den Druck doch einfach mal ab nachdem die Flaschen auf Raumtemperatur sind, später siehst du ja dann ob dein durch die Nachgärung errechneter Druck stimmt.
domingo
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#10

Beitrag von domingo »

Hefe ist immer noch genug in der Schwebe nach dem Cold Crash für die Flaschengärung. Es ist ja nicht nur die Hefe, welche bei einem Cold Crash sedimentiert. Und allzu lange lagert mein Bier normalerweise nicht, dafür ist es einfach zu lecker... ;-)

Aber ich muss zugeben, dass ich den Cold Crash v.a. mache, weil ich erstens einfach gelesen habe, dass es zu klarem Bier führen kann, und zweitens weil ich überhaupt die Möglichkeit dazu habe (alte Gefriertruhe mit externem Thermostat-Relais). Ich werde aber bald mal ein Jungbier zur Hälfte umschlauchen und dann mit der einen Hälfte einen Cold Crash machen und mit der anderen Hälfte nicht, um zu schauen, ob es überhaupt zu einem Unterschied führt. Sicher bin ich mir nämlich nicht...
domingo
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#11

Beitrag von domingo »

Dr.Edelherb hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 17:27 Hallo Domingo,

lass den Druck doch einfach mal ab nachdem die Flaschen auf Raumtemperatur sind, später siehst du ja dann ob dein durch die Nachgärung errechneter Druck stimmt.
Hmmm, könnte ich machen, aber nur mit der Manometerflasche. Die anderen haben Kronkorken, und da geht das nicht so einfach, oder?
Dr.Edelherb

Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#12

Beitrag von Dr.Edelherb »

Meinte ja nur bei der Manometer Flasche, nur um halt festzustellen ob du ohne diesen ausdehnungsbedingten Druck auf deine Werte kommst.
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Beerkenauer
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#13

Beitrag von Beerkenauer »

Vorallem setzt sich beim Cold Crash der Hopfen vom Hopfenstopfen ab. Seitdem ich das mache habe ich klarerer Biere und keine Hopfenfitzel mehr in der Flasche. :thumbup

Stefan
Mein Motto: Add more hops!
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#14

Beitrag von nettermann90 »

OK gestopft habe ich noch nicht. Mir haben bis jetzt die Whirlpool gaben schon sehr viel freude bereitet :-)

Cold Crash habe ich bis jetzt nur einmal bei der US-05 gemacht. Die wollte so gar nicht sedimentieren. Selbst damit wurde es kein wirklich klares Bier.

Ansonsten hilft immer Geduld, und nicht direkt zwei Tage nach dem letzten Blubb aus dem Spund abfüllen.

Ich habe aber selbst das Problem, welches du beschreibst. Auch ohne Cold Crash. Mein Druck ist, wenn ich nach den Formeln Zucker zugebe, jedesmal 1-1,5g Co2 zu Hoch. Auch Entlüften um eventuelle Luft auszutreiben bringt nichts. Ich fülle seither immer erst die Manometerflasche ab und lese den Druck und die Temperatur ab, errechne mir damit den vorhandenen Co2 gehalt und Zucker dann entsprechend. Seit ich das so mache, passt der Druck.

Wissen die Götter warum das so ist...
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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#15

Beitrag von Malzknecht »

domingo hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 17:30 ...Ich werde aber bald mal ein Jungbier zur Hälfte umschlauchen und dann mit der einen Hälfte einen Cold Crash machen und mit der anderen Hälfte nicht, um zu schauen, ob es überhaupt zu einem Unterschied führt. Sicher bin ich mir nämlich nicht...
Sehr schön! Bitte berichten bei Neuigkeiten. Würde es selbst gerne angehen, aber im Moment leider etwas schwierig :)

nettermann90 hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 18:31 Ich habe aber selbst das Problem, welches du beschreibst. Auch ohne Cold Crash. Mein Druck ist, wenn ich nach den Formeln Zucker zugebe, jedesmal 1-1,5g Co2 zu Hoch. Auch Entlüften um eventuelle Luft auszutreiben bringt nichts. Ich fülle seither immer erst die Manometerflasche ab und lese den Druck und die Temperatur ab, errechne mir damit den vorhandenen Co2 gehalt und Zucker dann entsprechend. Seit ich das so mache, passt der Druck.

Wissen die Götter warum das so ist...
Interessanter Ansatz. Wie sieht das genau aus?
Du entnimmst 1 Tag vor dem eigentlichen Abfülltermin eine Menge für die Manometerflasche und schlauchst den Rest erst einen Tag später?
Viele Grüße,
Tobi

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Re: Druck bei Flaschengärung nach Cold Crash

#16

Beitrag von nettermann90 »

Malzknecht hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 19:26
nettermann90 hat geschrieben: Donnerstag 29. November 2018, 18:31 Ich habe aber selbst das Problem, welches du beschreibst. Auch ohne Cold Crash. Mein Druck ist, wenn ich nach den Formeln Zucker zugebe, jedesmal 1-1,5g Co2 zu Hoch. Auch Entlüften um eventuelle Luft auszutreiben bringt nichts. Ich fülle seither immer erst die Manometerflasche ab und lese den Druck und die Temperatur ab, errechne mir damit den vorhandenen Co2 gehalt und Zucker dann entsprechend. Seit ich das so mache, passt der Druck.

Wissen die Götter warum das so ist...
Interessanter Ansatz. Wie sieht das genau aus?
Du entnimmst 1 Tag vor dem eigentlichen Abfülltermin eine Menge für die Manometerflasche und schlauchst den Rest erst einen Tag später?
Nein. Ich gebe direkt vor dem Abfüllen die Probe in die Manometerflasche. Temperatur in der Flasche messen, dann Flasche schließen und schütteln bis der Druck sich nichtmehr erhöht. Aus der Tabelle dann den Co2 gehalt bestimmen. Anschließend leg ich die Flasche in den Froster für 1-2 Stunden damit der Druck sinkt. So geht nicht soviel Co2 verloren wenn ich die Flasche öffne um den errechneten Zucker zuzugeben.

Gruß
Felix
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