Bier nachträglich "Voller" machen

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matschie
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Bier nachträglich "Voller" machen

#1

Beitrag von matschie »

Hallo zusammen,

bin nicht sicher ob es hier oder bei Rezepten besser aufgehoben ist, aber ich habe folgende Frage:

Ich habe am 13.12. letzten Jahres ein Rauchbier gebraut. 20% Rauchmalz, gehopft mit Perle und Tettnanger auf 28 IBU.
Leider ist aufgrund eines Braufehlers die Stammwürze statt bei 12,5 nur bei knapp über 11 gelandet. Jetzt habe ich das erste Fass davon in Flaschen gefüllt und probiert. Der Rauchgeschmack und die Hopfenbittere sind sehr gut geworden, nur der Körper fehlt (vermutlich aufgrund der geringen Stammwürze).

Klar, ich könnte das jetzt als "Lehrgeld" verbuchen und es dabei belassen. Ich sehe das aber als Experimentiergrundlage und überlege, ob ich das zweite Fass irgendwie verbessern kann. Mir ist klar, dass ich keinen Malzkörper herzaubern kann, aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit?

Ich hatte z.B. schonmal an Eichenchips gedacht, habe damit aber keine Erfahrung und etwas Angst, dass das "für die Katz" ist.
Vielleicht gibt es auch eine geeignete Hopfensorte, mit der man das Stopfen könnte? Müsste natürlich entsprechend kräftig sein, damit der leere Körper überdeckt wird.

So jetzt überlege ich weiter und freu mich auf eure Ideen :Smile
Immer eine Handbreit Bier unterm.. äh, ne das ging anders.

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Matthias
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Bierjunge
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#2

Beitrag von Bierjunge »

Milchzucker könnte eine Option sein. Ist unvergärbar, nur schwach süß, und wird in Milk Stout (s.d.) verwendet, die Mundfülle zu erhöhen.

Moritz
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matschie
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#3

Beitrag von matschie »

Spannend, Danke! Ich bin bislang davon ausgegangen, dass Milchzucker hauptsächlich zur Süßung eingesetzt wird, ist mir bislang auch nur bei Milk Stouts über den Weg gelaufen. Da ich sowas aber noch nie getrunken oder gar gemacht habe, ist mir der Effekt nicht klar.

Könnte man das an einer Probeflasche mal testen oder wie liegen da die Dosiermengen?
Immer eine Handbreit Bier unterm.. äh, ne das ging anders.

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§11
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#4

Beitrag von §11 »

Wenn es nur um das Mundgefühl geht, sollte auch Maltodextrin oder andere lösliche Ballaststoffe funktionieren
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matschie
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#5

Beitrag von matschie »

§11 hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 16:29 Wenn es nur um das Mundgefühl geht, sollte auch Maltodextrin oder andere lösliche Ballaststoffe funktionieren
Naja das Mundgefühl ist das eine, viel wichtiger ist mir aber eigentlich der Körper.

Das Bier besteht aktuell aus Hopfen und Rauchgeschmack, dazwischen ist nicht viel (Wie bei ca. 11°P ja auch zu erwarten ist).
Immer eine Handbreit Bier unterm.. äh, ne das ging anders.

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§11
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#6

Beitrag von §11 »

Salz? Gose ist ja teilweise recht "duenn", hier macht das Salz den Koerper. Klappt angeblich auch bei duennen anderen Bieren, wie Schankbieren.

Jan
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Johnny H
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#7

Beitrag von Johnny H »

Calciumchlorid geht vielleicht auch, falls vorhanden?
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#8

Beitrag von gulp »

Verschneiden oder als Radler trinken.

Gruß
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matschie
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#9

Beitrag von matschie »

§11 hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 17:37 Salz? Gose ist ja teilweise recht "duenn", hier macht das Salz den Koerper. Klappt angeblich auch bei duennen anderen Bieren, wie Schankbieren.
Danke. Also ist das quasi eine "nachträgliche Wasseraufbereitung"? Habe nochmal in deinem Buch nachgeschaut, da schreibst du ja auch
Natrium ist vor allem für die Vollmundigkeit und das Mundgefühl wichtig
und
[Chlorid ist vor allem für die] Vollmundigkeit als auch für das Mundgefühl von Bedeutung.
. Hatte bisher gar nicht an das "Wasserkapitel" gedacht, da das für mich mit dem Brauen abgehakt war.

Hab es mal getestet, indem ich etwas Salz vor dem Trinken ins Glas gegeben habe und während des Trinkens nach und nach "aufgesalzen" habe.
Test 1: 1 x Salzstreuer Schütteln auf 0,33L Bier. Okay, gefühlt etwas besser, vielleicht EInbildung. Bilde mir auch ein, bereits Salz zu schmecken.
Test 2: Nach Schluck 1 nochmal draufgeschüttelt. Unwesentliche Veränderung.
Test 3: Wie vor. Interessanter Effekt: Ich habe nach 2) und 3) umgerührt, bei 3) ist der neu entstandene Schaum plötzlich sehr cremig, fast wie bei einem Stout. Körper hat sich kaum verändert.
Test 4: Wie vor. Jetzt ist Salz schmeckbar.

Fazit: Etwas Salz scheint dem Bier "gut zu tun", aber nur ein bisschen. Vielleicht Einbildung, werde das mal von einem Bekannten blind gegenkosten lassen. Guter Tipp!
Johnny H hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 18:41 Calciumchlorid geht vielleicht auch, falls vorhanden?
Habe ich leider nicht da. Was ist die Idee dahinter? Calcium ist ja eher von Nachteil, und Chlorid würde ja über NaCl eingebracht? Oder gibt es da noch einen anderen Effekt?
gulp hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 18:45 Verschneiden oder als Radler trinken.
Klar, verschneiden ginge auch. Dabei würde ich aber vermutlich die leckere Rauchnote verlieren.. Oder ich müsste ein Sehr malziges Rauchbier zum Verschneiden "nachbrauen", das würde ich dann aber lieber pur trinken :Bigsmile
Wobei, ich habe ein dunkles Landbier hier, das könnte sich in Kombination gut machen :Grübel
Vielleicht muss ich mal zwei parallel aufmachen :Bigsmile
Radler ist überhaupt gar nicht kein bisschen mein Ding, kommt also nicht in Frage :Bigsmile
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#10

Beitrag von Johnny H »

matschie hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 19:06 [...]
Johnny H hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 18:41 Calciumchlorid geht vielleicht auch, falls vorhanden?
Habe ich leider nicht da. Was ist die Idee dahinter? Calcium ist ja eher von Nachteil, und Chlorid würde ja über NaCl eingebracht? Oder gibt es da noch einen anderen Effekt?
[...]
Gleiche Denkweise wie hinter der Aufsalzung mit Kochsalz: Chlorid fürs Mundgefühl! Warum sollte Ca von Nachteil sein?

Probiert habe ich es allerdings nicht!
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#11

Beitrag von §11 »

gulp hat geschrieben: Freitag 22. März 2019, 18:45 Verschneiden Gruß
Peter
Das erinnert mich imm an einen Studienkollegen. Da hat gesagt:" Das ist prima, ich hatte 50hl Bier die haben irgendwie scheisse geschmeckt. Jetzt hab ich sie mit einem zweiten Sud verschnitten. Jetzt hab ich 100hl die Scheisse schmecken" :Grübel
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Re: Bier nachträglich "Voller" machen

#12

Beitrag von Alt-Phex »

Das trifft es auf den Punkt. Nachträglich irgendwas zu machen führt selten zu einem besseren Ergebnis. Lass das Bier so wie es ist und brau einfach nochmal neu so wie es sein sollte. Schlechtes Bier mit Gutem zu verschneiden kann ja maximal Mittelmäßiges hervor bringen.
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