Hefeablagerung an Flaschenwand ?

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Grobi
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Hefeablagerung an Flaschenwand ?

#1

Beitrag von Grobi »

Moin allerseits !

bei einigen Bieren ist mir eine Ablagerung dunkler, staubartiger Substanz an den Flaschenwänden aufgefallen. Nicht immer, aber schon ein paar mal.
Die Ablagerung tritt am stärksten im oberen zylindrischen Bereich der Flasche auf. Sobald die Flasche bewegt wird fällt das ganze ab.

Das sieht dann so aus:
IMG_20150207_154542.JPG
Ich denke das es keine Infektion ist, da das Bier ordentlich schmeckt und Säure sowie CO2 so wie erwartet sind.
Die Flaschen sind mit Geschirrspülreiniger und Oxi gründlich gereinigt, die Lagerung ist stehend.

Kann es sein das sich Hefezellen an der Flaschenwand niederlassen und von dort aus vermehren ?
Habt ihr so was schon mal beobachtet ?

bis dann

Grobi

(Und ja, das Bier ist so rot: ein Wit-artiges mit schwarzer Johannisbeere)
SteveMcBorman
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Re: Hefeablagerung an Flaschenwand ?

#2

Beitrag von SteveMcBorman »

Wie braust und lagerst du denn?
Flaschengärung? Gegendruckabfüllung mit vorigem umdrücken des Fasses?
Stehend oder liegend lagern?

Da du ohne Filter die Hefe nicht absolut sondern nur relativ entfernen kannst (z.B. durch lange Fasslagerung mit Umdrücken), wird es wahrscheinlich (meiner Erfahrung nach) Hefe sein. Allerdings nur dann, wenn du die Flasche (z.B. im Kühlschrank) liegend gelagert hast. Dann sediementiert die Hefe ganz einfach, fällt mir vor allem immer beim Weizen auf.

Wenn du sensorisch keine Veränderung zur Norm feststellst ist es ja OK.
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Liquidminer
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Re: Hefeablagerung an Flaschenwand ?

#3

Beitrag von Liquidminer »

Beobachtet habe ich so etwas in der Art schon und meine Vermutung ist ja, das dies ein Wechselspiel zwischen bestimmten Hefearten und Oberflächenrauheit der Flaschen sind. Bei mir war dies vor allem mit der S04 in Hövelsflaschen der Fall, was sich auch in ein paar Ablagerungen im Flaschenhals äußerte.
masch1
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Re: Hefeablagerung an Flaschenwand ?

#4

Beitrag von masch1 »

Johannisbeeren sonderen beim gären sehr viel Eiweis ab. Ich mach ab und zu mal Johannisbeer Wein und da schwimmen richtige Eiweis schlieren im Gärfass
kann sein das es daher kommt besonders wenn du noch Flaschengärung hast
Grobi
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Re: Hefeablagerung an Flaschenwand ?

#5

Beitrag von Grobi »

Moin allerseits !

Ein wenig Literaturrecherche hat diesen hier zutage gefördert:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... x/abstract
THE ATTACHMENT OF BREWING YEAST TO GLASS

Der Artikel hat den Vorteil das er frei ist und mein "Problem" recht gut beschreibt.

Es wird festgestellt das sich Hefe eigentlich nicht oder nur schlecht an Glas ansiedelt (Hefeoberfläche ist negativ geladen, Glas auch), aber bestimmte Faktoren eben doch zu einer verstärkten Anlagerung führen können.

Besonders hervorzuheben sind Alginat-basierte Klärmittel (auch negativ geladen). Nur die Zugabe von Alginaten alleine bewirkt eine verdreifachung der Hefeanlagerung. In Kombination mit einer verhungernden ("starved") Hefe können enorme Ablagerungsgrade von Hefe an der Glaswand erreicht werden; es wird eine verachtfachung gemessen.

Ein wesentlich kleiner Effekt wird durch den Speisezucker ("Primings") erzielt. Sucrose führt zu einer leicht erhöhten Glasbesiedlung, Maltose zu einer verminderten Anlagerung von Hefe an die Glaswand.

Tja, und da bin ich mit meinem Brauprozedere mittendrin:
Es ist eigentlich immer ein Löffel Irish Moss dabei (außer wenn der Stil nach Trübung ruft).
Die Hauptgärung lasse ich gerne mal 2-3 Wochen nach Ende noch stehen, dann erst Cold-Crash. Wenn die Hefe da nicht arg hungrig ist....
Und die Flaschengärung mach ich mit Haushaltszucker, das gärt dann auch so lange bis nix mehr da ist sprich die Hefe hungert.

Jetzt bleibt nur noch zu klären warum nicht alle Flaschen gleichermaßen betroffen sind.

@Masch1: Das mit dem Eiweiß hab ich gemerkt ! Sah zwischendrin etwas ecklig aus, aber mit 3 Wochen Klärung wars in der Flaschenabfüllung sehr klar.

@Liquidminer: Nach Hefesorten sind bis jetzt nur die US-05 und die WLP 530 extrem auffällig geworden, die Belle Saison hatte mal Ansätze zur Ablagerung gezeigt. Völlig unauffällig bis jetzt die S-33, Nottingham, WLP 002 und WLP 400.

BTW: Das "Journal of the Institute of Brewing" http://onlinelibrary.wiley.com/journal/ ... 416/issues ist von 1895-2013 frei zugänglich !

bis dann
Grobi
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