1.Sud - Gärstop oder kein Gärstop?
Verfasst: Montag 13. Mai 2019, 19:25
Hallo liebe Mitforisten,
eigentlich wollte ich vor meinem dritten Sud niemanden mit Fragen belästigen, aber ich bin leider etwas verunsichert.
Drei Tage nach dem Anstellen meines ersten Suds konnte ich einen Restextrakt von 6°P messen. Dieser hat sich auch in den folgenden Tagen nicht verändert. Erwartet wurde ein Restextrakt von 2°-5°P. Im Forum las ich von der Möglichkeit eines Gärstops und übernahm die Empfehlung ein weiteres Mal Hefe zuzusetzen (US-05). Das erfolgte 14 Tage nach dem ersten Ansetzen, vor jetzt zwei Tagen am Samstag. Eine erneute Gärung konnte ich nicht erkennen.
Nun stellt sich mir die Frage, ob der Restextrakt aufgrund diverser Braufehler (siehe unten) eventuell korrekt ist? Und wenn dem so ist: kann ich das Jungbier gefahrlos in Flaschen abfüllen oder bastel ich mir Bomben?
Trotz intensiver Vorbereitung für meinen ersten Brautag habe ich diverse (dämliche!) Fehler begangen, welche ich hier kurz auflisten möchte, da sie vermutlich ein Hinweis auf den hohen Restextrakt sind. Gebraut werden sollte übrigens ein Pale Ale nach dem Rezept aus dem Buch "Craftbier einfach selber brauen".
1.Fehler: Hauptguss 18l, 74°C Einmaischtemperatur, Schüttung 5kg Wiener Malz + 0,5 kg CaraHell. Nach der Schaltung sollte eine Zieltemperatur von 66/67 °C erreicht werden und eine 60 minütige Kombirast durchgeführt werden. Meine Temperaturanzeige sank jedoch gerade mal auf 71°C. Da größer 70°C die Beta-Amylasen zerstört werden habe ich einen Liter kaltes Wasser nachgekippt, gerührt und gehofft. Das Thermometer sprang auf 68°C, was nicht ursächlich mit dem Liter kaltem Wasser zusammenhängen konnte. Offenbar hatte ich Dödel das Thermometer gebadet und dieses hatte Schaden genommen. Hier gilt ganz klar: kein Backup, kein Mitleid. Nachdem ich glücklicherweise ein klassisches Thermometer von meiner Schwiegermutter ergattern konnte, konnte ich eine Temperatur von 68°C messen.
Meine Vermutung: es wurden zu viele Beta-Amylasen vernichtet bei der kurzzeitigen, ca. 5-minütigen, zu hohen Temperatur => es wurde weniger vergärbarer Zucker erzeugt als gewünscht.
2.Fehler: das Läutern. Trotz Vorbereitung war ich zu hektisch und habe zwei wesentliche Dinge verkehrt gemacht. Zunächst habe ich nicht aus dem Läutereimer (mit Läuterhexe) solange abgezapft und zurückgeführt bis die Flüssigkeit klar wurde. Und dann habe ich viel zu schnell geläutert. Inklusive 12L Nachguss (78°C) habe ich nur eine halbe Stunde benötigt.
Vermutung: Die nach dem Kochen zu messende Stammwürze müsste kleiner als erwartet sein, da ich nicht sorgfältig genug geläutert habe. Andererseits nimmt der Extraktgehalt ja zum Ende des Läutern ab...
3.Fehler: Bei einer Zielmenge von 20L Bier hätte ich ca. 22L im Kochtopf haben müssen. Dies habe ich jedoch nicht kontrolliert, sondern bin erst im Nachhinein darauf gekommen, dass ich vermutlich nur ungefähr 17L im Einkocher hatte. Auf die Möglichkeit bereits hier einen ungefähren Extraktwert messen zu können, welcher unter der Annahme das ca.10% der Würze verkochen ungefähr 90% der erwarteten Stammwürze betragen müsste bin ich erst später gestossen.
4.Fehler: die Würze hat eher Sprudelnd als wallend gekocht. Reguliert wurde dies durch einen halb aufgelegten Deckel. Dieser Fehler sollte allerdings nicht Kriegsentscheidend sein. Im Gärbottich landeten 15,5L Würze welche ich mit kaltem Wasser auf 17L streckte.
5.Fehler: Stammwürze messen. Nach meinem jetzigen Wissensstand hätte ich direkt nach dem Umschlauchen in den Gärbottich eine Probe ziehen müssen, deren Stammwürze ich dann gemessen hätte, sobald diese eine Temperatur von 20°C erreicht hätte. Stichwort Homogenität.
Leider wollte ich die Würze nicht verschwenden und dachte darin könnte man doch gut die Hefe rehydrieren... (6.Fehler, ich weiß). Gesagt getan: 6h nach dem Umschlauchen zog ich eine Probe: 29°C und gespindelte 12,5°P. Zu warm zum Anstellen der Hefe also wieder raus vor die Tür mit dem Gärbottich. Nach weiteren 2h habe ich eine weitere Probe gezogen: 22°C und gespindelte 15°P. WTF???
Vermutung: bei schnell sinkenden abendlichen Temperaturen setzte eine verstärkte Sedimentierung ein, welche die Extrakt Messung (Dichte) verfälschte. In Kombination mit dem Fehler beim Läutern halte ich daher die erste Messung für wahrscheinlicher.
Sorry, jetzt habe ich doch einen Roman geschrieben, dabei ist die Frage doch einfach nur: Wegschütten oder Abfüllen?
Könnt ihr mir helfen?
eigentlich wollte ich vor meinem dritten Sud niemanden mit Fragen belästigen, aber ich bin leider etwas verunsichert.
Drei Tage nach dem Anstellen meines ersten Suds konnte ich einen Restextrakt von 6°P messen. Dieser hat sich auch in den folgenden Tagen nicht verändert. Erwartet wurde ein Restextrakt von 2°-5°P. Im Forum las ich von der Möglichkeit eines Gärstops und übernahm die Empfehlung ein weiteres Mal Hefe zuzusetzen (US-05). Das erfolgte 14 Tage nach dem ersten Ansetzen, vor jetzt zwei Tagen am Samstag. Eine erneute Gärung konnte ich nicht erkennen.
Nun stellt sich mir die Frage, ob der Restextrakt aufgrund diverser Braufehler (siehe unten) eventuell korrekt ist? Und wenn dem so ist: kann ich das Jungbier gefahrlos in Flaschen abfüllen oder bastel ich mir Bomben?
Trotz intensiver Vorbereitung für meinen ersten Brautag habe ich diverse (dämliche!) Fehler begangen, welche ich hier kurz auflisten möchte, da sie vermutlich ein Hinweis auf den hohen Restextrakt sind. Gebraut werden sollte übrigens ein Pale Ale nach dem Rezept aus dem Buch "Craftbier einfach selber brauen".
1.Fehler: Hauptguss 18l, 74°C Einmaischtemperatur, Schüttung 5kg Wiener Malz + 0,5 kg CaraHell. Nach der Schaltung sollte eine Zieltemperatur von 66/67 °C erreicht werden und eine 60 minütige Kombirast durchgeführt werden. Meine Temperaturanzeige sank jedoch gerade mal auf 71°C. Da größer 70°C die Beta-Amylasen zerstört werden habe ich einen Liter kaltes Wasser nachgekippt, gerührt und gehofft. Das Thermometer sprang auf 68°C, was nicht ursächlich mit dem Liter kaltem Wasser zusammenhängen konnte. Offenbar hatte ich Dödel das Thermometer gebadet und dieses hatte Schaden genommen. Hier gilt ganz klar: kein Backup, kein Mitleid. Nachdem ich glücklicherweise ein klassisches Thermometer von meiner Schwiegermutter ergattern konnte, konnte ich eine Temperatur von 68°C messen.
Meine Vermutung: es wurden zu viele Beta-Amylasen vernichtet bei der kurzzeitigen, ca. 5-minütigen, zu hohen Temperatur => es wurde weniger vergärbarer Zucker erzeugt als gewünscht.
2.Fehler: das Läutern. Trotz Vorbereitung war ich zu hektisch und habe zwei wesentliche Dinge verkehrt gemacht. Zunächst habe ich nicht aus dem Läutereimer (mit Läuterhexe) solange abgezapft und zurückgeführt bis die Flüssigkeit klar wurde. Und dann habe ich viel zu schnell geläutert. Inklusive 12L Nachguss (78°C) habe ich nur eine halbe Stunde benötigt.
Vermutung: Die nach dem Kochen zu messende Stammwürze müsste kleiner als erwartet sein, da ich nicht sorgfältig genug geläutert habe. Andererseits nimmt der Extraktgehalt ja zum Ende des Läutern ab...
3.Fehler: Bei einer Zielmenge von 20L Bier hätte ich ca. 22L im Kochtopf haben müssen. Dies habe ich jedoch nicht kontrolliert, sondern bin erst im Nachhinein darauf gekommen, dass ich vermutlich nur ungefähr 17L im Einkocher hatte. Auf die Möglichkeit bereits hier einen ungefähren Extraktwert messen zu können, welcher unter der Annahme das ca.10% der Würze verkochen ungefähr 90% der erwarteten Stammwürze betragen müsste bin ich erst später gestossen.
4.Fehler: die Würze hat eher Sprudelnd als wallend gekocht. Reguliert wurde dies durch einen halb aufgelegten Deckel. Dieser Fehler sollte allerdings nicht Kriegsentscheidend sein. Im Gärbottich landeten 15,5L Würze welche ich mit kaltem Wasser auf 17L streckte.
5.Fehler: Stammwürze messen. Nach meinem jetzigen Wissensstand hätte ich direkt nach dem Umschlauchen in den Gärbottich eine Probe ziehen müssen, deren Stammwürze ich dann gemessen hätte, sobald diese eine Temperatur von 20°C erreicht hätte. Stichwort Homogenität.
Leider wollte ich die Würze nicht verschwenden und dachte darin könnte man doch gut die Hefe rehydrieren... (6.Fehler, ich weiß). Gesagt getan: 6h nach dem Umschlauchen zog ich eine Probe: 29°C und gespindelte 12,5°P. Zu warm zum Anstellen der Hefe also wieder raus vor die Tür mit dem Gärbottich. Nach weiteren 2h habe ich eine weitere Probe gezogen: 22°C und gespindelte 15°P. WTF???
Vermutung: bei schnell sinkenden abendlichen Temperaturen setzte eine verstärkte Sedimentierung ein, welche die Extrakt Messung (Dichte) verfälschte. In Kombination mit dem Fehler beim Läutern halte ich daher die erste Messung für wahrscheinlicher.
Sorry, jetzt habe ich doch einen Roman geschrieben, dabei ist die Frage doch einfach nur: Wegschütten oder Abfüllen?
Könnt ihr mir helfen?