Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

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Morgenkröte
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Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#1

Beitrag von Morgenkröte »

Hallo,
ich braue seit einem Jahr ausschließlich obergärig. Ich finde meine Biere saulecker, aber fast alle eine Spur zu süß. Was die positive Beeinflussung des EVG angeht, bin ich mir eigentlich recht sicher, alles in die richtige Richtung zu lenken. Das Brauwasser ist aufgesalztes Osmosewasser, der Maische pH stimmt immer und ich mache Maltoserasten von ca.60 Minuten (kann ich die noch sinnvoll verlängern? Was ist da das Maximum?). Meine Schüttungen sind auch nicht Caralastig. Vor allem ein Altbier mit der Wyeast 1007 ist mir zu süß geraten. Ansonsten braue ich mit S-04 US-05 und Munich Classic von Lallemand.

Ich bin mir allerdings nicht vollkommen sicher, ob ich der Hauptgärung vor dem Abfüllen in Kegs genug Zeit lasse. Sobald sich am Gärröhrchen meines Grainfather conical fermenter (der gut dicht hält) nichts mehr tut, schlauche ich ins Fass. Das ist vielleicht etwas übereilt, zumal ich mit der Klärung des Bieres auch nicht hundertprozentig zufrieden bin.

Gibt es einen recht eindeutig identifizierbaren oder gar messbaren Zeitpunkt für das Abfüllen? Macht es in einem konischen Fermenter, der auch ab und zu zuheizt Sinn, das Bier noch einmal umzurühren? Ich fürchte dabei immer eine Infektion.

Dann noch eine geschmackliche Frage: Eine höhere Stammwürze führt ja bei ein und derselben Hefe zu mehr Alkohol und auch mehr Restzucker. Schlägt da die geschmackliche Balance stark in Richtung Zucker aus oder fängt der höhere Alkoholgehalt das wieder ein? Meine Sude sind immer etwas kräftiger als geplant, da meine Sudhausausbeute immer besser wurde und ich meine Berechnungen noch nicht angepasst habe.

Gruß von
Bendix
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Johnny H
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#2

Beitrag von Johnny H »

Eine 60-minütige Maltoserast bringt nicht viel bzw. gar nichts. Mach lieber mal nach 30-35 Minuten Maltoserast eine Zwischenrast (auch Narzissrast genannt) bei 67°C, bevor Du auf Verzuckerungsrast gehst.

Und natürlich solltest Du das Bier ausgären lassen. Faustregel drei Tage konstanter Restextrakt. Gärröhrchenaktivität sagt da gar nichts.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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flensdorfer
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#3

Beitrag von flensdorfer »

Messen! Du musst messen - Restextraktgehalt bei Hefezugabe und viel wichtiger zum Ende der Gärung hin. Wenn sich das bei drei Messungen in Folge (jeweils 2 Tage Abstand) nicht ändert, dann ist die Gärung durch. Und erstes Mal messen eh nach gerne einer Woche (OG, bei UG auch erst nach zwei Wochen)
Gruß, Arne

Anfänger in der 20l-Klasse
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Boludo
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#4

Beitrag von Boludo »

Zu süß kann auch zu wenige Hopfen bedeuten.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#5

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Die Zwischenrast bei 67°C hilft ganz gut. Ein Zwischenstopp von 15-20 Minuten bei 67°C bringt nach meinen Erfahrungen im Schnitt 1-4% höheren AVG. Ein Enzymbooster (Suchfunktion) soll auch helfen. Habe ich aber noch nie selbst getestet.

Die S04 sedimentiert frühzeitig und fest. Aufrühren könnte schon helfen, um einen höheren AVG zu erreichen. Das muss man ja nicht unbedingt mit Deckel auf und Quirl erledigen. Es reicht, den Gärbottich ein paar Minuten mit geschlossenem Deckel liebevoll zu schwenken :-).


Diese "3 Tage keine Extraktänderung Regel" finde ich nicht so gut. Klar, wenn sie das einzige Mittel ist, dann ist sie besser als nichts. Auf alle Fälle sollte der Restextrakt dann aber auch im zu erwartenden AVG Fenster der Hefe liegen. Problematisch wird die 3 Tage Regel bei Hefen, die am Ende mit Vollbremsung in den "Schneckengärmodus" gehen. Die Gozdawa PAY-7 ist ein Kandidat dafür. Gärt bis etwa 70% SVG recht zügig runter. Die schwer vergärbaren Dextrine vergärt sie danach extrem langsam. Es kann schon mal passieren, dass sich 2-3 Tage garnichts tut, dann vielleicht 0,1% Extrakt pro Tag abgebaut werden und der AVG nach 14 Tagen bei 82% liegt. Solch kleine Extraktänderungen sieht man im Dreitagesrhythmus beim Spindeln nicht immer.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
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Jens
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Ladeberger
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#6

Beitrag von Ladeberger »

Morgenkröte hat geschrieben: Montag 20. Mai 2019, 10:47 Dann noch eine geschmackliche Frage: Eine höhere Stammwürze führt ja bei ein und derselben Hefe zu mehr Alkohol und auch mehr Restzucker. Schlägt da die geschmackliche Balance stark in Richtung Zucker aus oder fängt der höhere Alkoholgehalt das wieder ein? Meine Sude sind immer etwas kräftiger als geplant, da meine Sudhausausbeute immer besser wurde und ich meine Berechnungen noch nicht angepasst habe.
Hallo Benedix,

der Alkohol kompensiert keinen Zucker. Im Gegenteil, er trägt weiter zur Vollmundigkeit des Bieres bei.

Zusätzlich hast du das Problem, dass ohne Rezeptanpassung on-the-fly die Bitterkeit im Verhältnis zur Stammwürze zu niedrig ausfällt, wenn eine höhere Sudhausausbeute als angenommen erreicht wird. Dies nicht nur rein rechnerisch (-> Dreisatz), sondern auch durch die stammwürzebedingt höheren Bitterstoffverluste.

Gruß
Andy
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#7

Beitrag von Morgenkröte »

Dank euch!
Ich sehe schon, ich habe noch ein paar Stellschrauben. Eine davon heißt Geduld, die anderen Narzißrast, aufschwenken und häufiges Messen.
Wirkt es sich geschmacklich negativ aus, wenn das an sich fertige Bier nach Ende der Hauptgärung noch ein paar Tage bei ca. 20°C im Fermenter auf der Hefe steht, quasi als Sicherheitszeitpolster?
Gruß von
Bendix
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#8

Beitrag von Morgenkröte »

@Andy: Hatte deinen Beitrag beim Klick noch nicht gelesen.
Wichtiger Hinweis, daran hatte ich nicht mehr gedacht. Jetzt kommt mir wieder eine Grafik in den Sinn, die die Alphasäureausbeute auf der Kochzeitschiene in Abhängigkeit von der Stammwürze darstellte.
Danke für den Anstoß!
Gruß von
Bendix
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#9

Beitrag von Morgenkröte »

@Boludo: Dann macht auch die Bemerkung mit dem Hopfen Sinn, die ich erst nicht verstanden hatte.
uli74
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#10

Beitrag von uli74 »

Johnny H hat geschrieben: Montag 20. Mai 2019, 11:17
Und natürlich solltest Du das Bier ausgären lassen. Faustregel drei Tage konstanter Restextrakt. Gärröhrchenaktivität sagt da gar nichts.
Grade diese "Faustregel" ist der Grund, weshalb es permanent Warnungen vor Flaschenbomben gibt. Wenn man schon eine Faustregel braucht, warum empfiehlt man da nicht einfach 10 oder 14 Tage Wartezeit? Das ist zwar immer noch falsch, aber immerhin sicherer als die drei Tage die man immer und immer wieder zu lesen kriegt.

Eine Faustregel für die Gärung gibts nicht. Die Hefe wird sich so oder so nicht dran halten. Ich hatte schon das Problem, dass die Hefe selbst nach 14 Tagen wieder angefangen hat zu arbeiten. Zwar nicht mehr sehr heftig, aber immerhin so stark dass man Probleme hatte beim Einschenken.

Unlängst gbs hier einen Thread wo es eine Partydose beinahe zerissen hat. Woher das wohl kommt?

Nachtrag: Der Jens war etwas schneller, wie ich sehe...
Zuletzt geändert von uli74 am Montag 20. Mai 2019, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss

Uli
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#11

Beitrag von uli74 »

Morgenkröte hat geschrieben: Montag 20. Mai 2019, 12:02 Dank euch!
Ich sehe schon, ich habe noch ein paar Stellschrauben. Eine davon heißt Geduld, die anderen Narzißrast, aufschwenken und häufiges Messen.
Wirkt es sich geschmacklich negativ aus, wenn das an sich fertige Bier nach Ende der Hauptgärung noch ein paar Tage bei ca. 20°C im Fermenter auf der Hefe steht, quasi als Sicherheitszeitpolster?
Gruß von
Bendix
1. Nein, häufiges messen bedeutet, dass Du oft im Gäreimer/-fass rumfuhrwerken wirst. Das würde ich bleiben lassen.

2. Nein, es macht überhaupt nichts aus wenn das Bier ein paar Tage länger auf der Hefe liegt. Sonst könnte man ein flaschenvergorenes Hefeweißbier überaupt nicht mehr trinken wenn es ein paar Monate alt ist. Wenn man sich mal das MHD auf den Weißbierflaschen anschaut: Bei frisch abgefüllten Flaschen liegt das in weiter Ferne.
Gruss

Uli
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#12

Beitrag von Morgenkröte »

Okay, so gesehen könnte ich aber die verlängerte Zeit im Gärgefäß von der anschließenden Mindestreifezeit abziehen, oder sind 20 Grad dafür zu warm?
Hier spricht der Ungeduldige.
Gruß von
Bendix
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#13

Beitrag von uli74 »

Gegenfrage: Was bezweckst Du mit der Reifung?
Gruss

Uli
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#14

Beitrag von Morgenkröte »

Nun, dass das Bier reift. Ich verstehe die Frage nicht ganz. Man trinkt ja in der Regel nicht das Jungbier. Die Lagerung findet doch am besten sehr kalt statt.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#15

Beitrag von Braufuzi »

Wenn sich drei Tage am Restextrakt nichts mehr am Wert ändert ist die Würze vergoren.
Der kluge Mensch,so glaube mir,
der braut und trinkt
sein eigenes Bier!
:Drink
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#16

Beitrag von uli74 »

Morgenkröte hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 16:36 Nun, dass das Bier reift. Ich verstehe die Frage nicht ganz. Man trinkt ja in der Regel nicht das Jungbier. Die Lagerung findet doch am besten sehr kalt statt.
Bendix
Ja, damit es sich klärt und Kohlensäure besser eingebunden wird. Wenn Du im Keg vergärst ists was anderes als in der Flasche. Selbst wenn Du zwangskarbonisierst ist es kein Fehler wenn das Fass ein paar Tage kaltgestellt wird.
Gruss

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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#17

Beitrag von VolT Bräu »

Braufuzi hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 16:43 Wenn sich drei Tage am Restextrakt nichts mehr am Wert ändert ist die Würze vergoren.
Thread gelesen?
Dazu stehen oben schon ein paar einschränkende Bemerkungen.

Der Profi würde eine Schnellvergärprobe machen. Dann kann man vor der "eiligen Abfüllung" einmal messen und sich ziemlich sicher sein.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#18

Beitrag von uli74 »

Braufuzi hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 16:43 Wenn sich drei Tage am Restextrakt nichts mehr am Wert ändert ist die Würze vergoren.
Weiterhin viel Glück! :Greets
Gruss

Uli
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#19

Beitrag von Sura »

VolT Bräu hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 17:10
Braufuzi hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 16:43 Wenn sich drei Tage am Restextrakt nichts mehr am Wert ändert ist die Würze vergoren.
Thread gelesen?
Dazu stehen oben schon ein paar einschränkende Bemerkungen.

Der Profi würde eine Schnellvergärprobe machen. Dann kann man vor der "eiligen Abfüllung" einmal messen und sich ziemlich sicher sein.
Und du machst das und wärest damit Profi, und jeder der das nicht macht wäre keiner und würde es auch nicht werden nach deiner Definition?
Entspann dich bitte mal.
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VolT Bräu
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#20

Beitrag von VolT Bräu »

Sura hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 19:18 Und du machst das und wärest damit Profi, und jeder der das nicht macht wäre keiner und würde es auch nicht werden nach deiner Definition?
Entspann dich bitte mal.
Eine Schnellvergärprobe unter Laborbedingungen habe ich noch nicht gemacht, nein. Ich habe allerdings schon mal auf dem Magnetrührer geprüft wie weit es wohl runter geht.
Im übrigen bin ich sehr entspannt und habe weder behauptet deshalb Profi zu sein noch, dass ein solches Vorgehen eine notwendige Voraussetzung ist.
Ich bin einigermaßen irritiert über die heftige Reaktion.

Edit: PS: Die Formulierung "der Profi würde" sollte eigentlich implizieren, dass das eine Möglichkeit ist, die aber nicht in die Kategorie "dringende Empfehlungen" fällt, sondern eher in die Kategorie "Overkill"
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Johnny H
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#21

Beitrag von Johnny H »

Ihr habt ja alle recht, dass die 3-Tage-Faustregel nicht immer gilt und Risiken (vor allem Flaschenbomben) in sich trägt. Ersteres wohnt einer Faustregel nun mal inne, aber letzteres stimmt natürlich auch!

In vorliegenden Fall wurde ja offensichtlich gar nichts gemacht bzw. nur auf das Gärröhrchen geachtet, von daher fand ich meinen Hinweis schon passend. Ich werde aber in Zukunft zusätzlich immer zu einem Abgleich mit zu erwartenden Werten raten bzw. ggf. vorliegende individuelle Hefecharakteristiken oder besonders langsame Gärungen mitzuberücksichtigen. Jens hat das ganz gut zusammengefasst:
DerDerDasBierBraut hat geschrieben: Montag 20. Mai 2019, 11:45 [...]
Diese "3 Tage keine Extraktänderung Regel" finde ich nicht so gut. Klar, wenn sie das einzige Mittel ist, dann ist sie besser als nichts. Auf alle Fälle sollte der Restextrakt dann aber auch im zu erwartenden AVG Fenster der Hefe liegen. Problematisch wird die 3 Tage Regel bei Hefen, die am Ende mit Vollbremsung in den "Schneckengärmodus" gehen. Die Gozdawa PAY-7 ist ein Kandidat dafür. Gärt bis etwa 70% SVG recht zügig runter. Die schwer vergärbaren Dextrine vergärt sie danach extrem langsam. Es kann schon mal passieren, dass sich 2-3 Tage garnichts tut, dann vielleicht 0,1% Extrakt pro Tag abgebaut werden und der AVG nach 14 Tagen bei 82% liegt. Solch kleine Extraktänderungen sieht man im Dreitagesrhythmus beim Spindeln nicht immer.
Beziehungsweise steht im guten alten Ratgeber von Boludo (den ich als Ganzes hier auch @Morgenkröte als TO nochmal explizit ans Herz legen möchte) folgendes:
2. Das Bier immer ganz ausgären lassen! Faustregel ist, dass man abfüllen kann, sobald sich der Restextrakt 3 Tage lang nicht mehr ändert. Dies kann nach 2 Tagen und 4 Wochen der Fall sein. Und auch wenn ein erfahrener Braumeister sagt, das es nach soundsoviel Tagen fertig sein muss, hat das nichts zu bedeuten. Hobbybraugärungen folgen ein wenig anderen Gesetzen als industrielle Großsude mit ganz anderen Voraussetzungen. Wenn man, vor allem untergärig, unsicher ist, sollte man eine Schnellvergärprobe in Erwägung ziehen.
Ein konstanter Wert über drei Tage ist aber keine Garantie, dass es auch wirklich vorbei ist, die Gärung kann auch aus verschiedenen Gründen stecken bleiben, z.B. durch zu kalte Temperatur oder zu wenig Hefe. Im Zweifelsfall schaden ein paar Tage bei höherer Temperatur nie.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#22

Beitrag von uli74 »

An die Sympathisanten der 3-Tage-Faustregel: Kann mir einer sagen wer diese aufgestellt hat? Sie wird permanent zitiert, obwohl alle die schon länger im Forum aktiv sind wissen dass sie ins Auge gehen kann (ja, ich weiss: Ich komm schon wieder so penetrant rüber).
Gruss

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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#23

Beitrag von afri »

Ich weiß nicht, ob der Jean Pütz das erfunden hat, in meinem Buch von Rudolph steht es jedenfalls auch drin.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#24

Beitrag von Sura »

uli74 hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 08:23 An die Sympathisanten der 3-Tage-Faustregel: Kann mir einer sagen wer diese aufgestellt hat? Sie wird permanent zitiert, obwohl alle die schon länger im Forum aktiv sind wissen dass sie ins Auge gehen kann (ja, ich weiss: Ich komm schon wieder so penetrant rüber).

Lieber Uli.

Wenn du "10-14 Tage ausgären lassen", "3 Tage Regel", und "messen" doof findest, dann nenne mir bitte den Hersteller der Kristallkugel der bei dir den Abfüllzeitpunkt feststellt.

-------

Wer 10-14 Tage den Eimer zulässt, dann mist, dann nach drei Tagen wieder misst, und exakt das selbe Ergebnis bekommt, kann mit höchster Wahrscheinlichkeit abfüllen. Wer behauptet das diesen Vorgehen ein Problem darstellt, darf gerne eine für Anfänger brauchbare Alternative angeben.

Wer glaubt das dann Flaschen platzen oder Kronkorken abfliegen können, muss mir mal erklären wie es sein kann, daß nach 14 Tagen bei korrekter Gärtemperatur noch ca. 1,3°P übrigbleiben können. Das schafft man selbst mit der PAY nicht.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#25

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Falls das Jungbier durch zu frühes Abfüllen in der Flasche von 70% SVG auf 80% SVG weiter gärt, dann hat man etwa 0,5g/l mehr CO2 im Bier. Davon platzen keine Flaschen, falls keine anderen Fehler gemacht wurden. (Denkfehler. s. unten)

In sofern ist die 3 Tage Regel mit dem Zusatz "und der Restextrakt zum zu erwartenden Vergärungsgrad der Hefe passt" eigentlich ganz in Ordnung.

Extrembeispiel dafür:
Ich habe Wochenende einen 10 Liter Sud mit einer toten Trockenhefe angestellt. Wusste ich natürlich nicht. iSpindel hat auch gesponnen. Der Sud hat heute noch 12,4°P. Ist 4 Tage konstant. Kann ich jetzt schon abfüllen? Oder in 14 Tagen?

PS: Klar, ich schütte den Unfall weg. Nicht das Thema hier ...
Zuletzt geändert von DerDerDasBierBraut am Mittwoch 22. Mai 2019, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#26

Beitrag von VolT Bräu »

Sura hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 09:17 Wer 10-14 Tage den Eimer zulässt, dann mist, dann nach drei Tagen wieder misst, und exakt das selbe Ergebnis bekommt, kann mit höchster Wahrscheinlichkeit abfüllen. Wer behauptet das diesen Vorgehen ein Problem darstellt, darf gerne eine für Anfänger brauchbare Alternative angeben.

Wer glaubt das dann Flaschen platzen oder Kronkorken abfliegen können, muss mir mal erklären wie es sein kann, daß nach 14 Tagen bei korrekter Gärtemperatur noch ca. 1,3°P übrigbleiben können. Das schafft man selbst mit der PAY nicht.
Der hervorgehobene Zusatz wird aber meist weggelassen und dann ist es mit der Regel schwierig. Ich würde einem Anfänger das grundsätzlich auch immer so empfehlen, aber ich finde es auch nicht falsch auf Limitationen mal hinzuweisen. Man findet genug Threads, wo es genau um sowas geht.
Nachdem bereits differenzierte Erklärungen da standen und das Thema eigentlich abgeschlossen war, fand ich es unpassend noch mal "Abfüllen nach 3 Tagen o. Ä. ." drunter zu schreiben.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#27

Beitrag von Ladeberger »

uli74 hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 08:23 An die Sympathisanten der 3-Tage-Faustregel: Kann mir einer sagen wer diese aufgestellt hat? Sie wird permanent zitiert, obwohl alle die schon länger im Forum aktiv sind wissen dass sie ins Auge gehen kann (ja, ich weiss: Ich komm schon wieder so penetrant rüber).
Ist doch egal, es geht um bessere Ansätze.
Johnny H hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 20:34 [...]
Ich werde aber in Zukunft zusätzlich immer zu einem Abgleich mit zu erwartenden Werten raten bzw. ggf. vorliegende individuelle Hefecharakteristiken oder besonders langsame Gärungen mitzuberücksichtigen.
Darum geht es. In Ermangelung von Fakten aus einer Schnellvergärungsprobe bleibt einem nichts anderes übrig, als den erreichten Vergärungsgrad mit dem abzugleichen, was für das Rezept und insb. die Hefe zu erwarten ist. Referenzen finden sich dafür nun wirklich mehr als genug, man muss nur suchen: Herstellerangaben, Foren, Rezeptdatenbanken. Auch einem Anfänger kann zugemutet werden, sich für ein Rezept etwas Vorwissen über das SOLL im Ergebnis draufzuschaffen.

Wer mit bekanntermaßen zügig endvergärenden Hefestämmen wie einer US-05, Nottingham, W34/70, etc. arbeitet und sich bei erliegender Gäraktivität mit 70 % VGs wiederfindet, bei dem sollten eben die Alarmglocken angehen. Wer sich mit selbigen Stämmen nach einer zügig verlaufenen Hauptgärung bei 80 - 82 % VGs wiederfindet, füllt eben ab und wartet nicht darauf, dass die AGT1p-Transporter über die nächsten 14 Tage nochmal paar Gramm Maltotriose aus dem Jungbier lutschen.
DerDerDasBierBraut hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 09:36 Falls das Jungbier durch zu frühes Abfüllen in der Flasche von 70% SVG auf 80% SVG weiter gärt, dann hat man etwa 0,5g/l mehr CO2 im Bier. Davon platzen keine Flaschen, falls keine anderen Fehler gemacht wurden. In sofern ist die 3 Tage Regel mit dem Zusatz "und der Restextrakt zum zu erwartenden Vergärungsgrad der Hefe passt" eigentlich ganz in Ordnung.
Nö, in einer 12 °P Würze entsprechen 10 % Differenz im VGs etwa 1 °P = 10 g/l tatsächlich vergorener Extraktes. Oder eben ~ 5 g/l CO2.


Gruß
Andy
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#28

Beitrag von Morgenkröte »

Da ich immer in Kegs abfülle und die dann recht bald runterkühle, um sie zu karbonisieren, ist für mich die Gefahr der Flaschenbomben nicht gegeben.
Ich finde die Dreitageregel mit Jens´ Ergänzung, dass der EVG zur Hefe passen sollte, sehr brauchbar.
Eigentlich ist es ja das Schöne am Brauen, dass man es mit etwas Lebendigem zu tun hat, das man nicht vollkommen exakt berechnen kann. Das hält die Sache spannend. Warum sollte ich mein Hobby routiniert abspulen wollen?
Gruß von
Bendix

PS: Im Laufe des Threads taten sich bei mir Fragen bezüglich der Neuberechnungen von Maltose- und Narzißrast in Abhängigkeit voneinander auf. Das geehört aber sicher in das Unterforum Maischen/xxx.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#29

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Beim Keg kann das aber genauso schief laufen wie bei Flaschen. Das habe ich (leider) auch schon mal geschafft. Da hatte ich ein Weizenjungbier im Keg per "Rollmethode" direkt nach dem Schlauchen auf 6,5g/l zwangskarbonisiert. Die Hefe hat danach leider noch etwas Extrakt abgebaut. Irgendwann habe ich das Fass aus der Kühlung geholt und neben die Zapfe gestellt (Zimmertemperatur). Beim Öffnen des Bierhahnes flog der Bierschlauch durch den Druck von der Tülle, trotz Einohrschelle.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#30

Beitrag von uli74 »

Sura hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 09:17
Lieber Uli.

Wenn du "10-14 Tage ausgären lassen", "3 Tage Regel", und "messen" doof findest, dann nenne mir bitte den Hersteller der Kristallkugel der bei dir den Abfüllzeitpunkt feststellt.

-------

Wer 10-14 Tage den Eimer zulässt, dann mist, dann nach drei Tagen wieder misst, und exakt das selbe Ergebnis bekommt, kann mit höchster Wahrscheinlichkeit abfüllen. Wer behauptet das diesen Vorgehen ein Problem darstellt, darf gerne eine für Anfänger brauchbare Alternative angeben.

Wer glaubt das dann Flaschen platzen oder Kronkorken abfliegen können, muss mir mal erklären wie es sein kann, daß nach 14 Tagen bei korrekter Gärtemperatur noch ca. 1,3°P übrigbleiben können. Das schafft man selbst mit der PAY nicht.
Meine ist von Zeiss, Oberkochen. Die sind da Marktführer.

Das dumme an der 3-Tage-Regel ist dass sie sehr oft zu wörtlich genommen wird. Ständig wird Geduld gepredigt, und dann soll man ausgerechnet nach 3 Tagen Gärpause abfüllen? Versteh ich nicht. Wäre es so schlimm, wenn man anstatt 3 Tagen 10 oder 14 Tage empfehlen würde? Dem Bier würde das nicht schaden.

Welcher Anfänger lässt seinen Eimer 10 Tage lang zu? Den musst Du mir unbedingt mal zeigen. Davon gibts nur ganz wenige. Und bei welchem erfahrenem Hobbybrauer ist die Gärung noch nicht eingeschlafen und irgendwann mal wieder in Gang gekommen? Die sind genauso selten.

Nachtrag: Hast Du die Berichte über geplatze Flaschen nicht gelesen, die es hier immer mal wieder zu lesen gab? Wie kommen die Deiner Meinung nach zustande?
Gruss

Uli
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Johnny H
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#31

Beitrag von Johnny H »

uli74 hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:27 [...]

Nachtrag: Hast Du die Berichte über geplatze Flaschen nicht gelesen, die es hier immer mal wieder zu lesen gab? Wie kommen die Deiner Meinung nach zustande?
In meinem Fall kann ich sagen, dass ich mir mit der Greta schon Flaschen beschädigt habe, die dann geplatzt sind. Thread bzw. Post dazu.

Auch ungleichmäßig verteilte Speise wird immer mal wieder als Ursache genannt.

Dazu hatte ich schon deutliche Überkarbonisierung mit der Wyeast 1968 bzw. ihrem WLP-Äquivalent 002, weil dieser Hefestamm zu schnell sedimentiert. Da gilt also definitiv, dass man Besonderheiten des Hefestamms mitberücksichtigen muss.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#32

Beitrag von Augenfeind »

uli74 hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:27 Das dumme an der 3-Tage-Regel ist dass sie sehr oft zu wörtlich genommen wird. Ständig wird Geduld gepredigt, und dann soll man ausgerechnet nach 3 Tagen Gärpause abfüllen? Versteh ich nicht. Wäre es so schlimm, wenn man anstatt 3 Tagen 10 oder 14 Tage empfehlen würde? Dem Bier würde das nicht schaden.

Welcher Anfänger lässt seinen Eimer 10 Tage lang zu? Den musst Du mir unbedingt mal zeigen. Davon gibts nur ganz wenige. Und bei welchem erfahrenem Hobbybrauer ist die Gärung noch nicht eingeschlafen und irgendwann mal wieder in Gang gekommen? Die sind genauso selten.

Nachtrag: Hast Du die Berichte über geplatze Flaschen nicht gelesen, die es hier immer mal wieder zu lesen gab? Wie kommen die Deiner Meinung nach zustande?
Das Eine sind die Predigten, das Andere die Realität - ich selbst (bitte nicht nachmachen!) habe meine letzten 3 Sude nicht 3 Tage hintereinander gemessen und insbesondere die beiden letzten (seitdem ich einen Fermentasaurus habe, bei dem man idiotischerweise nicht mal eben das (hefefreie) Jungbier abfüllen kann, um die Dichte zu messen) einfach nach Bauchgefühl abgefüllt - dabei habe ich allerdings den Gärvorgang kontinuierlich beobachten können, stets identische Bedingungen gehabt (Hefe und Temperatur) und recht lange gewartet - zudem habe ich dann natürlich wenigstens den Endvergärungsgrad gemessen, und der war stets so niedrig, dass ich da keine Gefahr für Flaschenbomben mehr gesehen habe.

Inzwischen habe ich eine Flasche mit Manometer, um die Bombengefahr einzuschränken und mir ist wohl bewusst, dass mein Vorgehen allen Empfehlungen widerspricht. Ich vermute zudem einmal, dass bestimmt über 50% der hiesigen Hobbybrauer ebenfalls schon einmal abgefüllt haben, ohne 3 Tagesmessungen hintereinander einen konstanten °P-Wert gemessen zu haben.

Wenn man dies in Betracht zieht, sollte man im Anschluss an die 3-Tages-Regel gleich noch die Empfehlung für ein Flaschenmanometer aussprechen.

Und natürlich tut idealerweise dem Bier die längere Gärpause gut - nur ich mag bisher (ich habe bis jetzt erst 6mal gebraut) nicht so lange warten, sondern will so bald wie möglich mein neues Bier verkosten. Aber eine länger als Woche warte ich bisher immer mindestens.

Natürlich gilt: Man muss lange genug warten. Wie man das nun zeitlich bestimmt, unterscheidet sich sicherlich von Brauer zu Brauer und wird sich nach der ersten erlebten Flaschenbombe sicherlich noch einmal ändern. Und vor allen Dingen muss man bei Ratschlägen zwangsläufig vorsichtiger sein, als man eventuell selbst zu gange ist.

Gruß, Roman.
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#33

Beitrag von Sura »

uli74 hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:27 Welcher Anfänger lässt seinen Eimer 10 Tage lang zu? Den musst Du mir unbedingt mal zeigen. Davon gibts nur ganz wenige. Und bei welchem erfahrenem Hobbybrauer ist die Gärung noch nicht eingeschlafen und irgendwann mal wieder in Gang gekommen? Die sind genauso selten.

Nachtrag: Hast Du die Berichte über geplatze Flaschen nicht gelesen, die es hier immer mal wieder zu lesen gab? Wie kommen die Deiner Meinung nach zustande?
Naja, wenn "Anfänger" sowieso nicht das macht was man sagt..... warum dann überhaupt irgendwelche Anleitungen?

----

Berichte über geplatzte Flaschen die explizit trotz 3-Tage-Regel geplatzt sind, musst du mir wirklich mal zeigen. Die Ursachen sind wohl eher defekte Kronverkorker, die drei Tage waren nur zwei und der Unterschied wurde übersehen, alte Flaschen und/oder im Backofen gequälte, oder schlichtweg eine schlecht eingerührte Zuckerlösung. (Mir selbst schonmal passiert, wobei mir da der Kronkorken nur fast ein Auge weggeschossen hat. Die Flasche war ganz! Diese Praxis halte ich aus Erfahrung für VIEL gefährlicher!)

Eine (neue) Flasche hält 10bar. Ein Korken soll bei 6bar runterfliegen. Mal davon ausgegangen das eine normal carbonisierte Flasche bei 20°C so ungefähr 2,5bar haben sollte, sind das im Falle von 12°P Stammwürze zusätzliche 1,3°P (6bar) respektive >2,5°P noch nicht vergorener Restextrakt. Oder eben statt 75%EVG 65% bzw. 55% SVG. Wer da abfüllt, der hat sich die Sauerei mit geplatzten Flaschen dann auch irgendwie verdient.
(Gut, dazu müsste man messen, aber diejenigen die das nicht machen haben sich zusätzliche Sauerei halt auch verdient.)
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#34

Beitrag von uli74 »

Hast Du lauter neue Flaschen? Ich nicht. Und dass der Kronenverkorker schuld daran ist, wenns den Flaschenboden raushaut, oder wenns eine Flasche pulverisiert klingt logisch.

Aber egal, macht was Ihr wollt. Mir ist das hier wirklich zu blöd. Ich bin raus
Gruss

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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#35

Beitrag von UntergärigesPils »

Sura hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 09:17Wer glaubt das dann Flaschen platzen oder Kronkorken abfliegen können, muss mir mal erklären wie es sein kann, daß nach 14 Tagen bei korrekter Gärtemperatur noch ca. 1,3°P übrigbleiben können. Das schafft man selbst mit der PAY nicht.
Noch nie ne stockende Gärung gehabt?
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 24#p314324
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#36

Beitrag von Sura »

UntergärigesPils hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 18:36
Sura hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 09:17Wer glaubt das dann Flaschen platzen oder Kronkorken abfliegen können, muss mir mal erklären wie es sein kann, daß nach 14 Tagen bei korrekter Gärtemperatur noch ca. 1,3°P übrigbleiben können. Das schafft man selbst mit der PAY nicht.
Noch nie ne stockende Gärung gehabt?
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#37

Beitrag von olibaer »

Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch ?

Wenn es zur Bezugsgrösse EVG kein Delta mehr gibt.

Und sonst:
Stellt man die Bezugsgrösse EVG nicht fest, bleibt die Frage unbeantwortet.
Gruss
Oli
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Re: Wann ist die Hauptgärung zuverlässig durch?

#38

Beitrag von VolT Bräu »

Genau, was Oli sagt.
Ich finde man kann schon mal darauf hinweisen, dass eine Schnellvergärprobe mit Hobbymitteln auch in Erwägung gezogen werden kann. Dazu gab es doch letztens erst Tipps wie man das mit einer Einweg Spritze machen kann oder halt Magnetrührer sofern vorhanden.
Würde ich jetzt nicht zum Standard erheben, aber hätte ich keine iSpindel zur Überwachung und es besonders eilig, würde ich denke ich öfter so eine Probe machen. Letztlich ist der Aufwand gering und man kann sobald man den Eindruck hat es ist fertig (Blubbern) einmal messen, mit der Probe vergleichen und weiß was Phase ist. Besser als täglich Messungen zu machen bis es sich stabilisiert?! (klar, wenn man Geduld hat und eine passende Garführung, dann ist es überflüssig - die Probe ist aber m. E. als sichere Variante wenn man es eilig hat gut geeignet )
Jetzt mal Bier bei die Fische!
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