Speiseberechnung zur Nachgärung

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astute
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Speiseberechnung zur Nachgärung

#1

Beitrag von astute »

Hallo zusammen,

ich habe mal eine theoretische Frage zum richtigen Flaschenabfüllzeitpunkt und der entsprechenden Aufkarbonisierung an euch.

Ich habe eine untergärige Wyeast Hefe im Einsatz. Die drucklose Hauptgärung ist seit Do, 10.10. (also seit 11 Tagen) bei 11Grad in der Hauptgärung. (50l)
Eine Spindelmessung ergab heute einen scheinbaren Restextrakt von ca 6,5 Grad Plato.
Die Stammwürze der Speise hat ca 12 Grad Plato.
Es soll nach der Hauptgärung in 0,5l Flaschen abgefüllt werden - also Nachgärung in Flaschen.

Nach meinen Berechnungen benötige ich derzeit ca 95ml Speise pro Liter um auf einen CO2 Gehalt von ca 4,5 g/l zu kommen,

Was ich jetzt aber nicht verstehe:
Wenn ich bei der Hauptgärung noch weiter runtervergäre, auf ca 5 Grad Plato dann benötige ich nach der Berechnung nur ca 75 ml Speise pro Liter, also WENIGER.
Warum benötige ich weniger Speise (Zucker) zum Aufkarbonisieren, wenn die weiter fortschreitende Hauptgärung ja den Zuckergehalt im Jungbier noch weiter abbaut? Eig. bräuchte ich doch dann MEHR Speise??? :Waa :Waa :Waa
bwanapombe
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#2

Beitrag von bwanapombe »

Der Rechner geht sicher davon aus, daß der Restextrakt, derjenige am Ende der Gärung ist. Wenn Du im Rechner einen niedrigen Wert eingibst als zuvor, hat die Speise vermeintlich mehr vergärbare Zucker und deshalb brauchst Du vermeintlich weniger davon.

Bei Müggelland gibt es einen Rechner, dort kannst Du den aktuellen Restextrakt und den am Ende der Gärung zu erwartenden (durch Schnellvergärprobe ermittelten Wert) eingeben und bekommst dann den Zeitpunkt zum Grünschlauchen oder, wenn der vorbei ist, einen Wert für Speise oder Zucker.

https://brauerei.mueggelland.de/karbonisierung.html

Dirk
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ubu
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#3

Beitrag von ubu »

Der Rechner geht davon aus, dass die Hauptgärung abgeschlossen ist.

Erst bei abgeschlossener Hauptgährung wird die Speise zugegeben.

Wenn du bei nichtabgeschlossener Hauptgärung in Flaschen abfüllst währe das "Grünschlauchen" was allerdings nicht sehr Anfängerfreundlich ist.

Wenn du bei nichtabgeschlossener Gärung mit Speise in Flaschen Abfüllst solltest du dich nicht mehr in deren Nähe begeben.
:achtung :achtung Flaschenbomben.

Im Rechner gibst du den scheinbaren Restextrakt nach Abschluss der Hauptgärung an.
Es sind keine vergärbaren Zucker mhr vorhanden.

Die Speise hast du von deiner Würze entnommen.
12 Plato

Wenn nach der Hauptgärung noch 6,5 übrig sind, so spiegelt die Differenz die vergärbaren Zucker in deiner Würze.
12 - 6,5 = 5,5

Wenn nur noch 5 übrig sind währen dies 12 - 5 = 7

Das heisst je tiefer du vergärst desto mehr vergärbaren Zucker hast du in deiner Würze / Speise, und umso weniger benötigst du um auf deine Zielkarbonisierung zu kommen.

Aber !!!
Erst komplett vergären lassen bevor du mit Speise abfüllst.
Gruß
Uwe
astute
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#4

Beitrag von astute »

Vielen Dank für den Input Dirk und Uwe. :thumbup

Mit einer Schnellvergärprobe habe ich bisher noch nicht gearbeitet. Habe das zwar schon öfters gelesen, aber damit beschäftigt und kapiert habe ich das noch nicht. Daher wird der Rechner bei Mueggelland mir erstmal nicht viel bringen. :Waa

Habt ihr noch ein paar Tipps wie ihr erfahrungsgemäß sicher wisst, das die Hauptgärung abgeschlossen ist? :Grübel
Ich habe heute beim Spindeln auch mal den Deckel abgenommen, etwas Schaum war an der Oberfläche noch zu sehen, über den Gärspund sehe ich wohl "keine" Aktivität mehr (1-2 Minuten draufgeschaut)

Mit der Hauptgärung bei untergärigen Hefen lese ich öfter das die Hauptgärung nach ca einer Woche durch ist(ok, kommt auf die Hefe und Menge an), dann gibt es aber auch Meinungen, das die auf jedenfall 2-3 Wochen dauern kann und man doch hierbei dem Jungbier Zeit geben sollte. :Grübel

Da würde mich nochmal eure Meinung und Erfahrung interessieren.

Vielen Dank euch!
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Braufex
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#5

Beitrag von Braufex »

astute hat geschrieben: Montag 21. Oktober 2019, 19:10
Mit einer Schnellvergärprobe habe ich bisher noch nicht gearbeitet. Habe das zwar schon öfters gelesen, aber damit beschäftigt und kapiert habe ich das noch nicht.
Schau mal hier, da erklärt Oli (olibaer), wie man sehr schnell, sehr einfach und mit wenig Menge eine Schnellvergärungsprobe machen kann.
Ich wende die Methode seit einigen Suden an und möchte sie nicht mehr missen.
Du benötigst allerdings ein Refraktometer (oder ein EasyDens).

Gruß Erwin
___________________________________________
Die Google-Forum-Suche.
Ich weiß zwar nicht wie, aber sie funktioniert prima ;-)
ubu
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#6

Beitrag von ubu »

Allgemein sagt man dass die Hauptgärung abgeschlossen ist, wenn sich der Restextrakt drei Tage lang nicht geändert hat.
Mann sollte allerdings stutzig werden wenn z.B von 12 Plato noch 6 übrig hat obwohl mann einen Endvergärungsgrad von 80% erwartet.

Meine Sude wahren bisher in ca 1 bis 1,5 Wochen durch.
Abgefüllt wurde aber nie vor Ablauf von 3 Wochen.
Gruß
Uwe
ak59
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#7

Beitrag von ak59 »

Hallo zusammen,

sorry, wenn ich den Thread aufwärme, aber meine Frage ist sehr ähnlich gelagert. Ich habe mich bisher nicht gewagt Speise zu geben, weil ich dachte, das sei komplex zu berechnen, aber wenn ich folgendes sehe:
speise.jpg
ist es dann so einfach aus den vorliegenden Werten, die 91.7ml auf einen Liter aufzufüllen (bzw. die Hälfte in eine 0.5L-Flasche vorzulegen - da ich denke, unsere Flaschen sind etwas voller, wohl knapp mehr, aber mir geht's um's Prinzip)?

Ich habe mal einige Parameter verändert und für normale Sude, würde ich sagen 10% für die Speise abzuzweigen wäre ein guter Richtwert, richtig?

Viele Grüße,

Andreas
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afri
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#8

Beitrag von afri »

Nein, das musst du individuell ausrechnen. Ich z.B. rechne mit 7% Speise, für mich und meine Biere passt das ganz gut. Aber deine pauschalen 10% sind schon knappe 30% mehr und der Karbonisierungsgrad entsprechend hoch. Wenn du das haben möchtest, probiere es aus. Allerdings hast du von Vorlegen geschrieben, da brauchst du sicherheitshalber immer ein bisschen mehr. Da wären die 10% OK, aber dann hättest du noch ein Drittel wertvolle Speise übrig, auch nicht gerade das, was man möchte.

Vielleicht solltest du bedenken, dass der Verfasser deines o.g. Rechners die Speisegabe direkt in den Abfüllbehälter meinte, also nicht in jedes Gebinde einzeln. Jedenfalls habe ich das so verstanden bei Speisegabe und so verfahre ich seit vielen Suden.
Achim
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ak59
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#9

Beitrag von ak59 »

Hi,

also mit den 10% meinte ich die Speise, die ich vor dem Anstellen abzweigen und einfrieren muss, um sie vorzulegen. Kann ich aber genauer berechnen, wenn ich die finale SW gemessen habe.

Bisher hatte ich immer Zuckerlösung verwendet, immer so, dass ich pro Flasche 10ml vorgelegt habe. Wenn obige Rechnung stimmt, wären das halt dann 45ml. Bisher schlauche ich nicht um und hätte Sorge, dass ich damit und Rühren Sauerstoff eintrage.

Gruss,

Andreas
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Shortbreaker
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Re: Speiseberechnung zur Nachgärung

#10

Beitrag von Shortbreaker »

Ich denke 10% ist ein recht guter Wert, sofern EVGs von über 70% und Karbonisierungen bis ca. 5g/l angepeilt werden. Falls du den KBH nutzt, kannst du dir dort auch schon vor dem Brauen eine Schätzung ansehen, aber genau berechnen lässt es sich immer erst am Schluß. Ich habe meist etwas zu wenig Speise, aber da ich mittels Spritze in jede Flasche einzeln vorlege, stört mich das nicht. Die restlichen paar Flaschen kriegen dann halt Zucker mittels Dosierhilfe.
Mundschenk XXL + Kloßtopf auf Kochplatte für Dekoktion;
Überzeugter Fermzilla Allrounder 60l - Nutzer;
wohl schlechtester Hopfenbauer aller Zeiten (bisher) :-)
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