Versuch zum Abfüllzeitpunkt

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Pivo
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Versuch zum Abfüllzeitpunkt

#1

Beitrag von Pivo »

Nach langer Pause (Küchenerneuerung) habe ich mich wieder der Bierherstellung gewidmet und aus aktuellem Anlass ein Experiment durchgeführt:

Gebraut wurde am 01.11. ein Schumacher Alt mach dem MMuM- Rezept,die Stammwürze lag bei 13,4 Brix.
Nach 10 Tagen zeigte das Refraktometer 9,1 Brix, also nach Standardformel zu 51% vergoren,7,6% Restextrakt.
Dieser Wert änderte sich in den nächsten Tagen nicht mehr.

Nun die Gedanken zu meinem Experiment:
Nach den Angaben im Rezept wird ein Vergärungsgrad von 69% erreicht, also bis zu einem Restextrakt von 5,7%, also 7,6 Brix zu messen.
Das entspricht also eine Differenz von 1,9% Restextrakt oder 1,5 Brix zum Erreichbarem.

Da die Brewferm Top zu Gärstockung neigt, lasse ich das Bier noch eine Weile stehen, aber die Geschichte reizte mich nun.
Nach der Faustformel "3Tage keine Änderung-Abfüllbereit" füllte ich also am 15.11 eine Flasche ab, versehen mit Flaschenmanometer, carbonisiert mit 8g/L Zucker, also 5,5g/L CO2, und wartete ab. Bei zur Zeit 18,6°C erwartete ich zunächst die errechneten 2,2 bar, zuzüglich des Druckes, das durch die noch unvollständige Gärung dazukommt.

Rechnerisch lande ich bei einer Gesamtzuckermenge von 9,8 g/L bei einer Carbonisierung von 6,35g/L CO2, erwarte ein Maximum von 2,7 bar, also ziemlich sicher keine Flaschenbombe.
Nach nunmehr 7 Tagen beträgt der Druck nun knapp 2,4 bar.

Mit diesem Experiment möchte ich einfach mal beobachten, ob die errechneten Werte erreicht oder überschritten werden, um im Falle eines Abfüllfehlers die Gefahr von Flaschenbomben berechnen zu können.

Da ich vor dieser Problematik einen Heidenrespekt habe, ist meine Testflasche gut eingepackt und kann keinen Schaden anrichten wenn ich mich nun völlig verrechnet hätte.

Bin gespannt, was in der Realität passiert...
Beste Grüße aus Herdecke.
Ralf

Ich hab´n Glaubensproblem. Ich glaub, Bier ist alle. :Shocked
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Alt-Phex
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Re: Versuch zum Abfüllzeitpunkt

#2

Beitrag von Alt-Phex »

Bier vollständig ausgären lassen, Dosierhilfe benutzen und sich überflüssige Experimente sparen.

51% ist allerdings deutlich zu wenig. Da gilt auch die 3-Tage Regel nicht mehr, denn der sEVG muss plausibel sein. Die Top ist eigentlich eine verlässliche Hefe. Woran kann es nun liegen?

1) Du hast bei der Messung mit dem Refaktometer den Alkoholfehler nicht rausgerechnet. Ein Klassiker!!
2) Dein Thermometer zeigt Murks an und du hast zu warm gemaischt. Resultat sind zuviele unvergärbare Zucker.
3) Du hast zuwenig Hefe benutzt. Ein Päckchen ist für 10L gedacht, nicht für 20L.

Passt irgendwas davon? Mehrfach Auswahl ist auch möglich :Wink
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Pivo
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Re: Versuch zum Abfüllzeitpunkt

#3

Beitrag von Pivo »

Danke für Deine Denkanstöße, und das ist dabei herausgekommen:

1) Meine abgelesenen Werte habe ich in den MMuM-Rechner eingegeben, und nach der Standardformel geschaut. Dein Gedanke ist richtig, für meine Refraktometermessung ist die Terrill-Formel zuständig.
Somit ergibt sich für den Abfüllzeitpunkt der Testflasche ein Restextrakt von 6,5% bei 62% Vergärungsgrad.
Die Differenz schrumpft so um 0,8% Restextrakt und der zu erwartende Druck liegt bei 2,4 bar, also genau der Wert, den ich am Flaschenmanometer tatsächlich ablese. Wenn sich daran nicht mehr viel ändert, liege ich mit den Berechnungen ja nun richtig.

Der Sud hat sich weiterentwickelt, abgefüllfertig ist er aber noch nicht ganz. Es bleibt die Frage nach dem Warum.

2) Als Thermometer dient mir ein Superfast Thermapen-3 Thermometer, dem ich voll vertraue. Noch maische ich nach dem BiaB-Verfahren, hierbei ist die Temperaturverteilung beim Heizen nicht optimal, weshalb ich beim Heizen immer durch Rühren gegensteuere. Hier ist also noch Optimierungspotential.

3) Daß das Päckchen nur für 10L gedacht ist, war mir rechtzeitug aufgefallen, hatte den Brautag verschoben und ein Zweites geordert.
Zu alt war die Hefe nicht, hatte ich alles frisch für diesen Sud bestellt. Die Gärtemperatur liegt recht konstant bei 18-19 °C, das sollte für die Hefe kein Problem sein. Richtig rehydriert nach Anleitung auf der Packung habe ich auch, Sauberkeit bei der Arbeit ist ebenfalls gegeben, mehr fällt mir da gerade nicht ein.

Geduld ist das Gebot der Stunde, es scheint ja das Richtige zu passieren, nur halt ein wenig langsamer als erwartet.
Beste Grüße aus Herdecke.
Ralf

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