Gefriertruhe oder Nasskühler?

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geno
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Gefriertruhe oder Nasskühler?

#1

Beitrag von geno »

Hallo zusammen,
nachdem ich mich vorgestellt habe, stelle ich euch gleich meine diffizile Frage.
Um meine Würze vergären zu lassen, zögere ich sehr zwischen der Investition einer Gefriertruhe oder eines Nasskühlers . Ich möchte 2 x 100 Liter Gärtanks steuern können.

So dass es konkret ist, füge ich gleich die 2 Links ein :
GEFRIERTRUHE:
https://www.otto.de/p/privileg-gefriert ... =594579940
NASSKÜHLER
https://www.real.de/product/307897511/

Im grossen und ganzen würde ich die Gefriertruhe genau wie der Nasskühler verwenden: mit kalten Wasser die Vergärung zu kontrollieren.

Meine Idee mit der Gefriertruhe ist eine Art "collar keezer" aufzubauen, und in der Truhe ein kaltes Wasserbad zu organisieren. Ein "collar freezer" ist eine Gefriertruhe mit einem Holzkragen, wo man Löcher bohren kann, um Gasleitungen und Schankhahn anzubringen. Nun habe ich vor, die Gefriertruhe NUR als Wasserbad zu gestalten, so dass die Temperatur des Wassers mit Glycol gemischt eventuell auf - 6 °C runtergehen kann. Ich will nicht das Wasser direkt in die Gefriertruhe gießen (obwohl es vielleicht eine Option wär??), so dass Ich an ein etwa 80 Liter Plastikgefäß gedacht habe. Im Gefäß befindet sich 2 Pumpen, die jeweils von einem Thermostat gesteuert sind. Die Schläuche gehen durch den gebohrten "Holzkragen" bis zu dem Gärfaß, das eine Kühlspirale besitzt. Diese besondere Gefriertruhe hat die folgende Fähigkeit Cool or Freeze: kühlt bei +4°C oder gefriert bei -18°C. So vermeide ich das Risiko, dass alles einfriert, was was schiefes mit dem Thermostat geht.

Meiner Aufassung nach wär diese Lösung günstig (Gefriertruhe kostet 379 € ), mit geringen Stromverbrauch (75€/Jahr laut des Herstellers). Die Gefriertruhe kann eventuell in Kegerator/Keezer umgewandelt werden.

Mit einem Nasskühler habe ich keine Ahnung, wie viel Strom es pro Jahr bedeuten würde. Aber meines Erachtens ist er nicht so gut isoliert wie die Gefriertruhe, so dass die Kosten eher viel höher sind.

Was haltet ihr von der Lösung mit der Gefriertruhe? Machbar oder eher eine Schnapsidee ?! Vielleicht gibt es einen technischen Aspekt, an dem ich gar nicht gedacht habe.

Ich freue mich auf jede Hilfe.

Schöne Grüße
Geno
Bunauster
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#2

Beitrag von Bunauster »

Die Gefriertruhe ist zwar super isoliert, ihre Kälteleistung ist jedoch um einiges geringer als die eines Nasskühlers.

Unter nachfolgendem Thread wurden die bei der Gärung entstehenden Warmemengen mal rechnerisch und praktisch erfasst:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=12777

Es werden über 100 Watt Kühlleistung bei 120 Liter zu vergärender Bierwürze benötigt. Bei einem Cold Crash 200 Watt.

Die benötigte Kälteleistung lässt sich in der Truhe natürlich ein Stück weit vorhalten in dem du sie bereits drei Tage vorher mit einer größtmöglichen Menge Kühlwasser und niedriger Temperatur anwirfst.
Der Vorrat wird jedoch irgendwann erschöpft sein und dann hast Du Probleme.

Ich würde immer den Nasskühler bevorzugen.
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DrG
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#3

Beitrag von DrG »

Hallo Geno,

ich hatte hier im Forum vor einiger Zeit mal einige Beiträge zur Kühlleistung von Gärtanks beigesteuert (https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=12777). In Kürze war das Ergebnis, dass man ca. 30 W/hl Kühlleistung braucht, um einen gut isolierten Tank bei ca. 22°C Raumtemperatur auf einer UG-Gärtemperatur von 8°C zu halten und nochmal ca. 10 W/hl für die Gärungswärme. Ist der Tank unisoliert, dann brauchst Du - wie zuvor schon aufgeführt - etwa 100 W/hl, um die 8°C zu halten und für einen Cold-Crash etwas unter 200 W/hl, was hauptsächlich an der Kondenatisonswärme der sich am Behälter niederschlagenden Luftfeuchtigkeit liegt (kann man durch Reduktion des Taupunktes/der Luftfeuchte natürlich verringern, wird bei Cold-Crash aber bestimmt schwierig). Eine gute Isolation lohnt sich auf jeden Fall, auch weil dann ggf. kein Kondenswasser anfällt, was auf den Boden tropft....

Wie schon angemerkt ist die Kühlleistung einer Kühltruhe eher nicht so doll. Muss sie in der Regel auch gar nicht sein, denn die Annahme ist, dass man da gefrorene Lebensmittel reinlegt oder zu den bereits vorhandenen einiges zu gefrierendes Gut dazugibt (Eiswürfel, frische Beerenfrüchte oder mal ein Reh....). Ich hatte da auch mal überlegt, ob ich meine Biere aus der geregelten Kühltruhe zapfen sollte oder mit einen Trocken-/Nasskühler und habe mich wegen der Leistung gegen die Kühltruhe entschieden, weil man im Zweifelsfall sein Bier ca. 24h vorkühlen muss, damit es die richtige Schanktemperatur hat. D.h. alles was man potenziell ausschenken möchte (Ersatz für leere Fässer, Sortenwechsel), muss in der Truhe platz haben und muss dort ca. 24 h auf Schanktemperatur kommen. Geht gar nicht - es sei denn, die Kühltruhe hat ein riesiges Volumen, was man auch erst mal unterbringen muss...
Aber zurück zum Thema: Der für Kühltruhen ausgewiesene Stromverbrauch wird wegen der Vergleichbarkeit der Truhen untereinander meines Wissens nach mit irgendeinem Normzyklus berechnet/getestet, also unter der Annahme, dass die Truhe innerhalb eines Jahres x-mal geöffnet wird, zu y% gefüllt ist und daher ein definierter Luftaustausch beim Öffnen stattfindet und zwischendurch nur (ganz wenig) Wärme mit der Umgebung durch die superdicke Isolation ausgetauscht wird. Und im Ergebnis kommen dann die in deinem Fall mit 100W Leistungsaufnahme die 250 kWh bzw. 75 Euro bei raus.

Wenn Du die Kühltruhe jetzt als Kühlaggregat mit Wärme-/Kältespeicher betreibst, dann entziehst Du dem System ja andauernd Wärme (bzw. Kälte) und zwar in der Menge, die Du für Deine Tankkühlung benötigst. Wie wir soeben festgestellt haben, brauchst Du etwas mehr als 100 W/hl bei unisoliertem Gärtank für die Temperaturhaltung einer UG. Wenn Du also 2 x 100l Gärtanks kühlen möchtest, reicht das auf gar keinen Fall hin, auch wenn die Kälteleistung etwas größer ist, als die elektrische Leistungsaufnahme von 100 W. Die Kühltruhe würde beim Gären bis zum Abfüllen im Dauerbetrieb laufen und mit der Zeit, die Du damit benötigst, um auf Anstelltemperatur zu kommen, würdest Du vermutlich nicht zufrieden werden. Ich würde, ohne das jetzt im Detail rechnen zu wollen, irgendwo zwischen 18 - 22 h liegen!
Und die Energiekosten kannst Du selbst ausrechnen. Wenn Du die 100 W elektrische Leistung für eine durchschnittliche Gärung dauerhaft abrufst (7 Tage Hauptgärung, 7 Tage Nachgärung bei etwas höherer Temperatur zum Diacetlyabbau und wegen der geringen Leistung 14 Tage "Cold-Crash", der mit der Kühltruhe vermutlich nicht gelingen wird, dann hast Du ca. 28 d*24h = 672 h Dauerbetrieb mit 100 W Leistungsaufnahme, also etwa 67,2 kWh für jeden deiner 200 l Sude.

Die benötigte Leistung ändert sich durch einen Trocken-/Nasskühler natürlich nicht, aber Du hast
a) nicht so ein Volumenmonster im Keller (oder sonstwo) stehen
b) die Leistung von Kühlern ist höher und lässt sich flexibler einstellen
c) kann man auch noch zum Zapfen verwenden, wenn man möchte/muss
d) liegen preislich nicht deutlich über dem Sperrgutmöbel....

Ich benutze für mittlerweile zwei 60 l-Gärtanks meinen zweileitigen Trockenkühler ANITA40 von Hellmann, bei der ich aktuell beide Leitungen mit jeweils einer angesteuerten Tauchpumpe aus einem isolierten Rücklaufbehälter bespeise und das funktioniert sehr gut. Der KÜhler hat eine Nominalleistung von 40l/h, d.h. kann 40 l Bier pro Stunde um 10 K kühlen. Einen Cold-Crash schaffe ich aktuell nicht, da die Kühlerregelung bei 2 °C ausschaltet (Tuning am Kühler und Glykoleinsatz stehen noch aus), komme aber in den Behältern auf 2,5°C bzw. 4 °C, was an der unterschiedlichen Isolation liegt.
Ich würde entweder über einen zweileitigen Trockenkühler nachdenken, etwas größer dimensioniert als meiner (https://www.hellmann24.de/products/Bier ... eitig.html) oder aber einen entsprechend dimensionierten Nasskühler, bei dem Du zwei Tauchpumpen direkt ins Reservoir werfen kannst, dann spart man sich das Rücklaufreservoir, z.B. den Lindr AS-110, der für ca. 520 Euro zu haben ist. Ich denke damit bist gut aufgestellt. Ich selbst will demnächst auch noch auf Lindr-Nasskühung umstellen, um Tankkühlung, Schankleitungen mit Begleitkühlung über eine platzsparende Lösung zu realisieren....

Beste Grüße,

Gero
j0nas
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#4

Beitrag von j0nas »

Ich würde zum Nasskühler raten.
Der von Lindr lässt sich mit einem Inkbird ganz easy umbauen und kann dann auch bestimmte Temperaturen halten, daher läuft der nicht durchgehend.
Gibts hier irgendwo im Forum auch ein Beispiel zu.
Du benötigst ja auch keinen 6 leitigen Kühler, die Kühlspiralen kommen ja eh raus und dafür eine Pumpe rein.
Eine Pumpe ist beim Lindr übrigens schon dabei, praktischerweise mit einem "Propeller" der das Kühlwasser durchmischt.
Der AS-110 als 2-leitiger Kühler kostet ca 520€ und hat 300 Watt.
Ist auch deutlicher Platzsparender.
https://www.ich-zapfe.de/bierzapfen/unt ... /a-452456/
geno
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#5

Beitrag von geno »

Ich wollte mich für eure eindeutigen Antworten bedanken. Ich werde also dem Nasskühler bevorziehen. Aus dem Grund, dass er viel weniger Platz braucht, passt es mir sowieso besser.
Schöne Grüße
Geno
BrauerHannes
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#6

Beitrag von BrauerHannes »

DrG hat geschrieben: Montag 30. Dezember 2019, 00:02 Einen Cold-Crash schaffe ich aktuell nicht, da die Kühlerregelung bei 2 °C ausschaltet (Tuning am Kühler und Glykoleinsatz stehen noch aus), komme aber in den Behältern auf 2,5°C bzw. 4 °C, was an der unterschiedlichen Isolation liegt.
Hallo Gero,

Wie willst du die Steuerung des Kühlers austricksen?
Zieltemperatur für das Glykol wäre wahrscheinlich -6°C?
Ich pläne etwas ähnliches, um einen mantelgekühlten Gär-/Drucktank zu kühlen.

Gruß
Hannes
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DrG
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#7

Beitrag von DrG »

Hallo Hannes,
bitte entschuldige die späte Rückmeldung. Ich hatte den Threat nicht mehr aktiv verfolgt und mich auch schon lange nicht mehr eingelogged.

Wie man die Steuerung des Kühles "austricksen" kann, hängt vom System ab. Es gab hier auch schon mal einen Thread, wo ein "normaler" Nasskühler von Lindr auf Glykolkühlung umgerüstet wurde, in dem einfach eine alternative Steuerung (Inkbird zum Einbauen) eingebaut wurde.
Etwas ähnliches habe ich auch geplant. Die ANITA-40 wird mit einem Kapillarthermostaten gesteuert, dessen Ende im Kühlblock versenkt ist (leider in einem sehr kleinen Löchlein, da passen nicht viele Sensoren rein). Das Thermostat schaltet dann den Kompressor und den Lüfter bei Bedarf an und dann wieder aus. Entweder tauscht man den Kapillarfühler gegen ein baugleiches Modell mit anderem Temperaturbereich aus (falls es das gibt) oder man schaltet den Kontakt auch über eine externe/nachgerüstete Temperatursteuerung, die z.B. die Temperatur am Kühlerausgang misst und diese dann bezüglich eines applizierbaren Wertes konstant hält. Im Idealfall mit einem Kompressorschutz versehen, wobei der Trockenkühler, den ich habe, nicht über einen Kompressorschutz verfügt; vermutlich wird das über die thermische Masse des Kühlblocks automatisch gewährleistet, sofern man da nicht Warmwasser durchfährt.
Ich hatte erst die Idee, einen Widerstand per Schalter zwischenzuschalten, der dann der Steuerung eine z.B. 10 K höhere Temperatur vorgaugelt. Aber als das Thermostat letztes Jahr defekt war (der Kühler war dann im Dauerbetrieb und ist vollständig vereist!), habe ich gesehen, dass das eine robuste, rein mechanische Regelung ist.
Ich hatte letzte Jahr über die Bauteilnummer des Thermostats hier das baugleiche Ersatzteil gefunden:
https://www.skh-kaeltetechnik.de/Thermo ... -L-1200-mm

Die Thermostate *scheinen* alle gleich aufgebaut zu sein, leider ist das Bild immer das gleiche "Muster". Ich habe noch kein Thermostat gefunden, dass einen Temperaturbereich von z.B. +10°C bis -10 °C abdeckt. Aber diese Produkt hier könnte für Dein/mein Projekt ggf. geeignet sein:
https://www.skh-kaeltetechnik.de/Thermo ... -L-1500-mm

Vielleicht kann man über den Support die Baugröße erfragen und was es mit diesen Min Ein/Aus und Max Ein/Aus genau auf sich hat, mir erschließt sich das nicht wirklich sicher. Ich hatte ja auch nur ein baugleiches Ersatzteil bestellt....

Es gibt bestimmt hier im Schwarmwissen auch einen Kälteanlagenbauer, der mit seiner Expertise etwas Licht ins Dunkel bringen kann und ob man das überhaupt machen kann ohne die Lebensdauer des Kühlers zu gefährden.

Mein Projekt liegt zwar erst mal auf Eis, aber wenn das so einfach ginge (die Idee kam mir gerade beim Lesen), wäre das eine gute, sichere und kostengünstige Option.

Herzliche Grüße,

Gero
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DrG
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Re: Gefriertruhe oder Nasskühler?

#8

Beitrag von DrG »

Ich habe gerade nochmal etwas recherchiert. Das hier könnte ein passendes Bauteil sein, wenn ich die einfach verständlichen Produktdaten richtig interpretiere (Warm= +10 °C, Kalt = -10 °C):
https://www.kaeltetechnikshop.com/therm ... -6-mm.html

Gruß,
Gero
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