Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

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novum1
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Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#1

Beitrag von novum1 »

Hallo,

vor 1,5 Wochen habe ich Jungbier in Flaschen umgefüllt. Seit Montag öffne ich jeden Tag eine Bügelverschlussflasche dieses Biers (natürlich noch nicht vollständig gereift) und wundere mich jeden Tag über das laute Ploppen beim Öffnen. Als Norddeutscher kenne ich das Flens-Ploppen ganz gut. Mein Bier knallt aber wesentlich heftiger. Heute ist beim öffnen einer Flasche sogar der Bügelverschluss weggeflogen! Jetzt mache ich mir große Sorgen über den Druck in den Flaschen.

Meine Frage: Kann man hier etwas ausrechnen? Meine Befürchtung ist, dass ich zu früh abgefüllt habe.
Daher wird das hier eine etwas löcherige Textaufgabe.

Ein paar Randdaten:
- Stammwürze: 12°P
- 2 Wochen HG mit der BE-134 (angeblich hoher EVG von knapp 90 % möglich)
- Temperatur HG etwa 20-22 °C
- keine sichtbare Gäraktivität mehr nach 2 Wochen (nicht gemessen)
- etwa 7,7 g/l Haushaltszucker hinzugefügt
- Nachgärung in Bügelverschlussflaschen bei Raumtemperatur (20-22 °C)
- Vor dem Öffnen lege ich die Flasche für 2 - 24 h in den Kühlschrank

- keine Flasche ist beim öffnen übergeschäumt
- bei allen Flaschen schien der Druck ziemlich heftig zu sein
- das Bier schmeckt noch relativ süß (mag aber an der Schüttung und am Rezept liegen)
- eine vorhin geöffnete Probe, von der unklar ist, ob die NG schon durch ist, habe ich bei Raumtemperatur per Refraktometer gemessen: 6 Brix.

Leider reichen meine Berechnungskenntnisse nicht aus, um mit diesen wenigen Angaben eine Aussage machen zu können.
Klar ist, das 6 Brix noch ganz schön viel für ein Bier mit nur 12 °P StW sind. Allerdings ist da ja auch Zucker hinzugekommen (zur NG), der wiederum zum Teil oder ganz schon vergoren sein müsste.

Ich habe jetzt aus Angst vor Flaschenexplosionen die Kästen alle in den Schuppen im Garten gestellt. Trotzdem hat man schon ein unbehagliches Gefühl, die Flaschen überhaupt in die Hand zu nehmen.

Kann jemand was berechnen?
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hyper472
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#2

Beitrag von hyper472 »

Kluge oder fleißige Leute (ich bin heute nicht fleißig) könnten dir ausrechnen, wie viel Alkohol du erwarten kannst. Da aber niemand weiß, bei welchem Extrakt du abgefüllt hast, weiß auch niemand, welcher Teil der Gärung im Gärbottich und welcher in der Flasche stattgefunden hat. Den Druck in der Flasche kann man mit den von dir gegebenen Daten also nicht errechnen.
Was du gerade richtig machst, ist, dass du den Flaschen mit großem Misstrauen und Vorsicht begegnest. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: entweder alles zurückgeben und ausgären lassen oder aber jeden Tag alle Flaschen öffnen und wieder schließen, bist du einen normalen Druck darin hast. Den Druck in der Flasche misst du mit einem Flaschenmanometer, das günstigste das funktioniert gibt es bei Brau-Partner.
Für die Zukunft gibt es hier eine Anleitung zum Ausgären lassen und abfüllen von Boludo. Pflichtlektüre!
Kürzlich wurde das gleiche Problem hier auch diskutiert, musst du mal suchen.
Viel Erfolg,
Henning
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Adrian S
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#3

Beitrag von Adrian S »

novum1 hat geschrieben: Donnerstag 26. Dezember 2019, 20:26 - keine sichtbare Gäraktivität mehr nach 2 Wochen (nicht gemessen)

Kann jemand was berechnen?
Nichts was stimmen würde.

Mein Tipp: Fürs nächste mal den Restextrakt messen und ein Flaschenmanometer für die Nachgärung besorgen.
Grüsse
Adrian

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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#4

Beitrag von ubu »

Ohne genaue Angaben zur Schüttung und zum Maischeplan gehen noch nicht mal Schätzungen. Mit den entsprechenden Angaben könnte man zwar Berechnungen vornehmen. Aber dass die Ergebnisse deine Situation treffen währe Zufall.
Schau dir mal folgende Beiträge an, da ist letztens alles schonmal durchexerziert worden.

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... en#p358520
Gruß
Uwe
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Braufex
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#5

Beitrag von Braufex »

hyper472 hat geschrieben: Donnerstag 26. Dezember 2019, 21:32 Für die Zukunft gibt es hier eine Anleitung zum Ausgären lassen und abfüllen von Boludo. Pflichtlektüre!
Hier der direkte Link zur Pflichtlektüre:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?p=1569#p1569

Und hier ein prima Refraktometerrechner für zukünftige Sude:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... 2&fgbrix=6
Lies Dir mal die ganzen Infos unterhalb der Eingabemöglichkeit durch, bringt ein bisserl Licht ins Dunkel :Wink

Gruß Erwin
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Die Google-Forum-Suche.
Ich weiß zwar nicht wie, aber sie funktioniert prima ;-)
novum1
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#6

Beitrag von novum1 »

Ich danke euch für eure Beiträge und Antworten. Das meiste, was hier zitiert wurde, kenne ich. Die ganzen Rechner kenne ich sowieso.
Die bringen in diesem Fall leider nicht so viel.

Meiner Meinung nach müsste man doch ausrechnen können, um wie viel ich den Restextrakt durch die Zugabe des Zuckers erhöht habe (nur die Differenz). Ich meine, eine Zuckerzugabe von 7,7 g/l ist eine Erhöhung um 0,77°P (ungefähr).

Hätte ich die Zuckerlösung bereits vor der HG reingegeben, wäre ich bei 12,77°P gestartet. Von 12,77 °P auf 6 Brix runter entspricht einem Vergärungsgrad von etwa 82%. Dann wäre es gut möglich, dass sich der Druck in der Flasche noch weiter erhöht und die NG noch nicht am Ende ist.

Okay, das bringt mich auch noch nicht so richtig weiter...

Vielleicht bin ich auch einfach etwas schreckhaft beim Öffnen der Flaschen bzw. durch den lauten Knall etwas irritiert.
Eigentlich gibt es neben dem lauten Knallen beim Öffnen ja kein Anzeichen dafür, dass überhaupt etwas nicht stimmt.
Ich bin der Meinung, die HG müsste schon durch gewesen sein. Und verrechnet mit dem Zucker habe ich mich auch nicht gewaltig.

Weiß jemand, wie groß der Druck auf normalen Flens-Flaschen ist (zum Vergleich)?
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hyper472
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#7

Beitrag von hyper472 »

Noch mal: kein Mensch weiß, wann du abgefüllt hast. Damit weiß auch keiner, wie viel Extrakt das Bier in der Flasche hatte. Man weiß nur, dass etwas Extrakt durch den Zucker dazu gekommen ist. Das hilft aber nicht, um herauszufinden, wieviel Extrakt letztlich in der Flasche vergoren wurde und somit für den Druck gesorgt hat.
Du kannst nur
alles zurückgeben und ausgären (!) lassen, oder
die Flaschen immer wieder öffnen oder
beten.

Im Moment versuchst du, eine andere Antwort zu erreichen, die dir gefällt. Die mag Dir dann zwar gefallen, aber sie wird dir nicht helfen.

Viele Grüße, Henning
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#8

Beitrag von heizungsrohr »

Ein lautes Ploppen kann auch durch einen großen Kopfraum in den Flaschen entstehen. Schon mal eine Literflasche halbleer zurück in den Kühlschrank für den nächsten Abend gestellt? Das knallt richtig, weil viel mehr Volumen entspannt und damit aus der Öffnung austritt.
Für deinen Sud würde ich wie schon gesagt wurde entweder alles zurückkippen oder mit aller gegebenen Vorsicht immer mal eine Flasche öffnen und schauen, ob es überschäumt.
Gruß
Magnus
hkpdererste
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#9

Beitrag von hkpdererste »

Ich versuchs mal ...

Angaben von dir:
Würze mit 12°P
Hefe mit vorausichtlichem EVG von 90%
Knapp 8g Zucker pro Liter zugegeben
Probe aus der Flasche mit 6 Brix


Wenn ich jetzt im Müggelland Rezeptrechner eine 12°P Würze eingebe und da dann 8g Zucker dazugebe sagt er mir 12,5°P als quasi Startwert.

Ebenfalls im Müggelland Refraktometerrechner 12,5°P auf 6 Brix gibt 2,5°P rest und 80% EVG.

Folglichermaßen müßte es wenn der EVG der Hefe von 90% erreicht wird auf 4,6 Brix/1,2°P runtergehen. Wieviel mehr Druck das dann wäre kann ich dir grad nicht sagen, da find ich keinen passenden Rechner dazu.

Soweit mein Blick in die Glaskugel. Ich hoffe dass ich nicht irgendwo nen gravierenden Fehler eingebaut hab.

Achja ... Edith wollte noch empfehlen die Entlüftungsorgie zur Strafe in Kauf zu nehmen. Das gegezel mit dem hin und her Kippen führt meiner Meinung nach zu Scheissbier ... dann besser gleich weg und als Lehrgeld verbuchen.
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Re: Flaschengärung - zu viel Druck? Etwas rechnen?

#10

Beitrag von AxelS »

hyper472 hat geschrieben: Donnerstag 26. Dezember 2019, 23:04 Noch mal: kein Mensch weiß, wann du abgefüllt hast.
... hat er doch geschrieben:
novum1 hat geschrieben: Donnerstag 26. Dezember 2019, 20:26 Hallo,
vor 1,5 Wochen habe ich Jungbier in Flaschen umgefüllt.
Spass beiseite! Ich habe mich zu Anfang auch schwer damit getan zu verstehen, warum die gleiche Menge Zucker zu völlig unterschiedlichen Karbonisierungsgraden führt. Ich habe die Zuckermenge danach berechnet, wieviel CO2 ich im fertigen Bier haben möchte. Was ich damals nicht berücksichtigt habe, ist, dass mein Jungbier selbst ja auch noch vergärbaren Zucker mitbringt, vor allem, wenn die Hauptgärung nur ins Stocken geraten ist und noch nicht "durch" war. Habe ich dann auf Flaschen abgefüllt, addieren sich der Restzucker im Bier und der zugefügte Zucker.
Und hier liegt genau das Problem, weswegen Dir hier niemand helfen kann. Wir kennen nicht die Menge des Restzuckers im Jungbier! Du kannst bei 2°P abgefüllt haben, aber auch bei 3°P oder 4°P. Da Du den Wert nicht kennst, siehst Du nur am Ergebnis, dass die Hauptgärung noch nicht durch war und Du somit zuviel Zucker zugegeben hast.

Erfahrungsgemäß erhältst Du ein überkarbonisiertes Bier, was aber ohne weiteres noch trinkbar ist. Platzen werden die Flaschen vermutlich eher nicht, denn nach 1,5 Wochen sollte die Nachgärung in den Flaschen abgeschlossen sein. Viel schlimmer als jetzt wird es also nicht mehr. Also: Schnell austrinken und beim nächsten Mal lieber messen, bevor Du abzufüllen gedenkst.

:Drink
Axel
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.
(John Ruskin 1819-1900)
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