Coldcrash im ZKG - Druckfrage

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Felix83
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Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#1

Beitrag von Felix83 »

Servus,

ich gäre in zwei 260l Druck-ZKGs, kann aber nur 130l Würze in den Tank laden (BT140, 140l minus Trub, Hopfen).
Verschließe dann den Tank bei 1,5°P vor Ende (nach eventuellem Stopfen) und lasse bei 18 Grad ausgären.
Druck stelle ich auf 1,7 bar. Alles Standard soweit.

Wenn ich nach dem Ausgären dann einen Coldcrash (1 Grad C) mache, sinkt der Druck aber nicht auf die berechneten 0,7 bar, sondern nur auf ca. 1,3 bar nach 3 Tagen. Biertemperatur IST= 1,5 Grad C.
In einem vollen NC Fass oder im fast vollen Fermzilla im Kühlschrank sinkt der Druck auf den berechneten Wert.
Das liegt möglicherweise daran, dass der ZKG nur halb voll ist, der Kühlmantel nicht ganz bis nach oben geht und das Spundventil zudem über den langen CO2 Arm bei Zimmertemperatur angebracht ist. Es zeigt wohl einfach nicht den korrekten Druck an, der für die Temperatur bzw. Karbonisierung des Bieres gilt, sondern irgendwas zwischen Biertemp. und Zimmertemp.

Bis jetzt habe ich immer den Druck auf 0,7 bar abgelassen und da bleibt er dann auch stabil bis zu Abfüllung 1-2 Tage später. Habe die Sorge, dass mein Bier sonst überkarbonisiert sein könnte. Aber ist das so?

Eigentlich müsste bei Enddruck, 1,7 bar, bei 18 Grad ja das maximale CO2 gelöst sein, oder?
Wenn ich das CO2 nicht auf 0,7 bar ablassen müsste, würde das zum einen Flaschen-CO2 sparen, denm beim Abfüllen gehe ich ja wieder auf 1,5 bar hoch und ich würde potentiell auch kein Aroma verlieren durch die massive Entlüftung, die ich im Moment mache. Danach duftet es ne halbe Stunde lang in der Küche nach den schönsten Hopfenaromen....

Habt ihr da ne Idee? Mich verwirrt das etwas :puzz

Viele Grüße
Felix
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Odin
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#2

Beitrag von Odin »

Hast du zwei 260L ZKG in der Küche? :Waa
Bierherstellung beginnt mit dem Ausschlagen der Würze
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Duke
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#3

Beitrag von Duke »

Die Antwort auf dein Problem wurde hier vor ein paar Monaten schon mal diskutiert oder am Rande erwähnt.
Das hat in der Tat mit der Füllmenge des ZKG zu tun. Je "leerer" der Tank, desto geringerer der "Druckabfall".
Finde den Faden nicht auf die schnelle. Ich meine Olibaer hatte sich dazu geäußert.
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JackFrost
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#4

Beitrag von JackFrost »

Felix83 hat geschrieben: Dienstag 25. Februar 2020, 16:19
Wenn ich nach dem Ausgären dann einen Coldcrash (1 Grad C) mache, sinkt der Druck aber nicht auf die berechneten 0,7 bar, sondern nur auf ca. 1,3 bar nach 3 Tagen. Biertemperatur IST= 1,5 Grad C.
18 °C mit 1,7 bar passen aber nicht ganz zu 1,5 °C und 0,7 bar. Bei 18 °C wären das 4,7 g CO2 /l und bei 1,5 ° dann 5,1 g CO2 /l. Wären das dann nicht eher 0,55 bar bei 1,5 °C ?
Felix83 hat geschrieben: Dienstag 25. Februar 2020, 16:19 Das liegt möglicherweise daran, dass der ZKG nur halb voll ist, der Kühlmantel nicht ganz bis nach oben geht und das Spundventil zudem über den langen CO2 Arm bei Zimmertemperatur angebracht ist. Es zeigt wohl einfach nicht den korrekten Druck an, der für die Temperatur bzw. Karbonisierung des Bieres gilt, sondern irgendwas zwischen Biertemp. und Zimmertemp.
Dem ist nicht so. Die Menge an gelösten CO2 hängt von der Temperatur des Bieres und dem Partialdruck CO2 ab.
Wenn du die 1,5 °C und 0,7 bar CO2 erreicht hast und das Bier mit CO2 gesättigt ist, dann hast du Gleichgewicht zwischen
sich lösendem CO2 und CO2 das aus dem Bier ausgast. Statisch gesehen ändert sich der Gehalt an CO2 nicht,
aber auf der Ebene der Moleküle ist da ein reger tausch.

Wenn du nun das Manometer und das Spundventil durch ein Rohr ausserhalb des Kühlschrankes hast und hier dann 20 °C hast, dann sind hier immer noch 0,7 bar. DIe Dichte des Gases ist kleiner da es an der Stelle wärmer ist, aber die 0,7 bar sind die gleichen wie direkt über dem Bier. Daher hat die Temperatur der Gasphase beim Manometer keine ( kaum* ) einen Einfluss auf die Spundung. Druck, sofern das Medium nicht strömt, ist an allen Stellen gleich.

Bei angenommen 11°P und 3°P Restextrakt wird der Behälter ca. 20 mal mit CO2 gespült. Es sollte also nicht an Resten an N2 liegen die noch im Tank hätten sein können.

*Kaum weil das das wärmer Gas mit der Zeit das Bier erwärmen würde und damit wieder der Druck steigt, aber das dürfte hier nicht der Fall sein, da du ja nur das kleine Rohr hast.

Gruß JackFrost
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#5

Beitrag von Felix83 »

Ah, danke für die ausführliche Ausführliche Antwort! Ja, sind 1,8 bar, nicht 1,7. Hab mich da einfach verschrieben, weil ich auch die 0,7 im Kopf hatte. Und es ist auch recht grob ausgerechnet mit dem MMuM Rechner.

Ok, also will heißen, dass das Kopfraum CO2 nach 3 Tagen einfach noch nicht vollständig im Bier gelöst ist, noch kein Gleichgewicht erreicht wurde? Also würde der Druck irgendwann auf 0,7 bar sinken? Das wäre ja ok, denn die Karbonisierung passt so nach drei Tagen Coldcrash und der "Überdruck" um Kopfraum ist dann Bonus, den ich zum Umdrücken nutzen kann.

@Odin: Ne, ich mach einen, sagen wir mal, professionellen Beta Test in der Wohnung, in der mal meine Oma gelebt hat. Alles umgebaut. Da sammel ich gerade Erfahrung, bevor ich von Nano auf Mikrogröße gehe.

@Duke: Danke! Ich versuch das mal zu finden
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#6

Beitrag von JackFrost »

Bei 18‘C und 1,8 bar hast du bei 130l Kopfraum theoretisch 671g CO2 in der Gasphase. Bei 1,5‘C und 0,7 bar sind es 431 g CO2.
Die Differenz muss ja erstmal wohin. Dein Bier wird also theoretisch langsam CO2 aufnehmen. Bei 1,5‘C und 1,3 bar sind es noch 584 g CO2.

Angenommen du hättest nur noch 13 l Kopfraum. Dann müsste das Bier nur noch 37,3 g zuviel CO2 da du dann aber 247 l Bier hast steigt die Karbonisierung nur theoretisch um 0,15 g CO2 / l.

Es ist also nicht so verkehrt bei dem großen Kopfraum den Druck anzulassen.

Alle Zahlen ohne Berücksichtigung der Volumenausdehnung vom Bier.

Gruß JackFrost
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#7

Beitrag von Felix83 »

Verstehe!
Aber da die Karbonisierung nach drei Tagen ja passt und das "überschüssige" CO2 noch nicht vom Bier absorbiert wurde, könnt ichs doch zum Umdrücken benutzen? Momentan lass ich den Druck auf 0,7 bar ab und fülle dann, wie gesagt, 1-2 Tage später ab und drücke wieder 1,5 bar rein.

Wenn ich jetzt aus dem Tank direkt servieren würde, wäre das Bier dann nach ner weiteren Woche oder so mehr karbonisiert, aber das mach ich ja nicht, ich füll ja ab.
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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#8

Beitrag von JackFrost »

Theoretische löst sich immer mehr CO2 im Jungbier bis das Gleichgewicht wieder past, wenn du früh genug Abfüllst dann sollte die Änderung nicht so stark sein.

Anbei ein paar theoretische Betrachtungen.

Ich hab das mal mit Excel graphisch dargestellt. Bei dem Schnittpunkt der grünen Linie mit der sekundären x-Achse ist das Gleichgewicht theoretische erreicht. Ohne betrachtung der Volumenausdehnung des Jungbieres.

Bei 130l Kopfraum wird das Gleichgewicht zwischen 6,075 und 6,1 g CO2/l erreicht, der Druck im ZGK sollte dann 1,0 bar sein.
130l Kopfraum.png
Bei 13l Kopfraum wird das Gleichgewicht zwischen 5,075 und 5,1 g CO2 /l erreicht, der Druck im ZGK sollte dann 0,8 bar sein.
13l Kopfraum.png


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Re: Coldcrash im ZKG - Druckfrage

#9

Beitrag von Felix83 »

Wow! Das hilft sehr! Jetzt hab ichs kapiert! Mega vielen Dank für die Erklärung!!!
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