Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

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fud72
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Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#1

Beitrag von fud72 »

Hallo zusammen,

da ich immer noch ein ziemlicher Brauanfänger bin, brauche ich mal wieder Euren Rat.
Nach nun 5 erfolgreichen Brauversuchen (2 x Pale Ale, 2x obergäriges Märzen und Weizen), befürchte ich dass es diesmal nicht so hingehauen hat, wie ich mir das vorgestellt habe.
Es sollte mal wieder ein Pale Ale werden und zwar diesea hier: (https://www.maischemalzundmehr.de/index ... orha5=10.6).
Alles soweit nach Rezept, bis auf die Hefe, da habe ich die Mangrove Jack M36 Liberty Bell Ale verwendet.
Nun schmeckt das Bier nach ca. 1 Woche Flaschenreifung im Kühlschrank immer noch sehr/extrem bitter. Und zwar ist es nicht die typische Hopfen Bittere, sondern eher unangenehm kratzig mit langem Nachhall.
Nun weiß ich wohl, dass das Bittere wohl bei längerer Reifung/Lagerung nachlässt, jedoch konnte man meine Biere bisher immer schon nach einer Woche im Kühlschrank ganz gut trinken und ich mache mir so meine Gedanken.
3 mögliche Ursachen könnte ich mir vorstellen, habe aber keine Ahnung, ob das wirklich daran liegen kann:

1. mögliche Ursache: Läutern
Beim Maischen hat sich die Läuterhexe gelöst, so dass der Auslaufhahn verstopft war. Wir haben dann alles umgefüllt (mit großem Messbecher), die Läuterhexe wieder befestigt und das ganze dann wieder zurück inden den Topf gefüllt. Nach ca. 30 min. Ruhe haben wir dann das Läutern ganz normal nachgeholt.

2. mögliche Ursache: Hopfengabe beim Whirlpool.
Bisher haben wirt den Whirlpool immer recht zeitig (10-15 min) nach Kochende angedreht. Allerdings war dies immer ohne Hopfengabe im Whirlpool.
Nun haben wir es genauso gemacht, also nach ca. 10-15 min den letzten Hopfen reingeworfen (ca. 140g Nelson Sauvin), kurz umgerührt, kurz gewartet und dann den Whirlpool angedreht. Nun habe ich schon öfters gelesen, dass man wohl häufig den Hopfen zum Whirlpool erst bei ca. 80°C hinzufügt.
Macht man das immer so? Könnte das evtl. der Grund für die extreme Bittere sein?

3. mögliche Ursache: Gärung
Die Hauptgärung war ziemlich schnell durch. D.h. bei 13,5° Plato Stammwürze , war bei dann 7,5- 7,8° (gemessen mit Refraktometer) nach 3 Tagen Feierabend und der Wert hat sich nicht mehr geändert. Alles bei konstanten 20° C. Nach ca. 10 Tagen kam es dann in die Flasche.
Kann es sein, dass die Hauptgärung vielleicht eingeschlafen ist oder noch nicht fertig war? Oder sind diese Werte normal? Bei den bisherigen Suden binn ich immer unter 7° Plato/Brix gekommen (ok z.T. war das dann auch andere Hefe).

Ansonsten, die Flaschengärung hat soweit gepasst, nach ca. 10 Tagen waren 2,4 bar bei 20°C erreicht und das ganze ging in den Kühlschrank.
Was meint Ihr? Kann die extreme Bitterkeit von einem der beschriebenen Punkte kommen?
Oder mach ich mir viel zu viel Sorgen und muss einfach geduldiger sein und hoffen dass es sich bei weiterer Reifung gibt?
Das Bier ist wohl schon irgendwie trinkbar, aber mann muss es sich auch schon irgendwie schön reden, von der viel beschriebenen Fruchtigkeit des Nelson Sauvin Hopfens, fehlt noch jede Spur.

Danke für Eure Meinungen/Anregungen im Voraus!!

Viele Grüße Volker
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Alt-Phex
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#2

Beitrag von Alt-Phex »

Das liegt an der zu heissen Whirlpoolgabe. Die hohe Hopfengabe bittert dann entsprechend nach. Stichwort: Nachisomerisierung. Je nachdem wie lange es gedauert hat bis die Würze unter 80°C war wird viel Alphasäure isomerisiert sein.
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#3

Beitrag von Alt-Phex »

Ich hab das spaßeshalber bei MMuM eingeben. Spiel mal alleine mit dem Parameter "Nach­isomerisie­rungszeit" rum und klick dann unten auf berechnen. Der Autor geht wohl von 0min aus, ich hab da mal 10min eingetragen. Und schon werden aus den 35 satte 57IBU.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... kz%5B%5D=0
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#4

Beitrag von Bierjunge »

Mal ganz abgesehen von der Nachisomerisierungsthematik wäre interessant zu wissen, welche Restalkalität Dein Brauwasser hat bzw. ob Du es ggf. behandelt hast.
Dies könnte ggf. zu einer kratzig nachhängenden Bittere beitragen bzw. diese verstärken.

Moritz
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#5

Beitrag von Bierdurst »

Ich bin da bei Alt-Phex. SIeht aus als hätte die Nachisomerisierung dir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Alt-Phex hat geschrieben: Freitag 19. Juni 2020, 18:47 Ich hab das spaßeshalber bei MMuM eingeben. Spiel mal alleine mit dem Parameter "Nach­isomerisie­rungszeit" rum und klick dann unten auf berechnen. Der Autor geht wohl von 0min aus, ich hab da mal 10min eingetragen. Und schon werden aus den 35 satte 57IBU.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... kz%5B%5D=0
@Alt-Phex: Wenn ich den link öffne sieht es aus als hättest du die 5 min Hopfung nicht eingetragen. Damit wird es sogar noch bitterer.

Ohne Kühlung braucht die Würze nach dem Kochen bei mir schon 25-30 min bis die 80°C erreicht sind.
Mal die Whirlpoolhopung außer acht gelassen kommt man mit 25 min Nachisomerisierung schon auf 45 IBU:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... kz%5B%5D=5

Das ist schon knackig. Wenn du jetzt noch den Whirlpoolhopfung bei über 80°C gegeben hast kommt da noch mal einiges dazu. Ohne die Temperatur bei der Whirlpoolgabe zu kennen wird das ganze zum Glücksspiel.

Ich würde generell empfehlen die Hopfengaben bei unbekannten Rezepten immer nochmal nachzurechnen. Meist fehlen wichtige Infos zum Prozess des Autors. Gerade bei vielen späten Gaben kann das schon einen deutlichen Unterschied machen ob aktiv gekühlt wird oder nicht.

Gruß
Patrick
fud72
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#6

Beitrag von fud72 »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten! :thumbup
Muss zugeben, dass ich mich mit dem Thema "Nachisomerisierung" bisher noch nicht wirklich beschäftigt habe.... aber das erklärt dann doch so einiges ;-) und ich habe wieder was gelernt :-)
Ab jetzt werden die Rezepte immer nachgerechnet und dann kommt vielleicht doch auch mal ein Würzekühle zum Einsatz.
Die Temperatur bei der Hopfengabe und dem Whirlpool war mit Sicherheit noch über 90° C.
Zur Restalaklität, hier sagt der Rechner, nachdem ich die Werte von den Wasserwerken eingegebne habe, folgendes:1,2 mmol/l
Auch hier habe ich keine Ahnung ob gut oder schlecht, und ob das Wasser ggf. aufbereitet werden sollte .... da muss ich mich wohl auch noch schlau machen.

Gestern abend habe ich nochmal eine Flasche aufgemacht und auch einen Kumpel probieren lassen. Der fand es auch recht 'knackig', aber durchaus trinkbar und hat sogar eine fruchtige Note (Grapefruit) herausgeschmeckt.... ich fand es auch gar nicht mehr so schlimm.

Danke nochmal!
VG
Volker
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Re: Pale Ale exterm bitter - mein vielleicht erster fehlgeschlagener Brauversuch?

#7

Beitrag von guenter »

fud72 hat geschrieben: Samstag 20. Juni 2020, 12:14 ... und dann kommt vielleicht doch auch mal ein Würzekühle zum Einsatz.
Das ist auf jeden Fall eine gute Idee.

Davon abgesehen mache ich es so: ich läutere nur so lange, bis ich die Zielstammwürze erreicht habe. Dann koche ich und es verdampfen einige Liter Wasser. Ich habe dann 4 Liter Eiswasser vorbereitet (1-Liter Milchflaschen, die stehen bei ca. 1° im Kühlschrank - ich bin in der 20 Liter-Klasse unterwegs) und fülle damit nach dem Kochen wieder auf, bis ich auf Zielstammwürze bin. In aller Regel bin ich dann bei 80°.
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