Trub und Vergärungsgrad

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stemps
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Trub und Vergärungsgrad

#1

Beitrag von stemps »

Hallo,

nochmal eine Anfängerfrage... bei meinen ersten Brauversuchen habe ich den Trub nicht sonderlich gut gefiltert und ziemlich unansehnliche grün-braune Matschbrühe in meine Gärflasche gegeben. Die Haupt-Gärung sowie Flaschengärung haben aber bei diesen Bieren immer prima geklappt.

Seitdem habe ich mein Setup verbessert, bin auf 20 Liter aufgestiegen und arbeite mit Whirlpool, Trubabscheider im Kessel und Monofilamentfilter im Gäreimer. Die Würze die im Gäreimer landet ist seitdem deutlich klarer und "schön" bierfarben. Jedoch beobachte ich seitdem daß mein Vergärungsgrad niedrig ist (50-60% bei Safale US-05 und S-04) und auch ab und zu die Flaschengärung lahm ausfällt und wenig CO2 produziert.

Kann das zusammenhängen? Ich habe gelesen daß der Trub Hefe-Nährstoffe enthält. Wäre es empfehlenswert, zumindest etwas Trub in den Gärbehälter zu lassen? Wie viel Trub landet bei euch im Gärbehälter und hat jemand eine ähnliche Korrelation bemerkt?

Danke & Gruß,
Simon
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#2

Beitrag von Schwalbenbräu »

Hallo Simon

Würde nicht extra Trub durchlassen. Da ist schon noch genug in Schwebe, wovon die Hefe was hat.
Ich tippe bei Deinem Thema eher auf das Maischprogramm. Wie sah dieses bei den letzten und bei den vorangehenden Suden aus?

Natürlich spielt auch sonst noch einiges rein: Gärtemperaturen, Hefemenge, Malzzypen, Wasser, Stammwürze, ... usw.

Gruss Reto
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Beerkenauer
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#3

Beitrag von Beerkenauer »

Hallo Simon

Das mit dem Trub ist schon richtig, hab ich auch so gelesen.
Es gab mal ein tolles Experiment bei Brulosophy dazu.
Schau mal hier:
http://brulosophy.com/2014/06/02/the-gr ... ts-are-in/

Stefan
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#4

Beitrag von Alt-Phex »

Nein, das hängt nicht zusammen. Heiss- und Kühltrub sollten entfernt werden. Da genau diese Trubstoffe zu Gärstörungen führen können. Wobei ein wenig Trub durchaus Gärförderlich ist, aber eben nur ein wenig. Ich kühle direkt in der Sudpfanne und scheide somit Heiss- und Kühltrub direkt dort ab. Danach gehts durch einen Monofilamentfilter in den Gärbottich. Meine Gärungen verlaufen problemlos und ich erreiche auch entsprechend hohe Endvergärungsgrade.

Dein Problem ist anderer Natur. Misst du vlt. mit einem Refraktometer und rechnest den Alkoholfehler nicht raus? Das ist ein Klassiker und würde zu den Werten passen.

Bei deinen ersten Brauversuchen hast du wahrscheinlich auch viel Hefe mit abgefüllt. Dann geht die Nachgärung natürlich deutlich schneller als wenn man ein klareres Bier abfüllt. 14 Tage für die Flaschengärung sind völlig normal. Ausserdem sollte man die Flaschen alle paar Tage mal aufschütteln, damit die Hefe in Schwebe kommt. Gerade bei gut sedimentierenden Hefen, wie der S-04, passiert nicht viel wenn die am Flaschenboden liegen.
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§11
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#5

Beitrag von §11 »

Beerkenauer hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:03 Hallo Simon

Das mit dem Trub ist schon richtig, hab ich auch so gelesen.
Es gab mal ein tolles Experiment bei Brulosophy dazu.
Schau mal hier:
http://brulosophy.com/2014/06/02/the-gr ... ts-are-in/

Stefan
Wobei das Experiment ja bereits die bekannten Probleme erahnen laesst. Der Geschmack im "Trubbier" wird als "schaerfer" und weniger rund empfunden. Ausserdem wird das "Trubbier" klarer. Das mag in einem kleinen Carboy kein Problem sein, stellt aber in groesseren Bottichen ein Problem dar. Technologisch spricht man davon das die Hefe "verschmiert". Sie lagert sich an anderen Proteinstrukturen des Trubs an und sinkt mit ihm zu Boden. Geht das zu schnell, hinkt die Gaerung hinterher. Das kann vor allem bei UG Bieren vorkommen.

Gruss

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
stemps
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#6

Beitrag von stemps »

Schwalbenbräu hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:00 Ich tippe bei Deinem Thema eher auf das Maischprogramm. Wie sah dieses bei den letzten und bei den vorangehenden Suden aus?

Gruss Reto
Hi Reto,

ich habe bei allen eine Kombirast bei 69 Grad angepeilt, allerdings ließ sich das bei den letzteren 20L Batches leichter auf den Punkt halten als bei meinen ersten 5 L Suden. Bei denen war die Fluktuation höher, da alles schneller abkühlt und aufheizt.

Denkst du daß ich wegen höherem Dextrin-Gehalt weniger vergärbare Zucken habe und deshalb bei einer höheren FG lande? Kann das so viel ausmachen? Ich dachte die Unterschiede wären deutlich subtiler.

Gruß,
Simon
stemps
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#7

Beitrag von stemps »

Alt-Phex hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:31 Dein Problem ist anderer Natur. Misst du vlt. mit einem Refraktometer und rechnest den Alkoholfehler nicht raus? Das ist ein Klassiker und würde zu den Werten passen.
Ach herrje... erwischt! :Shocked

Das war's wohl. Danke für den Tip!

Simon
stemps
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#8

Beitrag von stemps »

Beerkenauer hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:03 Es gab mal ein tolles Experiment bei Brulosophy dazu.
Schau mal hier:
http://brulosophy.com/2014/06/02/the-gr ... ts-are-in/
Cool, danke für den Link. Brulosophy gefällt mir immer besser. Das ist genau das Experiment von dem man sich wünscht daß es jemand macht und dokumentiert :-)
stemps
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#9

Beitrag von stemps »

stemps hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 20:42
Alt-Phex hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:31 Dein Problem ist anderer Natur. Misst du vlt. mit einem Refraktometer und rechnest den Alkoholfehler nicht raus? Das ist ein Klassiker und würde zu den Werten passen.
Ach herrje... erwischt! :Shocked

Das war's wohl. Danke für den Tip!
Nee, Moment... der tatsächliche Vergärungsgrad ist doch niedriger als der scheinbare. Dann wäre die Abweichung ja noch größer, oder steht ich gerade auf dem Schlauch?
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#10

Beitrag von Schwalbenbräu »

stemps hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 20:32
Schwalbenbräu hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:00 Ich tippe bei Deinem Thema eher auf das Maischprogramm. Wie sah dieses bei den letzten und bei den vorangehenden Suden aus?

Gruss Reto

ich habe bei allen eine Kombirast bei 69 Grad angepeilt, allerdings ließ sich das bei den letzteren 20L Batches leichter auf den Punkt halten als bei meinen ersten 5 L Suden. Bei denen war die Fluktuation höher, da alles schneller abkühlt und aufheizt.
Ja, 69 Grad ist sicher eher hoch für Kombirast. Und wenn bei früheren Suden die Abkühlung mehr war, hat die Beta-Amylase wohl mehr vergärbaren Zucker produziert. Kann sicher einen Einfluss haben.
Zumal Dir ein hoher Vergärungsgrad wichtig scheint, empfehle ich Dir, eher auf 67 Grad zu zielen...

Gruss Reto
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#11

Beitrag von Alt-Phex »

stemps hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 21:38
stemps hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 20:42
Alt-Phex hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 15:31 Dein Problem ist anderer Natur. Misst du vlt. mit einem Refraktometer und rechnest den Alkoholfehler nicht raus? Das ist ein Klassiker und würde zu den Werten passen.
Ach herrje... erwischt! :Shocked

Das war's wohl. Danke für den Tip!
Nee, Moment... der tatsächliche Vergärungsgrad ist doch niedriger als der scheinbare. Dann wäre die Abweichung ja noch größer, oder steht ich gerade auf dem Schlauch?
Uns Brauer interessiert i.d.R. immer nur der scheinbare Vergärungsgrad. Rechne deine Refraktometer Meßwerte mal hier nach.
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... ktorechner
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#12

Beitrag von stemps »

Alt-Phex hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 23:33 Uns Brauer interessiert i.d.R. immer nur der scheinbare Vergärungsgrad.
Gerade Amerikanische Rezepte und Anleitungen geben immer "original gravity" (OG) und "final gravity" (FG) an. Ist die FG auch die scheinbare oder die tatsächliche?
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Re: Trub und Vergärungsgrad

#13

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

stemps hat geschrieben: Donnerstag 1. Oktober 2020, 09:09 Gerade Amerikanische Rezepte und Anleitungen geben immer "original gravity" (OG) und "final gravity" (FG) an. Ist die FG auch die scheinbare oder die tatsächliche?
Es ist immer der Scheinbare. In Rezepten, in Produktdatenblättern, in Gärkurven ...
Also überall, wo nicht explizit steht, dass der tatsächliche VG gemeint ist.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
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Viele Grüße
Jens
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