Hallo und willkommen bei meiner ersten Frage
Nachdem ich über die Sammenbestellung an meinen Grainfather gekommen bin, habe ich mich vermehrt mit dem Thema "Zwangskarbonisierung" auseinandergesetzt, da man 20l ja auch irgendwann abfüllen will. Dabei sind mir ein paar Fragen untergekommen, die ich weder durch die Suche im Forum, noch bei youtube für mich klären konnte, vllt. könnt ihr mir helfen Licht in mein Dunkel zu bekommen:
1. Oft lese ich, dass die Temperatur für die Druckeinstellung und damit CO2-Lösung im Bier wichtig ist. Das ist mir soweit verständlich, und auch die auffindbaren Tabellen machen für mich Sinn, dabei lese ich aber auch oft, das nicht die aktuelle Temperatur (also da, wo das Keg steht), sondern die Abfülltemperatur wichtig ist. Das ist mir nicht klar, Bier hat doch kein "Temperaturgedächtnis", und wichtig ist doch die aktuelle Temp. des Keg?! Weiterhin verstehe ich nicht, wann/was das Zeichen für meine gwünschte CO2-Sättigung ist, wenn der Druck im Druckminderer nicht mehr ändert?
2. Wenn ich aus dem Gärgefäß in mein Keg geschlaucht habe, fange ich dann sofort mit der Karbonisierung an? Wie ist das mit der Reifung, kann ich auch erst reifen lassen (2-3 Wochen) und dann karbonisieren, macht das Sinn? Oder Karbonisierung und anschließende Reifung (so hatte ich es bisher verstanden)?
3. Das führt mich zu meiner dritten Frage, oft sieht man bei youtube, dass die Brauer über 8-12 Stunden einen hohen Druck bei kaltem Jungbier eingeben und dann schütteln für eine schnelle Karbonisierung (häufig begründet durch die abends stattfindende Party), damit schnell getrunken werden kann. Dann übergehen die doch die Reifung oder? Das Bier ist doch noch gar nicht fertig?!
Momentan ist mein Verständnis des Ablaufs etwa so:
Bier in Keg umfüllen, Temperatur messen und dann anhand der Tabellen den Druck aufbauen für meine gewünschte CO2-Lösung (kaltes Bier = weniger Druck; warmes Bier = mehr Druck), dann den Druck über ca. 7-10 Tage stehen lassen. Danach kann man die CO2-Flasche entfernen und das geschlossene Keg weiter reifen lassen, bis man sich nach der gewünschten Reifezeit ein frisch gezapftes Bier genehmigt.
Vielen Dank, falls sich einer meinen Fragen annehmen sollte!
Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
- Ladeberger
- Moderator
- Beiträge: 7293
- Registriert: Dienstag 20. November 2012, 18:29
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Hallo!
Man kann sich alternativ auch ein zusätzliches Manometer an den Zapfkopf montieren und zwischendrin kontrollieren.
Da musst du dich einfach einlesen, wie die Prozessführung im Kaltbereich aussieht. Du als Brauer hältst hier das Ruder in der Hand.
Wenn du 7 - 10 Tage Zeit hast für die Karbonisierung, dann gib doch einfach Speise oder Zucker ins Keg. Dann karbonsiert sich das von ganz alleine.
Gruß
Andy
Ja, relevant ist die aktuelle Biertemperatur im Keg.1. Oft lese ich, dass die Temperatur für die Druckeinstellung und damit CO2-Lösung im Bier wichtig ist. [...]
Am Druckminderer siehst du nichts. In der Regel hört man das CO2 beim Zwangskarbonisieren nachströmen. Wenn das Keg liegt, blubbert es auch. Wenn man an diesen Fronten nichts mehr hört, ist der eingestellte Druck erreicht.Weiterhin verstehe ich nicht, wann/was das Zeichen für meine gwünschte CO2-Sättigung ist, wenn der Druck im Druckminderer nicht mehr ändert?
Man kann sich alternativ auch ein zusätzliches Manometer an den Zapfkopf montieren und zwischendrin kontrollieren.
Karbonisieren und dann lagern, sofern der nötige Druck unter 3 bar liegt. Sonst schüttelst du das Sediment wieder auf. Etwas schneller geht es, wenn das Bier schon kalt ist, also bereits 1-2 Tage in der Kühlung war. Nach dem Zwangskarbonsieren natürlich wieder zurück in die Kälte.2. Wenn ich aus dem Gärgefäß in mein Keg geschlaucht habe, fange ich dann sofort mit der Karbonisierung an? Wie ist das mit der Reifung, kann ich auch erst reifen lassen (2-3 Wochen) und dann karbonisieren, macht das Sinn? Oder Karbonisierung und anschließende Reifung (so hatte ich es bisher verstanden)?
Unter "reif" versteht man primär eine Abwesenheit (durch Abbau/Ausgasen) von unerwünschten Gärungsnebenprodukten. Ob und wann dieses Bier aus YouTube reif und damit fertig war, wissen vermutlich nur die Herren YouTuber und ihre Mittrinker, oder?3. Das führt mich zu meiner dritten Frage, oft sieht man bei youtube, dass die Brauer über 8-12 Stunden einen hohen Druck bei kaltem Jungbier eingeben und dann schütteln für eine schnelle Karbonisierung (häufig begründet durch die abends stattfindende Party), damit schnell getrunken werden kann. Dann übergehen die doch die Reifung oder? Das Bier ist doch noch gar nicht fertig?!
Da musst du dich einfach einlesen, wie die Prozessführung im Kaltbereich aussieht. Du als Brauer hältst hier das Ruder in der Hand.
Würde ich nicht machen. Eine kleine Undichtigkeit und du hast den Keller voller CO2. Und bei Temperaturschwankungen stimmt die Karbonisierung nicht mehr. Bei der Zwangskarbonisierung rollt oder schüttelt man das Keg ca. 5-10 min lang, je nach Differenzdruck, Zieldruck und Intensität der Bewegung. Dann ist das erledigt.Momentan ist mein Verständnis des Ablaufs etwa so:
Bier in Keg umfüllen, Temperatur messen und dann anhand der Tabellen den Druck aufbauen für meine gewünschte CO2-Lösung (kaltes Bier = weniger Druck; warmes Bier = mehr Druck), dann den Druck über ca. 7-10 Tage stehen lassen. Danach kann man die CO2-Flasche entfernen und das geschlossene Keg weiter reifen lassen, bis man sich nach der gewünschten Reifezeit ein frisch gezapftes Bier genehmigt.
Wenn du 7 - 10 Tage Zeit hast für die Karbonisierung, dann gib doch einfach Speise oder Zucker ins Keg. Dann karbonsiert sich das von ganz alleine.
Gruß
Andy
- Silbereule
- Posting Klettermax
- Beiträge: 255
- Registriert: Donnerstag 1. August 2019, 07:57
- Wohnort: Bad Kreuznach
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Hi Dr. Bier,
was die verschiedenen möglichen Methoden der Zwangskarbonisierung betrifft, kann ich dir als Ergänzung diesen Artikel empfehlen (sofern du Englisch verstehst...):
http://brulosophy.com/2016/05/12/sparkl ... rbonation/
Welche der Methoden du wählst, bleibt letztlich dir überlassen. Andy hat sich ja schon positioniert wozu er dir (nicht) rät. Ich persönlich fahre inzwischen mit "Burst" ganz gut. Je mehr antworten hier kommen, umso mehr verschieden Meinungen wirst du hören
Bei mir hat es paar Sude gedauert, bis es mit der Zwangskarbonisierung alles vernünftig klappt, also nicht entmutigen lassen, wenn es die ersten Male etwas holprig läuft, bis die Kohlensäure passt
Herzliche Grüße,
Steffen
was die verschiedenen möglichen Methoden der Zwangskarbonisierung betrifft, kann ich dir als Ergänzung diesen Artikel empfehlen (sofern du Englisch verstehst...):
http://brulosophy.com/2016/05/12/sparkl ... rbonation/
Welche der Methoden du wählst, bleibt letztlich dir überlassen. Andy hat sich ja schon positioniert wozu er dir (nicht) rät. Ich persönlich fahre inzwischen mit "Burst" ganz gut. Je mehr antworten hier kommen, umso mehr verschieden Meinungen wirst du hören
Bei mir hat es paar Sude gedauert, bis es mit der Zwangskarbonisierung alles vernünftig klappt, also nicht entmutigen lassen, wenn es die ersten Male etwas holprig läuft, bis die Kohlensäure passt
Herzliche Grüße,
Steffen
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Weil ich grad beim Schlauchen Deinen Faden gelesen habe und genau hierüber heut früh mit Herbert (Gruß ins Ösireich) geschrieben habe, schreibe ich mal was zu 2.
Hauptgärung, Nachgärung und Reifung gehen nach meinem Verständnis fließend ineinander über. Und jede Phase hat Aufgaben. Ladeberger hat die Aufgaben karbonisieren in der Nachgärung mit Speise oder Zuckerzugabe und den Abbau schon genannt. Für mich schaut die "Burst Methode" so aus, als würde der Schritt Abbau von Gärnebenprodukten übersprungen werden, damit das Jungbier schnellstmöglich trinkfertig wird.
Zum Schlauchen und karbonisieren:
Ich lasse die Hauptgärung eigentlich immer vollständig durchlaufen. Grünschlauchen ist nicht mein Ding bzw es fehlt die Erfahrung. Ins Keg lege ich Zuckerwasser vor und flute das Keg mit CO2 bei geöffnetem Ventil durch den Getränkedegen. Dann schließe ich den Fermenter an den Getränkeanschluss an. Das Keg Ventil bleibt geöffnet Bei etwa 17 Liter unterbreche ich den Zulauf. Das dauert 20min. Dann flute ich den Kopfraum mit CO2 und hänge das Fass während der Nachgärung an den Spundomat. Der Spundomat vereinfacht das handling ein bisschen. Bei mir sinkt die Temperatur im Verlauf der Nachgärung stetig. D.h. der Druck sinkt für den Zielwert CO2 gr/l. Das macht der Spundomat automatisch.
Aus meiner Sicht hat dieses Vorgehen folgende Vorteile:
- du bekommst das Jungbier ohne Plätschern ins Keg
- du nutzt die restliche Hefe im Jungbier, um CO2 ins Bier zu binden und Gärnebenprodukte abzubauen bzw. umzuwandeln.
Nach 7-10 Tagen probiert vermutlich jeder das Jungbier. Dann funktioniert die Burst Methode immer noch und genauso gut, um noch mehr CO2 bzw. Spritzigkeit ins Bier zu bringen, aber mit entsprechend kürzerer Zeit.
Innu
Hauptgärung, Nachgärung und Reifung gehen nach meinem Verständnis fließend ineinander über. Und jede Phase hat Aufgaben. Ladeberger hat die Aufgaben karbonisieren in der Nachgärung mit Speise oder Zuckerzugabe und den Abbau schon genannt. Für mich schaut die "Burst Methode" so aus, als würde der Schritt Abbau von Gärnebenprodukten übersprungen werden, damit das Jungbier schnellstmöglich trinkfertig wird.
Zum Schlauchen und karbonisieren:
Ich lasse die Hauptgärung eigentlich immer vollständig durchlaufen. Grünschlauchen ist nicht mein Ding bzw es fehlt die Erfahrung. Ins Keg lege ich Zuckerwasser vor und flute das Keg mit CO2 bei geöffnetem Ventil durch den Getränkedegen. Dann schließe ich den Fermenter an den Getränkeanschluss an. Das Keg Ventil bleibt geöffnet Bei etwa 17 Liter unterbreche ich den Zulauf. Das dauert 20min. Dann flute ich den Kopfraum mit CO2 und hänge das Fass während der Nachgärung an den Spundomat. Der Spundomat vereinfacht das handling ein bisschen. Bei mir sinkt die Temperatur im Verlauf der Nachgärung stetig. D.h. der Druck sinkt für den Zielwert CO2 gr/l. Das macht der Spundomat automatisch.
Aus meiner Sicht hat dieses Vorgehen folgende Vorteile:
- du bekommst das Jungbier ohne Plätschern ins Keg
- du nutzt die restliche Hefe im Jungbier, um CO2 ins Bier zu binden und Gärnebenprodukte abzubauen bzw. umzuwandeln.
Nach 7-10 Tagen probiert vermutlich jeder das Jungbier. Dann funktioniert die Burst Methode immer noch und genauso gut, um noch mehr CO2 bzw. Spritzigkeit ins Bier zu bringen, aber mit entsprechend kürzerer Zeit.
Innu
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Hallo ihr 3 und erstmal vielen vielen Dank für eure Hinweise!
Ich merke, das es wie scheinbar immer im Hobbybrauerwesen nicht DIE Patentlösung gibt, aber eure Tipps helfen mir schon sehr.
@Andy
Da ich tatsächlich meistens im Voraus braue, hätte ich auch Zeit für eine Karbonisierung mittels Zucker. Das hat in der Flaschenabfüllung auch gut geklappt. Probiere gerne neues aus, deswegen befasse ich mich gerade damit ein bisschen.
@Steffen
Du füllst also ins Keg und "Burst"est direkt? Ist es für dich dann auch trinkfertig? Falls ja, dann "umgehst" du doch auch den Abbau von Nebenprodukten, oder findet dieser trotzalledem noch nach der Karbonisierung statt? Das ist einer der Knackpunkte, die ich noch nicht so verstanden habe. Den verlinkten Aritkel habe ich tatsächlich auch schon bei meiner Recherche gelesen :)
@Innu
Das ist auch ein interessanter Ansatz! Also du "zuckerst" und gibst dann nach 7-10 Tagen noch CO2 drauf. Ist das dann als Unterstützung zur Nachgärung zu sehen? Deinen GitHub Spundomat habe ich mir eben auch mal angesehen, allerdings bin ich "elektrotechnisch" eher nicht so handweklich aufgestellt :)
Vielen Dank nochmal für eure Antworten!
Ich merke, das es wie scheinbar immer im Hobbybrauerwesen nicht DIE Patentlösung gibt, aber eure Tipps helfen mir schon sehr.
@Andy
Da ich tatsächlich meistens im Voraus braue, hätte ich auch Zeit für eine Karbonisierung mittels Zucker. Das hat in der Flaschenabfüllung auch gut geklappt. Probiere gerne neues aus, deswegen befasse ich mich gerade damit ein bisschen.
@Steffen
Du füllst also ins Keg und "Burst"est direkt? Ist es für dich dann auch trinkfertig? Falls ja, dann "umgehst" du doch auch den Abbau von Nebenprodukten, oder findet dieser trotzalledem noch nach der Karbonisierung statt? Das ist einer der Knackpunkte, die ich noch nicht so verstanden habe. Den verlinkten Aritkel habe ich tatsächlich auch schon bei meiner Recherche gelesen :)
@Innu
Das ist auch ein interessanter Ansatz! Also du "zuckerst" und gibst dann nach 7-10 Tagen noch CO2 drauf. Ist das dann als Unterstützung zur Nachgärung zu sehen? Deinen GitHub Spundomat habe ich mir eben auch mal angesehen, allerdings bin ich "elektrotechnisch" eher nicht so handweklich aufgestellt :)
Vielen Dank nochmal für eure Antworten!
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Bei Bedarf, nicht grundsätzlich. Mit dem Ansatz vollständig vergären lässt sich gut ausrechnen, wie viel Zucker für den gewünschten Zielwert CO2 benötigt wird. Aber wenn man unter dem Zielwert gelandet ist oder einfach geschmacklich der Meinung ist, da fehlt Spritzigkeit, dann ist Zwangskarbonisieren (Schütteln, Rütteln und Rollen) oder die Burst Methode ein gutes Mittel, den letzte Pfiff ins Bier zu bringen. In Ruhe nachgären lassen und dann bei Bedarf CO2 zuführen.
- Silbereule
- Posting Klettermax
- Beiträge: 255
- Registriert: Donnerstag 1. August 2019, 07:57
- Wohnort: Bad Kreuznach
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Meistens Karbonisiere ich direkt nach dem Abfüllen ins Keg, aber auch nicht immer (neulich war kein Platz mehr im Kühlschrank, der ist aber sehr hilfreich bei der Burst Methode, da habe ich einfach erst nach einigen Wochen Reifung karbonisiert). Aus meiner Sicht spielt es für die Reifung keine Rolle ob bereits ausreichend Kohlensäure im Bier ist oder nicht. Weshalb nach der Burst Karbonisierung kein Abbau von Gärnebenprodukten mehr stattfinden soll, verstehe ich nichtDr. Bier hat geschrieben: ↑Sonntag 25. Oktober 2020, 11:50 @Steffen
Du füllst also ins Keg und "Burst"est direkt? Ist es für dich dann auch trinkfertig? Falls ja, dann "umgehst" du doch auch den Abbau von Nebenprodukten, oder findet dieser trotzalledem noch nach der Karbonisierung statt? Das ist einer der Knackpunkte, die ich noch nicht so verstanden habe. Den verlinkten Aritkel habe ich tatsächlich auch schon bei meiner Recherche gelesen :)
Trinkfertig ist das Bier für mich dann, wenn die notwendige Reifezeit verstrichen ist. Dies kann bei einem Ale mit Kveik Hefe sofort nach der Gärung sein oder aber auch erst nach einigen Monaten. Der Zeitpunkt der Karbonisierung ist für mich nicht maßgeblich, wann das Bier trinkreif ist (nur sollte die Karbonisierung irgendwann vor dem Trinken gemacht werden )
Herzliche Grüße,
Steffen
Re: Zwanskarbonisierung - Anfängerfragen
Wahrscheinlich liegt hier auch mein Denkfehler. Der Prozess Karbonisierung und Abbau/Reifung können auch parallel nebeneinander her laufen und schließen sich nciht gegenseitig aus. Ich werde als nächstes mal die "Erst Zucker, Nachreifung und bei Bedarf Nachkarbonisieren" ausprobieren, mal sehen, wie das Ergebnis. Ich danke euch auf jeden Fall schon mal, für eure Antworten.