Extraktmessung bei Kahmhaut

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Svenk
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Extraktmessung bei Kahmhaut

#1

Beitrag von Svenk »

Hallo zusammen,
auf meinem meinem Flandern Red Ale ist gerade eine richtig schöne geschlosse Kahmhaut. Es gärt jetzt gute 10 Monate vor sicher her und jetzt möchte ich das erste mal messen.

Jetzt habe ich dazu ein paar Fragen, da es mein erstes Brett Bier ist:

1. Ist es okay, wenn ich mit meiner Pipette durch die Haut steche? Wenn ich sie also beschädige und sie eventuell ins Bier absinkt?
2. Baut die Haut sich wieder ab? Sollte ich lieber warten?
3. Ist es schlimm, wenn ich Kahmhaut versehentlich mit trinken würde?

Habe dazu nicht viel gefunden und vielleicht kann mir da jemand ja weiterhelfen. Bin da gerade echt verunsichert.
OS-Schlingel
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#2

Beitrag von OS-Schlingel »

Hallo Sven,
ich glaube, du verwechselst gerade die Begriffe....
Wenn Du ein Bier mit einer Kahmhefehaut hast, dann kannst Du das Bier nicht mehr trinken.
Wenn Du ein Bier mit Brett hast, ist dass ganz etwas anderes. Das sind vermutlich Pelicel, die Du oben schwimmend siehst.
Zum Restextrakt messen, kannst Du eine Pipette nehmen. Die würde ich dann aber auch gleich danach sicher entsorgen, um
nicht alle Brauutensilien zu kontaminieren!
Wenn die "Decke durchfällt" sinkt sie auf den Boden. Durch Cold Crash würdest Du das Bier nochmals klären können, aber nach
10 Monaten sollte das schon klar sein.

Gruß

Stephen

P.S.: Du kannst natürlich auch ein Foto von der Decke einstellen.
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Bierjunge
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#3

Beitrag von Bierjunge »

OS-Schlingel hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 11:02 ich glaube, du verwechselst gerade die Begriffe....
Tut er nicht.
Kahmhaut im Deutschen und Pellicle im Englischen meint exakt das Gleiche: Einen auf einer Grenzfläche gebildeten Biofilm. Der Begriff Kahmhaut ist nicht auf bestimmte, und schon gar nicht auf schädliche Mikroorganismen beschränkt. Siehe z.B. auch hier: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kahmhaut
Und warum sollte er zwingend das englische Wort benutzen müssen, wenn es denn so ein schönes deutsches Wort dafür gibt?

Moritz
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#4

Beitrag von OS-Schlingel »

...na schau...wieder was dazu gelernt....
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Bockelsbock
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#5

Beitrag von Bockelsbock »

Svenk hat geschrieben: Donnerstag 11. März 2021, 18:18 Hallo zusammen,
auf meinem meinem Flandern Red Ale ist gerade eine richtig schöne geschlosse Kahmhaut. Es gärt jetzt gute 10 Monate vor sicher her und jetzt möchte ich das erste mal messen.

Jetzt habe ich dazu ein paar Fragen, da es mein erstes Brett Bier ist:

1. Ist es okay, wenn ich mit meiner Pipette durch die Haut steche? Wenn ich sie also beschädige und sie eventuell ins Bier absinkt?
2. Baut die Haut sich wieder ab? Sollte ich lieber warten?
3. Ist es schlimm, wenn ich Kahmhaut versehentlich mit trinken würde?

Habe dazu nicht viel gefunden und vielleicht kann mir da jemand ja weiterhelfen. Bin da gerade echt verunsichert.
Moin,

als ich habe die Kahmhaut zur Probeentnahme durchstochen. Ich vergäre meine wilden Boyz in Glasballons. Anders komme ich nicht an die Flüssigkeit. Ich bin jetzt kein Experte in Sachen Kahmhaut. Sie hat ihre Berechtigung und bietet auch Schutz gegen Sauerstoffeintrag. Aber verschwunden ist noch keine bei meinen Bieren. Sie hat sich nach der Entnahme auch nicht wieder vollständig aufgebaut. Aber der Großteil des Films ist geblieben.

Beim Abfüllen ist sie bei mir zusammengefallen. Aber darunter war klares Bier. Ich sehe da keine Bedenken, was das mittrinken angeht. Du möchtest ja das Bier darunter auch trinken. Die Haut wird ja von den Jungs im Bier erzeugt.

Gruß Jonas
In dem Bock steckt jede Menge Craft

Mit einem leichten Hang zu Bockbieren!
Svenk
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#6

Beitrag von Svenk »

Super vielen Dank für die Antworten :thumbup

Dachte mir schon das es alles nicht so wild ist. Wollte nur sicher gehen, nicht das ich das Bier jetzt nach so langer Zeit noch versaue. Equipment habe ich schon getrennt.

Hier mal ein Bild:
Bild

Sieht aber echt verrückt aus, wie aus einem Alien-Film oder so.
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Commander8x
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#7

Beitrag von Commander8x »

Bierjunge hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 11:35
OS-Schlingel hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 11:02 ich glaube, du verwechselst gerade die Begriffe....
Tut er nicht.
Kahmhaut im Deutschen und Pellicle im Englischen meint exakt das Gleiche: Einen auf einer Grenzfläche gebildeten Biofilm. Der Begriff Kahmhaut ist nicht auf bestimmte, und schon gar nicht auf schädliche Mikroorganismen beschränkt. Siehe z.B. auch hier: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kahmhaut
Und warum sollte er zwingend das englische Wort benutzen müssen, wenn es denn so ein schönes deutsches Wort dafür gibt?

Moritz
Ist doch immer wieder schön, auf hohem sachlichem Niveau zu diskutieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pellicula

In der Weinbereitung jedenfalls ist "Kahm" eindeutig negativ besetzt: Hefen, die nicht mehr rückgängig zu machende Fehlaromen produzieren:
https://www.weinkenner.de/weinlexikon/k/kahmhefe/

Noch eindeutiger hier:
https://www.spektrum.de/lexikon/biologi ... efen/35076

Gruß Matthias
-----------------------------------------
Illegitimis non carborundum.
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Ruthard
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#8

Beitrag von Ruthard »

Die Extraktmessung bei Kahmhaut würde ich dem örtlichen Klärwerk überlassen.

Cheers, Ruthard
Manchmal braucht es nicht viel für einen guten Tag, ein kühles Bier und 5 Millionen EuroBild
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#9

Beitrag von Flothe »

Brauwolf hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 12:45 Die Extraktmessung bei Kahmhaut würde ich dem örtlichen Klärwerk überlassen.

Cheers, Ruthard
Dann hast du vermutlich noch keinen Ausflug in Richtung Sauerbier unternommen.

Hab selbst auch nicht die riesen Erfahrung, aber bei meinen Mischgärungsversuchen durchstechen ich die Kahmhaut einfach und nehme eine Probe von Unterhalb. Hat bisher nicht geschadet.

LG Florian

Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko.
- Zitat: Hildegard von Bingen in ihrem Buch über Heilverfahren "Causae et Curae"
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#10

Beitrag von DerDallmann »

Svenk hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 12:25 Super vielen Dank für die Antworten :thumbup

Dachte mir schon das es alles nicht so wild ist. Wollte nur sicher gehen, nicht das ich das Bier jetzt nach so langer Zeit noch versaue. Equipment habe ich schon getrennt.

Hier mal ein Bild:
Bild

Sieht aber echt verrückt aus, wie aus einem Alien-Film oder so.
Sexy Pillicle. Welche Brett ist am Start?
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Kolbäck
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#11

Beitrag von Kolbäck »

Svenk hat geschrieben: Donnerstag 11. März 2021, 18:18 1. Ist es okay, wenn ich mit meiner Pipette durch die Haut steche? Wenn ich sie also beschädige und sie eventuell ins Bier absinkt?
So habe ich es auch gemacht bisher. "Beschädigen" sollte nicht viel ausmachen, aber das Messen an sich bringt ja wieder frischen Sauerstoff in den Kopfraum, ohne den es keine Kahmhaut gibt.
2. Baut die Haut sich wieder ab? Sollte ich lieber warten?
Ohne frischen Sauerstoff kam es bei mir in der Tat schon vor, dass sie wieder verschwand. Ich habe dann erst beim Abfüllen gemessen. (Nach ein paar Monaten mit Brette ist es ja unwahrscheinlich, dass nicht ausgegoren.)
3. Ist es schlimm, wenn ich Kahmhaut versehentlich mit trinken würde?
Nicht, dass ich wüsste (bei Brett-Haut), habe aber kein Spezialwissen dazu. Ich hatte einmal sogar deutliche neue Kahmhaut in der Flasche! Das war unansehnlich, ließ sich aber mit einem kurzen Schwenker abschütteln vor dem Eingießen, und schmeckte nicht anders als von der Brett erwartet.

:Drink
Viele Grüße, Thomas
Braudokus: Schwarzbier, Früchte, Sauer & Brett, Råøl/Kveik, Kveik-"Pils"
Svenk
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Re: Extraktmessung bei Kahmhaut

#12

Beitrag von Svenk »

Noch mal vielen Dank für die Antworten, ist doch beruhigten so was zu lesen...

DerDallmann hat geschrieben: Freitag 12. März 2021, 13:26 Sexy Pillicle. Welche Brett ist am Start?
Ist die F08 Sour Batch Kidz von Imperial Yeast.


So, habe es jetzt mal gemessen. In die Probe ist nur ein ganz bisschen von der Kahmhaut gekommen. Habe es trotzdem getrunken - es schmeckt fantastisch, super Aromen von trockenen Pflaumen :thumbsup

Seltsam ist der niedrige Endvergärungs­grad von 70%. Allerdings hatte ich das schonmal bei Bieren wo ich meinen Braumeister randvoll gemacht hatte. Da war es allerdings nicht mit einer Brett Hefe. Werde es noch mal etwas wärmer stellen und in 1-2 Monaten noch mal messen.
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