GDA bei Raumtemperatur

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Frommersbraeu
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GDA bei Raumtemperatur

#1

Beitrag von Frommersbraeu »

Hallo Leute,

ich überlege gerade von Flaschengärung auf Nachgärung / Karbo im KEG umzusteigen. So ein Fasserl passt allerding immer schwer in den Kühlschrank und ich bekomme bestimmt ärger wenn ich dafür noch einen extra Kühlschrank irgendwo hin stelle :redhead
Hier meine Frage in die Runde: kann ich 20°C "warmes" Bier auch per GDA in Flaschen bekomme oder ist eine Schaumparty dabei vorprogrammiert ?

Vielen Dank für Eure Erfahrungen!

Patrick
Schöne Grüße
Patrick


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hiasl
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#2

Beitrag von hiasl »

Abgesehen davon, dass du dir die Frage nach der Schaumparty eigentlich schon selbst beantwortet hast, müsstest du bei halbwegs normaler Karbonisierung ja immer mit ≥ 2 bar abfüllen. Damit steigt zugleich das Risiko platzender Flaschen.

Aber stellen wir uns doch mal die Frage, woher das mit der Schaumparty überhaupt kommt. Bei isobarer Abfüllung schäumt ja erst mal nichts...
Du musst hierbei zwei Phänomene betrachten:
  1. Im atmosphärischen Bier ist CO2 durch den zuvor höheren Systemdruck übersättigt gelöst. Beispiel: Bei 0 °C hast du atmosphärisch einen Kohlensäuregehalt von 3,2 g/l. Erhöhst du den Druck auf das Doppelte (= 1 bar Überdruck), dann hast du den doppelten Gehalt von 6,4 g/l. Wenn du die Flasche nun öffnest, stellt sich das Gleichgewicht wieder neu ein. 3,2 g/l müssen wieder raus, was das Bier zum Sprudeln bringt. Bei wärmeren Temperaturen muss aber deutlich mehr raus. Bei 20 °C und einer Karbonisierung von 5 g/l fällst du auf 1,7 g/l atmosphärisch ab. Es müssen also 3,3 g/l raus, bei 4 °C wären es nur nur etwa 2 g/l. Das ist die reine Menge, die in deiner Flasche zum Blubbern führt. Aufsteigende Blasen bleiben durch die Schaumproteine stabil, das was nachkommt, schiebt dabei das bereits vorhandene Weg. Es schäumt über.
  2. Beim Abfüllen ist es aber nicht wie mit einer Flasche, die ich öffne. Da ist noch Energie im Spiel. Ecken und Kanten, Aufprallen und Stöße führen zu einem Energieeintrag ins Bier, was zu einem Plus an Entgasung führt. Hau mal mit einem harten Gegenstand gegen eine Bierflasche. Du siehst sofort Gasblasen aufsteigen.
Beide Effekte führen also zu einem Entgasen. Nicht oder nur wenig wärend des Füllens, aber umso mehr beim anschließenden Entspannen der Flaschen. So schnell bekommst du keinen Korken da drauf.

Kurzum: Mach das nicht. Du wirst nicht glücklich.
Gruß
Matthias
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#3

Beitrag von Rippchen85 »

Moin,

Also ich mache das bei 20 Grad im Keller. Das ist kein Problem und auch keine Schaumparty. Zumindest bei mir nicht ... oder ich mache was falsch. Natürlich erfordert es ein bisschen mehr Kraft bei teilweise über 2 bar, aber bei mir sind es nur max 19 Liter, da geht das noch ohne das mir die Arme ab fallen.
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#4

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Ich fülle eigentlich ausschließlich aus zimmerwarmen Kegs per GDA ab. Das funktioniert in 95% der Fälle absolut problemlos. Bei 3% gibts Schaumorgien und die letzten 2% enden mit dem Streichen der Küchendecke. Meine Frau hat inzwischen aufgehört sich "künstlich" darüber aufzuregen und amüsiert während meiner anschließenden Renorvierungsarbeiten.
Die 5% "Problembiere" fülle ich danach per GDA durch den Durchlaufkühler ab. Dann ist das Bier kalt genug und macht auch keinen Ärger mehr.
Ja, ich habe einen großen Lagerkühlschrank für 10 Kegs. Jedoch fülle ich im Normalfall immer nur ein paar Flaschen zum Mitnehmen ab, von dem Bier, das gerade an der Zapfe hängt und wo das Fass eben bei Raumtemperatur in der Küche steht.
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#5

Beitrag von ggansde »

Moin,
ist halt alles nur Physik. Je höher die Temperatur, desto höher muss der Gegendruck sein. Stichwort würde ja schon genannt: isobar.
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#6

Beitrag von indiana1972 »

Mit dem Tapcooler habe ich gerade zwei Flaschen Böhmisches Pils bei Raumtemperatur aus dem zimmerwarmen Keg problemlos abgefüllt.
Lieben Gruß,
Oli
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#7

Beitrag von ggansde »

Ist aber doch drucklose Abfüllung, oder?
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#8

Beitrag von Frommersbraeu »

:Grübel Thermodynamik ist schon ne Weile her, aber isobar beschreibt ja nur das Füllen bei Druck Gleichheit. Sobald ich belüfte ist der entscheidende Faktor doch das Löslichkeitsgleichgewicht oder täusche ich mich da. Auch wenn sich das bei abnehmendem Umgebungsdruck natürlich in die schlechte Richtung verschiebt.

Die 2bar zu halten sollte ja mit entsprechender Vorrichtung machbar sein. Meine Frage zielte eher auf die Entspannung der Flasche ab, Stichwort "Schaum Vulkan"

Die Berstgefahr ist wohl bei jedem GDA gegeben, wobei 2bar bei ordentlichen Flaschen noch entspannt ist. Schutzschild oder dergleichen muss auf jeden Fall sein, mit sind schon einige Glasgeräte während meiner Laborzeit um die Ohren geflogen, daher weiß ich wie hilfreich eine Schutzbrille sein kann :Wink
Schöne Grüße
Patrick


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Re: GDA bei Raumtemperatur

#9

Beitrag von indiana1972 »

@Markus, falls du mich gemeint hast, Nö. Der Tapcooler ist ein Gegendruckabfüller, nur sehr kompakt aufgebaut. Sozusagen urlaubstauglich.
Um meinen Post noch zu ergänzen, wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir bei EBay einen günstigen (hohen) Kühlschrank organisieren, um darin meine Fässer runterzukühlen.
Bei niedrigen Temperaturen bleibt die Kohlensäure besser (metastabil) gelöst.
Lieben Gruß,
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#10

Beitrag von ggansde »

Danke, wusste ich nicht.
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#11

Beitrag von Rippchen85 »

Frommersbraeu hat geschrieben: Freitag 20. August 2021, 18:26 Meine Frage zielte eher auf die Entspannung der Flasche ab, Stichwort "Schaum Vulkan"
Nach dem füllen der Flasche schließe ich den Bier Zulauf und entlüften die Flasche über das gleiche Ventil,it dem ich auch vorhin den Druck abgelassen habe. Habe vorher immer den GDA versucht zu lösen ohne das zu machen ... Schaumparty.

Viel Glück ... :Drink
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Re: GDA bei Raumtemperatur

#12

Beitrag von indiana1972 »

Also mit dem Tapcooler läuft das sehr geschmeidig, Flasche ansetzen, vorspannen (ich habe diese Ventile von kegland, mit denen du den Hinterdruck regeln kannst, sind beide auf den gleichen Druck eingestellt). Das Entlüftungsventil öffnen, bis der erste Druck entweicht. Dann Bei dieser Einstellung Bier einlaufen lassen, bis Flasche voll (evtl entstandener Schaum geht über das Entlüftungsventil mit ab. Flasche abziehen (Druck entweicht), entstehenden Schaum aufsteigen lassen und „auf Schaum cappen“.
Lieben Gruß,
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