Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

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gyps
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Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#1

Beitrag von gyps »

Mein letztes Weizen ist misslungen. Insgesamt war es mein siebtes
Weizen, zuletzt bei mehr oder weniger gleichem Rezept. Dieses Mal hat es aber
einen deutlichen Fehlgeschmack, den ich wie folgt beschreiben würde:

- stark hefiger Nachgeschmack
- als ob sich die feine Hefe im Mundraum anlagert
- am nächsten Morgen immer noch schmeckbar
- ich würde es als leicht schwefelig (faule Eier) und leicht metallisch bezeichnen

in diversen Tabellen zu Bier-(Fehl)-Geschmäckern finde ich nichts was
dazu genau passen würde. Höchstens evtl. Diacetyl?

Gebraut habe ich es am 1.8. und zwar ca. 40 Liter Sud, den ich mit
zwei verschiedenen Hefen vergoren habe (eine Hälfte mit 3068 und eine
Hälfte mit 3638). Die Prozedur war eigentlich genau so wie bei den
Malen davor. Der Fehlgeschmack war am Anfang stärker als jetzt, aber
auch nach 2 Monaten ist er noch deultich vorhanden.
Nun suche ich natürlich nach einer Erklärung, damit das
nicht noch mal passiert. Ich habe schon einiges hier im Forum gelesen
und es scheint viele mögliche Ursachen zu geben (vom Wasser, über die
Belüftung bis zur Gärführung und Lagerung). Da der Geschmack bei
beiden Hefen aufgetreten ist kann ich wohl das Gärequipment und die
Hefen ausschließen.

Eine Infektion wäre möglich (da ich vorher Schimmel im Keller
hatte). Auch wäre es denkbar, dass nicht so viel DMS ausgetrieben
wurde, weil ich nun einen Dampfkondensator verwende und nicht mehr
offen koche.

Aber ehrlich gesagt bin ich ratolos. Ich habe unten mal ein paar
Eckdaten zusammen geschrieben. Vielleicht hat jemand ja noch eine
Idee/eine Erklärung (wobei klar ist, dass das aus der Ferne vermtulich
schwer möglich ist).

Viele Grüße,

Alex

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  • Gebraut am 1. August
    55% Weizen
    45% Wiener
    Dekoktion, Zweimaischverfahren
    38 Liter gesamt
  • Wasser
    HCO3--Konzentration: 0.9 mmol/l (2.5°dH)
    Kalzium: 26 mg/l (3.6°dH)
    Magnesium: 5.4 mg/l (1.2°dH)
    Sulfat: 28 mg/l
    Chlorid: 23 mg/l
    Natrium: 11.6 mg/l
    Restalkalität: 0.5 mmol/l (=1.3°dH)
  • Vergoren
    in 2 Edenstahl Bottichen
    1/2 mit 3068
    1/2 mit 3638
  • Belüftung
    "in den Gärbottich plätschern lassen"
  • Gärverlauf
    Durchgängig bei ca. 20 Grad Kellertemperatur
    schnell angekommen nach drei Tagen auf 3,5 Grad, dann nicht mehr
    niedriger, nach 7 Tagen auf Flaschen gefüllt
  • Nachgärung und Lagerung
    im Keller bei ca. 20 Grad
    Dann 2 Wochen im Kühlschrank bei 9 Grad
    dann im Keller bei 20 Grad
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Braufex
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#2

Beitrag von Braufex »

gyps hat geschrieben: Sonntag 10. Oktober 2021, 13:59 ... Auch wäre es denkbar, dass nicht so viel DMS ausgetrieben
wurde, weil ich nun einen Dampfkondensator verwende und nicht mehr
offen koche ...
Servus Alex,

könnte evtl. DMS sein:
- es betrifft beide Splitsude
- Du beschreibst den Geruch als leicht schwefelig; nach Kohl-/Gemüsesuppe?
- Du hast zum ersten(?) mal den Dampfkondensator benutzt
- Du schreibst in Deinem Post "Erfahrungen mit dem Dampfkondensator von crafthardware.de":
"Bei geschlossenem Deckel kann man problemlos wallend
kochen, wobei allerdings manchmal etwas Dampf aus dem Deckel
pfeift
"

Eigentlich sollte der Kondensator für einen leichten Unterdruck sorgen; bei Überdruck im Topf kann es durchaus sein, dass das DMS nicht sauber ausgetrieben wurde oder auch als Kondensat wieder zurückgetropft ist.
Ich würde an Deiner Stelle Douglas nach seiner Meinung fragen, evtl. kannst Du an verschiedenen Parametern noch verbessern:
- Wassermenge zum Kondensator
- Heizleistung Topf
- Strömungsgeschwindigkeit vom Topf zum Kondensator
- Verhindern Rücklauf Kondensat in den Topf

Ein Abdichten des Topfes zum Deckel sollte m.E. nicht nötig sein

Gruß Erwin
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#3

Beitrag von Colindo »

Ich würde auch auf DMS tippen. Letztes Wochenende auf der HHBT gab es ein Fehlaromenseminar und DMS kam mir gar nicht so typisch Mais-artig vor, sondern dumpf, muffig und ganz leicht wie Kohl. Das könnte zu deiner Beschreibung passen.
Auf Youtube: The British Pint
gyps
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#4

Beitrag von gyps »

Danke für Euer Feedback. DMS war - wegen des neuen Dampfkondensators - auch meine erste Idee. Allerdings ist der Geruch völlig unauffällig. Es ist ausschließlich der Geschmack. Und an Kohl denke ich bei dem Geschmack auch nicht, sondern eher an faule Eier. Passt das denn trotzdem zu DMS?
Braufex hat geschrieben: Sonntag 10. Oktober 2021, 14:32 Ich würde an Deiner Stelle Douglas nach seiner Meinung fragen, evtl. kannst Du an verschiedenen Parametern noch verbessern:
Ich werde aber auf jeden Fall noch einmal mit Douglas Kontakt aufnehmen.

Grüße,
Alex
Zuletzt geändert von gyps am Sonntag 10. Oktober 2021, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
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marosh
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#5

Beitrag von marosh »

Kling wie eine Mischung aus mehreren Problemstellen. Zum DMS kann ich wenig sagen, aber beim Schwefel habe ich die Erfahrung gemacht, dass die 3068 bei 20°C Raumtemperatur eine sehr stürmische Gärung durchführt, sodass die Temperatur auch schon mal bis auf 25°C gestiegen ist. Dann schwefelt sie sehr stark und das Bier war quasi nicht trinkbar. Seit ich bei 16-18°C anstelle und vergäre habe ich diese Probleme allerdings nicht mehr.

Wie viel Hefe hast du denn auf wie viel l gegeben?
Gruß
Marco
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#6

Beitrag von gyps »

marosh hat geschrieben: Sonntag 10. Oktober 2021, 14:41 Kling wie eine Mischung aus mehreren Problemstellen. Zum DMS kann ich wenig sagen, aber beim Schwefel habe ich die Erfahrung gemacht, dass die 3068 bei 20°C Raumtemperatur eine sehr stürmische Gärung durchführt, sodass die Temperatur auch schon mal bis auf 25°C gestiegen ist. Dann schwefelt sie sehr stark und das Bier war quasi nicht trinkbar. Seit ich bei 16-18°C anstelle und vergäre habe ich diese Probleme allerdings nicht mehr.

Wie viel Hefe hast du denn auf wie viel l gegeben?
Ja, an die Temperatur hatte ich auch schon gedacht, weil die Hefe so "abgegangen" ist. DIe letzten Weizen davor habe ich im Winter/Frühjahr und daher bei niedrigeren Temperaturen gebraut.

Ich habe je ein Paket von Wyeast auf ca. 18-20 Liter gegeben.
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#7

Beitrag von Alt-Phex »

>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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Re: Weizen mit deutlichem Fehlgeschmack

#8

Beitrag von gyps »

Alt-Phex hat geschrieben: Sonntag 10. Oktober 2021, 15:44 Schau mal hier rein: https://braumagazin.de/article/bierfehl ... schwefeln/
Ja, hatte ich schon gefunden. Aber auch da wird wieder nur vom Geruch gesprochen und der Geruch des Weizen ist völlig OK. Nur der Geschmack halt nicht.
Geruchsmäßig meine ich mich zu erinnern, dass das untergärige Dunkle, eher nach Schwefel riecht als die Weizenbiere. Aber in den Geschmack ist es beim Dunklen noch nie über gegangen.

Scheint aber so, als ob ich mich mit der artgerechtn Ernährung meiner Hefezellen noch etwas eingehender beschäftigen muss.
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