2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

Antworten
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#1

Beitrag von Fuzzu »

Hallo,

ich oute mich mal mit diesem Thema und habe nach einigen Suden vermutlich meinen Fehler gefunden. Ich möchte einfach mal berichten und vielleicht habt Ihr noch Hinweise aus denen ich noch mehr lernen kann.

Die ersten 2 Sude haben gut geklappt und der Kohlensäuregehalt in den Flaschen war am Schluss perfekt.
Doch von Sud 3 bis Sud 5 (Nr 6 ist gerade erst in die Flaschen gekommen) hatte ich immer viel zu viel Kohlensäure. Ich habe zwar alle Daten mit dem "Kleinen Brauhelfer" erfasst, aber nie genau ausgewertet. Auch dass ich die SVG gemacht habe, aber nicht ernsthaft ausgewertet habe, war irgendwie nicht pfiffig. Somit habe ich immer nur gedacht, die Karbonisierung wäre der Fehler.

Diese Tabelle und die Auswertung der iSpindel-Kurven lassen mich den Fehler vermuten und zwar in einem kleinen Detail:
20211115 Fehlersuche EVG.jpg
Beim ersten Sud (und vermutlich auch beim zweiten) habe ich nach dem Anstellen gut aufgezogen. Die HG startete dann auch nicht direkt nach wenigen Stunden, sondern erst nach 24h.
Dann habe ich irgendwoher die Info bekommen, dass man das Aufziehen nur zur Vermehrung braucht, wenn man zu wenig Hefe hat und habe es nicht mehr gemacht bis einschließlich Sud 6.
Ich habe mit Gärschrank und knapp 3 Wochen HG versucht, alles an sEVG rauszuholen, doch lag ich immer unter 70%.
Was mir erst heute aufgefallen ist, ist dass die SVG bei besagten Suden deutlich höhere sEVGs hatte. Je größer das Delta, desto mehr Kohlensäure zusätzlich in der Flasche.
Meine Vermutung ist jetzt, dass die SVG mehr Sauerstoff hatte, da oben die Spritze offen ist und die unaufgezogene Hefe im Gäreimer halt nicht. Bei der Flaschenabfüllung hat die Hefe dann wieder Sauerstoff bekommen und ist zum 2. Leben erwacht und hat dann in der Flasche nicht nur den Haushaltszucker verarbeitet, sondern auch noch die HG beendet. Ergebnis: Brausebier (mal abgesehen von der Gefahr wegen zu hohem Druck)

Bei Sud 5 habe ich 4 unterschiedlichen Abfüllprozesse und Zuckermengen getestet, was sinnlos war. Bei Sud 6 ist das Delta zur SVG enorm, ich habe zum Glück nur für 4g CO2 (statt sonst für 5,5g) Zucker dazugegeben und hoffe, dass das hilft. Die Flaschengärung erfolgt jetzt erstmal EX-geschützt... Noch steht das Manometer auf 0,4 bar nach 3 Tagen.

Vorgestern habe ich dann Sud 7 gebraut und nach dem Anstellen die Würze riiiiiichtig doll aufgezogen. Ergebnis: Gärstart nicht schon nach 6h wie zuvor, sondern erst nach 30h (laut iSpindel und Blubbern). Für mich ein Zeichen, dass die Hefe erstmal Sauerstoff zur Vermehrung gefuttert hat und dann erst an den Zucker gegangen ist. Das sollte eigentlich auch dazu führen, dass der sEVG nah an die SVG rankommt und die Karbonisierung wieder passt.
iSpindel-Plato Fuzzubräu 7 - Irish Red.jpg
Meinungen? Tipps? Nackenschläge?

Gruß

Kai
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Plankton
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 12. April 2020, 20:36

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#2

Beitrag von Plankton »

Also deine sEVG's sind durchgängig auffällig gering.

Ich belüfte in der Regel nur ein bisschen mit Schneebesen/Maischepaddel usw. und habe nie vergleichbare Werte, außer bei Hefen wie S33, die hohe Restsüße liefern sollen.

Daher könnte ich mir vorstellen, dass es noch irgendein anderes Problem gibt und es nicht nur an der Belüftung liegt. Schmecken die Biere denn wunschgemäß? Sind sie deutlich zu süß? (längere Maltoserast?) Hast Du sonst irgendwelche Fehlgeschmäcker wahrgenommen? (Infektionen?)
hobipivo
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 266
Registriert: Dienstag 5. November 2019, 17:37
Wohnort: Ludmannsdorf (Kärnten)

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#3

Beitrag von hobipivo »

Hallo Kai,

den Hauptgrund für deine Überkarbonisierung sehe ich darin, dass du bei der Menge der Zuckerzugabe nicht die Differenz vom Restextrakt der Schnellvergärung zum Restextrakt der Hauptgärung berücksichtigt hast.

Wenn du im KBH beim "Gärverlauf" die Werte für die Schnellgärprobe und der Hauptgärung einträgst, wird unter "Abfülldaten" für die Berechnung des "Zusätzlich benötigter Zucker pro Flasche" diese mögliche Differenz berücksichtigt.

Gruß Christian

Edit: Du schreibst nicht welche Flaschengröße du verwendest. 5,5g Zucker pro 0,5 Liter Flasche wäre zu viel!
Ein Leben ohne Bier ist möglich, aber nicht sinnvoll!

Braumeister 20 Plus v3; Grainfather Chiller + Conical Fermenter; RasPySpindel + iSpindel; Sude: 155
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#4

Beitrag von Fuzzu »

Plankton hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 11:47 Schmecken die Biere denn wunschgemäß? Sind sie deutlich zu süß? (längere Maltoserast?) Hast Du sonst irgendwelche Fehlgeschmäcker wahrgenommen? (Infektionen?)
Also wenn man das sehr perlige Alt-Bier (Nr. 3) erstmal 1h im Kühlschrank offen stehen lässt, dann schmeckt es normal, wie Alt-Bier #2. Die Kohlensäure täuscht sonst schon ein wenig. Aber das 2. Klosterbier ist schon recht süßlich. War beim ersten Klosterbier nicht.
Ansonsten hatte ich nur beim 7-Korn-Landbier eine leichte Säure, die unter Freunden und Nachbarn nicht negativ war und beim Hobbybrauerstammtisch als nicht negativ/Fehler bewertet wurde. War vermutlich eine hohe Gärtemperatur im Sommer noch ohne Gärschrank.
hobipivo hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 12:01 Wenn du im KBH beim "Gärverlauf" die Werte für die Schnellgärprobe und der Hauptgärung einträgst, wird unter "Abfülldaten" für die Berechnung des "Zusätzlich benötigter Zucker pro Flasche" diese mögliche Differenz berücksichtigt.
Ah, tatsächlich, cooool! Habe das mal simuliert. Schick. Hätte ich das mal vorher gekannt.
Das doofe ist: Laut KBH hätte ich mein Pils noch gar nicht abfüllen dürfen, aber nach 20 Tagen HG ist auch nichts mehr passiert (iSpindel). Hätte ich vermutlich nochmal belüften müssen und noch ein paar Tage dranhängen sollen. So wäre es laut KBH auch ohne Zucker schon zu heftig.
Ich verwende 0,5er Flaschen, NG 20°C auf 5,5g CO2 und nehme dafür 4,1g Zucker pro Flasche.

Alle Sude, die nicht nah an die SVG rankamen waren die, die ich nicht aufgezogen hatte...
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
hobipivo
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 266
Registriert: Dienstag 5. November 2019, 17:37
Wohnort: Ludmannsdorf (Kärnten)

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#5

Beitrag von hobipivo »

Fuzzu hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 12:34 Ich verwende 0,5er Flaschen, NG 20°C auf 5,5g CO2 und nehme dafür 4,1g Zucker pro Flasche.
Hallo Kai,

ich habe die 5,5g in Bezug auf CO2 übersehen. Die 4,1g sind in der Regel auch zu hoch.

Der Sauerstoffgehalt und die Hefemenge beim anstellen haben natürlich Auswirkung auf die Gärdauer und EVG.

Gruß Christian
Ein Leben ohne Bier ist möglich, aber nicht sinnvoll!

Braumeister 20 Plus v3; Grainfather Chiller + Conical Fermenter; RasPySpindel + iSpindel; Sude: 155
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#6

Beitrag von Fuzzu »

Eigentlich wollte ich die SHA-Übersicht und Maischprogramme in ein anderes Unterforum stellen, aber da hier ja schon danach gefragt wurde ist hier die komplette Tabelle:
20211115 Fehlersuche EVG SHA.jpg
Sud #7 sollte ein Versuch sein, mehr Maltose zu erzeugen. Die SHA war jedoch schechter als zuvor. Was vermutlich unklar ist, ist wie lange vor dem Versand das Malz geschrotet wurde usw. (Ich habe keine eigene Mühle und besorge das Malz vor Ort oder per Versand 1-2 Tage vor dem Brautag)

Erst bei Sud 6 & 7 habe ich nur bis jodnormal bei 72°C gerastet. Anfängerfehler zuvor, dort nach Zeit zu rasten. Das kommt davon, wenn man Rezepte 1:1 nachkocht. Aber ich lerne fleißig.
Ich fand meine bisherige SHA eigentlich super. Das 7-Korn war vermutlich wegen dem 6-Korn-DM-Gedöns schlechter.

Bisher dachte ich, dass eine schlechte SHA nur die Menge reduziert, aber es kommt wohl nicht alleine auf den Wert drauf an, sondern auch was in welcher Rast aus dem Malz geholt wird.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Plankton
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 12. April 2020, 20:36

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#7

Beitrag von Plankton »

Also, prinzipiell kann schleppende Hauptgärung und nachher überschießende Karbonisierung ein Hinweis auf eine Infektion sein, aber davon sollte man dann auch irgendetwas schmecken.

Irgendwie läuft jedenfalls dein Gärprozess nicht optimal, d.h. zu schleppend. Auch z.B. beim letzten Sud: Notti sollte auf jeden Fall schneller als in 30h ankommen - erst recht wenn du gut belüftet hast. Ist es möglich, dass du sonst irgendwie deine Hefe bei oder vor der Zugabe in den Gärbottich schädigst (zu heiß/zu kalt?) oder mit zu wenig Hefe arbeitest?

Schließlich hast du in einigen Rezepten einen seeehr hohen Caramalz-Anteil. Das kann auch eine Herausforderung für die Hefe darstellen.
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1545
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#8

Beitrag von Colindo »

Fuzzu hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 14:50 Was vermutlich unklar ist, ist wie lange vor dem Versand das Malz geschrotet wurde usw. (Ich habe keine eigene Mühle und besorge das Malz vor Ort oder per Versand 1-2 Tage vor dem Brautag)
Da würde ich mir keine Sorgen machen, ich kaufe oft große Mengen Malz und benutze den letzten Rest dann Wochen oder manchmal Monate später. Der Geschmack ist sicher nicht mehr perfekt, am Geruch merkt man es auch sofort (weniger Duft beim Öffnen), aber die Sudhausausbeute ist bei mir sehr konstant.

Dass die Hefe so langsam angeht wundert mich auch, vor allem Trockenhefe, die keine Belüftung braucht, startet bei mir nach spätestens 12h.
Auf Youtube: The British Pint
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#9

Beitrag von Fuzzu »

Hier im Unterforum gibt es ein Hilfethema, das schreibt, dass man bei viel zu hoher Karbonisierung durch zu frühe Abfüllung nochmal alles in den Gäreimer schütten kann, weiter ausgären lassen und dann nochmal Zucker in Flaschen und abfüllen.
Wäre bei meinem Klosterbier mit sEVG 66% statt SVG 76% und erst recht bei meinem Pils mit sEVG 64% statt SVG 82% ne Idee, oder?
(Klar, Risiko der Infektion ist nochmal da, aber es ist ja schon Alkohol drin...)
Da würde ich dann nochmal genau messen und den KBH entsprechend nutzen (danke Christian)

Plankton hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 17:39 Also, prinzipiell kann schleppende Hauptgärung und nachher überschießende Karbonisierung ein Hinweis auf eine Infektion sein, aber davon sollte man dann auch irgendetwas schmecken.
Ich denke, dass ich das ausschließen kann. Keine Haut, kein Geruch, kein Geschmack der in die Richtung geht.
Plankton hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 17:39Irgendwie läuft jedenfalls dein Gärprozess nicht optimal, d.h. zu schleppend. Auch z.B. beim letzten Sud: Notti sollte auf jeden Fall schneller als in 30h ankommen - erst recht wenn du gut belüftet hast. Ist es möglich, dass du sonst irgendwie deine Hefe bei oder vor der Zugabe in den Gärbottich schädigst (zu heiß/zu kalt?) oder mit zu wenig Hefe arbeitest?
iSpindel-Plato Fuzzubräu 7 - Irish Red.jpg
Wie man sieht, hat die Notty in den ersten 30h schon ein wenig getan (0,5°P, wenn man der iSpindel glauben mag) und dann ging es erst richtig los. Die Temperatur im Gärbottich ging schon nach 15h hoch (bzw. der Gärschrank wurde aktiver beim Gegenkühlen). Vielleicht sind die 16°C auch etwas bremsend, aber ab 17°C kommen angeblich Ester bei der Notty.
Ich passe schon auf, dass die rehydrierte Hefe max 3°C wärmer als die Würze ist und kühle sie bei Raumluft und zur Not mit langsamer geringer Würzebeimischung runter.
Zu wenig Hefe: Hmmm. Hatte mich auf die 40-60g/hl laut Packung verlassen und für 21l ein 10g-Päckchen genommen. Wenn ich das richtig verstanden habe, sorgt das starke Aufziehen ja erstmal für eine Vermehrung.
Plankton hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 17:39 Schließlich hast du in einigen Rezepten einen seeehr hohen Caramalz-Anteil. Das kann auch eine Herausforderung für die Hefe darstellen.
Das war mir bis vor ein paar Tagen gar nicht bewusst. Überall in den Shops und auf den Päckchen steht ja nur für wieviele Liter... Teils nicht leicht für Anfänger...
Colindo hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 22:39 Der Geschmack ist sicher nicht mehr perfekt, am Geruch merkt man es auch sofort (weniger Duft beim Öffnen), aber die Sudhausausbeute ist bei mir sehr konstant.
Ah, gut zu wissen. Ich versuche es weiterhin möglichst frisch zu ordern.
Colindo hat geschrieben: Montag 15. November 2021, 22:39 Dass die Hefe so langsam angeht wundert mich auch, vor allem Trockenhefe, die keine Belüftung braucht, startet bei mir nach spätestens 12h.
Ich bin mal gespannt, wie der weitere Verlauf beim Sud #7 sein wird...

Hier schonmal Danke für die ganzen Hinweise bis hierhin!
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1545
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#10

Beitrag von Colindo »

Fuzzu hat geschrieben: Dienstag 16. November 2021, 09:31 Vielleicht sind die 16°C auch etwas bremsend, aber ab 17°C kommen angeblich Ester bei der Notty.
Das könnte der Grund sein, ich fermentiere standardmäßig die meisten Hefen bei 20-21°C. Wobei ich auch schonmal mit einer Flüssighefe im Keller bei 18°C fermentiert habe, da waren es meiner schwachen Erinnerung zufolge auch nur 12h bis zum Kräusen. Gibt es denn einen Grund, warum du bei der Nottingham keine Ester möchtest?

Der Hersteller spricht nur von "fermentiert in 4 Tagen bei über 17°C" im Datenblatt. Da gibt es auch Beispielkurven für den Gärverlauf. Aber wie gesagt, bei 16°C würde ich mal schauen, was andere mit Erfahrung bei der Hefe und der Temperatur sagen. Es kann aber sein, dass du bei 16°C mehr Hefezellen verwenden musst als bei wärmeren Temperaturen.
Auf Youtube: The British Pint
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#11

Beitrag von Fuzzu »

Colindo hat geschrieben: Dienstag 16. November 2021, 13:19 Das könnte der Grund sein, ich fermentiere standardmäßig die meisten Hefen bei 20-21°C.
Hatte ich vor dem Einsatz meines Gärschrankes ja auch, hat aber trotzdem nicht ausgegoren und in der Flasche neu losgelegt...
Colindo hat geschrieben: Dienstag 16. November 2021, 13:19 Gibt es denn einen Grund, warum du bei der Nottingham keine Ester möchtest?
Es stand leider nicht, was für Ester das wäre. Fruchtig wäre ja ok, aber nach Kleber sollte es nicht schmecken/riechen.
Colindo hat geschrieben: Dienstag 16. November 2021, 13:19 Der Hersteller spricht nur von "fermentiert in 4 Tagen bei über 17°C" im Datenblatt. Da gibt es auch Beispielkurven für den Gärverlauf. Aber wie gesagt, bei 16°C würde ich mal schauen, was andere mit Erfahrung bei der Hefe und der Temperatur sagen. Es kann aber sein, dass du bei 16°C mehr Hefezellen verwenden musst als bei wärmeren Temperaturen.
Ich habe die Notty von Gozdawa, nicht Danstar. Vermutlich gleich... Ich habe es jetzt auf 17°C gestellt und die Gärung sieht so aus:
iSpindel-Plato Fuzzubräu 7 - Irish Red.jpg
Noch flacht die Kurve nicht ab und ist zwar keine Rakete, aber meiner Meinung nach noch im Soll. Sollte sie jedoch über 5°Plato schon stark abflachen, so müsste ich wohl belüften und/oder wärmer stellen und/oder nachpitchen (hätte noch S-04 und OGA9 vorrätig).
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1545
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#12

Beitrag von Colindo »

Hmm, also hattest du eine relativ langsame Gärung bei jeder Temperatur. Das ist schon ungewöhnlich. Aber die Kurve sieht ja erstmal gut aus, es geht schließlich nach unten und am Ende kannst du nochmal berichten.

Vielleicht noch zum Verständnis: Gerüche wie Klebstoff sind eindeutige Fehlaromen. In dem Fall soll es ein Zeichen für zu geringe Reifezeit sein. Mit den Estern, die bei Hefebeschreibungen angegeben werden, hat das nichts zu tun. Die bestimmen das Geschmacksprofil der Hefe. Willst du so neutral im Geschmack sein wie ein Altbier, machst du mit der Gärführung alles richtig. Soll es nach englischem oder irischem Bier schmecken, wäre eine höhere Temperatur empfehlenswert. Die Meantime-Brewery in London benutzt die Nottingham bei 22°C. Wobei Trockenhefe immer weniger Ester produziert als eine Flüssighefe des gleichen Stamms.
Auf Youtube: The British Pint
Benutzeravatar
InFlames77
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 297
Registriert: Freitag 10. Juli 2020, 09:44
Kontaktdaten:

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#13

Beitrag von InFlames77 »

Hallo Kai,

die Gozdawa Notti hatte ich im Frühjahr genutzt. Bei 16°C hatte sie tatsächlich drei Wochen gebraucht für die HG. Danach nochmals über zwei Wochen für die NG. Und das mit rehydrieren. Im Vergleich hatte ich die Lallemand Nottingham einmal aufgestreut und einmal rehydriert. Beide male war sie bei 8/9Tagen durch mit der HG.
Kurz und gut. Die Gozdawa Notti ist eine Schnarchnase. Allerdings war sie doch sehr neutral unterwegs. sEVG war sie bei mir bei knappen 74%
Gruß
Patrick

„Mit Bier sehen wir die Welt nicht wie sie ist, sondern wie sie sein sollte!“
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#14

Beitrag von Fuzzu »

Colindo hat geschrieben: Mittwoch 17. November 2021, 13:09 Soll es nach englischem oder irischem Bier schmecken, wäre eine höhere Temperatur empfehlenswert. Die Meantime-Brewery in London benutzt die Nottingham bei 22°C. Wobei Trockenhefe immer weniger Ester produziert als eine Flüssighefe des gleichen Stamms.
Danke. Ich lasse sie dann mal auf 18°C kommen und habe "zur Not" noch die Option auf 20°C zu gehen, falls es noch stocken sollte.
InFlames77 hat geschrieben: Mittwoch 17. November 2021, 14:25 Bei 16°C hatte sie tatsächlich drei Wochen gebraucht für die HG. Danach nochmals über zwei Wochen für die NG. ... Die Gozdawa Notti ist eine Schnarchnase. Allerdings war sie doch sehr neutral unterwegs. sEVG war sie bei mir bei knappen 74%
Ah, danke. Das sind Zahlen und Fakten, die mich optimistisch stimmen. Da ich wieder im 4-Wochen-Brau-Rythmus bin, haben Gärschrank, iSpindel und Gärfass kein Problem damit. Geduld ist vorhanden. Ich will jedoch vor dem nächsten Sud meinen Fehler gefunden haben.
Hast Du gut belüftet beim Anstellen? (Das weggelassene Aufziehen vermute ich nämlich immernoch als Ursache meiner 4 Brausesude/Grünschlauchsude)

Hat mal jemand 2x das gleiche Rezept gebraut und einmal die Anstellwürze aufgezogen und einmal nicht? :Grübel
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
InFlames77
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 297
Registriert: Freitag 10. Juli 2020, 09:44
Kontaktdaten:

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#15

Beitrag von InFlames77 »

Hallo Kai,

ich belüfte nicht bei Trockenhefen. Das ist im Normalfall nicht nötig.

Ich habe tatsächlich mit der Lallemand Nottingham zweimal das gleiche Rezept gebraut. Jedoch nicht aufgezogen bzw. belüftet. Hier war der Unterschied wie schon geschrieben aufgestreut vs. rehydriert. Was ca. 9%! an sEVG ausgemacht hatte für das rehydrieren.
Gruß
Patrick

„Mit Bier sehen wir die Welt nicht wie sie ist, sondern wie sie sein sollte!“
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#16

Beitrag von Fuzzu »

Ah, auch ne coole Info. Das Rehydrieren mache ich auch seit Sud #3.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#17

Beitrag von Fuzzu »

So, jetzt mal meine Zusammenfassung des aktuellen Standes:
Das Irish Red Ale mit der Gozdawa Notty habe ich nach 3 Wochen HG nochmal ordentlich mit der Kelle aufgezogen und nach einer weiteren Woche war SVG und EVG-Messung identisch bei 3,2°P und habe dann mit der Dosierhilfe 4,1g Zucker pro 0,5L-Flasche vorgelegt und die Karbonisierung passt perfekt.
Zur Notty: Dies war mein erstes Bier, bei dem beim Einschenken am Schluss nicht noch ein wenig grauer Hefeschleim im Glas landet. Supersauber.

Mein Klosterbier und mein Böhmisches Pils habe ich nochmal aus den Flaschen in Gäreimer gegeben und bei Raumtemperatur noch ne Woche 2. Hauptgärung gegeben. Hatte etwas Angst um einen Totalverlust beider Sude.
Aber es hat geklappt:
Beim Klosterbier hatte ich 3,5°P (3,3°P SVG) und habe den Abfüllrechner des KBH zum ersten Mal mit SVG benutzt und nur 3,2g pro Flasche Zucker verwendet. Bier ist was geworden und Karbonisierung ist perfekt.

Mein Böhmisches Pils hatte danach 2,8°P (2,3°P SVG) und auch dort habe ich dank Abfüllrechner des KBH nur 2,7g pro Flasche Zucker verwendet. Das Bier ist supergeil geworden und perfekt karbonisiert.

Mein Zwischenfazit:
Das Risiko der 2. HG hat sich gelohnt.
Die Abfüllberechnung des KBH mit SVG ist genial und verbindet Grünschlauchen mit Zucker-Vorlegen und bringt perfekte Kohlensäure am Ende.

Warum meine HG immer so lahm ist habe ich nicht herausbekommen. Ich werde beim nächsten Sud einfach mal Mineralwasser statt Leitungswasser nehmen. Mal schauen, ob das hilft.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Ladeberger
Moderator
Moderator
Beiträge: 7293
Registriert: Dienstag 20. November 2012, 18:29

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#18

Beitrag von Ladeberger »

Vergärungsgrade in den 60ern nach 2-3 Wochen, als Abhilfe eine zweite Belüftung? Das ist alles ganz, ganz gruselig.

Hier muss alles auf den Prüfstand.

- Angefangen bei den Messinstrumenten: Thermometer, Extraktmessung. Mit was wird gemessen, wie wurde kalibriert und ggf. umgerechnet?
- Das Wasser könnte ein Problem sein. Zu hohe Härte führt zu ungünstigem Maische-pH, das kann den EVG (=Ergebnis der SVP) beeinträchtigen. Desweiteren könnten Hemmstoffe wie Nitrat enthalten sein, die die Gärung verzögern.
- Wie wird geschrotet, wie die Maische gerührt?
- 62 °C sind für die Maltoserast aktuell ungünstig, bitte bei 63 - 64 °C ansetzen und gerne die Zwischenrast bei 67 °C machen. Verzuckerungsrast bei 70 °C.
- Eine Belüftung sollte wie bereits hier genannt bei Trockenhefe nicht nötig sein und keinen Einfluss auf den EVG oder AVG haben. Ich würde dir für die Dauer dieser "Kinderkrankheiten" empfehlen, mal auf die bewährten Produkte der Big Player wie Fermentis, Lallemand, usw. zu gehen, von denen bekannt ist, dass sie ihre Hefen selbst produzieren und verpacken.

Gruß
Andy
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#19

Beitrag von Fuzzu »

Hi Andy,

danke für die schnelle Antwort!
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Angefangen bei den Messinstrumenten: Thermometer, Extraktmessung. Mit was wird gemessen, wie wurde kalibriert und ggf. umgerechnet?
Habe 3 hochwertige Thermometer, die regelmäßig gegeneinander und mit Eiswasser und Kochwasser kalibriert werden. Refraktometer und 2 Spindeln treten auch bei jeder Messung "gegeneinander" an und liefern unter Verwendung des KBH sehr ähnliche Ergebnisse. (Superwichtig ist ja, dass man z.B. SVG und EVG mit dem gleichen Gerät misst und vergleicht und somit keine Toleranzen oder Umrechnungsfehler hat.)
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Das Wasser könnte ein Problem sein. Zu hohe Härte führt zu ungünstigem Maische-pH, das kann den EVG (=Ergebnis der SVP) beeinträchtigen. Desweiteren könnten Hemmstoffe wie Nitrat enthalten sein, die die Gärung verzögern.
Wasserberechnungen hatte ich schon fleißig gemacht. Habe hier 7,45pH mit 16,4°dH Gesamthärte und 16,3mg/l Nitrat. Laut KBH kommen meine Maischen meist auf 5,3pH. CaCl-Lösung verwende ich je nach Bierstil, aber auch nicht immer. Nie Sauermalz oder Milchsäure.
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Wie wird geschrotet, wie die Maische gerührt?
Geschrotet wird beim Händler (Candirect oder Hobbybrauerversand) und das meist wenige Tage vor dem Brautag. Gerührt: Bisher sehr fleißig und ab dem nächsten Sud dann mit der MattMill-Rührhexe, um auch das zu optimieren.
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - 62 °C sind für die Maltoserast aktuell ungünstig, bitte bei 63 - 64 °C ansetzen und gerne die Zwischenrast bei 67 °C machen. Verzuckerungsrast bei 70 °C.
OK, danke! Wird im nächsten Sud "Märzen" angepasst.
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Eine Belüftung sollte wie bereits hier genannt bei Trockenhefe nicht nötig sein und keinen Einfluss auf den EVG oder AVG haben. Ich würde dir für die Dauer dieser "Kinderkrankheiten" empfehlen, mal auf die bewährten Produkte der Big Player wie Fermentis, Lallemand, usw. zu gehen, von denen bekannt ist, dass sie ihre Hefen selbst produzieren und verpacken.
Hatte bisher Fermentis, Brewferm & Gozdawa und konnte keine Ausreißer entdecken. Gibt es eine Übersicht über die Hersteller, wer selbst herstellt? Habe für das Märzen jetzt schon Gozdawa W34/70 bestellt. 3 Päckchen für 25L, um nicht wieder zu wenig Hefe zu haben, wie beim Irish Red Ale. Zumal hier ja auch nur bei ca. 12°C vergärt werden soll.

Ich habe schon vieles professioneller gestaltet (Gärkühlschrank, Läuterspindel, Rührwerk, usw.) und trotzdem noch keine einzige saubere 2-Wochen-Gärung auf 75-85% gehabt. Daher teste ich jetzt einfach mal Flaschenwasser. Bin sonst nämlich (ok, als Anfänger nach 7 Suden) echt ratlos bis hierhin...
Was ich halt echt nicht kapiere ist, warum die Sude im Gäreimer bei 60-65% zum Stehen kommen und dann entweder in der Flasche oder in der zweiten Runde im Gäreimer oder nach einem ordentlichen Aufziehen dann doch noch um die 80% schaffen. Daher halt meine Vermutung dass wenn Sauerstoff dazukommt es dann erst weitergärt.

Danke für Deine Inputs!!!
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#20

Beitrag von Sura »

Fuzzu hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:50
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Das Wasser könnte ein Problem sein. Zu hohe Härte führt zu ungünstigem Maische-pH, das kann den EVG (=Ergebnis der SVP) beeinträchtigen. Desweiteren könnten Hemmstoffe wie Nitrat enthalten sein, die die Gärung verzögern.
Wasserberechnungen hatte ich schon fleißig gemacht. Habe hier 7,45pH mit 16,4°dH Gesamthärte und 16,3mg/l Nitrat. Laut KBH kommen meine Maischen meist auf 5,3pH. CaCl-Lösung verwende ich je nach Bierstil, aber auch nicht immer. Nie Sauermalz oder Milchsäure.
Mit der Härte kommen deine Maischen nur auf einen pH von 5,3 wenn die Hälfte deiner Schüttung Caramalz ist. Wenn das der Fall wäre, würde das einiges erklären. Wenn das nicht der Fall ist (wovon ich mal ausgehe) und du keine Säuren benutzt ist da irgendwo ein Anwendungsfehler.
Fuzzu hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:50
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 14:17 - Eine Belüftung sollte wie bereits hier genannt bei Trockenhefe nicht nötig sein und keinen Einfluss auf den EVG oder AVG haben. Ich würde dir für die Dauer dieser "Kinderkrankheiten" empfehlen, mal auf die bewährten Produkte der Big Player wie Fermentis, Lallemand, usw. zu gehen, von denen bekannt ist, dass sie ihre Hefen selbst produzieren und verpacken.
Hatte bisher Fermentis, Brewferm & Gozdawa und konnte keine Ausreißer entdecken. Gibt es eine Übersicht über die Hersteller, wer selbst herstellt? Habe für das Märzen jetzt schon Gozdawa W34/70 bestellt. 3 Päckchen für 25L, um nicht wieder zu wenig Hefe zu haben, wie beim Irish Red Ale. Zumal hier ja auch nur bei ca. 12°C vergärt werden soll.

Ich habe schon vieles professioneller gestaltet (Gärkühlschrank, Läuterspindel, Rührwerk, usw.) und trotzdem noch keine einzige saubere 2-Wochen-Gärung auf 75-85% gehabt. Daher teste ich jetzt einfach mal Flaschenwasser. Bin sonst nämlich (ok, als Anfänger nach 7 Suden) echt ratlos bis hierhin...
Was ich halt echt nicht kapiere ist, warum die Sude im Gäreimer bei 60-65% zum Stehen kommen und dann entweder in der Flasche oder in der zweiten Runde im Gäreimer oder nach einem ordentlichen Aufziehen dann doch noch um die 80% schaffen. Daher halt meine Vermutung dass wenn Sauerstoff dazukommt es dann erst weitergärt.

Danke für Deine Inputs!!!
Belüftung gibt es NUR am Anfang der Hefezugabe. Und auch nur bei Flüssighefen. Trockenhefen bringen alles mit, die brauchen das nicht. Und wenn man später belüftet, dann bringt man Sauerstoff rein welcher die Würze oxidieren lässt.

Wie Andy schon sagt, da muss alles mal auf den Prüfstand. Bitte poste mal die Brauprotkolle von deinen letzten zwei Suden.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#21

Beitrag von Fuzzu »

Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 15:13 Mit der Härte kommen deine Maischen nur auf einen pH von 5,3 wenn die Hälfte deiner Schüttung Caramalz ist. Wenn das der Fall wäre, würde das einiges erklären. Wenn das nicht der Fall ist (wovon ich mal ausgehe) und du keine Säuren benutzt ist da irgendwo ein Anwendungsfehler.
Hatte Brunwater und KBH genommen und komme da bei den meisten Bieren hin. Auch Messtreifen habe ich benutzt.
Hier mein Wasserprofil nach Zugabe von CaCl:
Wasseraufbereitung2-33L.JPG
Wasser Neuss Süd (rechte Spalte):
Trinkwasseranalyse2021.pdf
(1.06 MiB) 20-mal heruntergeladen
Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 15:13 Belüftung gibt es NUR am Anfang der Hefezugabe. Und auch nur bei Flüssighefen. Trockenhefen bringen alles mit, die brauchen das nicht. Und wenn man später belüftet, dann bringt man Sauerstoff rein welcher die Würze oxidieren lässt.

Wie Andy schon sagt, da muss alles mal auf den Prüfstand. Bitte poste mal die Brauprotkolle von deinen letzten zwei Suden.
Vielen Dank für Deine Infos. Was auch sein könnte ist, dass ich teilweise zu wenig Hefetütchen genommen habe. Dagegen spricht, dass 2 identische Sude so unterschiedlich geworden sind. Ich denke, beim Pils und beim Irish Red hätte je eine Tüte nicht wehgetan.

Brauprotokoll -5- Klosterbier:
Brauprotokoll 5 Klosterbier.pdf
(3.79 MiB) 34-mal heruntergeladen
Brauprotokoll -6- Böhmisches Pils:
Brauprotokoll 6 Pils.pdf
(4.15 MiB) 24-mal heruntergeladen
Brauprotokoll -7- IrishRedAle:
Brauprotokoll 7 IrishRed.pdf
(3.48 MiB) 27-mal heruntergeladen
Und hier die Planung für Nr. 8 "Märzen" für übernächstes Wochenende:
Märzen.pdf
(2.64 MiB) 23-mal heruntergeladen
Mehr Hefe, erstes Mal mit Rührwerk und Rasten nach Rezept und obigen Tipps.

DANKE, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, um mit mir die Fehler zu finden!!! :thumbup
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#22

Beitrag von Sura »

Fuzzu hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 16:08
Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 15:13 Mit der Härte kommen deine Maischen nur auf einen pH von 5,3 wenn die Hälfte deiner Schüttung Caramalz ist. Wenn das der Fall wäre, würde das einiges erklären. Wenn das nicht der Fall ist (wovon ich mal ausgehe) und du keine Säuren benutzt ist da irgendwo ein Anwendungsfehler.
Hatte Brunwater und KBH genommen und komme da bei den meisten Bieren hin. Auch Messtreifen habe ich benutzt.
Hier mein Wasserprofil nach Zugabe von CaCl:
[BILD]
Hm, also damit kann man nichts anfangen. Warum hast du CaCL benutzt? Was war der Zweck dahinter? Das Wasser schaut für mein Empfinden nicht so gut aus. Das macht nicht, meines ist ähnlich. Es gibt viele Weg die zum Ziel führen.

Mal in Kürze: Dein Wasser hat eine Restalkalität. Das ist das, was sich gegen die Säure des Malzes stemmt und den pH nicht dorthin absinken lässt wo du und das Malz ihn gerne hätten. Verschiedene Malze haben eine Unterschiedliche Acidität. Wird anschaulich meistens ausgedrückt in dem pH-Wert, den das Malz in destilliertem Wasser von alleine schafft. Pilsener schafft hier ca 5,8. Caramalze würden es alleine unter 5 schaffen.
Wenn du Pilsener Malz nun in dein Wasser einmischt, dann wird der pH deutlich höher als 5,8 werden, weil die Restalkalität sich eben dagegen stemmt. Der wird so ungefähr Richtung 6,2 bleiben. Mit ein wenig Cara kommst du runter. Aber das was du brauchen würdest, würde nicht schmecken :) .... daher kommen noch Säuren ins Spiel. Das ist normal, und benutzt fast jeder hier mal mehr oder mal weniger. Milchsäure oder Phosphorsäure sind hier die Kandidaten der Wahl. Aber auch hier gibt es Grenzen. Es gibt Geschmacksgrenzen, und bei deinem Wasser schmeckt man das definitiv! (Ich habs ausprobiert.)
Nun gut, also musst du noch was anderes am Wasser machen. Das Problem ist das die Carbonathärte. Die bekommst du wie zu alten Zeiten mit kochen raus. Oder du verschneidest mit Osmosewasser oder destilliertem Wasser. Destilliertes Wasser gibts in der Drogerie für 1,50€ die 5l, das ist preislich für einen Test auf jeden Fall ok. Langfristig wäre das allerdings viel Plastikmüll. Es gibt noch Vollentsalzer, aber hier hat man Microplastik als Filterharz, was ich persönlich auch schwerig finde. Osmose ist machbar, oder halt abkochen.

In jedem Fall muss deine Maische ca. 20min nach dem einmaischen in einen pH-Bereich von 5,5 +- 0,2 kommen.

Soviel zum Wasser in Kürze. Bei Maischemalzundmehr gibt es einen längeren Artikel wo Sandro das auch noch etwas besser erklärt:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... serrechner
Fuzzu hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 16:08
Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 15:13 Belüftung gibt es NUR am Anfang der Hefezugabe. Und auch nur bei Flüssighefen. Trockenhefen bringen alles mit, die brauchen das nicht. Und wenn man später belüftet, dann bringt man Sauerstoff rein welcher die Würze oxidieren lässt.

Wie Andy schon sagt, da muss alles mal auf den Prüfstand. Bitte poste mal die Brauprotkolle von deinen letzten zwei Suden.
Vielen Dank für Deine Infos. Was auch sein könnte ist, dass ich teilweise zu wenig Hefetütchen genommen habe. Dagegen spricht, dass 2 identische Sude so unterschiedlich geworden sind. Ich denke, beim Pils und beim Irish Red hätte je eine Tüte nicht wehgetan.

Brauprotokoll -5- Klosterbier:
Brauprotokoll 5 Klosterbier.pdf

Brauprotokoll -6- Böhmisches Pils:
Brauprotokoll 6 Pils.pdf

Brauprotokoll -7- IrishRedAle:
Brauprotokoll 7 IrishRed.pdf

Und hier die Planung für Nr. 8 "Märzen" für übernächstes Wochenende:
Märzen.pdf
Mehr Hefe, erstes Mal mit Rührwerk und Rasten nach Rezept und obigen Tipps.

DANKE, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, um mit mir die Fehler zu finden!!! :thumbup
Hier fällt mir auf, das bei allen Brauprotokollen deine Restalkalität 0,00dH ist. Das kann nicht sein, und ich bin mir ziemlich sicher das der Rechner das kann. Hier fehlen Wasserwerte!

Bitte schau dir das nochmal an, und gebe dann deine alten Rezepte nochmal ein. Du wirst sehen, das der berechnete pH-Wert wohl bei allen deutlich über 6,0 liegen wird.... :(

Ich denke, das ist ein großer Teil des Problems.....
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Ladeberger
Moderator
Moderator
Beiträge: 7293
Registriert: Dienstag 20. November 2012, 18:29

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#23

Beitrag von Ladeberger »

Ich schließe mich Kai an, dass hier mit der Wasseraufbereitung irgendwas nicht stimmt. Die berechneten 6,2 °dH Restalkalität passen in den geschilderten Schüttungen nicht zu einem Maische-pH von < 5,5. Das Thema Wasser würde ich mir auf jeden Fall anschauen, die bessere Enzymarbeit und niederigere Würze-pH wird sich auch merklich auf die Gärung auswirken.

Zu den Hefeherstellern: Das ist etwas undurchsichtig. Grundsätzlich ist die Trockenhefeherstellung ein sehr komplexer Prozess. Das macht man nicht mal eben im Hinterhof bei einem Start-up. Ich formuliere es daher mal vorsichtig so, dass es mich wundern würde, wenn z.B. Gozdawa und einige der Hobbybrauershops mit eigenen Marken (inkl. Brewferm von Brouwland) etwas anderes machen, als 500 g Folien der großen Produzenten umzupacken. Dieses Umpacken kann man besser und schlechter machen.

Als gesicherte Hersteller darf man Lallemand und Lesaffre (Fermentis) nennen, die sind in den letzten Jahrzehnten auch kräftig auf Einkaufstour gegangen weltweit, haben also nicht nur einen Produktionsstandort. Ich halte es auch für extrem wahrscheinlich, dass Hefespezialist AB|Mauri die Trockenhefe unter der Marke Mauribrew selbst prodziert. Wäre zumindest eine seltsame Diversifikation des Sortiments, wenn man Ware der Konkurrenz zukauft. Es gäbe dann noch Angel Yeast, aber damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.

Bei Mangrove's Jack bin ich mir unsicher, da der dahinterstehende Bevie-Konzern zumindest in der Vergangenheit auch eine Trockenhefeproduktion besaß, aber die war m.W. nicht auf Bierhefe spezialisiert. Vielleicht auch ein Mix. Bevie gehört wiederum zu Rahr Malting, die in allen möglichen Geschäftszweigen ihre Finger drin hat.

Gruß
Andy
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#24

Beitrag von Fuzzu »

Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 16:39 Warum hast du CaCL benutzt?
Bei Klosterbier, Altbier etc. nutze ich es, um "malziger" zu werden. Bei Pils und Märzen nicht. Cl-SO: 1,5:1
Ist jedoch nicht ausschlaggebend, ob die Hefe durcharbeitet oder nicht, da ich auch beim Weglassen das gleiche Problem habe.
Sura hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 16:39 Mal in Kürze: ...
...
Hier fällt mir auf, das bei allen Brauprotokollen deine Restalkalität 0,00dH ist. Das kann nicht sein, und ich bin mir ziemlich sicher das der Rechner das kann. Hier fehlen Wasserwerte!

Bitte schau dir das nochmal an, und gebe dann deine alten Rezepte nochmal ein. Du wirst sehen, das der berechnete pH-Wert wohl bei allen deutlich über 6,0 liegen wird.... :(
Danke für die Infos! Ich habe mir von der von Dir verlinkten Seite mal eine pH-Tabelle aus Testreihen für alle Malze runtergeladen und im KBH aktualisiert und auch noch das neuste Wasserprofil 2022 für meinen Ort geupdated im KBH.

RA=0 dH im Rezept ist das eingestellte Ziel im KBH. Nicht der tatsächliche Wert.

Ich habe mal die letzten 3 Sude und das Märzen nochmal genau nachgerechnet und gegenübergestellt (Milchsäure 80% habe ich noch):
Milchsäure-pH.jpg
Milchsäure-pH.jpg (35.7 KiB) 2054 mal betrachtet
Wenn ich mit Milchsäure auf pH 5,4-5,5 einstellen würde, dann geht RA stark ins Minus. Das Klosterbier war eigentlich schon ohne Milchsäure rechnerisch auf pH 5,5 und hat trotzdem nicht durchvergoren.

Was würdest Du nach dieser Tabelle für das Märzen vorschlagen?
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 24. Februar 2022, 18:04 Zu den Hefeherstellern: Das ist etwas undurchsichtig. Grundsätzlich ist die Trockenhefeherstellung ein sehr komplexer Prozess. Das macht man nicht mal eben im Hinterhof bei einem Start-up. Ich formuliere es daher mal vorsichtig so, dass es mich wundern würde, wenn z.B. Gozdawa und einige der Hobbybrauershops mit eigenen Marken (inkl. Brewferm von Brouwland) etwas anderes machen, als 500 g Folien der großen Produzenten umzupacken. Dieses Umpacken kann man besser und schlechter machen.
OK, danke für die Info. Würde bestimmt bei Fermentis was für jeden Stil finden. Dass Gozdawa nur umverpackt, wusste ich nicht.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#25

Beitrag von Sura »

Beim Klosterbier war es auch eventuell zu wenig Hefe. Da fehlen die Liter die ausgeschlagen wurden, aber so knapp 25-30 könnten das gewesen sein, oder? Allerdings sind da auch 25% Cara und 50% MüMa drin, da sind 70% jetzt nicht unbedingt unnormal. Und die Dauer ist auch noch im Rahmen.

Wie gesagt, da sind viele Faktoren die zusammenspielen. Erst wenn alle perfekt passen, läuft auch eine Gärung perfekt. Ändere für den nächsten Sud eine Variable. Achte z.b. auf den pH. Das der RA im negativen ist.... geschenkt. Es ist alles vollkommen egal, der pH-Wert ist das Maß der Dinge.

Mit der Menge an Milchsäure wär eich vorsichtig. Ich zitiere mal Andy aus einem anderen Thread:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 873#p70873
Ladeberger hat geschrieben: Mittwoch 2. September 2015, 08:48 Aus verlinktem Artikel über Milchsäure:
400 mg/​l gel­ten als Geschmacks­schwel­len­wert hin zu einer milch­sau­ren Note. Dies alleine würde eine Ent­här­tung um bis zu 12°dH Restal­ka­li­tät erlau­ben. Da in der Gärung jedoch je nach Hefe zwi­schen 50–300 mg/​l Milch­säure ent­ste­hen kön­nen, sollte der Wert kon­ser­va­ti­ver ange­setzt werden.
Du wirst nicht um Verdünnung mit Osmose oder destilliertem Wasser herumkommen.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Hans A.
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 335
Registriert: Montag 25. Januar 2021, 23:09

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#26

Beitrag von Hans A. »

Einzig Klarheit bringt es, den pH-Wert auch wirklich zu messen. Wenn ich (dunklere) Biere mit meinen Leitungswasser braue, lande ich regelmäßig bei einem höheren pH-Wert als dem vorab berechneten. Braue ich hingegen mit aufgesalztem VE-Wasser, passt es in der Regel analog zum MMuM-Rechner. Ergo stimmen meine Leitungswasserwerte nicht (bzw. nicht immer).
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#27

Beitrag von Fuzzu »

Sura hat geschrieben: Freitag 25. Februar 2022, 17:55 Beim Klosterbier war es auch eventuell zu wenig Hefe. Da fehlen die Liter die ausgeschlagen wurden, aber so knapp 25-30 könnten das gewesen sein, oder? Allerdings sind da auch 25% Cara und 50% MüMa drin, da sind 70% jetzt nicht unbedingt unnormal. Und die Dauer ist auch noch im Rahmen.
Ich hatte dort nur mit 60% SHA gerechnet und dann 66,4% SHA gehabt. Kam dann statt auf 25L auf 28,5L und nur eine Packung S-04 genommen. Da haste höchstwahrscheinlich Recht.
Für´s Märzen habe ich 3 Tütchen Gozdawa W34/70 schon hier liegen (habe bestellt bevor das Thema hier wiederbelebt wurde). Sollte für 25L bei 12°C Gärtemperatur passen, oder?
Sura hat geschrieben: Freitag 25. Februar 2022, 17:55
Wie gesagt, da sind viele Faktoren die zusammenspielen. Erst wenn alle perfekt passen, läuft auch eine Gärung perfekt. Ändere für den nächsten Sud eine Variable. Achte z.b. auf den pH. Das der RA im negativen ist.... geschenkt. Es ist alles vollkommen egal, der pH-Wert ist das Maß der Dinge.

Mit der Menge an Milchsäure wär eich vorsichtig.
Ladeberger hat geschrieben: Mittwoch 2. September 2015, 08:48 Aus verlinktem Artikel über Milchsäure:
400 mg/​l gel­ten als Geschmacks­schwel­len­wert hin zu einer milch­sau­ren Note. Dies alleine würde eine Ent­här­tung um bis zu 12°dH Restal­ka­li­tät erlau­ben. Da in der Gärung jedoch je nach Hefe zwi­schen 50–300 mg/​l Milch­säure ent­ste­hen kön­nen, sollte der Wert kon­ser­va­ti­ver ange­setzt werden.
Oha, danke für den Hinweis. Wenn ich also 272mg/L als konservative Grenze ansetze, dann darf ich maximal 0,28ml/L Milchsäure (80%ig) nehmen. (Korrektur, weil 80%, also geht vielleicht auch 0,3ml/L )
Sura hat geschrieben: Freitag 25. Februar 2022, 17:55
Du wirst nicht um Verdünnung mit Osmose oder destilliertem Wasser herumkommen.
Habe mal mit 30,2% destilliertem Wasser gerechnet und bräuchte zu viel Milchsäure, also nochmal mit 50% destilliertem Wasser:
Milchsäure-pH2.jpg
Und hier die daraus resultierenden Werte bei 50% dest. Wasser:
Milchsäure-pH3.jpg
Milchsäure-pH3.jpg (55.84 KiB) 1913 mal betrachtet
Was meint Ihr? 50% dest. Wasser plus 0,28ml/L Milchsäure (80%ig) für pH 5,5 für mein Märzen?
(Und alles gleichmäßig auf HG und NG verteilen?)
Hans A. hat geschrieben: Freitag 25. Februar 2022, 21:53 Einzig Klarheit bringt es, den pH-Wert auch wirklich zu messen. Wenn ich (dunklere) Biere mit meinen Leitungswasser braue, lande ich regelmäßig bei einem höheren pH-Wert als dem vorab berechneten. Braue ich hingegen mit aufgesalztem VE-Wasser, passt es in der Regel analog zum MMuM-Rechner. Ergo stimmen meine Leitungswasserwerte nicht (bzw. nicht immer).
Habe mich etwas belesen und Messstreifen getestet. Die pH-Messstreifen sehen bei mir immer gleich aus und ich kann keinen Wert ablesen. Billig-pH-Geräte halten wohl nicht lange. Habe jetzt für 50Eur das "Apera Instruments PH20 pH-Meter" rausgesucht und würde das bestellen. Wenn das eine starke Abweichung anzeigt, dann stelle ich das meinen Stadtwerken in Rechnung. *hihi*
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#28

Beitrag von Fuzzu »

Samstag war Brautag für mein "Märzen":

Ich habe festgestellt, dass es ohne destilliertes Wasser rechnerisch nix wird. Also doch 0,3ml/L Milchsäure 80% genommen und HG und NG zu 50% aus destilliertem Wasser.
Dazu noch das PH-Messgerät (Apera PH20) vom Nachbarn ausgeliehen (und jetzt auch ein eigenes bestellt).
Zum ersten Mal Bio-Malz verwendet. Und meine neue MattMill Rührhexe ("Bibi Bockbier", die kleine Hexe) in Betrieb genommen.

Hauptguss hatte pH 7,5, so wie es auch im Datenblatt der Stadtwerke steht.
Maische-pH nach 15 Minuten lag bei 5,8. Dann 0,3ml/l Milchsäure dazu und ich hatte pH 5,5. Mehr wollte ich nicht nehmen, wegen besagter Geschmacksgrenze.
"Leider" war meine Sudhausausbeute von sonst 64% auf 69% gestiegen (Rührhexe und Bio-Malz als Ursache???) und die Sudpfanne war zu klein. Daher musste ich das Läutern frühzeitig mit 1°P zu viel beenden.
Habe langsamer geläutert als bisher und hatte diesmal keinen Läuterstau.
Kühlen ging dank 9°C Wassertemperatur und Bewegen der Spirale recht gut auf 13°C runter.
Am Schluss noch mit 2L destilliertem Wasser auf Zielstammwürze verdünnt.
3 Päckchen W34/70 Trockenhefe bei 27°C rehydriert, langsam auf 16,5°C abgekühlt und dann mit 3 kleinen Kellen Würze vermischt. 27,2L Anstellmenge.

Gärtemperatur 12°C im Gärschrank; 13,7°Plato. Die iSpindel und das Gärröhrchen zeigen starke Aktivität. 12,7°Plato nach 24h, 11,3°Plato nach nun 45h.

Also soweit lief es richtig gut. Wenn die Gärung dann noch vollständig und in unter 3 Wochen durch ist, dann habe ich es endlich im Griff. Ich kann mir vorstellen, dass die Hefe auf pH 5,8 keinen Bock gehabt hätte. Die 5,5 sollte sie mögen. RA ist rechnerisch bei -5,37

Danke für die Tipps bisher!

Gruß

Kai
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#29

Beitrag von Fuzzu »

So, das Bier ist nun abgefüllt und ich denke, dass ich nun die Lösung für mein Problem gefunden habe.
Nur 2 Wochen bei 12°C im Gärschrank von 13,7°P auf 3,0°P (SVG 2,8°P). Für die Differenz von 0,2°P habe ich im KBH die SVG-Option gewählt und entsprechend weniger Zuckerlösung in den Zapfeimer vorgelegt.

Beim nächsten Sud werde ich kein destilliertes Wasser nehmen, sondern das Wasser abkochen und dekantieren; plus CaCl und Milchsäure.
Ausgerechnet habe ich das hiermit: https://www.brewersfriend.com/mash-chem ... calculator
iSpindel-Plato Fuzzubräu 8 - Märzen.jpg
Hier mal der Vergleich aller bisheriger Sude. Da ist das Märzen schon (trotz UG) ein absoluter High-Performer in der Gärung:
2022-03-29_092710.JPG
(Die iSpindelwerte sind nicht zu 100% genau, da sie bei Temperaturänderungen, Hefeablagerungen und Gäraktivität ungenau sind.)

Ich werde ab jetzt also mein Wasser durch Verschneiden oder Abkochen/Dekantieren anpassen (plus angepasster Milchsäureeinsatz laut pH-Messung) und scheine somit endlich (beim 8. Sud) meinen Fehler gefunden zu haben.

Es war also nicht das Hefe-Aufziehen oder Hefemenge oder Rasttemparaturen (habe ich trotzdem auch alles optimiert), sondern mein Wasser.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Benutzeravatar
Fuzzu
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 86
Registriert: Montag 31. Mai 2021, 20:37
Wohnort: Neuss

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#30

Beitrag von Fuzzu »

Keine Ahnung, ob das hier überhaupt noch jemand liest, aber der Vollständigkeit halber:
Die Nachgärung war schon nach 5 Tagen auf den Punkt fertig.
"Bier Bier Bier - Bett Bett Bett" Zitat von Homer S. (amerikanischer Philosoph)
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1545
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#31

Beitrag von Colindo »

Ich lese mit und bin begeistert. Hoffentlich geht ab jetzt alles so gut.
Auf Youtube: The British Pint
daleipi
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 500
Registriert: Samstag 9. September 2017, 13:08
Wohnort: Ö - GU Süd

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#32

Beitrag von daleipi »

Bin gerade erst auf diesen Thread gestoßen.

Einfach toll wie hier im Forum Probleme angegangnen werden. RESPEKT!

Habe auch schon viel Hilfe bekommen.

LG
Stefan
Benutzeravatar
Stefan_B
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 84
Registriert: Donnerstag 29. September 2022, 18:09

Re: 2. Nachgärung durch unzureichendes Belüften

#33

Beitrag von Stefan_B »

Auch von mir ein großes Lob: ausführlicher Thread mit wirklich sehr spannenden Hinweisen, die weiterhelfen können!
Meine Hardware: 30l-Pfanne/Mattmill-Rührwerk 30l-Thermoport/Mattmill-Läuterhexe 35l-Polsinelli-Gärtopf Gärschrank/Inkbird-Steuerung
Letzte Sude: Mexican Lager, Chocostout, Bière de Sarre, Cabo Verde Ale, Melondrina Zoigl
Nächste Sude: Alt, Himbeerwheat
Antworten