Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

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hattorihanspeter
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Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#1

Beitrag von hattorihanspeter »

Hallo zusammen,

hab meine ersten sauren Sachen in den Endzügen.
So langsam gehts in Richtung Abfüllung und es stellt sich mir die Frage welcher Verschluss welche Eigenschaften mit sich bringt.
Varianten kenne ich den Kronkorken (z.B Kemker), Sektkorken(3F), Naturkorken mit zusätzlichem Kronkorken(Cantillon) und den Kronkorken mit Wachsüberzug(vorwiegend Stouts, Porter usw.).

Wann empfiehlt sich welche und warum?

Vorteil beim Sektkorken sehe ich darin, dass etwas nicht luftdicht verschlossen ist und so noch weiter atmen/arbeiten kann, im Gegensatz zum gewachsten Kronkorken.

Warum und wann verwendet man aber die Kombi von einem (Weinflaschen-)Korken kombiniert mit einem Kronkorken?->3F vs. Cantillon
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DrFludribusVonZiesel
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#2

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Sowohl Kronkorken als auch Naturkorken lassen geringe Mengen Sauerstoff ins Gebinde diffundieren, was bei sehr langer Lagerung zur vermehrten Oxidation führen kann. Zusätzlich dazu schrumpfen Naturkorken nach einigen Jahren und der Prozess beschleunigt sich, vor allem wenn die Flaschen aufrecht gelagert und die Korken nicht feucht gehalten wurden. Bei einer 20 Jahre alten Weinflasche können dann einige Zentimeter Inhalt fehlen.

Meine Vermutung ist, dass Cantillon beides verwendet, um die Vorteile beider Verschlüsse zu vereinen und so tendenziell weniger Sauerstoff ins fertige Bier kommt (aber auch weniger verdunstet), was zu einem stabileren Produkt über Jahre führt.

Bei 3Fonteinen hat es definitiv mit dem Preis zu tun, hübsche Aufmachung und die Ähnlichkeit zu Champagner rechtfertigen 40 Euro pro Flasche eher.

Hast du die Ausrüstung für Sekt- bzw. Naturkorken? Ich würds nur davon abhängig machen, extra anschaffen würd ich mir deshalb nix. Aber wenn die Ästhetik zusagt, wieso nicht. Edel is es definitiv.

Ich habe ein Rumbier mit Wachs versiegelt, welches ich sehr lange aufbewahren will und würde das auch bei einem Imperial Stout oder ähnlichem wieder machen. Ab 5 Jahren aufwärts macht das sicherlich Sinn, vor allem bei Bieren ohne aktive Brettanomyces, welche ja Sauererstoff schnell verstoffwechselt und so Oxidation vorbeugt - siehe Berichte von 40 Jahre alter Berliner Weiße, die noch tadellos schmeckt trotz Kronkorken.
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#3

Beitrag von ggansde »

Moin,
ich benutze bei Bieren, die länger liegen sollen einen speziellen Kronkorken mit einem "Sauerstofffänger". Dieser sollte laut Spezifikation zumindest den durch den Kronkorken diffundierenden Sauerstoff unschädlich machen. Ich weiß aber nicht, ob es diese auch in 29 mm gibt.
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#4

Beitrag von hattorihanspeter »

Danke für die Ideen und Überlegungen.
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 07:00 Bei 3Fonteinen hat es definitiv mit dem Preis zu tun, hübsche Aufmachung und die Ähnlichkeit zu Champagner rechtfertigen 40 Euro pro Flasche eher.
Da bin ich nicht ganz bei dir. Wenn du mal bei etre gourmet nach Lambics filterst, haben nahezu alle den Sektkorken mit Agraffe. Lediglich Cantillon und Lambiek Fabriek setzen auf Kork plus Kronkorken.
Was ich bisher noch nicht gesehen hab: Plastiksektkorken.
ggansde hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 09:24 speziellen Kronkorken mit einem "Sauerstofffänger"
Hab ich auch gesehen, war aber etwas skeptisch ob hier nicht mehr Marketing als tatsächliche Funktion dahintersteckt.
Was sagst du dazu?
Hast du damit mal was sehr hopfenlastiges abgefüllt und länger stehen lassen?
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#5

Beitrag von BrauWastlKoeln »

hattorihanspeter hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 11:05
ggansde hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 09:24 speziellen Kronkorken mit einem "Sauerstofffänger"
Hab ich auch gesehen, war aber etwas skeptisch ob hier nicht mehr Marketing als tatsächliche Funktion dahintersteckt.
Was sagst du dazu?
Hast du damit mal was sehr hopfenlastiges abgefüllt und länger stehen lassen?
War auch skeptisch, aber da die nicht so viel teuerer sind mal eine Tüte gekauft. Beim letzten Hobbybrauerstammtisch in Köln habe ich dann zwei Flaschen acht Monate altem IPA mitgebracht. Einmal mit normalem Kronkorken und einmal mit dem sauerstoffabsorbierenden. Man hat den Unterschied deutlich geschmeckt und fast alle hatten auch richtig getippt welches die Flasche mit dem sauerstoffabsorbierenden Kronkorken war. Bringt also was.

Gruß
Sebastian
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#6

Beitrag von hattorihanspeter »

Spannend, danke für den Erfahrungsbericht.
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#7

Beitrag von ggansde »

Wichtig: Diese Kronkorken sind wohl nicht dafür geeignet, sauerstofflastige Abfüllmethoden zu kompensieren. Es gab hier irgendwann einmal eine Berechnung/Aussage, dass ihr Reduktionspotential dafür nicht ausreicht um den Sauerstoff im Kopfraum zu binden. Es geht ausschließlich um die Diffusion im Rahmen der Lagerung.
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#8

Beitrag von BrauSachse »

Die Korken wurden hier mal diskutiert: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 15#p250715

Viele Grüße
Tilo
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#9

Beitrag von HrXXLight »

Antidoot verwendet auch Naturkorken und Kronkorken und fluten zusätzlich noch beim Abfüllen die Pullen mit Kohlensäure. Bisher hat mir bei meinen Sachen der Kronkorgen gereicht, wobei es mit Naturkorken schon edler aussieht. Jedoch ist es ein erheblicher Mehraufwand und man sollte schon in einen ordentlichen Standverkorker investieren. Alles andere ist in meinen Augen Quälerei. Hab es erst selbst durch nachdem ich 25 Flaschen Rotwein mit Handverkorker verschlossen hab
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DrFludribusVonZiesel
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#10

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

hattorihanspeter hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 11:05 Danke für die Ideen und Überlegungen.
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Dienstag 30. November 2021, 07:00 Bei 3Fonteinen hat es definitiv mit dem Preis zu tun, hübsche Aufmachung und die Ähnlichkeit zu Champagner rechtfertigen 40 Euro pro Flasche eher.
Da bin ich nicht ganz bei dir. Wenn du mal bei etre gourmet nach Lambics filterst, haben nahezu alle den Sektkorken mit Agraffe. Lediglich Cantillon und Lambiek Fabriek setzen auf Kork plus Kronkorken.
Was ich bisher noch nicht gesehen hab: Plastiksektkorken.
Klar, ich meinte das auch eher so, dass man im hochpreisigen Sortiment keine Kronkorken verwenden wird (ist ja beim Wein auch so, da tun sich sogar die Schraubverschlüsse noch schwer).

Exklusivität schwingt schon mit, außer bei denen aus Kunststoff, das hat eher was von Gossenstyle.
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hattorihanspeter
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Re: Verschlussarten: Kronkorken, Naturkorken, usw.

#11

Beitrag von hattorihanspeter »

Für mich stellt sich halt die Frage warum Cantillon auf die eine Variante setzt, während der überwiegende Anteil anderer Lambic Produzenten auf einen Sektkorken setzen.
Klar, optisch kommt das schon anders(vlt. wertiger?) daher und geöffnet ist es auch unkomplizierter. Bin da aber nicht davon überzeugt, dass die Auswahl des Verschlusses alleine diesen zwei Merkmalen geschuldet ist.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Korken+Kronkorken vs. Sektkorken würde ich jetzt ebenfalls darin vermuten, dass bei letzterem das Ganze "atmungsaktiver" verschlossen ist. Was ja bei einem Lambic durchaus gewollt sein kann.

MTF http://www.milkthefunk.com/wiki/Packagi ... n_exposure
"For mixed fermentation beers [...]especially barrel aged versions, generally have more oxygen exposure during fermentation and aging, and this contributes to the characteristics of the beer. Brettanomyces is known as an "oxygen scavenger", which helps to prevent oxidative reactions in the bottle over time (see Aging and Storage)."

Edit: ergänzend: http://www.milkthefunk.com/wiki/Aging_a ... ks_vs_Caps
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