Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

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Overseas
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Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#1

Beitrag von Overseas »

Hallo Zusammen,

in Vorbereitung meines ersten Brauversuches folgende Fragestellung:

Bei uns beginnt jetzt der Sommer und der kälteste Raum hat 23°C. Kann ich bei den Temperaturen, ohne aktive Kühlung(Kühlschrank, oder Styropordämmung mit Eis und Ventilation) überhaupt noch vergären, oder sind Fehlaromen und ähnliches vorprogrammiert.

Ich wollte erstmal sowieso nur Weizen und Witbiere brauen, halten die das aus?

Vielleicht hat ja einer der Tropenbrauer hier eine Idee oder Meinung.

Danke Ingo
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cyme
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#2

Beitrag von cyme »

Mit Weizenbieren hab ich keine Erfahrung, da werden hoffentlich andere dir mehr sagen können. Als Hefestamm für Ales kann ich die BRY-97 empfehlen, beworben wird sie für bis zu 25C - probiert hab ich 25Cnicht, aber bei 21C hat sie sich bei mir völlig normal verhalten, ohne Fehlaromen.
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gulp
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#3

Beitrag von gulp »

Ich wollte erstmal sowieso nur Weizen und Witbiere brauen, halten die das aus?
Der Plan ist schon gut. Eher Witbiere oder überhaupt Belgier. Gut wäre halt aktiv auf unter 20° kühlen und dann kommen lassen.

Gruß
Peter
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Overseas
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#4

Beitrag von Overseas »

Boah, seid Ihr flott! Der Ansatz auf 20°C runterkühlen gefällt mir gut, das ist mit Eis machbar.
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flying
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#5

Beitrag von flying »

Habe mir mal den Wikipedia- Eintrag für Lima angeschaut. So schlecht sieht es mit der Tropenhitze bei euch ja gar nicht aus..? Die Höhe passt auch. 23° C ist dennoch grenzwertig auch für Weizen und Wit. Ein paar Grad weniger wären nicht schlecht. Könnte man eventuell mit einfacher Verdunstungskühlung erreichen (nasse Decke um den Gärpott wickeln)?
Im Winter sollten Ales ohne Kühlung problemlos möglich sein. Was mir auffiel bei dem Eintrag ist das Wasser. Es steht da es wäre Gletscherwasser vom Río Rímac. Vermutlich außerordentlich weich? Weißbiere vertragen schon ein paar Carbonate, brauchen sie je nach Gusto sogar. Die Weizenrast (Ferulasäurerast) braucht etwas höhere pH-Werte um genügend Ferulasäure aus dem Malz zu lösen.
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Morena von Nürnberg
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#6

Beitrag von Morena von Nürnberg »

Hallo Ingo,

deine Frage und Sorge ist sicher berechtigt.
In Deutschland wird das kaum einer nachvollziehen können was es bedeutet bei Kühlwassertemperaturen von 28 °C und Lufttemperaturen von 30 °C eine große Würzemenge auf Anstelltemperatur herunterzukühlen.
Ich habe aus diesem Grund bis heute noch kein untergäriges Bier versucht, weil schon eine Anstelltemperatur von 16 °C um ein etwa ähnliches Gesvhmacksprofil wie dem eines Pilseners hinzubekommen eine echte Herausforderung sind.
Im allgemeinen habe ich hier eine Ausschlagmenge von 60 Litern. Diese landen dann in 2"Bombonas" von je 30 Litern.
Wegen der permanent hohen Infektionsgefahr lasse ich das Bier nicht durch einen Plattenwärmetauscher laufen sondern leite die Wärme über einen Chiller mittels Wasser aus dem Bier.
Bis annähernd Kühlwassertemperatur ...etwa 33 °C gelingt das in annnehmbarer Zeit von etwa 1,5 bis 2 Stunden. Danach geht es nur noch weiter runter mit dem Einsatz von Eiswasser.
Also, Gardenatauchpumpe in ein kleines Wasserfass...Wasserhöhe so niedrig wie möglich ohne das der Pumpstrom "abreisst"
..und dann Eis solange der Vorrat reicht und immer rechtzeitig nachgelegt.
Für 60 Liter brauche ich auf diesem Weg bis sagen wir 18 °C insgesamt etwa 6 Stunden Kühlzeit.
Der Umfang an Eis füllt hier unseren wirklich grossen Gefrierschrank fast ganz aus.
Ich habe einmal versucht die Ausschlagmenge auf 90 Liter zu steigern und hab dann bis in die späten Abendstunden gekühlt und bei 23°C abgebrochen. Unglaublich wieviel mehr an Eis ich da für ordentliche 16 °C Anstelltemperatur gebraucht hätte.

Wichtigster Tip:
- Bei tropischen Temperaturen besser auf sicherere Kühlung setzen. Die Infektionsgefahr bei Plattenkühlern ist einfach zu ....gross.
- Bei aller Schwierigkeit das Bier trotzdem so schnell wie möglich auf Anstelltemperatur bringen.

Styroporbox für die Gärfässer geht gut...wenn die Fässer mit richtiger Temperatur hineingestellt wurden und nur der Kälteverlust an die Umgebung ausgeglichen werden muss...geht das mit Kühlakkus oder Eispötten wirklich gut.
Digitales Thermometer duch den Deckel gesteckt lassen sich Tendenzen gut überwachen.
Bei mir reicht ein Wechsel vom Eis mit 2 mal täglich.

So kannst du alle gängigen obergärige Biere brauen :Drink

Tropischer Gruss
Ralf
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Seed7
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#7

Beitrag von Seed7 »

Die Ideale Tropenhefe: Omega Yeast Labs HotHead Ale Yeast, 16 - 37°C ohne grossen geschmacklichen aenderungen. Leider bisher nicht ausserhalb USA, Mann kann aber mal nachfragen.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Overseas
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#8

Beitrag von Overseas »

@flying
Es gibt immer wieder diesen Gap zwischen Wirklichkeit und Wikipedia. Nix gegen Wiki und Google ich nutze beide auch sehr viel und gerne. Nur ist der Rimac, eine ziemlich große Müllhalde in der auch immer wieder mal ein paar Leichen landen. Also nicht wirklich tolles Brauwasser. Wir haben hier generell keine so gute Wasserversorgung, sondern es läuft über private Anbieter und Zisternen mit Pumpen auf dem Dach. Daher werde ich wohl mein gesamtes Brauwasser zukaufen müssen und dementsprechend etwas aufbereiten damit es für die entsprechenden Biere passt. Aber in unserem Winter habe ich definitiv kein Temperaturproblem mit der Gärung, sondern nur jetzt im Sommer.

@Morena
Danke für das Mutmachen. Ich denke in Brasilien ist es noch etwas schwieriger mit den Temperaturen als bei uns. Von daher werde ich mir eine Isobox mit Eiskühlung bauen, oder einen weiteren Kühlschrank mit Temperatursteuerung zulegen. Ich hatte auch vor direkt mit Kühlspirale auf Anstelltemperatur runterzukühlen.
fassjauche_shanghai
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#9

Beitrag von fassjauche_shanghai »

Interessant, habe im sommer ähnliche probleme (27 grad in der Hütte). Meine loesung besteht in einem isolierten tank mit mantelkuehlung per Aquariumkuehler.

Aber warum schreiben alle ueber die infektionsgefahr von plattenkuehlern in den Tropen? Entweder ich lagere den sauber ein und desinfiziere vor gebrauch oder halt nicht, das gilt doch ueberall?
GregorSud
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#10

Beitrag von GregorSud »

Ich denke ein Wit mit der Forbidden Fruit sollte gut gehen! Vielleicht noch eine nasse Decke um den Gäreimer, wie von flying vorgeschlagen, und ab dafür :thumbup
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Estrella
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#11

Beitrag von Estrella »

Hallo Overseas,
mich würde interessieren,
wieviel kostet bei dir das Malz in Peru, kommt es aus Argentinien, USA ..., welche Sorten gibt es ...

Ich wollte mal in Kolumbien Bierbrauen, aber bei einem Kilopreis von 4 Dollar ist mir die Lust vergangen. :crying
Fricky
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#12

Beitrag von Fricky »

fassjauche_shanghai hat geschrieben:Entweder ich lagere den sauber ein und desinfiziere vor gebrauch oder halt nicht, das gilt doch ueberall?
:thumbup genauso und nichts Anderes.

Das hat nix mit den Tropen zu tun, der vergammelt auch in unseren Breiten (nur vielleicht langsamer), wenn er nicht gewissenhaft gereinigt und desinfiziert wird.

Gruß, Peter.
Overseas
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Re: Gärung in den Tropen - bzw. bei hohen Temperaturen

#13

Beitrag von Overseas »

@fassjauche
vor Infektionen habe ich Stand heute auch weniger Angst, das wird ordentlich gereinigt und dann schauen wir mal. Mantelkühlung ist ne tolle Sache, aber sowas werde ich erst dann ins Auge fassen wenn die Mengen deutlich größer werden.

@Estrella
die Preise hier liegen auch zwischen 3-4€/kg und die Hefe bei 10€ das Päckchen. Da hilft nur selber mitbringen, bzw. mitbringen lassen. Sobald ich hier mehr Kontakte zu anderen Hobbybrauern habe komme ich entweder auch deutlich günstiger dran, oder werde ein Paar Säcke der Standardmalze in den nächsten Container packen.

Ansonsten wird es erstmal ganz klar Wit und dann ein Weizen werden. Die Idee mit der feuchten Decke und das aktiv auf 20°C abkühlen werde ich auch so umsetzen und dann passt das schon.

Danke für Euer Input!
Ingo
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