ich liebäugele gerade damit meine "Zapfanlage" zu ergänzen um neben Kohlensäure auch mit Stickstoff zapfen zu können. Da ich keine wirkliche Zusammenfassung sondern nur dies und das in diversen Threads gefunden habe, bin ich mir bei einigen Dingen noch unsicher.
Bisher zapfe ich direkt aus einem NC-Keg. Relativ minimalistisch mit Sodastream-Flasche und Mini-Druckregler am Eingang sowie Zapfhahn und Kompensator-Aufsatz am Ausgang.
Die Sodastream-Flaschen werden aus einer 10l Flasche aufgefüllt - bisher stört mich die kleine Menge von 420g CO2 pro Flasche nicht.
Ziel ist es dunkle Biere wie Stouts (a la Guiness) mit schön festem Schaum zu zapfen.
Dazu habe ich prinzipiell anscheinend zwei Möglichkeiten:
a) Zapfen mit Mischgas<
b) Zapfen mit Kohlensäure und Stickstoff
Für den Zapfhahn habe ich bereits eine Siebplatte, welche natürlich neben dem Stickstoff ebenfalls notwendig ist.
a) Mischgas mit einem voreingestellten Mischungsverhältnis
Einfacher scheint mir das Zapfen mit Mischgas - hier gibt es 10/90, 20/80 und 70/30 als "Standardmischungen".
30% CO2 und 70% N2 scheint die "gängigste" Mischung zu sein, die anderen sind eher schwer zu finden.
Mischgas mit 30/70 Verhältnis scheint mit dem üblichen Adapter der CO2 Flaschen erhältlich zu sein - man kann sich also den zusätzlichen Druckregler, welcher bei der Nutzung von reinem Stickstoff notwendig ist, für 40-50 Euro sparen. Das sagen zumindest die Maße in einem Shop, praktische Erfahrungen habe ich leider keine. In einem Thread habe ich beide Aussagen gelesen :p
In einem anderen Thread habe ich gelesen, dass Guiness mit steigender Biertemperatur einen höheren CO2-Anteil empfiehlt. Dies erscheint logisch, in warmen Bier kann sich weniger CO2 lösen -> es wird mehr CO2-Druck benötigt .
Der Nachteil ist, dass bei niedriger Biertemperatur und hohem CO2-Anteil die Gefahr der Aufkarbonisierung des Bieres besteht. Wird das Fass nur zum Zapfen unter den entsprechenden Druck gesetzt, scheint dies allerdings in der Praxis unproblematisch zu sein.
Für die Schaumstabilität scheint 20/80 die beste Mischung zu sein. Der Grund ist, dass die Stickstoffkonzentration im Schaum möglichst der Stickstoffkonzentration in der Atmosphäre entsprechen sollte.
Anscheinend lassen sich aber auch mit 70/30 in vielen Fällen gute Ergebnisse erzielen - zumindest liest man viele positive Berichte und es scheint die "gängigste" Variante zu sein.
Ich vermute 30/70 ist ein "praktikabler" Kompromiss, welcher es ermöglicht auch bei höheren Biertemperaturen (oder falls ein sehr hoher Förderdruck benötigt wird), mit den üblichen "3 bar" Druckreglern auszukommen. Ansonsten wird der CO2-Sättigungsdruck des Bieres unterschritten, welcher hier ja maximal 0,9bar beträgt. Bei dunklen, kräftigen Bieren wie Stouts und Portern sehe ich hier allerdings kein wirkliches Problem, da diese ja üblicherweise niedrig karbonisiert sind. Bei 3,5 g/l kommt man erst ab 16°C auf einen Druck von 3bar. Bei 20/80 kommt man hingegen schon ab 11°C in Schwierigkeiten (siehe Beispiel in b) ).
Praktisch gehen die Druckregler bis 6 bar, da sollten sich bei niedriger Karbonisierung eigentlich keine Komplikationen ergeben. Der maximale Druck von 6 bar wird theoretisch erst ab 4,5g/l CO2 bei 20°C benötigt.
Kann man in der Praxis mit 30/70 Mischgas gut zapfen, oder gibt es da Probleme? Diese Variante scheint mir am einfachsten und günstigen.
Ich habe nur wenige Angebote für 20/80 Mischgas gesehen, der Preis scheint außerdem deutlich höher zu sein.
Gegenüber der folgenden Variante b) kann man sich außerdem einen zweiten Druckregler sparen - vielleicht auch mehr, so ganz sicher bin ich mir bei der praktischen Umsetzung von Variante b) noch nicht ;).
b) Einstellen des Mischungsverhältnisses mittels separater Stickstoff- und Kohlensäureflasche
Diese Variante erscheint mir "schwieriger", aber durch das variable Mischungsverhältnis ist man natürlich flexibler.
Ziel ist das ideale Mischungsverhältnis 20% CO2 und 80% Stickstoff. Auf die variable Biertemperatur kann über den Gesamtdruck reagiert werden.
"Feintuning" ist über eine Anpassung des Mischungsverhältnisses möglich. Allerdings wüsste ich hier nicht, wieso man dieses anpassen sollte - außer man stößt z.B. auf Grund einer vergleichsweise hohen Biertemperatur auf eine Begrenzung durch den Maximaldruck von 6bar der üblichen Druckregler.
In der Praxis würde ich bei 20/80 anfangen und das Mischungsverhältnis bei Problemen zum Test in beide Richtungen verändern. Neben dem Mischungsverhältnis, kann als zweite Stellschraube aber ebenfalls der Gesamtdruck angepasst werden.
Gibt es da praktische Tipps, in welchem Fall welche Einstellung anzupassen ist? Oder geht hier probieren sprichwörtlich über studieren? ;)
Ich verstehe außerdem nicht ganz, wie ich meinen Ziel-Gesamtdruck bestimme.
Ich würde annehmen, dass dieser dem Sättigungsdruck (bei der gewünschten CO2 Menge) zuzüglich Förderdruck entspricht.
Da meine Schläuche sehr kurz sind würde ich den Förderdruck einfach mal mit 0,1bar annehmen und entsprechend dem Mischungsverhältnis auf den Sättigungsdruck addieren.
Für mein aktuelles "Guiness-Klon" (https://www.maischemalzundmehr.de/index ... absteigend) hätte ich die Karbonisierung von 3.5g/l CO2 übernommen.
Ich gehe als Beispiel mal von einer niedrigeren und höheren Temperatur aus:
1) 4°C - für 3.5g/l also 0,26bar zzgl Förderdruck 0,28bar. Der Druck beim Stickstoff müsste folglich 1,12bar betragen, der Gesamtdruck wäre folglich 1,4 bar.
2) 12°C - hier brauchen wir schon 0,67bar CO2 und 2,68 bar Stickstoff, der Gesamtdruck liegt also bei 3,35bar.
Passt das so, oder habe ich einen Denkfehler?
Die letzte Frage betrifft die praktische Umsetzung mit separaten Flaschen bzw. die eigentliche "Mischung".
Kann ich die beiden Gasflaschen einfach über ein 3-Wege Adapter verbinden und den kombinierten Ausgang als Druckquelle nutzen? Das erscheint mir irgendwie zu einfach ^^
Ich denke es ist sinnvoll an den Ausgang der beiden Druckminderer (also vorm 3-Wege Adapter) zur Sicherheit jeweils nochein 1-Richtung/Rückschlags-Ventil einzubauen.
Oder ist außerdem ein dritter "Zwischendruckregler" (https://www.ich-zapfe.de/bierzapfen/zwi ... ar/a-5139/) oder etwas ähnliches nötig?
PS: Sorry, ist ganz schön lang geworden. Aber ich hab so viele "versprengte" Aussagen gelesen, dass ich ne Zusammenfassung gebraucht hab
