Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Bulli
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 129
Registriert: Freitag 8. Januar 2016, 15:22

Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#1

Beitrag von Bulli »

Hallo zusammen,

lese hier immer wieder von deutschen und belgischen Weißbieren, und dass wohl vor allem die Hefe den Geschmacksunterschied machen soll.
Kann mir jemand sagen, was eigentlich den geschmacklichen Unterschied zwischen einer typisch "deutschen" und "belgischen" Weißbierhefe bzw. dem fertigen Bier ausmacht?

Deutsche Weiß/Weizenbiere kenne ich einige und trinke die auch sehr gerne (außer Kristall, das finde ich langweilig).

Ansonsten kenne ich nur das Hoegaarden..., fand es sehr lecker, ist aber eine ganze Weile her, dass ich eines getrunken habe (und damals wusste ich noch nichts von unterschiedlichen Hefen)

Kann mir jemand 2,3 "deutsche bzw. "belgische" Weißbiere nennen, die eurer Meinung nach "stiltypische" Vertreter sind, und an denen man den Unterschied schön erkennen kann?

Danke... :Drink
Benutzeravatar
Ursus007
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 7. August 2013, 14:09

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#2

Beitrag von Ursus007 »

Bulli hat geschrieben:Kann mir jemand 2,3 "deutsche bzw. "belgische" Weißbiere nennen, die eurer Meinung nach "stiltypische" Vertreter sind, und an denen man den Unterschied schön erkennen kann?
Schneider Original (Tap 7) oder Gutmann Weissbier oder das von Karg (Murnau) als typisch deutsch, Hoegarden aus B und Wieckse Witte aus den NL.
Die deutschen sind entweder per Hefe und Schüttung auf Nelke oder Banane oder eine Mischung gebraut, bei den belgischen oder holländischen wird meist Koriander und Orangen- oder Zitronenschale mit verbraut, das sorgt für einen ganz frischen, zitrusfruchtigen Eindruck, qauch scheinen die letzteren mir etwas leichter im Mund zu sein, ohne einen Zusammenhang zum Alk.-Gehalt zu sehen.

Edit: Sehe gerade: Du meinst "Belgische". Aber ich glaube, die unterscheiden sich von holländischen nicht sehr, drum lass ich das mal so stehen ...
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
Schütt's nei, schütt's nei!
Benutzeravatar
Eifelbauer
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 348
Registriert: Montag 28. September 2015, 13:10

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#3

Beitrag von Eifelbauer »

Was auch noch geschmacklich viel aus macht, sind die belgischen Schüttungen mit Weizenrohfrucht und /oder Haferflocken, so denke ich. :Greets
Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es.
Wenn ich es einem erklären will, der danach fragt, weiß ich es nicht.
(Augustinus Aurelius)
Gruß aus der Nordeifel, Arnd.
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13296
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#4

Beitrag von flying »

Die Belgier verwenden auch ganz gerne bayrische Weissbierhefen für ihre Biere. Das Leffe ist, glaub ich, sogar mit der W 68 vergoren. Während es in Deutschland kaum noch POF-Hefen außer den Weissbierhefen gibt, haben die Belgier diese urtümlicheren Hefen weiter verwendet und gepflegt. Sie sind schon sehr nah verwandt.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Bulli
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 129
Registriert: Freitag 8. Januar 2016, 15:22

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#5

Beitrag von Bulli »

Ursus007 hat geschrieben: ...Die deutschen sind entweder per Hefe und Schüttung auf Nelke oder Banane oder eine Mischung gebraut,
Bei deutschen Bieren kenne ich "Banane" und etwas was ich am ehesten mit "mostig" (Apfel/Birnenmost) umschreiben würde. Die Assoziation mit "Nelke" hatte ich jetzt bewußt noch nicht. Was wäre denn ein Bier das "Nelke" mitbringt?
Ursus007 hat geschrieben: bei den belgischen oder holländischen wird meist Koriander und Orangen- oder Zitronenschale mit verbraut, das sorgt für einen ganz frischen, zitrusfruchtigen Eindruck, auch scheinen die letzteren mir etwas leichter im Mund zu sein, ohne einen Zusammenhang zum Alk.-Gehalt zu sehen.
ja, so habe ich noch irgendwie das Hoegaarden in Erinnerung, frisch und leicht. Aber wenn das mittels Koriander und/oder Zitrusschalen gemacht wird, welchen Teil hat denn die Hefe daran?

Hier im Thread #12 z.B. meinte Blancblue, dass er im "Matrosenschluck"-Bier eine "Belgische Weißbierhefe" geschmeckt hätte... viewtopic.php?f=17&t=8232&view=unread#unread
Vielleicht schreib er ja hier noch was dazu, wollte den anderen Thread nicht kapern...
El Gordo

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#6

Beitrag von El Gordo »

Schneider Weisse ist ausgesprochen nelkig.
4-Vinylguajakol ist dafür verantwortlich.
So richtig nelkig finde ich das auch nicht. Eher phenolisch.

Stefan
Benutzeravatar
Seed7
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3306
Registriert: Dienstag 2. April 2013, 18:28
Kontaktdaten:

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#7

Beitrag von Seed7 »

Belgisch versus Holländisch, in den Niederlanden dürfen wir nicht mehr als 40% Rohfrucht im Bier einsetzen daher wird oft Weizenmalz genommen. Traditionell wäre mindestens 50% Weizen, 10% Hafer, Pilsnermalz. Hoegaarden 30% Weizen, 10% Hafer, Pils.

Die Belgischen Wit-hefen produzieren, glaube ich, mehr Sauere als die Deutsche Weizenhefen. Sie sind leicht Phenolisch und die Fruchtigkeit is "breiter" als nur Banane. Ganz traditionell wäre für ein Wit natürlich eine Lactobacillus Gabe.

Da Hoegaarden ist mit der Zeit Suesser geworden, wer mit der WY 3944 ein Wit macht bekommt ein frischeres und weniger suesses bier.

Ingo
Zuletzt geändert von Seed7 am Mittwoch 6. April 2016, 19:06, insgesamt 2-mal geändert.
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13296
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#8

Beitrag von flying »

Die Leitsubstanz der "Banane" ist das Iso-Amylacetat. Bevor hierzulande die Banane überhaupt allgemein bekannt war, wurde das auch als "Birnenöl" bezeichnet. Der Mensch sucht sich halt immer seine passenden Assoziationen. Bei den phenolischen Aromen ist es genau so. Die andauernde Reduktion auf "Nelke und Banane" bei Weißbier finde ich bedauernswert.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
El Gordo

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#9

Beitrag von El Gordo »

Stimmt. Gibt ja auch noch den Bubblegum :Smile
Und natürlich jede Menge mehr.
Bratapfel schmeck ich z.b. auch manchmal in deutschen Weizenbieren.

Stefan
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13296
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#10

Beitrag von flying »

Der "Bubblegum" wird auch als Ananasester bezeichnet. Um mal auf historische Weißbiere hinzuweisen (da waren weder Bubblegum noch Banane oder Ananas bekannt bzw. kaum bekannt). Eine junge Gose wurde als "Birnbrühe" bezeichnet. Ein alter Text dazu..

https://de.wikisource.org/wiki/Ein_Gehe ... Bierreiche
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Bulli
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 129
Registriert: Freitag 8. Januar 2016, 15:22

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#11

Beitrag von Bulli »

flying hat geschrieben:Die Leitsubstanz der "Banane" ist das Iso-Amylacetat. Bevor hierzulande die Banane überhaupt allgemein bekannt war, wurde das auch als "Birnenöl" bezeichnet. Der Mensch sucht sich halt immer seine passenden Assoziationen.
Bei den phenolischen Aromen ist es genau so. Die andauernde Reduktion auf "Nelke und Banane" bei Weißbier finde ich bedauernswert.
klar, du kannst nur etwas assoziieren, was du selbst zuvor bereits gerochen, geschmeckt bzw. probiert hast. Wie will ich mich z.B. mit jemandem über ein subtiles Stachelbeeraroma unterhalten, der noch nie im Leben eine Stachelbeere gesehen geschweige denn gegessen hat...?
Der Trend zu Convenience/Industrie-Nahrungsmitteln, die meist mit wenigen künstlichen Leitaromen überfrachtet sind, tut da sein Übriges.
Da bleib halt als Assoziation nur "Banane" übrig :P
Umso interessanter ist das Forum hier, wo ich über meinen Tellerrand hinausgehoben werde :Drink

Aber nochmal zum Thema Hefe: sind die Aromenprofile/Unterschiede zwischen "deutschen" und "belgischen"Hefen nicht so signifikant, als dass man sie beschreiben könnte? Oder ist das doch alles irgendwie zu ähnlich...?
El Gordo

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#12

Beitrag von El Gordo »

Ich finde die gar nicht ähnlich.
Belgische Hefen sind oft irgendwie "spicy", keine Ahnung wie man das übersetzt.
Pfeffrig, fruchtig, komplex.

Stefan
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10458
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#13

Beitrag von gulp »

Der einfachste Weg die Unterschiede herauszufinden ist ein paar Witbiere zu verkosten. Z.B. hierWit in die Suche eingeben. Nein, ich bin weder verwandt noch sonst was mit Bierzwerg.

Für meinen Geschmack sind die Belgier filigrander, eleganter und nicht so plump wie so manch schwermütiges bayerisches Weißbier. Auf alle Fälle ist das ein guter Einstieg in die belgische Biervielfalt, die sich halt nur schwer in Schemata pressen lässt. Ein Triple Karmeliet z.B. ist für mich Weizenbock weitergedacht, mit ein paar Malzen mehr halt.

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13296
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Geschmacksunterschied deutsche u. belgische Weißbiere?

#14

Beitrag von flying »

Na ja, "spicy" wird oft auf die phenolischen Komponenten, besonders auf "Zimt" angewendet. Da spielt die Ferulasäure, wohl auch Hydroxizimtsäure genannt und ihre Umwandlungsprodukte mit rein. Das "spicy" ist bei den Amis Zimt oder Pumpkinpiegewürz. Ob da auch gesellschaftlich verinnerlichte Sachen wie Frank Herberts "Dune" dabei eine Rolle spielen..wer weiß?
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Antworten