Grenzen der klassischen Infusion

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bierfaristo
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Grenzen der klassischen Infusion

#1

Beitrag von bierfaristo »

Hallo zusammen,

ich plane die Anschaffung eines Thermoports als Maisch- und Läuterbottich. Ich würde gerne neben Kombirasten auch klassische mehrstufige Infusion durch Zubrühen realisieren. Daher würde mich interessieren, was sinnvolle Wasser/Malz-Verhältnisse sowohl für Dick- als auch Dünnmaische sind. Bin mir sicher, dass diese Frage schon häufiger gestellt wurde, aber entweder benutze ich die falschen Suchbegriffe oder die SuFu filtert alles raus. :Grübel

Christian
Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
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Boludo
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#2

Beitrag von Boludo »

reib
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#3

Beitrag von reib »

Ich benutze meist die Rezepte aus dem Hanghofer Braubuch als Basis, das klappt ganz gut.
https://www.amazon.de/Gutes-Bier-selbst ... 225&sr=1-3
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Bierjunge
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#4

Beitrag von Bierjunge »

Das ist im wesentlichen eine Frage der drei Parameter
  • Einmaischtemperatur
  • Malz/Wasser-Verhältnis beim Einmaischen
  • Malz/Wasser-Verhältnis beim Abmaischen
Das Krasseste, was ich in dieser Hinsicht je gamacht habe, war das Grätzer (siehe http://braumagazin.de/article/graetzer-selbstgebraut/), da wurde mit 1:0,66 angeteigt (sic) und danach nur mit heißem Wasser weitergemacht.

Ich habe gerade einmal einb wenig mit meinem einfachen Rechner https://dl.dropbox.com/u/9419862/Bierto ... uz_neu.xls herumgespielt (Auskühlung während der Rasten habe ich nicht berücksichtig):

Wenn man am Ende bei einem klassischen Malz/Wasser-Verhältnis von 1:4 und einer Abmaischtemperatur von 78°C herauskommen will,
  • muss man z.B. 1:1 einmaischen, wenn man bei 40°C beginnt.
  • muss man 1:1,5 einmaischen, wenn man bei 57°C beginnt.
  • muss man 1:2 einmaischen, wenn man bei 62°C beginnt.
Damit sollten sich eigentlich alle Biere abdecken lassen, z.B. auch Weißbiere mit tiefem Einmaischen. Ein Einmaischverhältnis von 1:1 ist schon heftig, lässt sich aus eigener Erfahrung aber noch rühren.

Moritz
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Sura
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#5

Beitrag von Sura »

Es kommt ein "bißchen" darauf an .... uns es summieren sich Kleinigkeiten.

- zu aller erst kommts auf deine Ausbeute an die du hast. Das wird eventuell weniger sein, und wenn du auf 65% kommst ist das schon ein guter Wert. Ich habe grade zwischen 55% und 60%, was aber vielleicht auch an meiner Malzmühle liegt. Das sollte in Zukunft besser werden.... Je besser die Ausbeute, desto mehr Freiraum hast du weil du nicht so früh eine dicke Pampe bekommst. :)
- Was hast du für einen Topf. Da das heisse Wasser alles anwärmen muss, auch den Topf, muss man das bei den Verhältnissen berücksichtigen. Kleinere Anlagen um die 20l sind da etwas im Nachteil, weil die thermische Masse des Topfes im Verhältnis zur Maische relativ hoch ist.
- Beim rühren verliert die Würze Wärme. Je öfter du einrührst, desto öfter hast du diesen Abfall. Ich rechne an dieser Stelle immer ein Grad mehr was ich erwärmen muss. Das kann sich bei 3-4 Rasten summieren.
- Wie kommt das Heisswasser rein? Wenn das Wasser vom Kocher in die Würze kommt, hat das keine 100°C mehr. Du kannst da vielleicht mit 97°C-98°C rechnen. Ideal ist da ein dicker Silikonschlauch der direkt in die Würze geht. (z.b. am Paddel befestigt), oder du leitest es durch dein Läuterblech/deine Läuterspirale von unten rein.
- Jede Rast zusätzlich bedeutet letztendlich, daß der Topf meistens halb leer ist. Was wiederum bedeutet, daß allein dadurch schon mehr Wärme verloren geht. Ein halbvoller Thermoport verliert 2-3°C / h, während ein voller grade mal 1°C verliert. Auch das musst du im Kopf haben.
- Wenn du Biere so um die 12°P haben willst ist fast alles möglich. Du musst das Verhältnis ja auch eigentich nur bis zur Verzuckerungstemperatur berücksichtigen. Die Rast zum abmaischen kannst du schon mit einem dünneren Verhältnis machen.
- Wieviel Nachguss planst du ein? Je mehr Nachguss, desto dicker der Hauptguss.

Fazit:
Letztendlich läuft es darauf hinaus, daß bei "dicken" Würzen das Verhältnis HG/NG eher in Richtung 3:1 zugunsten des Hauptgusses geht, und bei dünneren eher Richtung 1:1. Letztendlich ist aber alles möglich was du machen willst, solange du es rühren kannst. Wie Moritz schon schrieb: 1:1 geht noch. Im Zweifelsfall machst du den letzten Schub zur Abmaischtemperatur mit Dekoktion, oder maischt bei 75°C ab. Das macht schon eine Menge aus. Bei einem Weizen spricht z.b. auch nichts dagegen das Weizenmalz die Weizenrast alleine machen zu lassen.....

Sag mir mal ein Beispiel was du wie gebraut haben möchtest, dann schreib ich mal wie das bei mir aussehen würde.

Gruß,
Kai
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
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Bierjunge
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#6

Beitrag von Bierjunge »

Bierjunge hat geschrieben:Das ist im wesentlichen eine Frage der drei Parameter
  • Einmaischtemperatur
  • Malz/Wasser-Verhältnis beim Einmaischen
  • Malz/Wasser-Verhältnis beim Abmaischen
Ich hab da gerade mal was ganz Einfaches gebastelt: :YLType
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Barney Gumble
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#7

Beitrag von Barney Gumble »

sehr schöner Artikel, der mir endlich mal erklärt warum überhaupt auf Teilmauscgen überhaupt rumgekocht werden darf während die Hauptmaische ja bekanntlich nicht über 80 grad heiß werden sollte.

Zur Ausgangsfrage: Ein Verhältnis 3:1 Hauptguss zu Gesamtschüttung ist eine sinnvolle Grundlage, je nach Rührkraft (es geht letztlich immer darum die Temperaturen auch homogen im ganzen Bottich zu haben...) auch etwas weniger.

Zu bedenken ist immer das die Rohstoffe auch unterschiedlich Wasser binden. Spelzenfreie Rohfrucht, und vor allem Hafer quillt enorm also bindet sehr viel Wasser, bei 25 % (auch wenn das jetzt ein extremes Beispiel ist) Hafer geht mit 1:1 glaube ich eher nicht mehr .. Ich ja zumindest keine solchen muckis

Oder war die Frage eher in die andere Richtung, wieviel geht maximal? Nach oben sind wohl abhängig vom gewünschten Stammwürze Gehalt keine Grenzen sag ich mal..
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
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Seed7
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#8

Beitrag von Seed7 »

Bierjunge hat geschrieben:Das ist im wesentlichen eine Frage der drei Parameter
Wenn man am Ende bei einem klassischen Malz/Wasser-Verhältnis von 1:4 und einer Abmaischtemperatur von 78°C herauskommen will,[...]
Wer das klassische Malz/Wasser-Verhältnis aus dem Auge verliert kann bis zu 1:8 gehen und nicht abmaischen, aber, letztendlich ist der Kochverlust definierend bei gegebener Zielmenge und Stammwuerze. Viel laenger Kochen kann natuerlich, aber dann wenn moeglich eine teil-kochung / fraktioniertes kochen wobei die Vorderwuerze kurz gekocht wird und der Rest sehr lange,


Ingo
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bierfaristo
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Re: Grenzen der klassischen Infusion

#9

Beitrag von bierfaristo »

Hallo,

erst mal danke für die Antworten.
Den Artikel aus dem Braumagazin kannte ich. Eine Antwort auf das Wasser-Malz-Verhältnis konnte ich jetzt nicht finden, mag aber auch an meinem möglicherweise falschen Gebrauch der Begriffe (Dickmaische, Dünnmaische) liegen. Meine Frage zielte mehr darauf ab wie sieht das minimale (sinnvolle) Verhältnis aus und wie das maximale Verhältnis. Dennoch ein sehr interessanter Artikel.
reib hat geschrieben:Ich benutze meist die Rezepte aus dem Hanghofer Braubuch als Basis, das klappt ganz gut.
https://www.amazon.de/Gutes-Bier-selbst ... 225&sr=1-3
:Ahh Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Den Hanghofer hab ich hier.

@ Moritz:
:thumbsup Perfekt. Damit kann ich gut arbeiten. Ich hatte irgendwie ein minimales Verhältnis von 2:1 im Kopf. Aber womöglich ging es da um Rühren mit Rührwerk...

Habe auch ein kleines Excel-Tool zur Berechnung der Rasten und zum Ausprobieren geschrieben. Falls es wen interessiert. Hat keinen Mehrwert zu Moritz Tool.

Christian
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Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
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