Etwas Frust

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SIK
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Etwas Frust

#1

Beitrag von SIK »

Mitte April habe ich einen schwarzen Weizendoppelbock gebraut. Anfangs untrinkbar und dann im Vierwochenrythmus immer besser werdend. Dann kam das erste Gushing bier, dann das nächste usw. Ich habe zwar nicht mehr viel davon. Aber es ist trotzdem nicht sehr schön. Öffnen tue ich dieses Bier nur noch über der Spüle und ich biete es nicht mehr an. Wenn es in der Flasche bleibt, genial. Was daran schuld ist? Zu stark karbonisiert? Weis der Geier. Es schmeckt sehr gut wenn es in der Flasche bleibt. Man sollte mit dem Bier komunizieren können.
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Bierwisch
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Re: Etwas Frust

#2

Beitrag von Bierwisch »

Tja, Gushing ist Mist, kommt aber bei Hobbybrauerbieren öfter vor, als wir uns das wünschen. Meist liegt es am falschen Umgang mit den Flaschen (zu warm, falsch gelagert, beim Öffnen laut ploppen lassen, ...), manchmal hat der Brauer was falsch gemacht.

Eine Möglichkeit wäre, die Flaschen vor dem Ausschenken möglichst weit herunterzukühlen. Du könntest auch versuchen, über einen längeren Zeitraum zu entlüften.

Gruß,
Bierwisch
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Kurt
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Re: Etwas Frust

#3

Beitrag von Kurt »

Wahrscheinlich zu viel CO2. Auf wieviel g/l hast du gespundet? Wenn dann noch der Flaschenboden nicht 100% sauber ist, oder viel loses Sediment in der Flasche ist ...
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gertstensaft
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Re: Etwas Frust

#4

Beitrag von gertstensaft »

Hallo SIK,
ich hatte mit einem Weizendoppelbock ein ähnliches Problem.
Ich habe dann eine Zeit lang ( Woche oder so) jeden Morgen die Flaschen kurz geöffnet und sofort wieder geschlossen ( Geht nur mit Plöpp-Flaschen) . Dabei habe ich sie dann nach Stärke des Knalls sortiert, solange bis alle ein relativ normales Geräusch beim Öffnen machten.
Die Infektionsgefahr halte ich für gering, weil ja immer sofort CO2 entweicht und dann die Flasche wieder zu ist. Ich konnte meins so retten .

Gruß
Gert
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Captain Brewley
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Re: Etwas Frust

#5

Beitrag von Captain Brewley »

Gushing ist ja fast so etwas wie mein "Lieblingsthema", da ich damit auch immer wieder mal Probleme habe. Meist sind nur einige Flaschen betroffen. Ein einziges Mal hatte ich das extrem bei einem ganzen Sud, den ich dann entsorgt habe, weil 1. so gut wie kein Bier mehr in der Flasche blieb und 2. mit ziemlicher Sicherheit eine Infektion daran Schuld war.

Ich habe bei mir eine zu hohe Karbonisierung ausgeschlossen, da ich die Zuckermenge immer gewissenhaft berechnet und abgewogen habe (und es würde ja auffallen, wenn ich plötzlich bei einem Sud doppelt so viel Zucker wie sonst nehmen würde). Dann wie im Lehrbuch aufgelöst, vorgelegt und drauf geschlaucht...

Was mMn. immer Gushing begünstigt, sind Schwebstoffe im Bier, meist Hefe, die noch nicht sedimentiert ist. Oder Stopfhopfen. Aber auch bei einem Vanilla Milk Stout habe ich das Problem, wahrscheinlich weil noch Partikel vom Vanillemark drin rum schweben. Die Karbonisierung wäre bei diesem Bier betont niedrig gewählt.

Außerdem hab ich hier den Tipp bekommen, die Flaschen noch mal nachzuspülen, wenn man sie mit Chemipro Oxi o.ä. reinigt, da sich dadurch auf der Innenseite ein Kalkfilm bilden kann, der auch Gushing fördert. Könnte auch ein Grund sein...

Der langen Rede kurzer Sinn: ich glaube, es gibt viele Gründe dafür. Wäre auch froh, das Problem mal dauerhaft beheben zu können.

Gunter
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Ladeberger
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Re: Etwas Frust

#6

Beitrag von Ladeberger »

Bevor man über Gushing nachdenkt, sollte man erstmal abklären ob das Bier wirklich ausgegoren in die Flasche gekommen ist. Auch eine feinsäuberliche Zuckerdosage bringt nämlich nichts, wenn noch vergärbarer Extrakt im Bier ist. Die 3-Tage-Regel garantiert das nicht. Was Klarheit verschaffen kann ist letzlich nur eine Messung von Problemflaschen im Vergleich zum Restextrakt bei Abfüllung.

Wenn Gärungen nach hinten raus ewig dauern oder unvollständig bleiben, sind meistens die Bedingungen für die Hefe ungünstig: Nährstoffmangel, Zellzahl/Vitalität, zu geringe Belüftung, Temperatur, ...

Kommt das ganze dann in ein neues Gebinde, wird wieder Hefe aufgewirbelt und kann über Wochen und Monate am Restextrakt nagen.

Gruß
Andy
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ggansde
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Re: Etwas Frust

#7

Beitrag von ggansde »

Moin,
Gushing ist ja wirklich ein sehr komplexes Problem. Gegen primäres Ghushing können wir eh nichts machen, das ist rohstoffbedingt. Viele Gründe für sekundäres Gushing wurden hier schon genannt. Wenn das Bier aber aus der Flasche schiesst, kann neben diesen Gründen m.E. nur ein zu großer Druck (zuviel CO2, zu hohe Temperatur) verantwortlich sein. Ein Bier mit richtigem Druck gusht anders, der Schaum kricht langsam und kontinuierlich aus der Flasche.
VG, Markus
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cyme
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Re: Etwas Frust

#8

Beitrag von cyme »

Ladeberger hat geschrieben:Wenn Gärungen nach hinten raus ewig dauern oder unvollständig bleiben, sind meistens die Bedingungen für die Hefe ungünstig: Nährstoffmangel, Zellzahl/Vitalität, zu geringe Belüftung, Temperatur, ...
Bei einem Doppelbock (müsste dann ja >=18°P gewesen sein) wäre das plausibel, dass die Gärung gegen Ende nur sehr schleppend vorwärts kommt, nach ein paar Tagen ist die Hefe da ganz schön ausgelaugt.
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Boludo
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Re: Etwas Frust

#9

Beitrag von Boludo »

Richtiges Gushing ist bei uns eher selten. In den allermeisten Fällen wurde zu früh abgefüllt.
Da hilft es, das Bier einfach mal ne Woche später abzufüllen.

Stefan
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afri
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Re: Etwas Frust

#10

Beitrag von afri »

Lagerzeit ist bei mir unabhängig, ich habe heute einen Jährling verkostet, der hatte das "richtige" gushing, also langsam steigenden Schaum. Diesmal war auch Stopfhopfen dabei, ich führe es auf dessen Schwebstoffe zurück. Carbonisierung wähle ich stets eher im niedrigen Bereich. Hefe sollte nach einem Jahr auch so langsam abgetaucht sein, folglich war dieses Bier auch glanzfein (übrigens ein SPA mit zusätzlich gestopftem Spalter Select). Nur das Überschäumen war halt doof. Zu frühes Abfüllen würde ich für mich auch ausschließen, ich warte im Zweifel lieber eine Woche länger, als die 3-Tage-Regel für wörtlich zu nehmen.

Von den wenigen Nachteilen des Hobbybräus würde ich gushing als das störendste bezeichnen. Ich kann mit jeder Farbe leben, sogar wenig Hopfenaroma kann ich ab, aber wenn es nur Schaum und kaum Bier im Glas gibt, bin ich enttäuscht.
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SIK
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Re: Etwas Frust

#11

Beitrag von SIK »

@Bierwisch
Eine Möglichkeit wäre, die Flaschen vor dem Ausschenken möglichst weit herunterzukühlen.
Das Bier steht schon deutlich kühler. Zum trinken an sich zu kalt.

@Kurt
Wahrscheinlich zu viel CO2. Auf wieviel g/l hast du gespundet?
7,5g/l, dass ist mit Sicherheit die, oder eine der Ursachen

@Gert
Ich konnte meins so retten .
Das ist einen Versuch wert. Ich werde nachher eine Flasche trinken. An der werde ich das versuchen

@Gunter
Außerdem hab ich hier den Tipp bekommen, die Flaschen noch mal nachzuspülen, wenn man sie mit Chemipro Oxi o.ä. reinigt, da sich dadurch auf der Innenseite ein Kalkfilm bilden kann, der auch Gushing fördert.
Das kann es nicht sein. Ich spüle meine Flaschen immer unmittelbar vor dem Abfühlen und lasse sie nur noch kurz abtropfen.

@Andy
Kommt das ganze dann in ein neues Gebinde, wird wieder Hefe aufgewirbelt und kann über Wochen und Monate am Restextrakt nagen.
Bei 7,5gr/L plus nicht vergorenem Restextrakt wären mir die Flaschen längst um die Ohren geflogen. Die stehen immerhin über 8 Monate

@Markus
der Schaum kricht langsam und kontinuierlich aus der Flasche.
Exakt das tut das Bier. Es löst sich nach und nach in Schaum auf. Öffnen kann ich es in aller Ruhe. Dann sollte ich aber sehr schnell schauen, dass ich es über die Spüle bekomme. Wenn es nicht mehr schäumt ist auch fast nichts mehr drin

@Stefan
In den allermeisten Fällen wurde zu früh abgefüllt.
Daran glaube ich irgendwie nicht. Auch wenn es eines meiner ersten Biere (10.Bier) war. Es ging ja erst vor etwa 5-6 Wochen los

@Achim
Ich kann mit jeder Farbe leben, sogar wenig Hopfenaroma kann ich ab, aber wenn es nur Schaum und kaum Bier im Glas gibt, bin ich enttäuscht.
Ja, klar. Wer trinkt schon gerne Schaum :thumbdown Lass ich es dann stehen, schmeckt es schal

Gruß, Siegfried
Bronkhorst
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Re: Etwas Frust

#12

Beitrag von Bronkhorst »

Ich habe auch immer wieder Probleme mit überschäumenden Bieren.
Aber was mir aufgefallen ist, NUR mit Weizenbieren!
Ich habe bisher 10 Biere gebraut, davon 4 mit einer 50% Weizenschüttung. Die Hefen waren 2×WY3638, 1xMaitre Brasseur und 1xSchneider gestrippt.
Drei davon sind mir irgendwann aus der Flasche gekommen, der 4. (aktuelle) Sud, ein Amarillo Weizen, habe ich auf 5,2 g/l CO2 gespundet. Das sollte 2,0 bar bei 20°C laut Fabier ergeben. Bin jetzt aber schon bei 3,4 bar. Bleibt zwar noch brav in der Flasche, aber...
Vorgehen, Berechnungen sind bei allen 10 suden gleich, aber die anderen 7 Biere benehmen sich wie sie sollen.

Da du das Problem auch mit einen Weizensud hattest, könnte da vielleicht ein Grund liegen, auch wenn ich keine Erklärung habe warum das so ist.

Jens
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Laurion
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Re: Etwas Frust

#13

Beitrag von Laurion »

Bei meinem letzten Hefeweizen war eine Flasche betroffen,alle anderen von den zwei Kästen waren ok.Da drängt sich mir die Frage auf-lag es an derFlasche(eine Unsauberkeit die ich nicht bemerkt habe)denn am Bier kann es bei einer Flasche nicht gelegen haben.

Gruß Stefan
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SIK
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Re: Etwas Frust

#14

Beitrag von SIK »

Möglicherweise hat es damit zu tun.Bei mir ist etwa jedes zweite Bier ein Weizen. Probleme hat ich noch nie. Ich habe nochmal im Rezept nachgesehen. Es hat "nur" 17,2°P. Das war mit Abstand das stärkste Weizen das ich bisher gebraut habe. Ich habe gerade eines davon getrunken. Das ist mit Mühe im Glas und in der Flasche geblieben. Dabei ist mir unten im Glas etwas aufgefallen. Es könnte tatsächlich auch sein, dass Schwebstoffe dafür sorgen, dass es so los legt. Ich füge mal zwei Bilder an.
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Gruß, Siegfried
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djmoehre
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Re: Etwas Frust

#15

Beitrag von djmoehre »

Heiliger Bimbam ! :Shocked

Das ist ja mal eine Schaumparty. Soetwas hatte ich in 31 Süden noch nie.
Auf dem zweiten Bild sieht es so aus, als ob CO2 Bläschen an spezielle Stellen - vermutlich Partikel von was auch immer - aufsteigen.
Grüße
Maddin
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SIK
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Re: Etwas Frust

#16

Beitrag von SIK »

Ein kleines update. Keine Ahnung warum ich das Bier nicht weggeleert habe. Vor einigen Wochen habe ich ein paar in den Kühlschrank gestellt und inzwischen fünf davon getrunken. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bei keiner einzigen kam der Schaum aus Flasche oder Glas. Extrem stabiler, feiner Schaum, aber kein überschäumen. Und ja, das Bier ist noch wirklich gut trinkbar. Aber an ein Weizen erinnert es nur noch schwach. Und mehr als eins geht nicht. Das wirkt, als wenn man es intravenös bekommen hat.
Gruß, Siegfried
hoggel1
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Re: Etwas Frust

#17

Beitrag von hoggel1 »

Hallo Siegfried,

so extrem hatte ich das noch nicht. Bei meinen letzten Wit und Weizen hatte ich zum Karbonisiern das Zuckerdreieck benutzt (für 0,5 L Flaschen den 0,75 L Löffel). Da kam das Bier den ersten Monat nach der halben Flasche auch aus dem Glas geklettert. Sah schon witzig aus. Aber dannach hat es sich gelegt. Ich muss auch zugeben, das ich die ersten Flaschen nur 3 Tage kalt gelagert habe. Blöde Ungedult.

MfG
Thomas
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