Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Tozzi
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Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#1

Beitrag von Tozzi »

Sorry, falls das schon mal dagewesen sein sollte und ich es überlesen habe.

Ich bin gerade schwer begeistert von diesem Bier, und würde das wirklich sehr gerne nachbrauen.
Ich geh jetzt mal davon aus, dass das ein "Kettle Sour" ist. Der pH ist aber (sensorisch) deutlich über 3,5.
pH 3,8-4.0 scheint realistisch? Gemessen habe ich noch nicht.

Also vermutlich >50% Weizenmalz hell, Lactos (Plantarum?) als Kettle Souring, dann mit wenig Hopfen (welchem?) gekocht.
Koriander Samen sind laut Label drin, aber ich finde das sehr dezent. Sehr schöne Zitrus Aromen, offenbar ganz ohne Orangenschale.
Das ist wirklich mal ein Bier, das ich jeden Tag trinken könnte. Absolut Weltklasse. Harmonisch in jeder Hinsicht.

Brett schmecke ich (noch) gar nicht raus, kann aber sein, dass das erst kommt.
Ich habe dieses Bier bisher nur vom Hahn (im Leipziger Bayrischen Bahnhof) verkostet und mir ein paar Flaschen davon mitgenommen.

Ich würde mich über ein paar Tipps sehr freuen.
Vor allem der (Koch)Salzgehalt und die verwendete(n) Hefe(n) stellen mich noch vor ein großes Fragezeichen, neben optimaler Dosierung und Zugabezeitpunkts des Korianders... :Grübel
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#2

Beitrag von Butterbrot »

Witzig, ich hab dieses Bier gerade vorgestern das erste mal probiert (aus der Flasche). Mir kam das Bier überraschend dunkel vor, aber vielleicht haben mir die Lichtverhältnisse da auch einen Streich gespielt. Ansonsten schien es mir echt sehr 'clean', fast wie eine "Schummelgose" ohne Laktos (mit Milchsäurezugabe); keine käsigen oder funky Aromen.

Bin auch mal gespannt, was hier rauskommt :)
tbln
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#3

Beitrag von tbln »

In "Brewing with Wheat" von Stan Hieronymus findet man alle Angaben. Brett nutzen die nicht, wie mir berichtet wurde. Ph soll laut Hieronymus bei 3,6 liegen. Seperate Milchsäuregärung (aus Malzstarter, 2 Tage bei 48°C), die entsprechend der ph Anpassung vor dem Kochen zur Würze hinzugefügt wird. Dunkles Weizenmalz gibt Farbe - vielleicht könnte man auch 5% Cara-Wheat nehmen?
Ich muss zugeben, dass ich die Art von Bier auch schon mit 10% Sauermalz (zugegeben nach Maltoserast) und ohne LAB gebraut habe. Den Bogen zum belgischen Grisette den Hieronymus schlägt, finde ich ganz interessant. Gibt halt viele Wege norddeutsche/holländische/belgische Weißbiere zu brauen, das plötzlich alles unter Gose (+Salz) und Berliner Weiße (ohne Salz) fällt ist irgendwie schade.
tbln
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#4

Beitrag von tbln »

hb9cjs hat geschrieben: Freitag 12. Oktober 2018, 11:08 Wirf mal einen Blick auf mein Rezept. Das Bier kommt sehr gut an, auch bei Leuten die mit Sauerbier gar nichts anfangen können.
http://uelus-homebrew.ch/rezepte-braume ... _gose.html
Würde deutlich weniger Salz nehmen. Die Gose von Bayrischer Bahnhof liegt doch eher bei 0,3-0,4 g/L (500g bei 15hl Anlage) oder?
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Tozzi
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#5

Beitrag von Tozzi »

tbln hat geschrieben: Freitag 12. Oktober 2018, 11:02 In "Brewing with Wheat" von Stan Hieronymus findet man alle Angaben.
Top! Vielen Dank!
Das Buch fehlte noch in meiner Sammlung, wird gleich gekauft. :thumbup
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#6

Beitrag von hyper472 »

Wir haben im Sommer bei Peter in größerer Runde eine Gose verkostet, die 2 Jahre über MHD war. Habe noch nie davor so leckeres Brett getrunken!
Viele Grüße, Henning
"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
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Tozzi
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#7

Beitrag von Tozzi »

War das vom Bayerischen Bahnhof? Tät mich wundern... :Grübel
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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hyper472
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#8

Beitrag von hyper472 »

Tozzi hat geschrieben: Freitag 12. Oktober 2018, 23:57 War das vom Bayerischen Bahnhof? Tät mich wundern... :Grübel
die mit dem langen Hals. Ich guck mal.
...später:
Langer Hals ist kein Kriterium, den hat die Ritterguts-Gose auch.
Christian, welche Gose war das?
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#9

Beitrag von jemo »

In der Gosenschänke „Ohne Bedenken“ kann man sich durch sämtliche Leipziger Gosen durchprobieren. Habe ich mal gemacht und meiner Meinung nach, war keine der Gosen mit Brett.
Viele Grüße,
Jens
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#10

Beitrag von Tozzi »

Ich werd das dann mal versuchen, mit Kettle Souring (L. Plantarum).
Den pH von 3,6 muss man dann halt abpassen.
Als Hefe dann eventuell die Augustiner (gestrippt aus dem Weißbier), schön kühl angestellt.
Bin gespannt. Danke für die Tipps und den Buchhinweis.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Schlafwagenschaffner
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#11

Beitrag von Schlafwagenschaffner »

Da wird Milchsäure zugegeben.
Hefe ist eine neutrale OG. Damit hab ich schon mal ein Ale gebraut.
Jens
„Man kann ohne Liebe Holz hacken, Eisen schmieden und Ziegel formen,
Bier brauen ohne Liebe aber kann man nicht.“ Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#12

Beitrag von tbln »

Eine weitere Quelle: https://www.bierblog.eu/en/bieriges/gos ... h-leipzig/

Jeweils 50% Weizen- und Gerstenmalz sowie "untergärige Hefe, ähnlich der Kölschhefe". :Grübel
Braujeck
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#13

Beitrag von Braujeck »

Tozzi hat geschrieben: Sonntag 14. Oktober 2018, 21:02 Ich werd das dann mal versuchen, mit Kettle Souring (L. Plantarum).
Den pH von 3,6 muss man dann halt abpassen.
Als Hefe dann eventuell die Augustiner (gestrippt aus dem Weißbier), schön kühl angestellt.
Bin gespannt. Danke für die Tipps und den Buchhinweis.
Witzig,
kurz vor Weihnachten war ich auch im Bahnhof in Leipzig,das Gose war echt Lägga. Hast du es inziwschen mal gebraut ? wenn ja darf ich nach der Rezeptur fragen ?
MfG Nobby... :Greets
Gib einem ein Bier,er trinkt es.Lehre ihn brauen... :redhead
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#14

Beitrag von Sebasstian »

Hi Tozzi,
hattest du damals, bzw. mittlerweile, eigentlich ne Gose gemacht? Berichte doch gerne mal wie genau du es gemacht hast und wie das Ergebniss war?

Frage an alle:
Wie macht es denn nun der Bayrische Bhf?
In dem oben verlinkten Artikel steht
Das Geheimnis ist, dass nicht die in deutschen Brauereien im Gär- und Lagerkellerbereich so gefürchteten Laktobazillen für den säuerlichen Geschmack verantwortlich sind, sondern der Säuregrad, bzw. der ph Wert um die 3,4, der im Sudhaus vor dem Würzekochen durch Zugabe derselbigen Laktobazillen eingestellt wird.
Das klingt nach Kettle Sour. Aber auf dem Etikett steht als Zutat 'Milchsäure'. Muss die beim Kettle Sour entstandene Säure als Zutat angegeben werden? Oder haben die ohne Laktos eventuell einfach "fertige" Milchsäure dazu gegeben um das Bier säuerlich zu machen?
Grüße,
Sebastian
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#15

Beitrag von LuedgerLeGrand »

Ich könnte mir eher vorstellen, dass vorm Anstellen mit Laktos angesäuert wurde, damit eine bessere Schaumstabilität erzeugt wird.
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Tozzi
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#16

Beitrag von Tozzi »

Ich bin leider die letzten Monate(!) nicht mehr zum Brauen gekommen. :crying
Dauernd irgendwas dazwischengekommen.
Aber es steht recht weit oben auf der Liste.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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flying
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#17

Beitrag von flying »

Macht euch nichts vor. Die Leipziger Gose gibt es nicht mehr. Das was heute existiert ist entweder Fake (mit Milchsäure gesäuert), Kettle Sour oder pasteurisiert.
Die originale Gose war ein lebendig Ding was in allen Reifungsphasen getrunken wurde. Junge Gose war fast wie ein Hefeweizen, mittlere Gose war fein- limonadenartig und die alte Gose war wohl eher als Essigeersatz zum kochen gedacht..?

Die hohen Flaschenhälse hatten ursprünglich mal eine Funktion. Die junge, noch nicht ausgegorene Gose wurde in die Langhalsflaschen gefüllt. Dann suppte oben der Schmodder raus. Wenn die Gärung dann zum Erliegen kam trocknete der Schmodder an der Halsöffnung aus und bildete einen natürlich Stopfen...
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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Sebasstian
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#18

Beitrag von Sebasstian »

flying hat geschrieben: Montag 14. Januar 2019, 17:33 Macht euch nichts vor. Die Leipziger Gose gibt es nicht mehr. Das was heute existiert ist entweder Fake (mit Milchsäure gesäuert), Kettle Sour oder pasteurisiert.
Die originale Gose war ein lebendig Ding was in allen Reifungsphasen getrunken wurde. Junge Gose war fast wie ein Hefeweizen, mittlere Gose war fein- limonadenartig und die alte Gose war wohl eher als Essigeersatz zum kochen gedacht..?

Die hohen Flaschenhälse hatten ursprünglich mal eine Funktion. Die junge, noch nicht ausgegorene Gose wurde in die Langhalsflaschen gefüllt. Dann suppte oben der Schmodder raus. Wenn die Gärung dann zum Erliegen kam trocknete der Schmodder an der Halsöffnung aus und bildete einen natürlich Stopfen...
Das is schon klar. Das Ziel ist doch auch nicht ne Ur-Gose von 17xx zu brauen, sondern das ziemlich leckere 'moderne' Bier des Bayerischen Bahnhofs (eröffnet im Jahre 2000) mal nachzubrauen. Da machmer uns nichts vor: Das ist ne schöne Idee. :Drink
Grüße,
Sebastian
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peterkling
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#19

Beitrag von peterkling »

Lese (schon länger) mit. Das wird auch eines meiner nächsten Projekte sein - Michsäure 80% liegt schon bereit.
Bockelsbock
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#20

Beitrag von Bockelsbock »

Und wie ist es geworden?
In dem Bock steckt jede Menge Craft

Mit einem leichten Hang zu Bockbieren!
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hyper472
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Re: Leipziger Gose (Bay. Bf. Leipzig)

#21

Beitrag von hyper472 »

Meine Brett-These Muss ich wohl widerrufen, oder wenigstens mit einem dicken Fragezeichen versehen. War wohl doch kein Brett, teilten mir meine damaligen Mittrinker später mit. ich hab’s damals dafür gehalten und alle auf die falsche Spur geführt.
Lecker war’s aber auf jeden Fall, also ruhig mal überlagern das Zeug!
Viele Grüße, Henning
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