Ich würde mich nicht so sehr an einem einzelnen Begriff festhalten, aber für mich beginnt Kochkunst, wenn der Koch den Teig "begreift" und erkennt, dass noch etwas Flüssigkeit, Mehl oder Fett zugefügt werden muss. Eine Mischung aus Erfahrung und Gefühl, die mir eine hohe Kunst zu sein scheint. Dazu die Aussage eines Kochs zu Zeiten der unterschiedlichen Gargrade eines Steaks: "Keine Ahnung, aber das fühlt man doch." Dieses "Fühlen" lässt sich mit keiner Zeitangabe ersetzen, weil das Naturprodukt Fleisch nicht statisch ist und eine pauschale Zeitangabe nie in jedem Fall stimmen kann.
Der enge Kunstbegriff des Ausdrücken von Gedanken und Gefühle wird damit nicht abgedeckt. Den sehe ich beim Brauen als Hobby aber auch nicht wirklich bzw nur in weiter Ferne. Ausschließen möchte ich ihn dennoch nicht. Mir fällt dazu ein Bretonisches Bier ein, das recht salzig war. Wenn der Brauer ein Bier brauen wollte, das die Stimmung an einem bretonischen Strand am Abend im Herbst ausdrückt, dann war das ein künstlerischer Prozess im engeren Sinn des Wortes. War es das auch, wenn er aus Marketingzwecken etwas Salz in den Sud kippt? Keine Ahnung, diese Bedeutung der Kunst ist mir zu wenig begreifbar.
Eher trifft es eine Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist
(Wikipedia). Diese lässt sich m.E. auch nicht durch eine wie immer geartete Automatisierung ersetzen. Wenn auch Werkzeuge - eben auch eine Automatisierung - bei jedem Herrstellungsprozess helfen.
Und lieber Rene, das mit den Meisterköchen und dem technischen Schnickschnack mit hohem Automatisierungsgrad tu ich mal als so daher gesagt ab, wenn du nicht einen Backofen mit Temperatur- und Zeiteinstellung damit meinst. Dazu kenne ich zu viele Köche, unter anderem auch ein Mitglied der deutschen Nationalmanschaft.