Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

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mike braut bier
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Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#1

Beitrag von mike braut bier »

Hallo

Ich habe letzte Woche ein Bier gebraut und plane nun, zwecks Hopfenstopfen nach der HG umzuschlauchen und dabei ein "Lackerl" mit der Hefe im Gärbehälter zu lassen, um den nächsten Sud draufzuschlauchen. Ist es ein guter Plan nach der HG die Hefe wiederzuverwenden. Zwecks Fremdgeschmack vom letzen Bier mache ich mir da keine großen Sorgen da es beinahe, bis auf ein bischen Röstgerste das selbe Malz war. Habt ihr damit Erfahrung? Gibt es Bedenken bzw. Sachen die ich beachten sollte?
Ich plane genau so viel Jungbier im Gärbehälter zu lassen das die Hefe damit abgedeckt ist und ich dann kurz darauf (eher nur eine halbe Stunde später) die neue Maische draufzugeben und eine Runde zu schütteln (ist nur eine 5l Flasche ;))
Oder soll ich doch lieber eine neue Hefe verwenden?
Was ich auch sehr interessant finde, ist dass nach dem Umschlauchen vom Jungbier und Hopfenstopfen (ohne Hopfensack ... ich lasse den Hopfen frei schwimmen) das Jungbier immer weitergärt. Ich habs auch mal gemessen und es hat laut Refaktometer gemessene 0.5 Brix Unterschied gemacht als die Gärung dann auch gestoppt hat. Auch am Boden des Gärbehälters hat sich ein neuer Satz Hefe gebildet. Sehr genial, denn nach dem Filtern des Jungbieres und Abfüllen in Flaschen, war das Bier extrem klar. Super Sache! Kann ich empfehlen.

thx
Mike

ps.: Ich verwende die Nottingham Ale Trockenhefe ... teufelszeuch ;) gärt wie verrückt ... und rehydriere die Hefe generell zuerst und füttere sie zuerst mit Malzextrakt oder neuer Maische. Ist mir suspekt einfach die Trockenhefe drüberzustreuen und zu hoffen das es bald beginnt ;) ... Auf diese Art setzt die Hauptgärung innerhalb weniger Stunden ein und ich fühle mich dabei wohler ;) :Drink
skappler
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#2

Beitrag von skappler »

Neue Würze draufschlauchen ist kein Problem. Wird, im Gegenteil, sogar recht häufig gemacht. Man sollte natürlich nicht auf die Imperial Stout Resthefe ein leichtes Pale Ale schlauchen, da merkt man dann schon den alten Sud. Umgekehrt ist aber kein Problem.

Außerdem hab ich schon häufiger gelesen, dass Trockenhefen erst in der zweiten Führung richtig gut sein sollen. Würde also auch dafür sprechen
Benne
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#3

Beitrag von Benne »

So ähnlich habe ich es auch vor. Aktuell gärt ein Sommerbier mit der Nottingham im Gäreimer welches übernächstes Wochenende abgefüllt werden soll. Ich wollte dann ebenfalls minimal Jungbier auf der Hefe lassen und nach dem Abfüllen einen weiteren Sud (gleiches Bier) ansetzten und dann auf die Hefe geben.
Sollte kein Problem sein das der Gäreimer mit der Hefe 6 Stunden geschlossen am Gärplatz steht oder?
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Bierjunge
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#4

Beitrag von Bierjunge »

Hefe zu ernten und wiederzuverwenden ist grundsätzlich möglich, vielfach sinnvoll und wird daher häufig auch gemacht.

Aaber:
Der gesamte Heferest wird idR zu viel Hefe zum Anstellen eines gleich großen Folgesudes sein (siehe Overpitching).
Auch würde ich au hygienischen Gründen niemals in einem ungereinigten Gärbottich direkt den Folgesud anstellen.
Übliches Vorgehen wäre daher: Hefe mit desinf. Löffel entnehmen, Bottich reinigen, Folgesud mit richtiger Menge (siehe z.B. MrMalty) zeitnah anstellen.
In Deinem Fall kommt jedoch hinzu, dass die Nottingham weder selten noch teuer ist, und daher meines Erachtens weder den Aufwand noch das Infektionsrisiko einer mehrfachen Führung lohnt.

Moritz
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Malzwein
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#5

Beitrag von Malzwein »

Risiko und nicht optimal? Stimmt. Aber das ist ein Sud ohne kontrollierte Gärtemperatur, ohne Wasser und Malz Analyse und ohne 100% Einhaltung der Hygienevorschriften immer.

Es geht aber und wird auch in gewerblichen Brauereien praktiziert
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Bierjunge
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#6

Beitrag von Bierjunge »

Malzwein hat geschrieben: Mittwoch 30. Januar 2019, 11:48 Risiko und nicht optimal? Stimmt. Aber das ist ein Sud ohne kontrollierte Gärtemperatur, ohne Wasser und Malz Analyse und ohne 100% Einhaltung der Hygienevorschriften immer.
Was willst Du damit sagen? Dass es damit eh wurscht sei?
Ich sehe es genau andersherum: Gerade deswegen sollte man doch unnötige Risiken vermeiden und zumindest dort qualitätssteigernd eingreifen, wo es mit vertretbarem Aufwand problemlos möglich ist.
Malzwein hat geschrieben: Mittwoch 30. Januar 2019, 11:48 Es geht aber und wird auch in gewerblichen Brauereien praktiziert
Echt? In den ungereinigten Bottich eines ausgegorenen und geschlauchten Sudes direkt den Folgesud auf die alte, abgesetzte Hefe? Das hielte ich für abenteuerlich, das musst Du mir erst zeigen!
Nur zur Klarstellung: Wir reden hier nicht vom sog. Drauflassen (s.d.), das wäre etwas ganz anderes, und danach hatte der Threadersteller auch nicht gefragt.

Moritz
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tauroplu
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#7

Beitrag von tauroplu »

Das ist nicht nur abenteuerlich, sondern wird schlichtweg nicht gemacht. Selbst damals, vor über 30 Jahren haben wir die Hefe in eine Wanne abgelassen, mit Wasser überschichtet und den Rest der Gärbottichhefe (offene Gärung übrigens) in den Abguss gespült. Danach die Kohlensäure durch Abregnen entfernen und dann, bewaffnet mit einem 15 Litereimer und ner Ladung Combicid, sowie Schrubber den Gärbottich gereinigt, gründlich gespült und erst dann wurde der neue Sud da reingepumpt.
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Malzwein
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#8

Beitrag von Malzwein »

Zwischen optimal und (noch) praktikabel liegen manchmal Welten und ich behaupte mal, dass fast alle Hobbyisten - egal ob Brauer, Bäcker oder Koch - vom Optimum weit entfernt sind und trotzdem gute Ergebnisse abliefern. Das Optimum zu kennen und darauf hinzuweisen ist aber nie verkehrt.

Dann verstehe ich "Drauflassen" nicht. Bier abziehen und direkt neue Würze "drauflassen" wurde hier schon als "Drauflassen" bezeichnet.

Bin aber nur mit dem Smartphone unterwegs und kann nicht intensiver recherchieren.
Gruß Matthias

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mike braut bier
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#9

Beitrag von mike braut bier »

Hmm danke für die Kommentare ... Ich denke weil es wirklich zu viel hefe ist das ich nur einen Teil entnehme und in eine ander saubere Gärflasche "mitnehme". Nach dieser Gärung sind einige Spuren von Kräusen usw. auf der Flasche => vielleicht wirklich eine saubere Flasche nehmen. Obwohl ich glaube solange der Gärbehälter nie geöffnet wurde kanns da eingentlich nicht viel haben ... schaut nur ein bischen unsauber aus. Angeblich soll man ja den mittleren teil des Hefesatzes verwenden. Ich kann mir nicht vorstellen wie man das anstellen soll.
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Cobo
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#10

Beitrag von Cobo »

Wenn ich das so lese, habe ich heute vermutlich auch Overpitched. Habe Barleywine Würze mit so ziemlich der ganzen Pale Ale Hefe von letzter Woche angestellt. In meinem Fall aber in einen zweiten sauberen Speidel. Die Hefe geht ab wie irre... ich hoffe das macht sich nicht zu sehr bemerkbar :Grübel
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Bierjunge
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#11

Beitrag von Bierjunge »

Passt meines Erachtens schon: Bei einem P22 Bier kann man fast nicht overpitchen; viel hilft viel ist da (ausnahmsweise) die einzige Chance.

Moritz
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Cobo
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Re: Auf Heferest des letzten Suds Schlauchen?

#12

Beitrag von Cobo »

Pfuuu... dann bin ich erstmal beruhigt :Smile
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