2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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Johanson
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2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#1

Beitrag von Johanson »

Moin!
Nachdem ich von meiner Liebsten diese Besserbrauer-Box geschenkt bekommen habe, und dabei ein sehr wohlschmeckendes IPA herausgekommen ist, bin ich neugierig geworden und habe begonnen, mich hier und mit dem Buch von Jan Brücklmeier mal etwas schlau zu machen. Bin beeindruckt, mit wieviel know-how und Ambition ihr euer Hobby betreibt und möchte mich an dieser Stelle einmal für die ganzen Beiträge hier im Forum bedanken!
Damit andere vielleicht auch davon etwas mitnehmen können und ich ein paar Ratschläge bekomme, möchte ich hier meinen 2. Sud vorstellen.

Setup ist im Prinzip nach wie vor die Besserbrauer Variante mit leichten Modifikationen. Zusätzlich hab ich halt mir Spindel, ph-Messtreifen, Jod usw. zugelegt, um das ganze irgendwie erfassen und einigermaßen gezielt steuern zu können. Die geringe Ausschlagmenge stand für mich erstmal im Hintergrund, weil es mir hauptsächlich darum ging, zu schauen, ob ich ein Rezept irgendwie so hinbekomme, wie ich mir das vorher in der Theorie überlegt habe. Und weil ich im Bekanntenkreis nicht genug fleißige Biertrinker habe :) Sehe aber schon, dass auf lange Sicht der Aufwand für am Ende zwei Sixpacks unverhältnismäßig groß ist. Da wird sicher irgendwann etwas voluminöseres her müssen.

Als etwas ambitioniertes Ziel bei diesem Sud habe ich mir einfach mal ein Klon-Rezept von meinem Lieblings-IPA hergenommen und das auf meine "Anlage" runtergerechnet. (https://brewgr.com/recipe/42288/ballast ... ipa-recipe) Am Ende sah das dann für mich so aus. Bitte nicht lachen über die Miniaturmengen :Bigsmile
Schüttung: 1360g Pilsner Malz, 45g Cara Hell, 45g Cara Red, 45g Carapils für 5L Stammwürze mit 17°P bei einer SHA von angenommen 60%.
Hopfen:
3,5g Warrior Vorderwürze,
6,5g Centennial für 20 und 3,5g für 1 min
je 3,5g Amarillo für 20 und 5 min,
je 3,5g Simcoe für 5 und 1 min.
sollen am Ende nach dem Mügelland Rechner etwa 81 IBU ergeben. Ob das mit den zig unterschiedlichen Hopfensorten unbedingt sein muss.. ich habs jetzt einfach mal so ausprobiert.

Die Restalkalität des Wassers habe ich mit Milchsäure von vormals 7,3° auf errechnet 3,2°dH heruntergebracht. Mehr wollte ich nicht runtergehen weil ich damit bereits auf knapp 140mg/l Lactat komme und außer den pauschalen 50-300mg/l keine genauere Angabe dazu finden konnte, wieviel Lactat denn nun bei der Gärung ensteht. Bin hier also lieber auf Nummer sicher gegangen und hab nicht zu viel zugegeben, zumal beim ersten Sud ja auch komplett ohne Wasserbehandlung ein leckeres Bier bei rausgekommen ist. Schwefel- oder Salzsäure hatte ich nicht zur Verfügung, das wäre eventuell eine Möglichkeit für weitere Behandlung. Die Werte für Calcium (110mg/l), Magnesium (11g/l), Sulfat (95mg/l) und Chlrodid (44mg/l) schienen mir ansonsten einigermaßen in Ordnung. Hatte halt beim Kaffe einmal die Erfahrung gemacht, dass anderes Wasser hier einen riesigen und vor allem deutlich schmeckbaren Unterschied macht, daher habe ich diesem Aspekt gleich relativ viel Beachtung geschenkt. Jetzt aber ans Brauen!

Die ganzen Malze habe ich mangels Mühle geschrotet bestellt, um 11 Uhr morgens ging es also gleich ans Einmaischen
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In 72°C eingemaischt stellten sich tatsächlich die gewünschten 67°C ein. Die Temperatur aus dem Induktionsherd konnte ich im zweiten Sud nun schon deutlich besser halten mit kurzen Ausreißern +- 3°C nach oben und unten. Größte Errungenschaft und enorme Erleichterung hier übrigens der Metallclip am Topfrand, der das Thermometer hält :Bigsmile Ansonsten zeigte das digitale Thermometer konstant etwa 1,5°C mehr an als eine analoges, das ich zur Überprüfung dabei hatte. Keine Ahnung, wem ich da vetrauen sollte. Bin dann einfach bei dem digitalen Kollegen geblieben wegen zuvor erwähnter Halterung.

ph Werte der Maische lag erwartungsgemäß über dem Optimum (ich lese hier etwa 5,8 ab, ihr auch?)
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Dieser Punkt leuchtet mir noch nicht so richtig ein. Arbeiten die Enzyme im suboptimalen ph-Bereich generell schlechter/anders oder dauert es einfach nur länger? In jedem Fall war die Maische nach 60 min jodnormal, also gings ans Läutern.
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Die Besserbrauer-Schöpfmethode besteht darin, das Malz mit einem Schöpflöffel in ein Küchensieb umzufüllen, dann zwei mal den Hauptguss dadurch zu filtern und anschließend den Nachguss draufzugeben. Finde ich ziemlich unschön das ganze hin- und her, hier wird das nächste mal auf jeden Fall ein sachgerechtere Methode zum Einsatz kommen. Am Ende hat aber auch diese ihren Zweck erfüllt.
Da zwischenzeitlich der Sud nur sehr zögerlich durch den Treber lief hab ich den ein paar mal eingeschnitten, dann ging es wieder besser. Obs wirklich nötig war, kann ich nicht sagen. Ich nehme an, das ist in jeden Fall aber ungünstig für die Ausbeute, oder?

Nun also spindeln, sieht ja erstmal ganz gut aus..
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Die Spindel ist geeicht auf 70°C, die Würze hat noch 47° also in die Tabelle geschaut.. Oh, das sind dann ja nur 11°P! Hab ich mich denn so verrechnet oder schlecht gearbeitet?
Den Treber nochmal ausgedrückt und die Würze erstmal gut verrührt messe ich dann bei der zweiten Messung 18,5° also korrigiert gut 15,3°P.
Genau so wars geplant. Ich schätze, bei der ersten Mischung hatte sich einfach schon viel Exrtrakt am Topfboden abgesetzt und ich habe für die Probe nur von der dünneren, oberen Schicht genommen. Kann das sein?

Nun also ans Kochen, die Hopfengaben hatte ich während des Maischens schon vorbereitet
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Nach zwanzig Minuten scheint mir die Flüssigkeitsmenge doch arg wenig zu werden. Mein Topf hat leider innen keine Skala aber mit der Stehhöhe am Löffel und dem Topfdurchmesser errechne ich gerade mal noch 5 Liter. Aber das soll doch am Ende die Ausschlagmenge werden! Zum Glück hab ich noch Nachgusswasser übrig, davon gebe ich schrittweise knapp 1 Liter zu.

Damit die restlichen 43g Hopfen in jeder Packung noch lange halten, werden die gleich wieder vakuumiert.
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Hier Tipps zur Lagerung? Also dunkel, klar, aber im Kühlschrank, Eisfach, Keller?

Über die Ambition, möglichst schnell runterzukühlen (Topf im Waschbecken mit Eiswasser) und die Eingebung, dass irgendwann ja auch noch die Hefe (hier übrigens Safale US-05) rehydriert werden sollte, hab ich ganz vergessen, die Gelegenheit zu nutzen, nochmal zu spindeln, während die Würze noch in dem Temperaturbereich ist, für den die Spindel geeicht ist.
Das Kühlen ging dann auch recht zügig, nach 5 Minuten waren es bereits unter 60°C (was mir in Nachhinein doch arg schnell vorkommt :Grübel ), nur die letzten zwanzig Grad bis zur Anstelltemperatur dauern ja nochmal ewig. Und unter 25° waren an dem warmen Tag nicht schaffen. Naja anyway, um 15 Uhr wars dann so weit.
Jetzt nochmal gespindelt (ja, alles schön desinfiziert vorher) und ich es kommen 22° raus.. gibt korrigiert 17°P°! Juhu :)

Hatte mir vorher überlegt, mithilfe eines Bierhebers in den Glas-Gärbottich umzufüllen. Das wurde dann nochmal ne ziemliche Sauerei, weil ich mir nicht überlegt hatte, wie ich den Hopfenfilter gescheit dazwischen bringe und überhaupt dass der Hopfentreber so viel ist und den Schlauch verstopft und der Filter zwischendurch ausgewaschen werden muss... ich erspar euch weitere Details, die Erfahrung war auf jeden Fall sehr lehrreich und am Ende ist der Bottich voll. Die Hefe hat natürlich auf zwischendurch ihren Weg mit hinein gefunden :Bigsmile
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Zum Anreichern mit Sauerstoff nochmal ordentlich geschüttelt, als wäre beim Umfüllen noch nicht genug Sauerstoff da rein gekommen..

Und zum Abschluss und nach einem größeren Spüleinsatz noch eine Flasche vom Vorbild in vorfreudiger Erwartung auf das Ergebnis. Sorry, musste erst trinken, dann Foto machen :)
IMG_20190606_192528.jpg
Der Bottich steht schön kühl (20°C) und dunkel im Keller und am nächsten Morgen war die Gärung schon voll im Gange. Es soll jetzt noch eine Kalthopfung dazu kommen, die ich direkt und ohne Umfüllen im Gärbottich vornehmen möchte. Gibts da vehementen Einspruch?
Ansonsten bin ich natürlich dankbar für jegliche Tipps und Hinweise, was ich evtl. falsch gemacht/gedacht habe oder was man noch geschickter machen könnte. Dass dabei die Anlage ausbaufähig ist, liegt ja auf der Hand :)

Viele Grüße und :Drink
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#2

Beitrag von Malzknecht »

Moin und Danke für den ausführlichen Bericht.
Zu dem Rezept kann ich leider nichts sagen, aber du gehst auf jeden Fall professionell an die Themen heran. Das führt sehr schnell zu guten Ergebnissen. Weiter so!

Das Problem mit der nicht vermischten Würze und falschen Messwerten kenne ich. Ist mir auch schon mal passiert. Und du wirst sicher sehr schnell das Ausschlagsvolumen anheben. Glaub mir :P

Viel Erfolg weiterhin!!
Viele Grüße,
Tobi

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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#3

Beitrag von Bumbel »

Schöner Bericht. Wo hast Du das Sculpin her?
Johanson
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#4

Beitrag von Johanson »

Danke für die Ermutigungen. Das Sculpin hab ich importiert.. passte leider nur ein Sixpack in den Koffer :Ahh
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#5

Beitrag von Bumbel »

Teile dann bitte mal mit wie es geworden ist. Ich liebe die Ballast Point IPAs.
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#6

Beitrag von chimicu »

Danke für dein Beitrag! Hast du schonmal darüber nachgedacht BIAB auszuprobieren? Das würde dir das Abmaischen erleichtern. Ich braue auch ca. 5-10 L Sude auf dem Herd, mein Brew Bag habe ich aus einer IKEA Gardine selber genäht.
Ethanol ist nicht die Lösung, nur ein Lösungsmittel.
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Let it Beer
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#7

Beitrag von Let it Beer »

„ Hier Tipps zur Lagerung? Also dunkel, klar, aber im Kühlschrank, Eisfach, Keller?“

Eisfach .-
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Re: 2. Sud, IPA mit einfacher Austtattung

#8

Beitrag von Johanson »

Bumbel hat geschrieben: Donnerstag 13. Juni 2019, 12:09 Teile dann bitte mal mit wie es geworden ist. Ich liebe die Ballast Point IPAs.
Das Bier aus dem hier beschriebenen Sud hat mir (und meinen Freunden) außerordentlich gut geschmeckt. Einen deutlichen Effekt haben hier nochmal ein paar Wochen Reifung in der Flasche gebracht. Das Ergebnis war im Vergleich zum Original allerdings deutlich heller, weniger malzig und bitter, dafür fruchtiger.

Habe das Rezept inzwischen noch ein zweites mal gebraut, diesmal allerdings mit Pale Ale anstatt Pilsner Malz. Das Bier kann auch noch etwas Reifung vertragen, dem ersten Eindruck nach kommt es aber dem Vorbild bereits ziemlich nahe. Muss da nochmal einen Direktvergleich machen.

Die Variante mit Pilsner Malz gefällt mir trotzdem besser, das nächste mal würde ich diese wieder bevorzugen :)
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