ERB Braxatoris aus der Slovakai?

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Matt
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ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#1

Beitrag von Matt »

Hallo zusammen,

ich habe neulich rein zufällig auf einer Reise die Brauerei ERB in Banska Stiavnica in der Slowakei kennen gelernt (ehemals bekannt als Schemnitz oder Schebnitz).

Dort wird neben Standardbiersorten seit einigen Jahren auch ein dunkles Bier mit dem Namen Braxatoris gebraut. Das Bier ist meines Wissens nach in Deutschland nicht zu bekommen und selbst in der Slowakai nur eingeschränkt verfügbar (ausser in der Brauerei selbst natürlich + einem E-Shop auf Slowakisch).

Ohne zu wissen was kommt habe ich aus Neugier dieses als "halbdunkel" beschriebene Bier bestellt, auch wenn es mit ca. 6 Euro pro 0,33L Glas sehr teuer war. Nach dem ersten Schluck ging mir spontan durch den Kopf "da hat sich jemand richtig Gedanken gemacht". Auch wenn es mir insgesamt etwas zu süß war ist die Geschmacksvielfalt und der Reichtum an Aromen wirklich beeindruckend.

Anhand der Bierkarte und einem ausliegenden Flyer konnte ich folgendes herausfinden:

18% Stammwürze
7,2% alc
Sechs verschiedene Malzsorten
Zwei verschiedene Hopfensorten

Das Bier ist laut Beschreibung eine komplette "Neuentwicklung" und daher keinem anderen Bier(typ) zuzuordnen. Ob das so stimmt sei einmal dahingestellt - in jedem Fall fehlt mir die Erfahrung mit Starkbier um sagen zu können das Bier (und damit auch das Rezept) ginge geschmacklich in die eine oder andere Richtung.

Deshalb meine Fragen an dieses Forum:

1) Kennt jemand dieses Bier und ist es vielleicht doch in Deutschland zu bekommen?
2) Kann mir jemand sagen an was für ein Grundrezept ich mich evtl. orientieren kann um in Richtung dieses Bieres zu experimentieren (habe bislang ausschließlich Weissbier und untergäriges Landbier gemacht und konnte mich bislang für das übliche oberbayerische Starkbierzeugs nicht begeistern).

Hier noch der Linke zur Homepage der Brauerei: https://pivovarerb.sk/en/brewery/

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Matt
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Bieryllium
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#2

Beitrag von Bieryllium »

Aus deiner Beschreibung und der Homepage lässt sich jetzt nicht sicher sagen wie das Rezept auszusehen hat, aber ein paar Anhaltspunkte gibt es schon:
Laut deiner Beschreibung zu süß und auf dem Bild so eine orangene Farbe und die Schaumbeschreibung deuten für mich auf eine Mischung aus Pilsner, Weizenmalz und Karamell- und/oder Spezialmalze.
Ein Vorschlag von mir: 50% Pilsner, 20% Weizenmalz, 15% Melanoidinmalz, 10% Haferflocken 5% Special B. 25 Minuten bei 63°C rasten und dann mit der Temperatur hochgehen. Das sollte nicht zu dunkel und vor allem süß werden, einen guten Schaum ergeben und noch eine gewisse Extranote haben.
Mango und Waldbeerenaroma kann man nur raten. Vielleicht eine Mischung aus Centennial und Callista probieren? Bei einer Stammwürze von 18 Plato und der süßen Malzkomposition würde ich mit Vorderwürzehopfung schon für 50 IBU sorgen. Den Rest nach Belieben auf die Kochzeit/Whirlpool aufteilen. Insgesamt mindestens 70 IBU.
Grüße aus Nürnberg!

Euer Christopher
Matt
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#3

Beitrag von Matt »

Danke Christopher - das sind schon sehr detaillierte Vorschläge.... ausgezeichnet! Ich hatte ganz vergessen ein Photo des Bieres einzustellen.
Dateianhänge
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#4

Beitrag von Bieryllium »

Matt hat geschrieben: Freitag 16. August 2019, 12:19 ...ein Photo des Bieres...
Entweder habe ich das falsche Bier auf der Homepage angeschaut oder es schaut mit deiner Belichtung deutlich dunkler aus. So oder so sollte ich schreiben, dass du mit meinem Vorschlag ein helleres Bier erhalten wirst als auf deinem Bild.
Grüße aus Nürnberg!

Euer Christopher
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#5

Beitrag von Matt »

Also es war "in echt" schon eher so wie auf meinem Bild. Wer stellt sich zum Biertrinken schon eine Leuchte hinters Glas :-) (so wie das auf der Website aussieht..).
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#6

Beitrag von Matt »

Nochmals besten Dank Christopher! Ich habe jetzt nochmal weiter gesucht aber es gibt wirklich nicht viel Informationen. Die Homepage schweigt sich zu den Zutaten aus. "RateBeer" listet das Bier als "Flavored - other", was laut Beschreibung der Website ein Lager oder Ale sein kann. "Bierbasis" listet es als Red Ale. Eine polnische Website gibt das Bier als Weizenbock aus und listet als Zutaten Weizen- und Gerstenmalz, sowie "Magnum" und "Cascade" als Hopfen. Red Ale wird wohl zutreffend sein. Dein Rezeptvorschlag wäre öbergärig zu vergären?

Matt
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#7

Beitrag von Bieryllium »

Matt hat geschrieben: Sonntag 18. August 2019, 15:12 Eine polnische Website gibt das Bier als Weizenbock aus und listet als Zutaten Weizen- und Gerstenmalz, sowie "Magnum" und "Cascade" als Hopfen. Red Ale wird wohl zutreffend sein. Dein Rezeptvorschlag wäre öbergärig zu vergären?

Matt
Da du Weißbiere gebraut hast, gehe ich davon aus dass du eine Weißbierhefe sicher rausschmecken kannst. War's eine?
Magnum und Cascade verbinde ich geschmacklich eher nicht mit Mango und Waldbeere, ich bin aber auch kein Sommelier. Safe Play: nimm eine Ale Hefe.
Weil du aber von Aromenvielfalt berichtet hast würde ich sogar eine untergärige Hefe vorschlagen die man bei Raumtemperatur vergären lässt: Mangrove Jack's M54 Californian Lager. Ich habe diese Hefe nicht gut behandelt (viel zu warm angestellt) und dadurch einen fruchtigen Geschmack (hat mich an Birne erinnert) erhalten. Ich empfand das aber nicht als unangenehm. Laut Beschreibung des Herstellers sollte die Hefe aber eher neutral schmecken.
Zumindest treffe ich mit diesem Vorschlag die Experimentierfreude des Braumeisters, der das Original entworfen hat.
Einige werden jetzt beim Lesen ungläubig die Köpfe schütteln, aber ich bin ein Fan von "einfach mal ausprobieren". Mach erst mal einen kleineren Testsud. Der ist schnell ausgetrunken und dann kann man Iteration 1 in Angriff nehmen und an den Stellschrauben drehen.
Grüße aus Nürnberg!

Euer Christopher
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Re: ERB Braxatoris aus der Slovakai?

#8

Beitrag von Matt »

Mea maxima culpa, Asche auf mein Haupt usw., Christopher. Ich hatte das falsche Bild vom Bier gepostet. Ist mir jetzt echt peinlich (scheinbar war das Bier noch stärker als ich ohnehin schon dachte ;-) ). Hier das richtige Bild - und ja, es ist so rötlich wie auf der Webseite. Insofern werde ich Deinen Experimentiervorschlag aufgreifen und mich die nächsten Wochen einmal versuchen. Zur Hefe: definitiv keine Weißbierhefe. Ich würde fast wetten dass das Bier untergärig vergoren wurde. Bezüglich der Hefe muss ich nochmal in mich gehen..
Dateianhänge
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