Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

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gulp
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Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#1

Beitrag von gulp »

Tja, war wohl nix mit der Craftbeer Welle in Deutschland.

"Nach mehr als zehn Jahren stagniert nun das Segment bei weniger als einem Prozent Marktanteil. Und das zieht Konsequenzen nach..."
von hier: https://getraenke-news.de/craftbier-ent ... e-erhofft/

Gruß
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#2

Beitrag von heizungsrohr »

Ich kauf fast gar kein Craftbier mehr. Ich brau lieber selbst :Bigsmile
Ist natürlich schade um die Brauer, die es nicht schaffen. Ich denke aber, dass Deutschland einfach zu starrköpfig ist. Bier hat so wie Bier zu schmecken und Craftbier ist ja sowieso nur so komisches Zeug mit Kürbis und Gewürzen (wobei ich selbst kein Fan von solchen Zutaten bin).
Gruß
Magnus
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#3

Beitrag von Sebasstian »

Da steht nicht was mit Craftbier gemeint ist. Wenn ich irgendwas mit irgendeinem Begriff belege und frei definiere, dann hat es mal 1%, mal 5%, mal 30% Marktanteil. Who cares? Schwammig, fragwürdig. Jede kleine fränkische Dorfbrauerei ist für mich ein Craft Brauer. Sicher mehr als 1% wenn man die alle dazu nimmt.
Grüße,
Sebastian
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#4

Beitrag von Beerkenauer »

Danke für das Teilen des Artikels.
Ja ist echt schade, dass das in Deutschland wohl nicht so angezogen hat.
In der Gesamtbetrachtung stimmt das sicherlich, im Einzelnen denke ich aber, dass es durchaus Erfolgsgeschichten gibt im Bereich Craft Bier gibt. Siehe Anzahl der Craft Bier Brauereien & Bars z.B. in Berlin oder Hamburg. Oder die ganzen Craft Bier Messen, die es vor Corona gab (wer weiß welche davon nach Corona übrig bleibt).
Es wird dann wohl ein Nischenprodukt bleiben. Schade eigentlich. Die Leute wissen gar nicht was sie verpassen. :Drink

My 2 cents... :Greets


Stefan
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#5

Beitrag von Dawnrazor »

Auch deswegen fährt man in den Urlaub.
Wer würde aus dem Ausland schon des Bieres wegen nach Deutschland fahren wo man im renommierten Restaurant das selbe Bier bekommt wie beim abgewrackten Kiosk um die Ecke.
Grüße aus Dortmund
Jens
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#6

Beitrag von mavro »

Ich nehme aber diesen Rückgang an Angeboten im Verkauf ziemlich stark wahr.
Beispiel:
- Beim REWE war vor einem Jahr ganz vorne an der Kasse eine großes Craftbier-Regal mit 50 verschiedenen Bieren.
- Vor 9 Monaten war es halb so groß und ganz hinten in der Ecke.
- vor 6 Monaten wurden alle Biere in die "normalen" Regale neben Oettinger und Co. einsortiert - es waren aber nur noch 10 Biersorten
- seit 1 Monat sind alle weg und ich kann wieder zwischen Bitburger und Warsteiner wählen
Viele Grüße, Andreas
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#7

Beitrag von olibaer »

Dawnrazor hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 11:29 Wer würde aus dem Ausland schon des Bieres wegen nach Deutschland fahren ...
Mir fallen spontan 5 Mio Wiesenbesucher ein, die alleine im Oktober nach München verreisen.
Schade nur, gell, dass die alle "Helles" lenzen ;-)
Gruss
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#8

Beitrag von Beerkenauer »

Interessant. Der REWE bei uns hat seit 2 Jahren eine recht große Auswahl an "Craft Bieren". Würde schätzen, dass es > 50 Biere sind. Ist auch schön präsentiert in Holzregalen. Toi, toi, toi bis jetzt im unveränderten Umfang.

Aber Du hast recht an Orten wo fast ausschließlich der Preis entscheidet ist es schwierig für das Craft Bier.

Schade eigentlich

Stefan
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#9

Beitrag von DevilsHole82 »

mavro hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 13:04 Ich nehme aber diesen Rückgang an Angeboten im Verkauf ziemlich stark wahr.
Beispiel:
- Beim REWE war vor einem Jahr ganz vorne an der Kasse eine großes Craftbier-Regal mit 50 verschiedenen Bieren.
- Vor 9 Monaten war es halb so groß und ganz hinten in der Ecke.
- vor 6 Monaten wurden alle Biere in die "normalen" Regale neben Oettinger und Co. einsortiert - es waren aber nur noch 10 Biersorten
- seit 1 Monat sind alle weg und ich kann wieder zwischen Bitburger und Warsteiner wählen
So war und ist es bei uns im REWE auch. Vor zwei Jahren hab ich mich noch riesig gefreut meinen Kühlschrank neben meinem Stamm-Pils (Bosch Brauerei) endlich auch mit Brooklyn Lager und Brooklyn IPA, sowie diversen anderen Craftbieren aus Übersee, UK oder Belgien füllen zu können.

Jetzt gibts wieder nur die Standardauswahl an heimischen Brauereien und diverse bayrische Helle.
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#10

Beitrag von KliTscH »

Sebasstian hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 10:50 Da steht nicht was mit Craftbier gemeint ist. Wenn ich irgendwas mit irgendeinem Begriff belege und frei definiere, dann hat es mal 1%, mal 5%, mal 30% Marktanteil. Who cares? Schwammig, fragwürdig. Jede kleine fränkische Dorfbrauerei ist für mich ein Craft Brauer. Sicher mehr als 1% wenn man die alle dazu nimmt.
:thumbup :thumbup :thumbup

Genau meine Meinung!
Für mich ist Craftbier hier nicht ausreichend definiert worden.

Wenn man Craftbier auf möglichst stark gehopfte Ales oder Alkoholbomben á la Imperial Stout und Konsorten begrenzt, möglichst noch in einer hippen bunten Dose mit ausgefallenem englischen Namen, dann glaube ich dass diese <1% durchaus stimmen.

Craftbier gab‘s in Deutschland in meinen Augen aber schon lange vor dem besagten „Boom“.
Für mich sind alle Klein- und Kleinstbrauereien, die wir in Deutschland haben, die nicht zum Mittelstand gehören, Craftbier Brauereien.
Nur gab es den Ausdruck so früher nicht.

Warum soll denn beispielsweise ein Pale Ale vom Maisels als Craftbier gelten, und ein Spezial Märzen aus Bamberg nicht?
Da wird das Malz noch „über dem offenen, handgeschürten Buchenholzfeuer“ gedarrt.
Wenn das nicht Handwerk und damit „Craft“ ist, was denn bitte dann?

Das ist zumindest meine Meinung zu dem Thema.

In diesem Sinne...Prost :Drink

Axel
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#11

Beitrag von Boludo »

olibaer hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 13:15
Dawnrazor hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 11:29 Wer würde aus dem Ausland schon des Bieres wegen nach Deutschland fahren ...
Mir fallen spontan 5 Mio Wiesenbesucher ein, die alleine im Oktober nach München verreisen.
Schade nur, gell, dass die alle "Helles" lenzen ;-)
Das Wiesen Bier ist aber in den meisten Fällen auch wirklich ganz hervorragend.
Ob man das mit meist um die 6% noch als Helles bezeichnen kann, bezweifle ich ein wenig.
Geht wohl eher Richtung Märzen.

Die ganze Diskussion ist übrigens relativ sinnlos, solange niemand sagen kann, was man unter Craft Bier versteht. Und die Diskussion darüber ist entsetzlich und wurde hier schon oft genug durchgemacht. Eine weitere Runde können wir uns wirklich ersparen.
Die Größe der Brauerei ist in meinen Augen eher sekundär und fränkisches Bier ist eine sehr feine Sache, in meinen Augen aber das Gegenteil von Craft Beer. (Ich verbinde damit eher so was wie Kreativität und ein Bruch mit der einen oder anderen Tradition).

Ich wünsche Marc Rauschmann jedenfalls trotz allem viel Erfolg, er ist ein richtig dufter Typ und ich verdanke ihm viele tolle Tage bei den Hopfentagen zusammen mit Barth Haas.
Letztere definieren Craft Bier übrigens als Bier, in dem mehr als 10g Hopfen pro Liter verbraut wurde. Aber das sind ja schließlich auch Hopfenhändler :P
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#12

Beitrag von JokerPs »

Man könnte ja mal prüfen, wieviel der 99% Nicht-"Craft"-Biere im Mittel teurer als 1,5 Euro / Liter als Flaschenbier verkauft werden. Da kommt man der Begriffsdefinition sicherlich näher.

Diese hier bekommen das sicher hin: https://www.welt.de/wirtschaft/gallery3 ... schen.html

Wenn zu dem Preisthema in unserem offenen, veränderungsfreudigen Land noch dazukommt, dass man etwas trinken soll, dass nicht in der Halbzeitpause mit Millionenaufwand beworben wird und nicht nach dem Pils aus Vater´s Zeiten schmeckt, wird´s schwierig. Leichte Bewegungen wie absinkende IBUs bei Pils oder Shift von Pils zu Hellem mal außen vor.

Gruss
Mike
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#13

Beitrag von TheCK »

Boludo hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 14:01 Die Größe der Brauerei ist in meinen Augen eher sekundär und fränkisches Bier ist eine sehr feine Sache, in meinen Augen aber das Gegenteil von Craft Beer. (Ich verbinde damit eher so was wie Kreativität und ein Bruch mit der einen oder anderen Tradition).
Sind dann nicht alle so weit verbreiteten PA und IPA und sowieso alle nach dem RHG gebrauten Biere keine Craft-Biere?
Ja, bewusst provokativ in den Raum gestellt ... man kann sich natürlich jede schwammige Definition so zurechtbiegen wie man es gerade möchte.

Meiner Meinung nach haben einfach zu viele Akteure versucht auf den Zug aufzuspringen und damit die ganze Bewegung wieder ausgebremst. Wenn "Fernsehbierkunden" von einem Tag auf den Anderen von Unmengen an neuen, bunten Flaschen und Dosen erschlagen werden - teils zu sehr phantasievollen Preisen gehandelt - und dann feststellen dass am Ende doch alles sehr ähnlich schmeckt verwundert es mich nicht, dass sich da niemand so richtig durchsetzen konnte. Die wirklich kreativen und ausgefallenen Ideen bedienen dann auch eine etwas andere Zielgruppe und ich gehe schon davon aus, dass in dieser Gruppe auch entsprechende Marktanteile da sind.
LG Chris
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#14

Beitrag von Boludo »

Ich denke, der große Unterschied zu USA ist, dass dort die Bewegung von unten her gewachsen ist und die Leute das dann unbedingt haben wollten. Bei uns war es eher genau umgekehrt, da hat man versucht, Leute zu überzeugen, die gar kein Verlangen danach hatten.
Gibt aber auch Länder wie zb Italien, da ist das Thema wie eine Bombe eingeschlagen. Da hat man aber auch kein Problem damit, Geld für schmackhafte Produkte auszugeben.

So ganz schwarz sehen wurde ich aber nicht. Als ich vor 12 Jahren angefangen habe Bier zu brauen, da war der Begriff IPA vollkommen unbekannt. Es gab den Bierzwerg als einzige Quelle, um mal etwas besonderes zu bekommen.
Heute trinkt zwar nicht Hinz und Kunz Craftbeer, aber es gibt dennoch eine kleine aber feine Fangemeinde und ich finde das ganze hat unserer Bierszene durchaus gut getan.
Es hat sich schon einiges getan die letzten Jahre. Auch wenn es kein Massenphänomen geworden ist.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#15

Beitrag von Alt-Phex »

In einem Land in dem es nie an Biervielfalt gemangelt hat, auch wenn das aus der Craftbier Szene gerne anders dargestellt wird, kann man nunmal nicht mit dem gleichen Erfolg rechnen wie in Ländern wo es nur drei "Lagerbiere" gab.

Zum anderen sehe ich auch gar keine so große, neue Vielfalt. Mit IPA, NEIPA und Imperial Stout hat sich die Szene doch ihre eigenen, meist sehr austauschbaren, "Einheitsbiere" geschaffen. Dazu kommen die ganzen Quereinsteiger und Trittbrettfahrer die es auch nicht wirklich können. Da sind das Etikett und die Marke schon längst durchgestylt bevor überhaupt das erste Malzkorn die Mühle gesehen hat.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#16

Beitrag von §11 »

In der Nacht ist es kälter als draussen. In etwa so präzise ist die Aussage „Nach mehr als zehn Jahren stagniert nun das Segment bei weniger als einem Prozent Marktanteil. Und das zieht Konsequenzen nach.“

Die Frage ist hier was zählt Marc Rauschmann zu diesen 1%?

Und selbst wenn er tatsächlich die goldene Formel gefunden hat wie sich, für Deutschland, Craft definiert und sich der deutsche Wildwuchs auflösen lässt, denkt der gute Mann falsch, wenn er daraus zieht „Trotz aller Begeisterung bleibt Craftbier ein Nischengeschäft, das unheimlich viel Kraft, Anstrengungen und Ressourcen erfordert, um es voranzutreiben.“

Das stimmt für ein Unternehmen wie Radeberger sicherlich und sicherlich stellt ein solches Nischenprodukt ein Problem im Ablauf eines solchen Grossunternehmen dar, aber man sollte nicht vergessen das 1% des Umsatzes der deutschen Brauwirtschaft etwa 83,5 Millionen Euro entspricht. Das ist für Radeberger mit einem Umsatz von 1,7 Milliarden wenig, lässt aber viel Platz für eine Menge kleiner Brauereien.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#17

Beitrag von §11 »

Boludo hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 14:34 Ich denke, der große Unterschied zu USA ist, dass dort die Bewegung von unten her gewachsen ist und die Leute das dann unbedingt haben wollten. Bei uns war es eher genau umgekehrt, da hat man versucht, Leute zu überzeugen, die gar kein Verlangen danach hatten.
Gibt aber auch Länder wie zb Italien, da ist das Thema wie eine Bombe eingeschlagen. Da hat man aber auch kein Problem damit, Geld für schmackhafte Produkte auszugeben.

So ganz schwarz sehen wurde ich aber nicht. Als ich vor 12 Jahren angefangen habe Bier zu brauen, da war der Begriff IPA vollkommen unbekannt. Es gab den Bierzwerg als einzige Quelle, um mal etwas besonderes zu bekommen.
Heute trinkt zwar nicht Hinz und Kunz Craftbeer, aber es gibt dennoch eine kleine aber feine Fangemeinde und ich finde das ganze hat unserer Bierszene durchaus gut getan.
Es hat sich schon einiges getan die letzten Jahre. Auch wenn es kein Massenphänomen geworden ist.
Der Unterschied ist vor allem das Craftbier in den USA eine wirkliche Lücke geschlossen hat. In den USA gab es Mitte der 1980er noch etwa 80 Brauereien die eine Hand voll Bierstile produziert haben. Da waren wir aber in Deutschland nie. In (West) Deutschland gab es nie unter 1250 Brauereien und das bei wesentlich weniger Einwohnern. Dabei waren immer mehr als die Hälfte Brauereien mit 1-3000 hl Jahresausstoss.

Das heisst "Craft" schliesst eine Lücke die wir nie hatten. Mit ein Grund warum ich mich mit dem Namen für Deutschland schwer tue.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#18

Beitrag von Sebasstian »

gulp hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 09:51 Peter :popdrink
Du hast genau gewusst was hier gleich abgeht bei dem Thema, gell? :Wink
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#19

Beitrag von §11 »

Mein Fazit, Craft hat es in Deutschland immer gegeben, genauso wie es Sortenvielfalt immer gegeben hat. Das es den meisten Brauern an Innovationskraft oder Innovationsdenken fehlt stimmt einfach nicht. Wer das behauptet sieht leider nicht wie sich der Biermarkt in Deutschland gewandelt hat und sich noch ständig wandelt. Eine Brauerei, teilweise über Jahrhunderte, erfolgreich zu führen und am Markt zu behaupten, ist ohne Innovationskraft nicht möglich.

Ich sehe keinen Unterschied zwischen „Craft“ und „Nicht- Craft“. Für mich ist das Bier. Ich bin heil froh das die Rückbesinnung auf andere Stile und auf Bier als Kultur- und Genussmittel stattgefunden hat. Die Brauwirtschaft war (und ist) in einer ziemlich gefährlichen Abwärtsentwicklung und da hilft das „Rampenlicht“ das der Trend der aus USA zu uns „rüber geschwappt“ ist gebracht hat. Wurde man früher als Sonderling behandelt, wenn man Guinness getrunken hat, können heute die meisten Leute mit Stilen wie Stout oder IPA etwas anfangen. Und das ist gut und wichtig. Ich hab, als professioneller Brauer, anfangs Entwicklungen wie Bier- Sommeliers belächelt. Allerdings hab ich nicht gesehen das auch ich hier in einer Blase sitze. Natürlich braucht mir niemand etwas über Bier erzählen, aber es gab eben 99% der Deutschen, die vor 10 Jahren nicht mal wussten wie Malz aussieht und das ein Kriek kein sauergewordenes Bier ist. Und genau das ist eine wichtige Entwicklung.

Ich hoffe für viele Brauer, aber auch für viele „Bierfans“, das sie es schaffen über den eigenen Schatten zu springen. Ich sehe leider immer noch viel zu viel „Wir-und-Die-Mentalität“. Es geht um Bier. Nicht anderes. Und ein Helles aus der 2 Mio. Hektoliter Brauerei ist genauso Bier wie ein Imperial- Fruit- Kebab- IPA aus der 100 Hektoliter Brauerei in irgendeinem Hinterhof. Beide Biere erfüllen einen Zweck und beide Biere sind Teil der unwahrscheinlichen Vielfalt die wir haben. Ob ich eines der Biere bevorzuge bleibt meine ganz individuelle Entscheidung, aber immerhin hab ich die Möglichkeit mich zu entscheiden.

Manchmal sollte man Bier und sich selbst einfach nicht zu „bierernst“ nehmen :Wink

Jan
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#20

Beitrag von ubu »

Sebasstian hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 10:50 Da steht nicht was mit Craftbier gemeint ist. Wenn ich irgendwas mit irgendeinem Begriff belege und frei definiere, dann hat es mal 1%, mal 5%, mal 30% Marktanteil. Who cares? Schwammig, fragwürdig. Jede kleine fränkische Dorfbrauerei ist für mich ein Craft Brauer. Sicher mehr als 1% wenn man die alle dazu nimmt.
Wenn man die Definition aus dem Mutterland des Craftbeer zugrunde legt:
Der Verband der Craft-Brauereien in den USA definiert Craft-Brauer als klein, unabhängig und traditionell. Das bedeutet:
•Der Jahresausstoß der Brauereien darf nicht über sechs Millionen Barrel liegen (knapp zehn Millionen Hektoliter).
•Die Brauereien müssen weitgehend unabhängig von großen Konzernen sein: Weniger als ein Viertel der Unternehmensanteile dürfen einem Alkoholkonzern gehören.
•Die Produkte einer Craft-Brauerei bestehen überwiegend aus traditionellen Zutaten, also aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Für einen individuellen Geschmack können aber weitere, nicht traditionelle Zutaten hinzugefügt werden.
Dann deke ich dass der Anteil an Craftbeer-Brauereien in Deutschland bei weit über 50% liegt.
Gruß
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#21

Beitrag von Boludo »

Wir könnten uns ja vielleicht darauf einigen, dass der Begriff "Craft Beer" zumindest im Deutschen ziemlich blöd ist.
:Drink
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#22

Beitrag von §11 »

Boludo hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 15:57 Wir könnten uns ja vielleicht darauf einigen, dass der Begriff "Craft Beer" zumindest im Deutschen ziemlich blöd ist.
:Drink
Ja, da bin ich dabei :Wink
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#23

Beitrag von gulp »

Sebasstian hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 15:19
gulp hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 09:51 Peter :popdrink
Du hast genau gewusst was hier gleich abgeht bei dem Thema, gell? :Wink
Selbstverständlich. :Bigsmile
§11 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 16:14
Boludo hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 15:57 Wir könnten uns ja vielleicht darauf einigen, dass der Begriff "Craft Beer" zumindest im Deutschen ziemlich blöd ist.
:Drink
Ja, da bin ich dabei :Wink
Ich auch! :thumbup

Was die Definition angeht, habe ich mir hier mal nicht so ganz ernste Gedanken darüber gemacht:
https://biergrantler.de/03/2020/war-gab ... er-brauer/

Gruß
Peter
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#24

Beitrag von §11 »

Ein sehr schlauer Mensch in Weihenstephan hat immer gesagt:" Es gibt nur drei Arten von Bier. Erstens gutes Bier, zweitens schlechtes Bier und drittens Freibier, das wird getrunken ganz egal ob schlecht oder gut."
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#25

Beitrag von Bronkhorst »

Die Craftbiere die wir meinen/ trinken konsumieren auch wir geneigten Biertrinker nicht kastenweise, sondern flaschenweisen.
Im Vergleich zu den Standard Bieren von denen, wenn sie im Angebot sind, vielleicht gleich zwei oder drei Kästen gekauft werden macht die die verkaufte Menge einen riesen Unterschied.

Wer mag sich schon von einem IPA 24 Flaschen zu je 3,49€ in den Einkaufswagen stellen?

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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#26

Beitrag von §11 »

Bronkhorst hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 18:49 Die Craftbiere die wir meinen/ trinken konsumieren auch wir geneigten Biertrinker nicht kastenweise, sondern flaschenweisen.
Im Vergleich zu den Standard Bieren von denen, wenn sie im Angebot sind, vielleicht gleich zwei oder drei Kästen gekauft werden macht die die verkaufte Menge einen riesen Unterschied.

Wer mag sich schon von einem IPA 24 Flaschen zu je 3,49€ in den Einkaufswagen stellen?

Jens
Sehr guter Punkt. Aber auch hier die Frage was ist Craft- Bier.

Aber ich bin vollkommen bei dir. Ein Kasten gutes Bier aus einer mittelstaendigen Brauerei kostet 15-25 Euro. Eine Kiste "Craftbier" mit 24 Flaschen a 3 Euro 72 Euro. Das ist grob der dreifache Preis. Das ist, in keinster Weise, dem Kunden mit besserer Qualität (die auch erst mal zu beweisen wäre), besseren Rohstoffen (was ich bei kleinen Brauereien anzweifle) oder mehr Rohstoffen (selbst bei der 5 fachen Menge Hopfen nicht) zu vermitteln. Die Frage die sich der Kunde hier eher stellt ist ob er mit dem überzogenen Preis den Lebenstraum des Brauers und dessen unwirtschaftlichen Businessplan finanziert.

Das es auch anders geht zeigen ja einige Brauereie, die auch für ungewöhnliche Bierstile noch akzeptable Preise aufrufen.

Aber im Preisgefüge liegt meiner Meinung nach ein wichtiger Grund warum "Craft" in Deutschland nicht abhebt.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#27

Beitrag von JokerPs »

Wobei sich ein Grossteil der Deutschen auch bei 15 bis 20 Euro pro Kasten sehr schwer tut. Fernsehbier für 10 Euro die Kiste im Angebot oder Oettinger für 6 Euro geht da besser. Und das ist dann, was man hierzulande unter "Bier" versteht. Würde mich mal interessieren, wie so eine Diskussion- sagen wir mal - in Belgien abläuft.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#28

Beitrag von Bronkhorst »

Danke Jan.

Klar, stellt sich die Frage, wer gibt für Bier wieviel Geld aus?
Da gibt es Unterschiede. Von Mensch zu Mensch von Land zu Land. Ich habe keine Ahnung von den belgischen Kaufgewohnheiten und deren Bereitschaft Geld für Bier auszugeben. Ich glaube aber auch nicht, dass der gemeine belgische Biertrinker 70€ pro Bier Kiste ausgibt.

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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#29

Beitrag von §11 »

JokerPs hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 19:54 Wobei sich ein Grossteil der Deutschen auch bei 15 bis 20 Euro pro Kasten sehr schwer tut. Fernsehbier für 10 Euro die Kiste im Angebot oder Oettinger für 6 Euro geht da besser. Und das ist dann, was man hierzulande unter "Bier" versteht. Würde mich mal interessieren, wie so eine Diskussion- sagen wir mal - in Belgien abläuft.
Ich will auch mal mit dem Begriff Fernsehbier aufräumen. Der soll ja implizieren das diese Brauerein lieber Geld für die Werbung ausgeben als für Ihr Bier.

Ich zitiere mich da mal aus meinem neuen Buch selbst :Bigsmile
Schaut man sich die sechs Brauereien an, die 2017 am meisten für Werbung ausgegeben haben, so erscheint diese Summe auch gigantisch. 226,7 Millionen Euro. Wow. Allerdings haben diese Brauerein im selben Zeitraum auch mehr als 4,5 Milliarden Euro umgesetzt. Was diese gigantische Summe sehr relativiert, heißt das doch das diese Brauereien etwa 5% Ihres Umsatzes als Werbung wieder ausgeben. Das lässt diese Zahl schon in einem anderen Licht erscheinen. Heißt das doch, auf kleine Brauereien umgelegt, das eine Microbrauerei, die im Jahr 50.000 Euro umsetzt, gerade mal 2500 Euro für Werbung ausgeben dürfte um im selben Rahmen zu bleiben. Wer aber weiß wie hoch zum Beispiel die Standgebühren bei Bierfestivals sind oder wieviel gerade Start Ups an Freibier an Influenzer, als Verkaufsmuster oder an Gastwirte abgeben, sieht diese Zahlen ganz deutlich in einem anderen Licht.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#30

Beitrag von hyper472 »

Sebasstian hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 10:50 Da steht nicht was mit Craftbier gemeint ist. Wenn ich irgendwas mit irgendeinem Begriff belege und frei definiere, dann hat es mal 1%, mal 5%, mal 30% Marktanteil. Who cares? Schwammig, fragwürdig. Jede kleine fränkische Dorfbrauerei ist für mich ein Craft Brauer. Sicher mehr als 1% wenn man die alle dazu nimmt.
Sehe ich ähnlich. Und es gibt auch größere Brauereien, die handwerklich gut aufgestellt sind. Ich denke da an Störtebeker in Stralsund auf das ich mich jetzt schon freue!
Da diskutiert mal wieder einer über ein Thema, von dem er gar nicht weiß, was das ist.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#31

Beitrag von Scheibelhund »

Mich wundert das überhaupt nicht. Mir ging es so:

Anfangs war ich echt begeistert über neue Brauereien, über neue Ideen und neue Geschmäcker.
Man fuhr auf die Braukunst Live, man bestellte beim Essengehen mal ein Craftbier.

Aber irgendwas stimmte nicht. Die aufgerufenen PreCraftise waren auf Dauer nicht durchzuhalten. Die Geschmäcker waren für ein paar Schluck interessant aber schon für ein zweites Glas reichte es nicht mehr. Und dann kamen die Enttäuschungen, für viel Geld nahezu untrinkbare Biere, teilweise untergejubelte Mischgetränke und immer begleitet von einem Tamtam, daß man jetzt das Rad neu erfunden hätte.

Wie wohltuend war da ein stinknormales Pils vom Faß und Fernseher oder in meinem Falle das Bier der Kommubrauerei Neuhaus (Pegnitz), mit dem ich seit 1985 alt geworden bin.

Was nie beachtet wurde: Höhere Preise sind ok, sollten sich aber irgendwie am Produkt nachvollziehne lassen. Dann möchte ich gern ein Bier an das ich mich gern erinnere und ich gern wiederhaben möchte und nicht ein Bier als Versuchskaninchen trinken, was ich am nächsten Tag schon wieder vergessen habe.

Und zu guter letzt: Eigentlich alle Craftbiere sind wirkliche Fernsehbiere. Denn einen eigenen gemütlichen Ausschank hat eigentlich keine dieser Brauereien.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#32

Beitrag von aegir »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 22:35
JokerPs hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 19:54 Wobei sich ein Grossteil der Deutschen auch bei 15 bis 20 Euro pro Kasten sehr schwer tut. Fernsehbier für 10 Euro die Kiste im Angebot oder Oettinger für 6 Euro geht da besser. Und das ist dann, was man hierzulande unter "Bier" versteht. Würde mich mal interessieren, wie so eine Diskussion- sagen wir mal - in Belgien abläuft.
Ich will auch mal mit dem Begriff Fernsehbier aufräumen. Der soll ja implizieren das diese Brauerein lieber Geld für die Werbung ausgeben als für Ihr Bier.

Ich zitiere mich da mal aus meinem neuen Buch selbst :Bigsmile
Schaut man sich die sechs Brauereien an, die 2017 am meisten für Werbung ausgegeben haben, so erscheint diese Summe auch gigantisch. 226,7 Millionen Euro. Wow. Allerdings haben diese Brauerein im selben Zeitraum auch mehr als 4,5 Milliarden Euro umgesetzt. Was diese gigantische Summe sehr relativiert, heißt das doch das diese Brauereien etwa 5% Ihres Umsatzes als Werbung wieder ausgeben. Das lässt diese Zahl schon in einem anderen Licht erscheinen. Heißt das doch, auf kleine Brauereien umgelegt, das eine Microbrauerei, die im Jahr 50.000 Euro umsetzt, gerade mal 2500 Euro für Werbung ausgeben dürfte um im selben Rahmen zu bleiben. Wer aber weiß wie hoch zum Beispiel die Standgebühren bei Bierfestivals sind oder wieviel gerade Start Ups an Freibier an Influenzer, als Verkaufsmuster oder an Gastwirte abgeben, sieht diese Zahlen ganz deutlich in einem anderen Licht.
Sehe ich nicht so. Fernsehbiere sind für mich einfach nur die großen Brauereien, die überregional Fernsehwerbung machen. Um sich das leisten zu können muss man natürlich einen gewissen Umsatz haben, sprich Einheitsbier machen.

Was ich hier an den Preisargumenten bisher vermisse, sind die "Äpfel mit Birnen Vergleicher", die die hohen Craftbierpreise mit dem Argument verteidigen, dass der Konsument ja auch locker 15€ für eine Flasche Wein zahlt.
Aber die Diskusion geht ja noch weiter... :Bigsmile

Gruß Hotte
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#33

Beitrag von §11 »

aegir hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 23:50
§11 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 22:35
JokerPs hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 19:54 Wobei sich ein Grossteil der Deutschen auch bei 15 bis 20 Euro pro Kasten sehr schwer tut. Fernsehbier für 10 Euro die Kiste im Angebot oder Oettinger für 6 Euro geht da besser. Und das ist dann, was man hierzulande unter "Bier" versteht. Würde mich mal interessieren, wie so eine Diskussion- sagen wir mal - in Belgien abläuft.
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Sehe ich nicht so. Fernsehbiere sind für mich einfach nur die großen Brauereien, die überregional Fernsehwerbung machen. Um sich das leisten zu können muss man natürlich einen gewissen Umsatz haben, sprich Einheitsbier machen.

Was ich hier an den Preisargumenten bisher vermisse, sind die "Äpfel mit Birnen Vergleicher", die die hohen Craftbierpreise mit dem Argument verteidigen, dass der Konsument ja auch locker 15€ für eine Flasche Wein zahlt.
Aber die Diskusion geht ja noch weiter... :Bigsmile

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Den Zusammenhang zwischen „einem gewissen Unsatz haben, sprich Einheitsbier machen“ verstehe ich nicht. Es gibt ja durchaus auch Brauereien mit vielen verschiedenen Sorten im Portfolio die Überregional Werbung machen
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#34

Beitrag von VolT Bräu »

Preisgestaltung ist Sache des Unternehmers. Er muss so kalkulieren, dass es sich lohnt und natürlich muss der Kunde da auch mitgehen. Tut er das nicht, hat der Unternehmer sich wohl verkalkuliert.
Ist jetzt auch etwas platt, aber ich habe schon gelegentlich gehört, dass sich Craft Brauer darüber beklagen, dass viele Kunden nur eine Flasche kaufen und nicht gleich eine ganze Kiste. Da frage ich mich doch... Wenn man seine Flaschen in einem Craft Bier Bottle Shop anbietet... Welche Idee steht denn dahinter? Die Leute probieren es, lieben es und kaufen es fortan kistenweise? Dann könnte ich die Beschwerde nachvollziehen... :Grübel
Das ist sicherlich auch eine sehr einseitige Sichtweise, aber ich lasse mir als "Craft Bier" Liebhaber auch nicht gerne ein schlechtes Gewissen einreden weil ich lieber viele verschiedene Biere probiere und ich somit quasi schuld bin wenn einige Brauereien wirtschaftliche Probleme haben.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#35

Beitrag von flying »

Das Industriebier ist von guter Qualität, überall verfügbar und billig. Der Geschmack ist der Bevölkerung seit über 200 Jahren antrainiert. Das sogenannte Craftbeer neumodischer Brauarten, dazu zähle ich die kleinen fränkischen Dorfbrauereien nicht, hatte nie eine wirkliche Chance. Es bediente einen Hype bei den Hipstern, LOHAS und PARKOS. Diese probieren alles aber nur einmal und ziehen dann weiter zum nächsten Hype wie z. B. Hard Selzer oder Blümchensekt mit Schokostreuseln..

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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#36

Beitrag von §11 »

Ist jetzt auch etwas platt, aber ich habe schon gelegentlich gehört, dass sich Craft Brauer darüber beklagen, dass viele Kunden nur eine Flasche kaufen und nicht gleich eine ganze Kiste. Da frage ich mich doch... Wenn man seine Flaschen in einem Craft Bier Bottle Shop anbietet... Welche Idee steht denn dahinter? Die Leute probieren es, lieben es und kaufen es fortan kistenweise? Dann könnte ich die Beschwerde nachvollziehen...
Zumal es ja genau dieselben Brauer waren, die dem Konsumenten erzählt haben „wer zweimal mit der selben pennt gehört schon zum Establishment“ - sprich die ultimative Vielfalt ist es verschiedenste Biere zu trinken. Die Intention war klar, man wollte den Kunden davon abbringen „sein Bier“ Kistenweise zu kaufen und zu trinken und Craft dabei nicht zu beachten. Der Schuss ging nach hinten los.
Das Industriebier ist von guter Qualität, überall verfügbar und billig. Der Geschmack ist der Bevölkerung seit über 200 Jahren antrainiert.
Das würde ich jetzt so nicht stehen lassen wollen. Der Biergeschmack und die Bierlandschaft hat sich in den letzten 200 Jahren extrem gewandelt. Nur als Beispiel, Dunkel war bis in die 1950er umsatzstärkstes Bier in Bayern, Weißbier gab es in den 1970ern praktisch nicht mehr. 200 Jahre zurück war Porter noch ein Mainstream Produkt
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#37

Beitrag von TheCK »

Ach, "Fernsehbier" kommt von der Werbung? Ich hatte das immer im Zusammenhang mit "wird Abends zum Fernsehen getrunken" gesehen. Wieder was gelernt, dann war die ganze Diskussion ja zumindest schon mal dafür gut.

Ich kenne die Situation in Deutschland nicht genau genug um darüber etwas sagen zu können. Hier in Österreich ist es so, dass mittlerweile auch die Großen der Branche mehr und mehr "craftige" Ansätze verfolgen, sei es jetzt mit "speziell vom Braumeister gestaltet" (und die anderen Biere entstehen per Zufallsgenerator???), alte, vergessene Rezepte, Besinnung auf besondere Zutaten oder massenweise C-Hopfen. Und ganz ehrlich: das ein oder andere "Industriebier" im 0,5er-Gebinde mit Cascade um knapp einen Euro schmeckt tatsächlich zumindest ähnlich, wenn nicht sogar besser als die 0,33er-Flasche des super-speziellen PA mit Designer-Etikett einer "Craft-Brauerei" für 3,50 Euro.

Klar kann man jetzt sagen dass Kleinbrauer allein schon aufgrund der erzeugten Menge und den damit verbundenen Einkaufspreisen solche Verkaufspreise niemals aufrufen können. Wenn die Biere aber einen entsprechenden Mindestpreis haben müssen dann müssen sie sich auch von der Masse abheben.
Sobald ein vergleichbares Produkt zu einem weit geringeren Preis am Markt ist wird es eben auch gekauft. Einige kleine Brauereien haben das mittlerweile begriffen und bieten Sorten an, die eine Großbrauerei einfach niemals ins Sortiment bekommen kann - ausgefallene Zutaten (Fichtenwipfel, Wacholder, ich glaube sogar schon mal Brennnessel gesehen zu haben), "kompliziertere" Bierstile wie Rauchbier, Porter, Lambic bis hin zu extremen Starkbieren und Fassreifung.
Meiner Meinung nach ist hier sehr wohl noch ein großer Markt gegeben. Die Regale im Supermarkt und im Großmarkt sind im Moment auch noch gut gefüllt mit diversen Spezialitäzen. Wenn man aber auf Zwang versuchen will, das nächste C-Hopfen-IPA zu positionieren ... ja, da wird die Luft einfach schon sehr dünn. Das funktioniert dann wirklich nur noch über den Preis.

Weil weiter oben der Vergleich mit Belgien gefallen ist: dort gibt es eine komplett andere Bierkultur. Soweit ich das bisher miterleben durfte kaufen Belgier ihr Bier auch nicht kistenweise sondern sehen es ähnlich wie Wein (um den Vergleich hier auch noch unterzubringen) als Genussgetränk in kleinen Portionen. In den Supermarkt oder Getränkemarkt gehen, eine zur aktuellen Tagesverfassung passende Flasche aus dem enormen Sortiment unterschiedlicher Stilrichtungen und Geschmäcker auswählen, einen teilweise immer noch unverschämten Preis dafür bezahlen und glücklich sein. Wer den Flaschenpreis des speziellen Bieres nicht mit einem Kistenpreis eines Hellen/Pils/Märzen in Relation setzt lebt hier einfach gemütlicher.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#38

Beitrag von gulp »

Weil weiter oben der Vergleich mit Belgien gefallen ist: dort gibt es eine komplett andere Bierkultur. Soweit ich das bisher miterleben durfte kaufen Belgier ihr Bier auch nicht kistenweise sondern sehen es ähnlich wie Wein (um den Vergleich hier auch noch unterzubringen) als Genussgetränk in kleinen Portionen.
Beim ersten Satz stimme ich dir noch zu! Belgien ist im Herzen Pilsland und in 3 von 4 Biergläsern befindet sich eben Pilsener. Natürlich ist das Verhältnis von Experten zu Bierdimpfeln ein besseres als bei uns, aber auch die Experten werden am Mittag evtl. lieber ein Pils zum Essen trinken, als ein fettes Belgian Blonde, oder Dubbel.

Im besten belgischen Getränkemarkt, den ich so kenne, DECONINCK, haben sie jedenfalls das Bier auch Kistenweise rausgekarrt, auch die Spezialitäten. Ich weis noch, wie ich überlegt habe, mir einen Kasten Rodenbach Classic mitzunehmen, aber wohin dann mit den anderen Spezialitäten?

Gruß
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#39

Beitrag von rauchbier »

In Deutschland wurde auch gezielt der preisbewusste Biertrinker herangezogen. Bier ist für die Handelsmultis Zugpferd für ihre wöchentlichen Angebotsblättchen. Bei so vielen Arbeitskollegen ist das Bier der Wahl einfach das aktuelle Aktionsbier, egal welches.
Ich nehme auch wahr, dass das Angebot an craft Bier leider sehr abgenommen hat. Da gibt's leider auch einige gute Biere, die jetzt nicht mehr ohne weiteres zu bekommen sind.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#40

Beitrag von §11 »

rauchbier hat geschrieben: Freitag 10. Juli 2020, 20:31 In Deutschland wurde auch gezielt der preisbewusste Biertrinker herangezogen. Bier ist für die Handelsmultis Zugpferd für ihre wöchentlichen Angebotsblättchen. Bei so vielen Arbeitskollegen ist das Bier der Wahl einfach das aktuelle Aktionsbier, egal welches.
Leider ja nicht nur beim Bier. Lebensmittel allgemein müssen einfach billig sein
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#41

Beitrag von Fe2O3 »

§11 hat geschrieben: Freitag 10. Juli 2020, 20:50
rauchbier hat geschrieben: Freitag 10. Juli 2020, 20:31 In Deutschland wurde auch gezielt der preisbewusste Biertrinker herangezogen. Bier ist für die Handelsmultis Zugpferd für ihre wöchentlichen Angebotsblättchen. Bei so vielen Arbeitskollegen ist das Bier der Wahl einfach das aktuelle Aktionsbier, egal welches.
Leider ja nicht nur beim Bier. Lebensmittel allgemein müssen einfach billig sein
FALLS wirklich echt ein Gesetz kommen sollte, das Angebot auf Billigfleisch verbietet, wird der Preisdruck bei Bier möglicherweise nochmal anziehen... ich meine - schaut euch mal einen beliebigen Angebotszettel an: 1. Seite ne Kiste Bier, ggf Non Food (Waschmittel) - gefolgt von ner Doppelseite Fleisch und Wurstwaren bzw Gemüse/Obst, dann ne Doppelseite Wurst (nochmal), Käse und Fisch, dann folgen einige Seiten Zuckerkram, Fertignahrung - und dann 2 Doppelseiten Getränke, davon mindestens nochmal 2 Sorten Bier
Wenn jetzt Fleisch als Zugpferd wegfällt, was soll da der Ersatz sein? Angebote auf Paprika, Salat und Karotten? Wohl eher nicht! Dann doch eheer mehr Bier Angebote, um sich gegen den konkurrierenden Händler abzuheben...

Das werden noch “lustige“ Zeiten..

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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#42

Beitrag von Spittyman »

Das Problem in Deutschland ist nicht das Bier, sondern der Konsument, der häufig nix Neues ausprobieren und zweitens nichts bezahlen will. Daraus resultiert, so zumindest in den meisten mir bekannten Supermärkten, eine wirklich einfältige Auswahl am Biersorten. Ja, die Standard Craftbiere findet man hin und wieder im Holzregal (Insel, Brooklyn, Die Crew...etc.) und das war es. Wohingegen gibt es noch und nöcher, beim Bier sieht es dann mau aus. Das kotzt mich persönlich so an. Der Deutsche will Pils und Weizen, das war es und alles andere scheint egal.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#43

Beitrag von tbln »

Spittyman hat geschrieben: Freitag 10. Juli 2020, 23:57 Das Problem in Deutschland ist nicht das Bier, sondern der Konsument, der häufig nix Neues ausprobieren und zweitens nichts bezahlen will.
Nichts für ungut, aber wenn ich das 20. NEIPA irgendwann getrunken habe, ist der Geschmack genauso einfältig. Na klar kann man sagen, es gibt ein gewisses Publikum für Smoothies oder Erfrischungsgetränke, die eben eher auf Frucht und Süße stehen, aber der Markt ist eben klein in Deutschland. Was den Preis angeht, so ist doch der Konsument nicht das Problem, sonder der Brauer. Ein Bier, welches das Doppelte bis Dreifache kostet, muss eben seinem Anspruch, in welcher Hinsicht auch immer, gerecht werden. Leeres Marketing nutzt sich ab.

Auch das amerikanische Craft Beer hat sich selbst erledigt, in dem man aus Marketinggründen immer noch einen drauf setzten wollte. Mehr Hype, mehr Styles, mehr Frucht, mehr Säure, mehr von allem. Es muss immer das Neuste und Besonderste sein. Tatsächlich geht aber doch genau hier durch die Heterogenität von Bier verloren - alles orientiert sich am best seller. Die Klassiker der Craft Beer Kultur wie Amber, Pale Ale oder Porter sind pervertiert worden für den Ausverkauf an die größt mögliche Masse. Das scheint dort eine Zeit lang funktioniert zu haben - mit Corona wird sich der Markt nun vermutlichen entgültig konsolidieren.

https://trends.google.com/trends/explor ... aft%20beer
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#44

Beitrag von §11 »

Auch das amerikanische Craft Beer hat sich selbst erledigt, in dem man aus Marketinggründen immer noch einen drauf setzten wollte.
Das sich amerikanisches Craftbier „erledigt“ hat, halte ich in Anbetracht eines Marktanteils von etwa 13% und einem Marktwert von fast 30 Milliarden Dollar für eine gewagte Aussage
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#45

Beitrag von VolT Bräu »

Ich kann mit dem Begriff "Craft Beer" nicht so viel anfangen. Für die USA mag es okay sein, da kommt der Begriff ja auch her und ist definiert. Eine direkte Übertragung auf deutsche Verhältnisse funktioniert nicht. Also nutzt es einfach jeder wie er möchte um auf der Welle mitzuschwimmen. Ist ok.

Das wichtigste Kriterium um das Thema irgendwie zu greifen wäre für mich eher "besondere Biere". Teilweise wird auch "kreativ" verwendet. Beides ist nicht optimal. "Besonders" hat immer irgendwie einen negativen Beigeschmack finde ich und "kreativ" betont m. E. zu stark den erwähnten Teilbereich, in dem ständig neue Sorten entwickelt werden.

Alles hat irgendwie seine Daseinsberechtigung, vom Billigbier über große Marken zu Gasthausbrauereien und Spezialitätenanbietern. Gasthausbrauereien fallen sicherlich meistens in den Bereich "handwerklich" und "klein&unabhängig". Bei den Anbietern besonderer Biere vom 1000-IBU-IPA über Triple-Imperial-Stout bis zur Geuze kann das auch der Fall sein. Ich sehe aber nicht das Problem, wenn da auch Großbrauereien mitspielen.

Ich sehe das eher pragmatisch aus Kundensicht: Es ist schön, dass immer mehr Leute auf den Geschmack kommen. Das fördert die Vielfalt und die Verfügbarkeit. Da wird es sicher ein auf und ab geben, aber ich denke nicht, dass das wieder verschwindet. Es gibt auch da Platz für eher günstige industriell produzierte Biere und für handwerkliche Spezialitäten. Sollen sich von mir aus alle Craft Bier nennen. Alles nur Schall und Rauch.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#46

Beitrag von tbln »

§11 hat geschrieben: Samstag 11. Juli 2020, 13:03
Auch das amerikanische Craft Beer hat sich selbst erledigt, in dem man aus Marketinggründen immer noch einen drauf setzten wollte.
Das sich amerikanisches Craftbier „erledigt“ hat, halte ich in Anbetracht eines Marktanteils von etwa 13% und einem Marktwert von fast 30 Milliarden Dollar für eine gewagte Aussage
Okay, um es genauer zu machen: zum einen Craft Beer im Sinne von Kleinst-Brauerein. Das sich entsprechende Biere in den USA verkaufen lassen, wollte ich hier nicht bestreiten - komplett anderer Markt. Was man jedoch sehen kann, wie viele selbst von den "größeren" Brauerein wie Dogfish Head usw. in den letzten Jahren übernommen worden sind oder sich zusammengeschlossen haben.
https://www.themadfermentationist.com/2 ... ewery.html

Zum anderen muss ich persöhnlich sagen, dass ich vor 5-10 Jahren echt deutlich beeindruckter war. Vielleicht war einfach alles nur neu, aber in welche Richtung das da zum Teil geht wie bspw. kiloweise Fruchtpüree ins Kesselsauer und als Gose verkauft oder Bier mit künstlichen Aromazusätzen. Auf der anderen Seite dann Barrel Aged Versionen als Luxusbier, ist irgendwie nicht mehr mit dem Grundgedanken der Bewegung zu vereinbaren. Aber klar - das mag jeder anders sehen.
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#47

Beitrag von Blondes »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 9. Juli 2020, 22:35 ...

Ich will auch mal mit dem Begriff Fernsehbier aufräumen. Der soll ja implizieren das diese Brauerein lieber Geld für die Werbung ausgeben als für Ihr Bier.

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Schaut man sich die sechs Brauereien an, die 2017 am meisten für Werbung ausgegeben haben, so erscheint diese Summe auch gigantisch. 226,7 Millionen Euro. Wow. Allerdings haben diese Brauerein im selben Zeitraum auch mehr als 4,5 Milliarden Euro umgesetzt. Was diese gigantische Summe sehr relativiert, heißt das doch das diese Brauereien etwa 5% Ihres Umsatzes als Werbung wieder ausgeben. Das lässt diese Zahl schon in einem anderen Licht erscheinen. Heißt das doch, auf kleine Brauereien umgelegt, das eine Microbrauerei, die im Jahr 50.000 Euro umsetzt, gerade mal 2500 Euro für Werbung ausgeben dürfte um im selben Rahmen zu bleiben. Wer aber weiß wie hoch zum Beispiel die Standgebühren bei Bierfestivals sind oder wieviel gerade Start Ups an Freibier an Influenzer, als Verkaufsmuster oder an Gastwirte abgeben, sieht diese Zahlen ganz deutlich in einem anderen Licht.


Hallo Jan,

wo hast Du denn die Zahlen her?

Laut BV GFGH lag 2017 der Saldo für Bierwerbung der gesamten Branche bei 416Mio€, laut Nielsen der Umsatz bei 7,5Mrd€. Das macht einen Anteil der Werbung über die gesamte Branche von 5,5%.

Es ist etwas irritierend, wenn die 6 größten Werber dann nur auf 5,0% kommen sollen, vor allem, wenn man bedenkt, dass allein auf die 3 größten Werber 44% des gesamten Werbevolumens fallen (research-tools).

Viele Grüße,
Martin
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#48

Beitrag von Silbereule »

Zu dieser Diskussion kann ich auch ein paar Zahlen beitragen :Smile
Ich hatte während des Studiums (BWL) mit einer Gruppe eine wissenschaftliche Hausarbeit zum Thema "Der Unternehmenserfolg von Oettinger als meistverkauftes Bier in Deutschland" angefertigt.

In dem Zusammenhang haben wir die Zusammensetzung des Preises einer Kiste Oettinger (4,50€) mit einer Kiste Krombacher (9€) verglichen. Bei Krombacher entfielen ca. je 1/3 auf die Herstellkosten, Vertrieb (Marge des Groß- und Einzelhändlers) und Marketing. Oettinger hatte die gleichen Herstellkosten (was im Übrigen für gleiche Qualität spricht), kein Marketing und nur die Hälfte der Vertiebskosten, da Oettinger mit eigener LKW-Flotte direkt die Einzelhändler anfährt und somit die Marge des Großhandels entfällt. Ergibt in Summe die Hälfte des Preises. Die Zahlen sind aus 2011, aber hieran dürfte sich abgesehen von der allgemeinen Preissteigerung nichts signifikant geändert haben.

Die Darstellung ist natürlich etwas vereinfacht und Krombacher nur einer der großen, aber die Hausnummer ist schon klar, rund 1/3 des Umsatzes für Werbung.

Die Primärquellen waren übrigens Infos, die wir von den Unternehmen unmittelbar erhalten haben, die uns als Studenten damals gerne unterstützt hatten.

Herzliche Grüße,
Steffen
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#49

Beitrag von §11 »

Laut Statista hat Krombacher im Jahr 2017 71,5 Mio Euro für Werbung ausgegeben (https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/) dem Stand ein Umsatz von 772 Euro gegenüber (zum Beispiel hier https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... 40859.html)

Macht für Krombacher etwa 9% des Umsatzes der in Werbung fliesst.

Schöne Grüsse

Jan
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Re: Craftbeer Anteil unter 1 % Marktanteil

#50

Beitrag von Blondes »

§11 hat geschrieben: Samstag 11. Juli 2020, 20:36 Laut Statista hat Krombacher im Jahr 2017 71,5 Mio Euro für Werbung ausgegeben (https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/) dem Stand ein Umsatz von 772 Euro gegenüber (zum Beispiel hier https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... 40859.html)

Macht für Krombacher etwa 9% des Umsatzes der in Werbung fliesst.

Schöne Grüsse

Jan
Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe: die 71,5Mio Werbung sind für die Marke Krombacher, der Umsatz ist für die gesamte Krombacher Gruppe. Da gehören auch Schweppes, Orangina und andere (mit jeweils eigenem Werbeetat) dazu. Der Krombacher Dachverband machte 2017 Umsatz in Höhe von 639Mio€, beim Bier selbst macht Krombacher Pils dann nur 2/3 aus. (siehe https://www.krombacher.de/Krombacher/Pr ... 202018.pdf)
Die 772 Mio kannst Du also auch nicht voll ansetzen - Der Werbeanteil dürfte also nochmals höher sein.

Wenn du bei den anderen auch jeweils den Konzernumsatz genommen hast, dann erklärt das natürlich die zu hohen Umsatzzahlen (in der Radeberger-Gruppe hast Du z.B. die eigentliche Marke Radeberger mit 40Mio Werbeumsatz, aber auch noch die ganzen anderen Marken mit jeweils eigenem Werbeetat wie Jever mit 12Mio usw., Schöfferhofer mit 6,2, Berliner 1,8 usw.) und der Werbeanteil geht vielleicht doch eher in den Bereich, den Steffen vorgeschlagen bzw. berechnet hat?

Viele Grüße,
Martin
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