Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

Alles, was mit dem Thema Historische Biere, Grut- bzw. Kräuterbiere, Gewürzbiere, aber auch mit Sake Brauen oder Brauen mit ungewöhnlichen Fermentationsarten zu tun hat
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charlynaseweis
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Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#1

Beitrag von charlynaseweis »

Hallo,

hat jemand schon mal versucht, Bier mit (frischem) Apfelsaft zu vergären??? Bei uns in der Gegend ist Äppelwoi (Apfelwein) populär. Eine lokale Brauerei hat eine Mischung aus Bier und Apfelwein gemacht:

https://glaabsbraeu.de/portfolio-item/glaabs-stoeffche/

Das Bier schmeckt sehr gut, im Abgang ist der Apfelwein gut zu schmecken. Wir brauen nächstes WE ein Pils und meine Idee ist es, etwa 10l mit Apfelsaft zu vergären. Den Apfelsaft bekomme ich zur Zeit frisch, d.h. die Äpfel sind nur gepresst und den Zusatz von Konservierungsstoffen noch Abgekocht o.ä.
Das Bier von Glaabsbräu ist zwar ein Helles mit Apfelwein, ich würde es mal mit Pils versuchen...hat jemand einen Vorschlag bzgl. des Mischungsverhältnisses und Zeitpunkt der Vermählung????

danke
charly
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afri
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#2

Beitrag von afri »

Ich habe das bereits gemacht, hälftig Jungbier mit hälftig Apfelsaft gemischt, ausgären lassen und mit Zucker in Flaschen gesperrt. Nennt sich Snake Bite und muss man mögen. Ich mochte es nicht so gern, aber es hat seine Liebhaber. Mein Apfelsaft kam in Flaschen aus der Mosterei, keine Ahnung, ob der irgendwie behandelt war.

Ist unkompliziert, wenn man sowieso gerade Bier in Gärung hat. Man kann auch die Verhältnisse Saft/Bier variieren und mit noch anderen Säften pimpen, da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Probiere es doch einfach mal, zumal du gerade an Saft kommen kannst. 50:50 ist eine gute Ausgangsbasis für Experimente.

Falls du genügend Gärbehälter hast, kannst du ja auch zwei oder mehr gleichzeitige Mischungsverhältnisse testen, mir fallen da spontan große PET-Flaschen ein. Das Bier sollte schon einigermaßen durch sein, damit sich einerseits noch genügend Hefe darin befindet, andererseits keine Hochkräusen mehr entstehen sollten. Aber selbst am Ende der HG ist noch genügend Hefe da, sonst würde die NG in Flaschen nicht funktionieren.

Viel Erfolg!
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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Sebasstian
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#3

Beitrag von Sebasstian »

Ja, hab ich mal gemacht.
Screenshot_20200927-215431_Chrome.jpg
Ich hatte zu 20 Liter Würze 5 Liter frisch (und hand-) gepressten Apfelsaft zugegeben. Das Ergebnis war interessant und Säure rauszuschmecken, die man auch vom Äpplwoi kennt. Aber keinerlei Apfelgeschmack. Spannendes Experiment. Aber insgesamt nicht so gut, dass ich es nochmal machen würde.
Grüße,
Sebastian
Pappelbräu
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#4

Beitrag von Pappelbräu »

Hallo,
ich habe das dieses Jahr mit Äpfeln aus meinem Garten gemacht (der Saft aus dem letzten Jahr).
Nennt sich Graff.

Habe 50/50 Bierwürze und Apfelsaft zusammen vergoren, den Apfelsaft in den Whirlpool gegeben aber nicht mitgekocht.
Ist lecker geworden, ich würde beim nächsten Mal aber eher 70/30 zugunsten der Bierwürze mischen, damit mehr Biercharakter durchkommt.
Ich hatte bewusst relativ viel Karamalz genommen und die S-33, damit das nicht so weit runtergährt.
Vielleicht würde ich das Bier beim nächsten Mal auch etwas kräftiger, vielleicht mit etwas Röstmalz, machen, da wie gesagt der Biercharakter etwas hinter der Apfelfrucht und Säure zurückblieb.
Ich hatte auch ziemlich viel Cascade im Whirlpool und gestopft, das würde ich wahrscheinlich beim nächsten Mal auch lassen.
Ich habe noch zwei Flaschen, hält sich auch super, ganz ohne Schwefel und so. Der Saft war aber denke ich schon von der Kelterei auf 80 Grad erhitzt worden.
Bei naturtrübem Saft (zu dem ich raten würde) ist dann auch der Graff sehr trübe, als es frisch war hatte es mit dem ganzen Hopfen einen ziemlich Sour NEIPA Charakter...
Ob ich das dieses Jahr auch mache muss ich noch entscheiden, wir haben weniger Äpfel, aber 5 Liter Saft sollte ich schon noch abknapsen können...
Tobias
charlynaseweis
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#5

Beitrag von charlynaseweis »

Hallo,

Danke für die Tips und Erfahrungsberichtes!!!

Wir haben gestern ein Böhmisches Pils gebraut. Leider war von den geplanten 70l Ausschlag nur 3 Liter übrig, nachdem das 60l Faß voll war.

Ich habe jetzt ca. 2l frischen Apfelsaft (nicht pasteurisiert o.ä.) mit 3 Liter Würze inkl. untergäriger Hefe in einen Ballon gegeben und beobachte nun die Gärung. Der Apfelsaft stand schon ca. eine Woche in der Küche und die wilde Gärung hat bereits etwas eingesetzt.
Gehopft wurde das Pils mit Saazer und Tettnanger Hopfen...es sind noch Reste da. Evtl. werde ich die 5l nach der Gärung noch etwas nachstopfen. Aber das entscheide ich nach der Hauptgärung.
Geplant war eingentlich mit dem Rest der nicht ins 60l Faß passt, einige kleine Experimente mit Apfelsaft / Apfelsaft + Stopfhopfen / nur Stopfen auszuprobieren, aber das muß jetzt wohl bis nächstes Jahr warten. Dann gibt es wieder frischen Apfelsaft.... ;-)

Grüße
charly
Avento
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#6

Beitrag von Avento »

Ich habe mal auf einem Mittelalterfest ein Apfelbier getrunken welches sehr lecker war. Der Geschmack war so in richtung
Süß-Sauer mit leichter Apelnote. Zur Herstellung wollte der Standbetreiber nichts sagen da es nach seiner Aussage ein altes Familienrezept war. Er gab nur den Tip den Saft vorher zu Pasteurisieren damit die wilden Hefen die zu Hauf auf den Apfelschalen sitzen nicht zum Zuge kommen sondern nur die Bierhefe. Ich meine auch mich zu erinnern das auf dem Etikett "mit 30 % Apfelmost" oder so ähnlich stand.
Gruß
Jörg
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integrator
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#7

Beitrag von integrator »

Avento hat geschrieben: Sonntag 4. Oktober 2020, 18:12 Ich habe mal auf einem Mittelalterfest ein Apfelbier getrunken welches sehr lecker war. Der Geschmack war so in richtung
Süß-Sauer mit leichter Apelnote. Zur Herstellung wollte der Standbetreiber nichts sagen da es nach seiner Aussage ein altes Familienrezept war. Er gab nur den Tip den Saft vorher zu Pasteurisieren damit die wilden Hefen die zu Hauf auf den Apfelschalen sitzen nicht zum Zuge kommen sondern nur die Bierhefe. Ich meine auch mich zu erinnern das auf dem Etikett "mit 30 % Apfelmost" oder so ähnlich stand.
Vielleicht hilft dir der Ralf weiter :Smile
:Bigsmile Selbstgespräche sind schlimm solange du nichts Neues erfährst. :Bigsmile
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coyote77
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#8

Beitrag von coyote77 »

In diesem podcast erklärt der Brauer, wie sie den Hybriden machen: https://hhopcast.de/glaabsbraeu-robert- ... #more-5985
Grüße, Andreas :Drink

Zum Biere drängt, am Biere hängt doch alles.
(Frei nach J. W. von Goethe)
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Micha Ale
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#9

Beitrag von Micha Ale »

"Bei uns in der Gegend ist Äppelwoi (Apfelwein) populär."
Biste auch ausm Odenwald ;) ?

Eher als Randnotiz, habe vor Jahren zwar kein Apfelbier, aber einen Gerstencider gemacht.
Meine Eltern hatten bis vor zwei Jahren eine Wirtschaft mit Apfelweinkelterei,
und da habe ich mir mal 10 Liter (spontangärenden) Most abgezweigt, und 10 Liter Würze dazugegeben.

Das Ergebnis war sehr ernüchternd...
allerdings, als ich vor 2 Monaten meine erste Lambickultur zur Würze gegeben habe,
roch das sehr ähnlich... evtl probiere ich das nochmal, lasse die Mischung aber erstmal mit ner Bierhefe gären.

LG
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Blondes
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#10

Beitrag von Blondes »

Ich hatte vor 2 Jahren mal ein Rezept für ein Graff gefunden
https://www.homebrewtalk.com/threads/gr ... er.117117/

und für mich angepasst, die Saftmenge war im Verhältnis zum Bieranteil deutlich höher. Gebraut hab ich´s nie; immer, wenn ich den Saft zusammen hatte, kam ein Kindergeburtstag dazwischen. Aber vielleicht isses ja als Ausgangsbasis für einen Experimentierfreudigen (ohne permanente KiGebs) hilfreich:

3l Wasser, 225g Cara, 25g Torrified Wheat, 30 min bei 68°C maischen, 1l NG
900g Trockenmalzextrakt, 30min Kochen, 10g Tradition (6,6%) und 2,5g Cascade (7,9%)
Anstellen mit Nottingham und 15l Apfelsaft.

Viele Grüße,
Martin
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docpsycho
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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#11

Beitrag von docpsycho »

Gude,

ich habe vor einiger Zeit ein solches Experiment gemacht. Und hier festgehalten. https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 60#p269360

Man muss dem ganzen bei 50% Saft ein Jahr Zeit geben, dann schmeckt das super geil. Leider hatte ich es damals nach einem Jahr schon fast aufgebraucht und nur noch ein paar Flaschen gefunden. Die haben mich wie gesagt geschmacklich dann absolut überzeugt.

Grüße, Felix

Grüße, Felix
Setup: 3,5kw Caso-Induktionsplatte, 36l Brewferm-Topf, 38l Schengler-Thermoport mit Läuterhexe, Kühlspirale, Themperaturgesteuerte Gärkammer.

Die Brausportgruppe e.V. Rhein-Main

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Re: Bier mit Apfelsaft bzw. Apfelwein vergären...

#12

Beitrag von Gewidder - Barmbek »

Moin,

unser Experiment befindet sich gerade in der Nachgärung. Wir haben ein Best Bitter gebraut und hier 5L Würze abgezweigt. Aus dem Garten dann drei Äpfel gepflückt, ungewaschen kleingeschnitten und diese mit etwas Wasser und Zucker in einen Erlenmeyerkolben (mittels Ballon verschlossen) angesetzt. Nach einigen Tagen war hier Gäraktivität zu erkennen, wilde Hefe (und vielleicht noch mehr?!) sind also schon mal vorhanden. Die Geruchsprobe war positiv, Geruch erinnert an Apfelmost. Fehlgerüche, die auf eine Bakterieninfektion deuten, waren nicht wahrnehmbar. Zwischenzeitlich wurden die 5L Würze mit Champagnerhefe (hatte Brian von Brewcraft gerade zur Hand) vergoren. Nachdem wir den „Apfelmost“ dazugekippt haben, nahm die Gärtätigkeit wieder sichtlich zu. Nachdem sich die Gärtätigkeit für ein paar Tage gelegt hatte, haben wir das Jungbier mit Haushaltszucker in Flaschen abgefüllt. Demnächst kommt diese zum Reifen in den Kühlschrank. Wir werden dann berichten, wie es schmeckt!

Für Nachahmer: Da man hier mit wilden Hefen und anderen „bugs“ hantiert ist der EVG unbekannt (oder zumindest ohne Schnellvergärungsprobe sehr unsicher). Hier kann es auch sein, dass noch über einen sehr langen Zeitraum langkettige Zucker verstoffwechselt werden. Flaschenbomben sind daher eine realistische Gefahr, so dass hier besondere Vorsicht an den Tag gelegt werden sollte.

Viele Grüße,
Johanna & Lutz
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