Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Hamburger
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Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#1

Beitrag von Hamburger »

Hallo,
da die Bierlandschaft ja auch (oder vor allem) aufgrund der unterschiedlichen Brauwässer so divers ist aber heutzutage überall alles gebraut wird mit der entsprechenden Brauwasseraufbereitung, würde mich Mal interessieren wofür, aus eurer Sicht, das Karlsruher Wasser gut geeignet wäre.
Grundsätzlich bist es sehr hart, sodass sich bestimmt Merzen und Export anbieten würden. Allgemein sind dunkle Malze ja härter im nehmen, daher kann ich mir gut vorstellen, dass hier in die Region eher dunkle Biere passen Hier findet ihr den Laborbericht der Stadtwerke Karlsruhe: https://www.stadtwerke-karlsruhe.de/wLa ... rte-KA.pdf

Die Gesamthärte beträgt 17,9 ° dH.

Kurz und knapp: Ich möchte gerne ein Bier brauen, dass zum Wasser der Region passt!
Vielleicht hat ja jemand eine Idee.
LG :Drink
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Beerkenauer
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#2

Beitrag von Beerkenauer »

Hallo Hamburger (richtige Namen finde ich irgendwie toller 😉)

Schau Dir mal diesen Artikel vom Braumagazin an:
https://braumagazin.de/article/von-der- ... rauwasser/

Hierzu gibt es dann noch von Schlupf, hier aus dem Forum, ne tolle Excel Übersicht:

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=11831

Da kannst Du dann mal selbst schauen was zu Deinem Wasser passt. Aber, ohne auf Deine Werte zu schauen, würde ich sagen, dass ohne Aufbereitung wahrscheinlich nur Weizen und IPA einigermaßen passen werden.

Stefan
Mein Motto: Add more hops!
30L-Klasse; 50l Topf, 3.5k Induktion, Thermoport mit Läuterhexe, 2x Edelstahl Gärfaß, 2x Kühlschrank mit Inkbird, NC-Kegs und GDA für Flaschen.
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Johnny H
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#3

Beitrag von Johnny H »

Hier eine Auswertung von MMM.

Gesamthärte 17,9°dH
Karbonathärte 15,1°dH (!!)
Immerhin ein wenig Sulfat (47,4 mg/l) und Chlorid (24,1 mg/l) im Verhältnis von ca. 2:1, aber in Relation zu dem ganzen Karbonat viel zu wenig.
Ca 112 mg/l, Mg 10 mg/l - immerhin hält sich der Mg-Wert noch in Grenzen
Restalkalität 10,3°dH (!!)

Puh, das ist eine ganz schöne Herausforderung! Also ein IPA wie oben geraten geht da gar nicht - das wird kratzig!

Da bleibt fast nur was sehr dunkles - also ein dunkler Bock, ein Stout/Porter oder ähnlich.

Für Weizen werden solche Werte auch gerade noch als möglich angegeben (bis 10°dH) - ich habe da aber keine Erfahrung. Laut gedacht würde ich zu einer dunkleren Schüttung und einem höheren Weizenmalzanteil (weniger Spelzenauslaugung) tendieren, aber da sollen die Weizenbierexperten besser was dazu sagen.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
Hamburger
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#4

Beitrag von Hamburger »

Beerkenauer hat geschrieben: Sonntag 5. Juni 2022, 21:02 Hallo Hamburger (richtige Namen finde ich irgendwie toller 😉)
... Ja 2015 fand ich das irgendwie noch gut ...
Danke für die Hinweise, da schau ich Mal rein!
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maecki-maecki
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#5

Beitrag von maecki-maecki »

Hab mit Karlsruher Leitungswasser plus Milchsäure ein Wiener Lager gebraut, das ich ganz gut fand.


Mäcki
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#6

Beitrag von MaKn »

So schlecht finde ich deine Wasserwerte nun nicht. Restalkalität kannst du relativ einfach mit 80% Milchsäure senken. Gut Kalzium ist ein bisschen hoch, das ist für manche Bierstile nicht ganz optimal (siehe https://braumagazin.de/article/von-der- ... rauwasser/), aber zumindest noch deutlich unter 200. Kannst du mit Kaufwasser bzw. destilliertem Wasser verschneiden um den Wert zu senken. Falls du mal mehr Chlorid brauchst kannst du mit Natriumchlorid arbeiten, da dein Natriumwert relativ niedrig ist.
nPlusEins
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#7

Beitrag von nPlusEins »

Ganz ohne Wasseraufbereitung hab ich in Karlsruhe schon ein leckeres Irish Dry Stout gebraut.

Früher hab ich auch oft ca. 5% Sauermalz in die Schüttung gegeben. Mittlerweile nutze aber ich 100% Osmosewasser, dass ich passend aufsalze.
Hamburger
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#8

Beitrag von Hamburger »

Tatsächlich wäre Sauermalz bei mir auch die Lösung der Wahl (zumindest vorerst). Nur finde ich es eben auch interessant Rezepte parat zu haben, die gut zum vorhandenen Grundwasser passen.
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Boludo
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#9

Beitrag von Boludo »

Da bleibt Stout und Hefeweizen übrig. Oder ein Sauerbier.
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Shortbreaker
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#10

Beitrag von Shortbreaker »

Hallo Hamburger,

ich hatte vor ein paar Jahren ähnliches vor und zwar wollte ich mit unbehandeltem Wasser, dass aus einer Quelle mit ungefähr diesen Werten: https://wvmt.de/wp-content/uploads/2021 ... 0_2021.jpg
ein Bier brauen. Ich habe mich für ein Münchner Dunkel mit einer Dekoktionsstufe (Maltoserast —> Verzickerungsrast) entschieden und es wurde hervorragend.
Leider kann ich die chemischen Parameter usw. nicht wirklich einschätzen und nicht wirklich sagen, welche Fehlgeschmäcker oder Nachteile sich dadurch ergeben haben, aber ich fands trotzdem gut. Falls es jemand weiß, wäre ich übrigens sehr daran interessiert!
Viele Grüße
Tobias
Mundschenk XXL + Kloßtopf auf Kochplatte für Dekoktion;
Überzeugter Fermzilla Allrounder 60l - Nutzer;
wohl schlechtester Hopfenbauer aller Zeiten (bisher) :-)
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guenter
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#11

Beitrag von guenter »

Die Idee ist nicht neu, das Bier an sein Wasser anzupassen. Finde ich auch gut, so ein Bier im Repertoire zu haben - fern ab eines Bierstils.

Jan hat in seinem ersten Buch (Bier brauen) ein passendes Rezept: Hennadreck - altbayrisches Braunbier - das Bier für hartes Wasser und harte Burschen.

Ich habe die Schüttung eingegeben:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... z&ms5=Malz

Das ergibt einen pH von 5,57 - damit kann man arbeiten. Vielleicht mag Jan das Rezept hier posten, die Rechte liegen bei ihm, daher halte ich mich hier zurück.

Und als Ergänzung: nicht die Restalkalität des Wassers gewinnt, sondern der pH-Wert der Maische.

Edit: Wasser korrigiert, Link mmum
Zuletzt geändert von guenter am Montag 6. Juni 2022, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Braufex
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#12

Beitrag von Braufex »

Hamburger hat geschrieben: Sonntag 5. Juni 2022, 20:51 Kurz und knapp: Ich möchte gerne ein Bier brauen, dass zum Wasser der Region passt!
Vielleicht hat ja jemand eine Idee.
Servus Hamburger,
es gibt zu genau diesem Thema einen sehr informativen und lehrreichen Post von Andy (Ladeberger), den möchte ich Dir empfehlen zu lesen:
Das Bier zum Brauwasser

Gruß Erwin
BrewerTimothy
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#13

Beitrag von BrewerTimothy »

guenter hat geschrieben: Montag 6. Juni 2022, 10:41 Vielleicht mag Jan das Rezept hier posten, die Rechte liegen bei ihm, daher halte ich mich hier zurück.
Tatsächlich gibt es kein Urheberrecht auf den Inhalt eines Rezeptes, aber aus Höflichkeit halte ich mich hier auch zurück :Smile
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§11
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#14

Beitrag von §11 »

Moin Hamburger,

bei solchen Fragen interessiert mich immer was historisch gebraut wurde. Leider ist da Karlsruhe ein Spezialfall, da die Stadt sehr jung ist (1715) und von Weinanbaugebieten umgeben ist. Zwar gehörten bereits zu den ersten Einwohnern zwei Bierbrauer. Anton Heinrich Ziervogel aus dem Hannoverischen und Johann Helferich aus der Grafschaft Eyelenberg. Das ist deshalb von Bedeutung, weil zunächst das Brauwesen keine sehr grosse Bedeutung hatte und als das Brauwesen florierte, technische Erungenschaften wie Dampfmaschine, Eiskeller und auch bald Eismaschienen Standard in den Brauereien war. Dazu gehörten auch die ersten Wasseraufbereitungstechniken.

Der Wandel weg vom Wein, hin zum Bier als Volksgetränk passierte erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrunderts, also einer Zeit in der die technische Entwicklung im Brauwesen recht fortgeschritten war.

Eine Quelle spricht über das Bier:
Bier Karlsruhe.JPG
Bier Karlsruhe.JPG (66.18 KiB) 935 mal betrachtet
Das macht dahingehend Sinn, da dunklere Malze eine höhere RA ausgleichen können. Später wurde Wasser zumeist zumindest abgekocht um die Hàrte zu verringern.

Gruss

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
rauchbier
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Re: Rezepte ohne Wasseraufbereitung - Karlsruhe

#15

Beitrag von rauchbier »

Wir haben hier bei mir in Schwaben ähnliche Wasserwerte wie ihr drüben in Karlsruhe. Braue meine dunklen Münchner Biere auch direkt mit unserem Wasser aus dem Hahn. Passt sehr gut zum Bierstil. Sofern möglich, würde ich auch Dekoktion empfehlen. Ist persönliche Ansicht, aber mir schmecken dunkle Biere mit Dekoktionsverfahren gebraut, einfach besser. So hat sich unbewußt auch der Anteil der Karamellmalze in meinen dunklen Bieren über die Jahre immer weiter reduziert.
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