Fehlersuche Überkarbonisierung

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Sturlason
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Fehlersuche Überkarbonisierung

#1

Beitrag von Sturlason »

Liebe Hausbrauer,

in Vorbereitung auf Weihnachten habe ich ein Münchner Dunkel gebraut (Zweimaischverfahren nach Brücklmeier), das mit der W34/70 konstant bei 11 Grad vergoren wurde. Die Hauptgärung wurde nach dreitägig wiederholter Messung mit folgenden Daten für beendet erklärt (berechnet mit Standardformel via mmum):

Stammwürze: 12,6 Brix / 12,2 P
Extrakt Jungbier: 6,2 Brix
Scheinbarer Restextrakt: 2.3 P
Tatsächlicher Restextrakt: 4.1%
Scheinbarer Endvergärungsgrad: 81%
Alkoholgehalt: 4.2 Gew.% bzw. 5,3 Vol.%

Nach Ende der Hauptgärung wurde der Gärbehälter aus dem Kühlschrank genommen und für ca. 24 Std. bei Raum- bzw. Kellertemperatur von 16 Grad stehen gelassen.

Geplant war eine Karbonisierung von ca. 5,5 g/l CO2. Laut Karbonisierungsrechner von mmum wäre bei einer Ausgangstemperatur von 16 Grad eine Zuckermenge von 7,7 g pro Liter nötig gewesen. Zur Vereinfachung habe ich bei der Abfüllung in Flaschen die allseits bekannte Dosierhilfe benutzt, und zwar den mittleren Messbecher mit 3,8 g Zucker, womit ich also bei ca. 7,6 g Zucker pro Liter und somit ungefähr bei den anvisierten 5,5 g/l CO2 hätte landen sollen.

Faktisch hat mir meine Referenzflasche mit Manometer am Ende der Nachgärung jedoch einen Druck von 2,28 bar bei 16 Grad Kellertemperatur angezeigt, was laut Spundungstabelle einen CO2-Gehalt von 6,1 g pro Liter entspräche.

Nachdem sich am Manometer drei Tage lang nichts mehr getan hatte, wanderten die Flaschen zur Reifung in den Kühlschrank, diesmal bei 4 Grad. Dort stehen sie nun seit ein paar Tagen und das Manometer zeigt mir aktuell einen Druck von 1,6 bar an, was sogar einen CO2-Gehalt von ca. 7,2 g pro Liter entspräche.

Nun zu meiner Frage:
1. Was habe ich falsch gemacht? War das Jungbier nicht zu Ende vergoren? Die Daten sprechen eigentlich nicht dafür. Könnte es sein, dass sich das Jungbier nach Entnahme des Gärbehälters aus dem Kühlschrank nicht vollständig von 11 auf 16 Grad erwärmt hat? Hier wurde nur an der Oberfläche gemessen.

2. Der Druck, sollte der angezeigte Wert stimmen, scheint noch nicht in einem bedenklichen Bereich zu liegen. Er entspräche jedoch eher einem Weizen statt einem Münchner Dunkel. Denkt ihr, es genügt, die Bügelflaschen einmalig zu belüften?

Vielen Dank vorab eure Hilfe und ein schönes Wochenende,
Heiko
hölsch
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#2

Beitrag von hölsch »

Hast du das Bier mal probiert und dabei eine Überkarbonisierung festgestellt?

Das sieht für mich eigentlich in Ordnung aus, eher zu wenig Druck als zu viel. Hätte hier eher etwas Richtung 2.6-2.8 bar erwartet
Faustformel: 0,8bar abziehen vom Druck vor deiner Berechnung, Oli hat das hier mal gut erklärt:"viewtopic.php?p=419541#p419541

Ansonsten findest du unter dem Stichwort "Partialdruck" bestimmt noch mehr posts dazu
LG
Jan
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Sturlason
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#3

Beitrag von Sturlason »

Hi Jan,

danke für den Hinweis, wieder ein neuer Aspekt zum Einlesen.

Nein, bislang habe ich keine Flasche geöffnet, sondern bin von den reinen Zahlen ausgegangen. Ich werde bei Gelegenheit eine Flasche probieren.

Viele Grüße
Heiko
hölsch
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#4

Beitrag von hölsch »

Moin Heiko,

ja mach das mal, wie gesagt erscheint mir der Druck eher zu niedrig.
Wenn ich 0,8 abziehe und das im Spundrechner nachrechne komm ich bei 16 grad auf 4,7g CO2/L also nah an den 5g/l aber nicht die 5,5 welche du dir ausgerechnet hast.
Nicht, dass dir die Nachgärung eingeschlafen ist. Du sagtest 3 Tage keinerlei Veränderung — wie lange waren die Flaschen in der Nachgärung?
Ich habe keinerlei Erfahrungen mit der W34/70 daher weiß ich nicht, ob dir da die Nachgärung einschlafen kann.

VG
Jan
LG
Jan
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#5

Beitrag von Sturlason »

Hi Jan,

die NG habe ich nach 14 Tagen und besagtem Messen für beendet erklärt.

Wenn ich die von dir genannten 0,8 bar von den 1,6 bar der aktuellen Reifungstemperatur von 4 Grad abziehe (lässt sich hier linear rechnen?), komme ich laut Tabelle auch auf einen CO2-Gehalt von ca 5,0 g/l. Das wäre für ein Münchner Dunkel wiederum in Ordnung.

(Ich, mit meiner Dyskalkulie.)

Viele Grüße
Heiko
hölsch
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#6

Beitrag von hölsch »

Moin Heiko,

jo passt ungefähr.
Ehrlich ist ja auch nur eine Faustformel. Genauere Formeln für die Korrektur kann bestimmt jemand wie Oli liefern.
Ich glaube, dass ist aber auch abhängig von der Menge Kopfraum o.ä.

In jedem Fall sollte mir 14 Tagen die Nachgärung durch sein und dein Bier ordentlich karbonisiert sein (5g/l mit der Dosierhilfe klingt plausibel).
Also alles Tutti.

Viele Grüße und gut Sud
LG
Jan
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Re: Fehlersuche Überkarbonisierung

#7

Beitrag von Sturlason »

Danke für den Input, Jan!

Viele Grüße
Heiko
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